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Süßes, dunkles Geheimnis

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26.03.2003
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Süßes, dunkles Geheimnis

Süßes, dunkles Geheimnis

Ich sah sie an. Ihre langen dunklen Haare, die etwas zu große Nase - ein „Erbstück" ihres geliebten Großvaters - der kleine, herzförmig geschwungene Mund, der zaghaft lächelte. Ich blickte in ihre Augen. Katzenaugen. Von einem Kranz aus schwarzen Wimpern umrandet, leuchteten sie grüngelb, gierig, als wollten sie all die Geheimnisse der Welt für sich ergründen. Neugierig forschend suchte ihr Blick den meinen.
„Wer bist du?", hauchte ich ihr entgegen. „Was willst du?"
Ich bemerkte eine Träne in ihren Augen verräterisch funkeln. Doch gleich darauf zuckte ihr Mund zu einem gespielten Lächeln.
„Du bist eine Farce!", schleuderte ich ihr entgegen und wandte mich vom Spiegel ab.
Tränen überströmten plötzlich mein Gesicht, trieben die Enge und Angst aus mir. Was hatte ich getan? Warum? Gestern noch war alles so einfach. Gestern lebte ich noch in meiner kleinen, sicheren Welt.

Ich war auf einer Gothik-Party. Ich, eine Frau mit schillernd buntem Leben. Ich, inmitten schwarzer Gothik-Jünger. Schon lange gehörte ich nicht mehr dazu. Vorbei die Zeit dunkler, athmosphärisch geladener Partys und tiefgründiger, fast unwirklicher Musik. Vorbei. Alles was mir aus dieser Zeit blieb, war die Leidenschaft für Depeche Mode, da man sie fast als neutral einstufen könnte. Sie waren „gesellschaftsnah" und wurden nicht kritisch belächelt, von der Oberflächengesellschaft, der ich nun ebenfalls angehörte. Als moderne Geschäftsfrau durfte ich mir nicht leisten, anders zu sein, einer Minderheit der Bevölkerung zuzusprechen. Ich war Ich, eine Frau die wusste was sie wollte, im Beruf und im Leben. Bis gestern. Es sollte nur eine kleine Reise in die Vergangenheit werden, ein kurzer Rückblick auf meine ungestillten Sehnsüchte.

In schwarzes, weiches Leder gehüllt, ein Kleid von Brust bis Fessel jede Rundung zart unterstreichend, die Augen dunkel umrandet, bahnte ich mir einen Weg durch die Massen, die sich tranceähnlich zum Rhythmus der Musik bewegten. Ich atmete tief den Duft des nie Vergessenen ein. Ich fühlte mich fast wohl. Beachtete nicht den kleinen Teufel in mir, der an meinem Gewissen nagte und mir unaufhörlich ins Ohr flüsterte: „Du gehörst hier nicht hin! Niemand darf dich sehen! Du bist jetzt jemand anderes!"
Meine Beine bewegten sich wie von selbst zum Takt der dunklen, mystischen Töne. „Nur heute nochmal!", bettelte ich den Unruhegeist an, „Nur heute!" Und tanzte weiter, fühlte mich von einer Woge warmen Gefühls überschwemmt.

Tief in mir versunken bemerkte ich erst spät den schwarzen Tänzer vor mir. Ich richtete meinen Blick auf, glitt dabei über kräftige Beine in Lacklederhosen, suchte kurz die Mitte, eine gut sichtbare Wölbung in der hautengen Hose. Irritiert tastete ich mich weiter hinauf. Nackte Haut unter einem Hauch aus schwarzem, enganliegendem Chiffon. Winzige Härchen kräuselten sich in einem Strich bis hinauf zu seiner beeindruckenden Brust. Er war ohne Zweifel muskulös, trainiert. Oben, an der kleinen Stelle zwischen dem durchsichtigem Hemd und Beginn des Halsansatzes, sah ich wie sich kleine Tropfen von Schweiß in jener Kuhle sammelten. Ich sog tief die Luft ein, hoffend etwas von seinem männlichen Duft in mich aufnehmen zu können. Dann sah ich ihm geradewegs in die Augen. Grüngelb. Wie eine Katze. Wie ich. Zwei Tiere. Sich geschmeidig näher auf mich zu bewegend, hielt er meinem Blick stand. Sein Körper berührte den meinen, fast zögernd. Eine heiße Leidenschaft presste ihn an mich. Ich konnte ihn fühlen, ihn riechen und ich spürte seine Wölbung, die warm in meine Mitte klopfte.
„Komm mit! Nebenan läuft die bessere Party.", hauchte er mir fordernd ins Ohr und ich folgte ihm willig. Er führte mich durch einen schweren Vorhang aus rotem Samt, stieg mit mir eine steile Treppe hinab und öffnete eine alte, quietschende Tür. Sofort empfingen mich noch düsterere aber melodische Klänge, ein Schwall süßlichen Parfüms schwappte über mich hinweg. Ich hörte leises, qualvolles Stöhnen und fühlte, wie mein Schoß hitziger wurde. Ich wusste wo er mich hinführte. Wir befanden uns inmitten einer Fetisch-Party. Eine große, dürre Frau mit langen schwarzen Haaren schritt an uns vorbei. Hinter sich zog sie einen dicken Glatzkopf an der Leine. Ich sah, wie ihn die Demütigung erregte.
Mein unbekannter Fremder führte mich weiter, schob einen weiteren Vorhang zur Seite und ließ mich in einen kleinen Raum treten, an dessen Decke allein zwei Stricke hingen.

Nachdem er diese an meinen Handgelenken befestigte, kniete er sich vor mich, packte den Saum meines Kleides und ließ die Knöpfe mit einem Ruck von unten nach oben aufspringen. Ein Stöhnen entrang sich meiner Kehle. Heiße Wollust durchströmte meinen nackten Körper. Das Bewußtsein, ihm völlig ausgeliefert zu sein, mich ihm zu unterwerfen, ließen mich erschauern. Jetzt stand er vor mir, sein Blick streichelte meinen Körper hinauf, umkreisten meinen Schoß, kitzelte meine Brüste. Vor Erregung traten meine Brustwarzen fest und steif hervor. Er trat auf mich zu. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren, als er damit mein Gesicht streifte. Dann fühlte ich sie, seine warmen, weichen Lippen, die meinen Mund zart saugend umschlossen. Heiß drängte er seine Zunge in mich, um zu locken, zu stoßen. Das Kribbeln zwischen meinen Beinen wurde stärker, leidenschaftliche Perlen benetzten meinen Schenkel. Ich wollte ihm die Kleider vom Leib reißen, mich ihm entgegenpressen, Haut an Haut, doch ich war einer Bewegung nicht mächtig. Zu sehr schnitten die derben Stricke in mein Fleisch. Als könnte er meine Gedanken lesen, streifte er sein Oberteil ab. Nein, er pellte sich aus diesem schwarzen Nichts. Ich konnte mich nicht satt sehen, an seiner schönen breiten Brust, wollte sie berühren, lecken. Seine Zunge wühlte wieder in mir, tobte ihren lustvollen Tanz. Ich merkte, wie er seine Hose öffnete, das enge Lackleder von seinem Körper streifte und fühlte ihn im selben Moment heiß und pulsierend in meiner Mitte. Wir waren gleich groß, so das er etwas in die Hocke gehen musste, um meine empfindsamste Stelle zu erreichen.
Ich war außer Sinnen. Ich sah nichts mehr von der Welt um mich, ich hatte keine Ahnung was ich hier machte. Ich kannte mich nicht mehr. Bewegte mich mit dem dunklen Fremden zu unserer eigenen Musik. Es war, als ob wir schwebten. Ein Flug in die Vergangenheit. Zurück in eine andere Welt. Es fühlte sich so gut an. Wir ließen uns treiben. Der Schmerz der Sehnsucht vermischte sich mit dem süßlichen Genuss des heranbrausenden Höhepunktes. Es war ein bizzares Szenario. Auf dem Gipfel unseres Fluges fiel Regen. Tränen rannen aus meinen Augen verflossen mit dem Rausch der Leidenschaft für ihn. Für mein altes Leben.

Ich bin Ich. Eine junge Frau die mit beiden Beinen im Leben steht. In einer schillernden Welt mit einem süßen dunklen Geheimnis.

 

Hallo MaLady,

oh, du meine Schwester im Geiste.

Deine Geschichte war kurzweilig. Wohltuend richtige Anwendung der deutschen Sprache. Dein Schreibstil ist auch gelungen. Wirklich erotisch fand ich die Story nicht. War aber auf jeden Fall nett zu lesen.

Aaaabeeerrr...

Ich war auf einer Gothik-Party. Ich, eine Frau mit schillernd buntem Leben. Ich, inmitten schwarzer Gothik-Jünger. Schon lange gehörte ich nicht mehr dazu. Vorbei die Zeit dunkler, athmosphärisch geladener Partys und tiefgründiger, fast unwirklicher Musik. Vorbei. Alles was mir aus dieser Zeit blieb, war die Leidenschaft für Depeche Mode

Remotivate me... Das weckt Universen voller Erinnerungen, und Depeche... :huldig:

Grüsskes,
Somebody

 

Wow! Wie mitreißend Deine KG ist! Ich war für einen Moment in einer anderen Welt... und zwar eine, die mir ganz und gar nicht missfällt...

 

Hi MaLady

Du kannst schreiben! Du hast es mich die letzten 5 - 10 Minuten in diese, von Dir heraufbeschworene Welt gesaugt. Ich hatte das Gefühl alles deutlich vor mir zu sehen und konnte die Stimmung quasi mit meinen Händen greifen. Fast kommt es mir vor als wäre ich dabei gewesen. Besonder gut hat mir gleich der erste Satz gefallen und dabei:

.".etwas zu große Nase - ein „Erbstück" ihres geliebten Großvaters..."

KLasse! Der erste Absatz ist eh toll.

Die Geschichte ist also toll, nicht so glaubwürdig finde ich den Rahmen. Mir kommt es eher vor als ob Du auf einer Fetisch-Party als auf einer Gothik-Party warst. Jedenfalls kommt es mir auf den Gothik-Party auf denen ich bisher war immer so vor als wären die düsteren Klamotten "nur" Mode und kein Fetisch. Ich ziehe so was an, weil es klasse aussieht und nicht weil es Ausdruck und Grund für etwas sexuelles ist. O.k., bei anderen mag das anders sein.


bis dahin

riese

 

Hallo Malady,

die Geschichte selbst finde ich auch sehr schön geschrieben - du hast es wirklich geschafft, mich in deine welt zu holen..

was mir nicht gefiel war der schluss - hatte sich ihr leben nicht völlig verändert, war sie nicht verzweifelt, im ersten absatz? nach dem schluss kann ich das nicht nachvollziehen - diese verzweiflung nur, weil sie ein süsses geheimnis hat?. da hätte ich noch etwas mehr erwartet..


Es war ein bizzares Szenario

das würde ich weglassen, weil du genau das viel besser in deinen beschreibungen vorher schon rüberbringst..da könnten sogar noch ein, zwei sachen mehr kommen.. so wie ich auch die fetish-party eher mehr beschreiben würde, als einfach nur zu sagen, dass es eine ist..

im letzten absatz sind mir noch ein paar zuviele standardsätze ala "wir ließen uns treiben" oder "wir schwebten"..:)

aber wie gesagt - ich finde die geschichte gut erzählt und sie hat mich wirklich reingezogen... das ist entscheidend..

viele grüße, streicher

 

Hallo alle zusammen,

vielen lieben Dank für eure Meinungen und Verbesserungsvorschläge für die KG. Ihr spornt mich an weiter zumachen und besser zu werden. Ich geb mir Mühe :)

"Süßes, dunkles Geheimnis" möchte ich gern so stehen lassen, ohne eine Veränderung vorzunehmen - auch wenn ich euch mit eurer Kritik vollkommen Recht gebe. Diese KG hat ihre egene Bewandnis, deshalb soll sie bleiben, wie sie ist.

Die nächsten werden besser!

Liebe Grüße und einen sonnigen Tag wünscht

MaLady

 

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