Säubern wie der Sturmorkan
Räumen Sie gerne auf? Ich jedenfalls nicht. Ich hasse es, mit einem Staubsauger durch die Wohnung zu flitzen, den Küchenboden zu wischen, Geschirr abzuwaschen, den Müll zum Müllcontainer zu bringen und diverse andere Dinge, die der Wohnung Glanz verleihen, hasse ich genauso sehr. Ist viel zu stressig. Viel zu arbeitsintensiv. Und vor allen Dingen könnte man in dieser Zeit viel sinnvollere Dinge erledigen.
Wenn Sie wollen, können Sie gerne bei mir vorbeischauen und mir behilflich sein. Ich werde mich in dieser Zeit ins Bett kuscheln und dösen und mich von den Putzgeräuschen, die Sie fabrizieren werden, in den Schlaf lullen lassen.
Und kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit Ausreden: Dass Sie keine Zeit haben, meinen Haushalt zu schmeißen. Dass Sie selbst nicht gerne putzen, wischen, fegen. Zählt alles nicht. Ich aber zähle auf Sie. Morgen würde es mir ganz gut passen. Und übermorgen. Und überübermorgen eigentlich auch. Meine Wohnung soll glänzen, und dafür haben gefälligst Sie zu sorgen.
„Unverschämtheit!“, denken Sie sich jetzt? Und Sie haben alles Recht dazu. Doch zumindest war es einen Versuch wert, Ihnen meine bevorstehende Aufräumorgie aufs Auge zu drücken. Meine Freundin und ich drücken uns nun schon seit zwei Wochen davor.
Eines jedoch könnte mir helfen, mich endlich einmal dazu zu überwinden, mehrere Stunden den Besen zu schwingen und wie ein Putzteufel durch die Wohnung zu schweben. Was dieses Wundermittel gegen Putzverweigerung ist? Meine neueste Lieblings-CD natürlich, auf welcher mich „19 megareine Hits“ zum Superhausmann verwandeln sollen.
„Putzmunter – Putzen wie der Wirbelwind“, heißt dieses Klangwerk für alle Hausfrauen unter uns, gefunden in einer bekannten Drogeriekette.
Aus fünf Phasen soll nun also meine Aufräumaktion bestehen. Phase 1: „Ausräumen und Platz schaffen“. Der „Tanz der Stunden“ aus „La Gioconda“ und der „Holzschuhtanz“ aus „Zar und Zimmermann“ untermalen diese Phase. Beeilung also! Um alle Möbel abzumontieren und in den Hausflur zu stellen, damit Platz geschafft ist, bleiben lediglich dreizehn Minuten und sieben Sekunden.
Nächste Phase: „Frische Luft rein und auslüften“. Ein paar Minütchen also, in denen man sich hinsetzen, ausruhen und unter anderem auch der „Tritsch-Tratsch-Polka“ und „When the Saints go marchin´ in“ lauschen kann. Da schlägt das Hausfrauenherz laut auf und bollert den Rhythmus der Begleitmusik in ebensolcher Lautstärke mit.
Und nun geht es ans Eingemachte – Phase 3: „Putzen wie der Wirbelwind“ – sechsehn Minuten und fünf Sekunden lang. Doch zwei Märsche („Radetzky Marsch“ und „Alter Jägermarsch von 1813“), „Stars and stripes forever“, diverses andere Liedgut und der „Höllengalopp“ lassen die Hausfrau wie auf heißen Kohlen durch die Wohnung schwirren, und bald schon strahlt alles wieder pikobellosauber und sternenklar rein.
Noch zwei Phasen, und schon ist er geschafft, der Putzmarathon. Erst einmal alles Umgestellte zurück an den vorgesehenen Platz bringen („Phase 4: Einräumen“) und mit dem abschließenden Abschnitt „Geschafft! Hinsetzen und entspannen“ die erholsame Ruhe finden. Das Liedchen „Schlaf‘ mein Prinzchen, schlaf‘ ein“ hilft. Endlich entspannen, ausruhen, ausatmen - jedenfalls zwei Minuten und siebenundzwanzig Sekunden lang.
Und dann geht es weiter für meine Freundin. Den CD-Spieler habe ich nämlich auf „Repeat“ gestellt, und nach den knappen zwei Minuten Pause geht es weiter für sie. Ein weiterer Durchgang von Phase Eins bis Fünf wartet. Hoffentlich wird sie dabei mitspielen. Einen Versuch ist es zumindest wert, so dem Aufräumstress zu umgehen.