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Süßigkeiten umsonst

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13.07.2018
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Süßigkeiten umsonst

Der nächtliche Wind strich sacht über Jakobs Gesicht, beinahe zärtlich war seine sanfte Berührung. Tief atmete er die frische Luft ein und mit jedem Atemzug fiel ein winziger Teil vom Stress des Tages von ihm ab.
Es war kein Problem für Jakob, nachts zu arbeiten. Da fühlte er sich sowieso am konzentriertesten und der Spaziergang nach Hause kam als Bonus noch dazu. Während andere eine halbe Flasche Wein zum Entspannen nach der Arbeit brauchten, reichte es ihm, jede Nacht umgeben von dieser magischen Stille 30 Minuten nach Hause zu schlendern. Es fühlte sich an, als wäre mit den Menschen auch der Alltag aus den Straßen verschwunden. Ohne diese konstante Reizüberflutung war es viel einfacher, die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Zu sehen, wie die Bäume sich vor dem dunkelblauen Himmel hin und her wiegten, fast so als seien sie Unterwasser-Pflanzen oder die Straßenlaternen, die wie sorgfältig aufgehängte Sterne den Gehweg säumten und dabei mit ihrem Lichtschein ein Mosaik aus Schatten erzeugten.
Dieser selektive Wahrnehmungsfilter, mit dem jeder beschäftigte Mensch die Welt sah, war weg, als hätte die späte Brise ihn einfach davongetragen, jedes Detail stach hervor und war spannender als das vorherige.
Jakob kniff die Augen zusammen. Zwei blendend schillernde Diamanten erschienen am Ende der Straße und raubten ihm die Sicht auf sein privates Wunderland. Meistens waren die Straßen nachts leer, aber manchmal wurde er auch von einem motorisierten Störenfried aus seinen Gedanken gerissen.

„Jetzt fahr doch endlich“, dachte Jakob. Doch der Wagen ließ sich Zeit. Momente später zuckelte dann sehr gemütlich ein massiver, schwarzer Van an ihm vorbei. Jakob stutzte kurz, der war wahrscheinlich nicht schneller als 50. Perfekt im Tempolimit um zwei Uhr nachts auf einer freien Straße, wer macht den sowas?
Wahrscheinlich war der Penner besoffen und wollte keine Aufmerksamkeit erregen. Soviel zum Thema Stressabbau. Jakob musste nicht mal selbst fahren, um sich über Autofahrer aufzuregen. Naja, halb so wild, ein kurzer Blick auf die Uhr verriet, dass er noch so 25 Minuten vor sich hat, reichlich Zeit, um zu träumen und zu lauschen, wie seine Schritte zwischen den Gebäuden hallten. Immer im selben Rhythmus aber jeder ein wenig anders. Mal ein dumpfer Hall auf dem Asphalt, mal ein trockenes Knacken als er auf einen Stein trat, dazu sein gleichmäßer Atem, der...
Mist. Schon wieder eine Karre am Ende der Straße. Zwei Autos in 10 Minuten, heute hatte Jakob echt kein Glück und dann noch so ein Lahmarsch. „Der ist ja noch langsamer als der von vorhin, dachte Jacob. „Kann ein Mann den nicht einmal seine Ruhe haben?“
Finster blickte Jakob dem Auto entgegen und hätte jemals einer von seinen Blicken töten können, so wäre es wahrscheinlich dieser gewesen. Mit einer Seelenruhe, die Jakob nun gänzlich verloren hatte, zuckelte ein weiterer schwarzer Van an ihm vorbei. Könnte glatt der gleiche sein. Auch wenn er sich da nicht sicher war, denn dieses Exemplar sah nun wirklich ausgesprochen ranzig aus. Nicht mal ein Nummernschild. „Fehlt nur noch ein Schriftzug auf dem „Süßigkeiten umsonst“ steht und fertig ist das Kinderschändermobil“, dachte Jakob.
Vielleicht ist hier ja irgendwo ein nächtliches Treffen der verdächtigen Vanbesitzer. Bei dem Gedanken stieß Jakob laut Luft durch die Nase aus. Das musste es sein. Seine Freundin Marie würde wahrscheinlich jetzt schon ausrasten, vermutlich hätte sie schon Panik bekommen, als die Klapperkiste zum ersten Mal vorbeigefahren wäre, sie ist, was so etwas angeht, ein wenig Paranoid. Aber wahrscheinlich war es eh nicht derselbe Wagen, der zweite war viel klappriger als der Erste.
Und dennoch hatte Jakob ein mulmiges Gefühl. Der Gedanke an die Vans hatten sich wie ein ekliger Nachgeschmack, den man einfach nicht los wird, in seinem Kopf festgesetzt. Was wenn es doch derselbe Wagen war? Dann hatte der Depp sich halt verfahren. Nichts vor dem man Angst haben brauchte.

Trotzdem brauchte Jakob noch ein wenig, bis ihn dieser Gedanke wieder einigermaßen beruhigt hatte. Ihm war nicht mehr nach Träumen zumute, er wollte einfach nur noch nach Hause.
Da sah er ihn. Ein Lichtstrahl in der Ferne, gefolgt von einem riesigen Schatten. Ein Auto bog in die Straße. Der Van? Unwahrscheinlich, nein unmöglich. Die Scheinwerfer blendeten ihn und auf die Entfernung konnte er nichts erkennen. Für einen Augenblick musste er die Augen abwenden und bunte Lichter tanzten durch sein Blickfeld. Er hörte wie der Wagen sich näherte, langsam, und als er wieder auf die Straße blickte, hatte er das Gefühl, als hätte jemand in seinem Bauch einen Stöpsel gezogen und alle seine Innereien versuchten, gleichzeitig durch dieses eine Loch zu fliehen.
Da fuhr er, gemächlich wie immer, dieser hässliche schwarze Van ohne ein verdammtes Nummernschild. Mit den Scheinwerfern sah die Front aus wie das zahnlose Grinsen einer Hexe, die im Wald Kinder entführt. Jakob versuchte zu erkennen wer im Fahrerhaus saß, doch die Fenster waren undurchsichtig und schwarz. Irgendetwas war hier doch faul. Mittlerweile fuhr der Wagen weit unter dem Tempolimit, kroch die Straße entlang auf der Suche nach was auch immer und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er wieder am anderen Ende der Straße verschwand.
Das reichte. Vielleicht gab es eine logische Erklärung für dieses Verhalten, wahrscheinlich gab es die, aber Jakob würde nie von ihr erfahren und er hatte auch kein übermäßiges Verlangen zu warten, um den Vanfahrer persönlich zu fragen, wenn er wieder auftaucht.
Er verfiel in einen leichten Laufschritt, möglicherweise könnte er so Zuhause sein, bevor diese Gruselkarre ihre Runde beendet hatte. Auf diese Weise legte er eine Strecke, für die er sonst bestimmt noch 15 Minuten gebraucht hätte, in nicht mal 5 Minuten zurück. Da war sie, die Rosenstraße, der Weg zu seinem trauten Heim.
Er wurde wieder langsamer, selbst wenn der Van am Ende der Straße auftauchen sollte, würde er ihn nicht mehr erreichen. Er spürte einen Schlagbohrer in seiner Brust hämmern, er war wohl doch eher gerannt als gejoggt. Vielleicht war es aber auch nur die Angst, denn mittlerweile musste sich Jakob eingestehen, dass ihn das Ganze mehr als nur beunruhigte. Hatte er nicht in der Zeitung gelesen, dass irgendwo in der Umgebung Leute vermisst wurden. Wer weiß welchem Schicksal er entgangen war.
Mit einem Mal viel es ihm auf, das Motorengeräusch, es traf ihn wie eine kalte Hand im Nacken. Da fuhr ein Auto hinter ihm. Jakob brauchte sich gar nicht umzudrehen, um zu wissen, welche verfluchte Rostlaube da hinter ihm her schlich. Und als hätte er nur darauf gewartet bemerkt zu werden, schob der schwarze Van sich an ihm vorbei, zwischen ihn und die Rosenstraße und blieb stehen.

Fuck.

Die Karre war ja schon von vorne gruselig, aber jetzt mit den Bremslichtern von hinten hatte sie etwas nahezu Dämonisches. Jakobs Beine wurden taub und fühlten sich wie aus Holz an.
Vielleicht aber hatte sich der Van ja tatsächlich verfahren und sein Fahrer wollte einfach nur nach dem Weg fragen, versuchte der rationale Teil seines Gehirns zu argumentieren. Klaro. In Gedanken spielte er das Gespräch durch.

„Entschuldigen Sie, könnten Sie mir vielleicht helfen?“
„Natürlich was gibt’s denn?“
„Sehr schön, könnten Sie mir vielleicht sagen, ob dieser Lappen hier nach Chloroform riecht?“

Und als nächstes wachte er gefesselt auf einer mit Pisse und Tränen durchtränkten Matratze auf. Nein danke, ich möchte Leben wenn`s geht.
Nach Hause konnte er nicht, also blieb ihm nur die Flucht. Doch er war wie festgefroren, hypnotisiert von den roten Augen des Vans, der da vorne auf ihn lauerte. Er musste weg, doch sein ganzer Körper fühlte sich an, als sei er kilometerweit entfernt. Als würde er gesteuert von einem ungeschickten Puppenspieler und Jakob selbst lediglich ein Zuschauer sein, gefangen im Schädel der Puppe.
Trotzdem schaffte er es irgendwie sich umzudrehen und kaum hatte er den Blick vom Van abgewandt, war der Bann gebrochen. Er sprintete wie wahrscheinlich nie zuvor und wetzte in die nächste Einfahrt. Wohngebiet. Wohin? Hinter sich hörte er den Motor des Monsters heulen. Er musste runter von der Straße und zwar sofort. Wahrscheinlich sollte er nach Hilfe rufen, aber momentan brauchte er sämtlichen Sauerstoff zum Rennen.
Ein eingezäunter Garten, das perfekte Versteck. Schade nur, dass der Zaun fast zwei Meter hoch war und sich Jakobs Parcourskenntnisse leider auf einige wenige Youtube-Videos beschränkten. Er musste es versuchen, gleich würde der schwarze Kinderentführerwagen in der Straße auftauchen. Jakob nahm Anlauf und hievte sich über den Zaun. Rauf ging es erstaunlich gut, runter war eine andere Sache. Er rutschte ab und landete mit dem Rücken zuerst auf dem Boden. Irgendetwas riss in seiner Schulter und für einen Moment sah Jakob rot vor Schmerz. „Jetzt bloß nicht schreien“, dachte er, als er hörte, wie der Van auf der anderen Seite des Zaunes die Straße auf und ab fuhr. Er biss sich auf die Zunge bis sie blutete, um still zu bleiben.
Und so lag er da auf dem kalten Boden, einen rostigen Geschmack im Mund und mit einer höllisch schmerzenden Schulter, während diese Mistkarre draußen mit ihren gierigen Scheinwerfern nach ihm suchte. Der Van kam noch dreimal die Straße rauf und runter gefahren und dann hörte Jakob ihn auch noch einmal auf seiner alten Route bevor das Motorengeräusch endgültig verschwand. Er wartet noch etwa 20 Minuten, bevor er sich aus seinem Versteck traute.
Auch wenn der Schmerz in seiner Schulter zu einem dumpfen Pochen übergegangen war, so hatte er doch seine Schwierigkeiten den Zaun ein zweites Mal zu erklimmen. Als er dann endlich wieder auf der Straße stand, spürte er die aufgehende Sonne auf seiner Haut und machte sich auf den Heimweg.
Irgendwie war ihm die Lust auf die nächtlichen Spaziergänge vergangen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Plutenstuff,

ich mach mal gleich los:

Der nächtliche Wind strich sacht über Jakobs Gesicht, beinahe zärtlich war seine sanfte Berührung.
Der zweite Teil ist redundant oder der erste.
Es fühlte sich an, als wäre mit den Menschen auch der Alltag aus den Straßen verschwunden. Ohne diese konstante Reizüberflutung war es viel einfacher, die Umgebung auf sich wirken zu lassen.
Hier erzählst du mir, dass Menschen und Alltag eine Reizüberflutung darstellen für Jakob. Ich fänds schöner, wenn ich das so aus deinem Text herauslesen könnte, du es mir also eher zeigst, als es einfach nur hinzuschreiben. Zumals du vorher mit recht poetischer Sprache aufwartest, um dann dieses wissenschaftliche Wort anzubringen.

Zu sehen, wie die Bäume sich vor dem dunkelblauen Himmel hin und her wiegten, fast so als seien sie Unterwasser-Pflanzen oder die Straßenlaternen, die wie sorgfältig aufgehängte Sterne den Gehweg säumten und dabei mit ihrem Lichtschein ein Mosaik aus Schatten erzeugten.
Ich meins nicht bös, aber hier dachte ich: Holla, jetzt fährt er aber auf. Das sind echt viele Bilder aus vielen Bereichen: Unterwasserweltbäume, Sternenhimmellaternen und Mosaikschattenmacher. Dadurch übertönen sie sich gegenseitig. Besser wäre es, bei einem "Thema" zu bleiben, vielleicht auch durch den ganzen Text hindurch.

Dieser selektive Wahrnehmungsfilter, mit dem jeder beschäftigte Mensch die Welt sah, war weg,
... behauptest du (wieder mit einem wissenschaftlichen Begriff) Und so wie du eben die Szenerie beschrieben hast, klingt es eher so, als wäre der Filter grad jetzt an.

Momente später zuckelte dann sehr gemütlich ein massiver, schwarzer Van an ihm vorbei.
zuckelte impliziert schon, dass der Van langsam ist, darum braucht es das gemütlich nicht. Und ein Van ist mir immer massiv. Das dann würde ich auch rauswerfen, es wird durch Momente später schon signalisiert, dass zeitlich folgend etwas passieren wird.

Momente später zuckelte ein schwarzer Van an ihm vorbei. Alles drin und ich zuckele beim Lesen nicht durch redundante Infos. ;)

dass er noch so 25 Minuten vor sich hat,
hatte statt hat

der...
Lerrzeichen zwischen der und ... (Es wird ja nicht das Wort an sich unterbrochen, sondern der Satz.)

und dann noch so ein Lahmarsch. „Der ist ja noch langsamer als der von vorhin, dachte Jacob.
Wieder so eine Doppelung.

hätte jemals einer von seinen Blicken töten können,
Eine dieser Metaphern, die schon zu oft genutzt wurden. Und ich weiß ja schon, dass er sauer ist, er nennt den Fahrer schließlich schon Lahmarsch.

Mit einer Seelenruhe, die Jakob nun gänzlich verloren hatte, zuckelte ein weiterer schwarzer Van an ihm vorbei.
Diese Satzkonstruktion ... ich kanns schwer erklären, aber ich holpere oft über Sätze wie diese von dir. Wenn ich dem Satz grammatikalisch folge, hat die Seelenruhe den Jakob verloren. Ich merke erst im weiteren Verlauf des Satzes, dass nicht die Seelenruhe das Subjekt ist, sondern Jakob.

um den Vanfahrer persönlich zu fragen, wenn er wieder auftaucht.
Hier stimmt die Zeitform nicht. Entweder wenn er wieder auftauchen würde oder besser wenn er wieder auftauchte.
Er wurde wieder langsamer, selbst wenn der Van am Ende der Straße auftauchen sollte, würde er ihn nicht mehr erreichen.
Hm, wieder einer der Sätze, den ich nur schwer erlesen kann. Die Verbindung zwischen "Er wurde langsamer" und dem Warum? Weil: selbst wenn der Van am Ende der Straße auftauchen sollte [...], wird mir durch das Komma allein nicht klar, so dass ich nicht weiß, wohin dieses zweite Satzglied führt.
Entweder sollten es zwei Sätze werden:
Er wurde wieder langsamer. Selbst wenn der Van am Ende der Straße auftauchen sollte, würde er ihn nicht mehr erreichen.
oder du hilfst mir mit einem Bezugswort um die Funktion des zweiten Hauptsatzes klar zu machen.
Er wurde wieder langsamer, denn selbst wenn der Van am Ende der Straße auftauchen sollte, würde er ihn nicht mehr erreichen.

Er spürte einen Schlagbohrer in seiner Brust hämmern, er war wohl doch eher gerannt als gejoggt.
Hier würde ich auch zwei Sätze draus machen oder den zweiten Teil besser anbinden an den ersten.

Hatte er nicht in der Zeitung gelesen, dass irgendwo in der Umgebung Leute vermisst wurden.
Fragezeichen fehlt.
Mit einem Mal viel es ihm auf
fiel statt viel
Er musste weg, doch sein ganzer Körper fühlte sich an, als sei er kilometerweit entfernt. Als würde er gesteuert von einem ungeschickten Puppenspieler und Jakob selbst lediglich ein Zuschauer sein, gefangen im Schädel der Puppe.
Wieder zwei Bilder für eine Sache.

Er sprintete wie wahrscheinlich nie zuvor
Nachdem du eben erst sehr einprägsam die Lähmung Jakob beschrieben hast, flitzt er auf einmal ohne Auflösung dieses Bildes los. Da werden keine Fäden zerschnitten, kein Schädel geprengt. Da rast Jakob nicht wieder zurück in seinen kilometerweit weg befindlichen Körper.

Wenn du schon solche bildhaften Vergleiche nutzt, dann musst du es auch durchziehen.

Das Ende:
Da lese ich diese sich zuspitzende Szene, erst poetisch, dann kurios, dann bedrohlich, dann geht es offenbar um sein fu....ing Leben, er verletzt sich bei der Flucht, was passiert als nächstes?? Entpuppt sich die Sache als etwas ganz Anderes? Hat er überreagiert? Oder ist es noch viel schlimmer? Eskaliert das Ganze? Was ist mit den Süßigkeiten? Die wurden schließlich im Titel erwähnt, sie müssten doch mehr Bedeutung haben, als die eine kurze Erwähnung am Anfang, oder??

Irgendwie war ihm die Lust auf die nächtlichen Spaziergänge vergangen.
:susp:
Das nenn ich in der Fachsprache einer anderen Homepage: Ruined Orgasm.
Oder hier: Du hast in mir eine Erwartung geweckt, die dann nicht erfüllt wurde. Ja, der Text war spannend, aber das Ende war unbefriedigend, weil es keine Auflösung gab, keine Pointe.

Insgesamt:
Ja, es kommt Spannung auf. DIe Wortwahl wird dramatischer, Jakobs Verhalten wird es auch.

Das Ende ist lahm.

Die Erzählstimme: Ich sehe die Geschichte ja aus Jakobs Augen und manchmal erscheint er mir poetisch, verspielt, dann kalt analytisch, dann wieder ein wenig plump als Phrasenschwein.
Es würde helfen, wenn du dir gleich zu Beginn überlegst, wer Jakob eigentlich ist? Was hat er für einen Schulabschluss (Kennt er überhaut Worte wie Wahrnehmungsfilter?), wo arbeitet er? Welches sind die Menschen, mit denen er sich umgibt, was für Themen bespricht er mit ihnen?
Aus diesen Informationen ergibt sich dann die Stimme deines Protagonisten.
Das Toll an dieser Erzählstimme ist, dass du keine abgedroschenen Floskeln mehr nutzen musst, sondern dich an diesem Gerüst von Jakob langhangeln kannst. Ich habe beispielsweise eine Protagonistin in einem Projekt, die in einem Wald aufgewachsen ist. Wenn sie etwas beschreibt, vergleicht, dann habe ich diesen Fakt immer Kopf. Ihre Welt dreht sich um diesen Wald, die Bäume und die Tiere darin. Wenn ihr jemand bedrohlich erscheint, dann wie die (fiktive) Kescherspinne, Häuser stehen wie Eichenstämme beieinander, Lippen sind so rot wie die Blätter eines Blutahorns ect.

Ich hab grad Das dunkle Herz der Männer von jimmy gelesen, darum bring ich es auch mal an: DAS ist eine Erzählstimme! Da hörst du den Bildungsstand durch, den Charakter, die Gefühle. Der Erzähler klingt richtig eklig und wahnsinnig echt.
Jakob wirkt mir in deiner Geschichte wie eine Kunstfigur in einer künstlichen Welt (was er ja auch ist, aber das sollen wir ja nicht merken).

Da geht noch was Plutenstuff :)

man liest sich
huxley

 

Heyho @Huxley

Zuallererst vielen Dank für dein Feedback, hat sich doch jemand meiner Geschichte angenommen :D.
Bezüglich der Erzählstimme hast du einen Punkt angesprochen, über den ich selbst nie nachgedacht hatte. Ich war so auf das Konzept der Geschichte fokussiert, dass ich mir gar keine Gedanken gemacht habe wer die Geschichte denn eigentlich erzählt.
Ich bin noch ein ziemlicher Anfänger und habe hauptsächlich versucht mich an „Show dont Tell“ zuhalten und habe dabei dann anscheinend einige andere Sachen ein wenig vernachlässigt.
Dementsprechend waren natürlich deine Tipps zum Entwickeln einer Erzählstimme super hilfreich für mich :).
Was das Ende angeht dabei habe ich auch länger mit mir gerungen ob ich nicht noch irgendeinen Schocker einbauen sollte, allerdings hatte ich gedacht, dass Jakob höchstwahrscheinlich niemals erfahren wird was genau tatsächlich passiert ist und es deshalb offen gelassen. Vielleicht baue ich ja noch einen tatsächlichen Höhepunkt ein, sollte ich die Muse dazu finden ^^.
Lg
Plutenstuff

 

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