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Runara´s Ruf

Fea

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13.04.2002
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Runara´s Ruf

Die Nacht war schon herauf gezogen und dichter Nebel wallte über die grauen Klippen. Das Meer wirkte im schemenhaften Dämmerlicht noch bedrohlicher, als es am Tage der Fall war. Der Herbst hatte die Küste erreicht und brachte die Sturmzeit mit.

Das Fischen würde wieder schwerer und gefährlicher werden, und wieder würden einige der Männer aus dem kleinen Fischerdorf, im Kampf gegen die stürmischen Fluten das Leben verlieren. Wie jedes Jahr würde, wenn des Ende des Winters kam, einige Frauen Witwen sein und Kinder würden zu Waisen werden. Die blaue Mutter, wie man hier das Meer nannten, war unerbittlich. Der Lohn für das Leben, daß man aus ihren Tiefen entriß war oft kärglich, aber es reichte zum Leben, auch wenn es oft einen hohen Preis kostete.

Elgar betrachtete nachdenklich das Heraufziehen des Vollmondes und hielt nach seiner ältesten Tochter Ausschau. Doch er wußte das dies vergeblich war. Runara würde wie immer in solchen Nächten auf den Klippen stehen, die steil nach unten stürzten und jedem den Tod brachte, wenn er nicht auf seine Schritte achtete. Elgar hatte jedoch keine Angst um sein Kind, denn sie kannte Küste und die Klippen besser als jeder andere. Sorgen machte er sich nur um das seltsame Verhalten, daß seine Tochter oft an den Tag legte. Manchmal glitt sein Blick heimlich, wenn es sein Weib nicht bemerkte, zu Runhild und fragte sich, ob dieses Kind tatsächlich von ihm war. Sicher wäre sie sehr böse geworden, wenn er ihr diese Frage je gestellt hätte, aber ein leiser Zweifel blieb. Die anderen sechs Kinder trugen die Ähnlichkeit zu ihren Eltern im Gesicht, alle waren sie von kräftiger Statur und die roten Haare waren unverkennbare Zeichen seiner Vaterschaft. Doch nur Runara war davon unberührt. Dazu war sie zu klein und zierlich und mit einer dunklen lockigen Haarpracht gesegnet, wie er es selten bei einer Frau gesehen hatte. Ihr Augen waren von einem leuchtenden Blau und nicht von dem hellen Grün, daß in seiner Familie vorherrschte. Noch war sie ein Mädchen, doch die Frau in ihr war nicht mehr fern. Obwohl sie schon in dem Alter war in dem die Frauen für gewöhnlich heirateten, war Elgar noch nicht bereit sie einem der Fischer zu Frau zu geben. Runara hatte einen zu scharfen Verstand, auch wenn eine Heirat Runaras vieles einfacher machen würde. Dann wäre sie aus dem Haus, würde selbst Kinder haben und ihre seltsamen Angewohnheiten, wie des Nachts bei Sturm auf die Klippen hinauf zu klettern würden vielleicht aufhören. Elgar konnte es nicht vor seinem Inneren verbergen, daß er Angst um Runaras Zukunft hatte. Und seine Angst war nicht unbegründet, schon jetzt tuschelten die Dorfbewohner über das Mädchen und ihr seltsames Benehmen, über ihr Aussehen, oder ihre manchmal recht ruppige Art, die sie an den Tag legte, wenn zuviel Menschen um sie herum waren. Er wußte, das der Tag kommen würde, an dem er sich nicht mehr verwehren würde können und er Runara einem Freier übergeben mußte, wenn ihr Ruf gewahrt bleiben sollte. Elgar wandte sich vom Ausblick der Klippen ab und ging mit einem nachdenklichen Gesicht ins Haus zurück.

Runara dagegen stand wie ihr Vater es vermutet hatte, auf der Klippe und starrte in die aufgewühlte See, ganz so als ob sie dort etwas erkennen würde, was sonst kein anderer sah. Bei Nacht sah das Meer noch gewaltiger aus, als es schon am Tage schien. Der Wind riß an ihrem Haar und bauschte es auf. Er blähte ihre Tunika und den groben Schal, den sie um ihre Schultern geschlungen hatte, mit kaltem Wind auf und fragte sich warum ihr Herz immer so voller Schmerz und Trauer war, wenn sie in die tobenden Fluten sah. Es war kalt, aber sie fühlte die Kälte nicht. Im Silberlicht des aufgehenden Vollmondes sah sie aus wie ein Meerfee, aus den Wellen entstiegen. Mit einmal jedoch wurde sie aus ihrer Versunkenheit gerissen, als sie am Strand eine Bewegung erspähte. Es war ein dunkler Punkt, der dort etwas mit sich schleppte, daß im Mondlicht hell aufleuchtete. Runara hatte Augen, so scharf wie die eines Seeadlers.
Es war zweifellos ein Mensch, der sich dort unten am Strand zu schaffen machte. Er schien ein lebloses Bündel aus dem Wasser zu ziehen. Konnte es vielleicht sein, daß dort jemand Hilfe brauchte? Ohne lange zu überlegen lief Runara los. Schnell und flink bewegte sie sich über den steinigen Weg der über die Klippen führte, als sie ein wenig außer Atem die bestimmte Stelle am Strand erreichte, blieb sie abrupt stehen und betrachtete verwundert das Bild das sich ihr bot. Sie erkannte Lerkan, den älteste Sohn des Dorfschmiedes. Unter großen Mühen zog er ein gefülltes Netz über den Strand auf das trockenere Land. Das Bündel bewegte sich und Runara konnte schwören, so etwas wie ein Fauchen gehört zu haben.
“Lerkan, was machst du da...?” rief sie gegen den Wind an, der über den ansonsten menschenleeren Strand pfiff. Lerkan drehte sich erschrocken um, doch als er Runara erkannte, wich die Angst von seinem Gesicht.
“ Was tust du hier? Geh nach Hause, dies geht dich nichts an, es ist meine Beute und die werde ich mit niemandem teilen.” schrie er sie an. Runara kannte Lerkan als ruhigen besonnenen Menschen, der noch nie ein böses Wort zu ihr gesagt hatte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Das Mädchen kam näher.
“Was ist das?” fragte das Mädchen und blickte auf Lerkans Beute herab. Lerkan schnaufte schwer und im hellen Licht des Mondes konnte Runara den fast schon ekstatischen Ausdruck auf seinem Gesicht sehen. So kannte sie diesen ruhigen und stillen Menschen nicht. Er schien völlig verändert.
“ Dies ....Runara ....ist eine sehr wertvolle Beute....Das ist ein Wasserwesen, niemand hat mir geglaubt, doch jetzt werden sie mir alle glauben müssen, denn jetzt habe ich den Beweis und niemand mehr wird über mich mehr lachen.!” er stieß die Worte mit fast irrem Gelächter aus.“ Ein Meerwesen, ich dachte, sie wären nur eines der vielen Märchen, die man uns Kindern erzählt.” erwiderte Runara und trat neugierig näher. Im Silberlicht des Vollmondes leuchtete die helle Haut des Wesens gespenstisch auf. Es wehrte und zappelte in seinem Netz und stieß fauchende Laute aus. Doch die Stricke, die es umschlossen waren zu stark und machten sein Wehren sinnlos.
“ Aber was wirst du mit ihm tun, Lerkan?” Runara sah ihn fragend und bestürzt an.“ Was ich mit ihm tun werde, Mädchen. Das ist ganz einfach, ich werde es töten und dann werde ich seine Haut an den Landvogt von Kores verkaufen. Er hat mir viel Geld dafür geboten, wenn ich ihm die Haut eines solchen Wesens bringen würde. Und dann werde ich reich sein und mir alles das erfüllen, was ich mir schon immer gewünscht habe. Ich werde ein reicher Mann sein, Runara, ein sehr reicher Mann.” sagte er und lachte fast irre dabei. Er zog das Bündel noch weiter auf den Strand und ließ dann von ihm ab.

“ Es ist besser wenn du jetzt gehst, Runara. Es wird kein schöner Anblick werden, wenn ich es töte und ich möchte nicht das du das siehst.” Lerkan sagte es mit Nachdruck. Runara jedoch konnte nicht fassen, was Lerkan da vorhatte. Sie glaubte zu träumen, so unwirklich kam es ihr vor. Der Mann hatte inzwischen ein langes Messer aus einem Beutel genommen und ging damit auf das gefangene Wesen zu. In Runaras Seele begann ein Kampf zu toben. Sie fühlte ganz deutlich in ihrem Herzen, daß Lerkan dabei war ein großes Unrecht zu begehen. Ein Lebewesen nur deshalb zu töten, um sich mit seiner Haut zu bereichern. Das konnte nicht richtig sein. Ein Stück Treibholz, wurde zu ihrem Helfer. Und ohne das Lerkan so recht wußte, was ihm geschah, fiel er auch schon vorne über besinnungslos in den feuchten Sand, das lange Messer fest in seiner Hand haltend. Vorsichtig näherte sie sich dem zappelnden Wesen. Sie hatte Angst, aber das hielt ihre Neugier nicht zurück. Ohne Zweifel war das Wesen, das nun hilflos vor Runara lag, das Seltsamste, das sie je in ihrem Leben erblickt hatte. Es hatte das Gesicht eines Menschen, aber ein fremdartiges Gesicht mit seltsamen Augen. Das Haar lag feucht und silbrighell um den schmalen Kopf. Ein Fauchen löste sich von seinen Lippen und ließen Runara schreckhaft zurückfahren. Ihr Herz begann vor Angst zu heftig zu pochen. Dennoch überwand sie ihre Angst, damit Lerkan sein grausames Vorhaben nicht vollenden konnte. Sie ging zu dem leblosen Körper und entwand ihm das Messer aus der Hand. Langsam und vorsichtig näherte sie sich wieder der Kreatur, ließ sich auf die Knie fallen und hob das Messer gut sichtbar hoch.
“ Du mußt keine Angst haben. Ich werde dir nichts tun, alles was ich will, ist dich aus dem Netz zu befreien, aber dafür mußt du stillhalten, damit ich dich nicht verletze!” sagte sie mit zittriger Stimme und hoffte die Kreatur würde sie verstanden haben.

Merkwürdigerweise hielt das Wesen still, als ob es spürte, daß Runara ihm helfen wollte. Das Mädchen machte sich daran Knoten um Knoten, Strang um Strang durch zuschneiden. Als die letzte Fessel durchtrennt war, stand sie rasch auf und warf das Messer von sich weg. Zögernd schoben sich, die nun befreiten Hände durch die zerschnittenen Seile. Dann erhob sich das fremde Wesen, langsam und geschmeidig. Runara sah ihm fasziniert zu. Es dehnte und reckte sich, rieb sich die schmerzenden Handgelenke, an denen die Fesseln tiefe Wunden gerissen hatte. Dann aber hob es seinen Blick, der funkelnd auf Runara haften blieb, das Mädchen wich unmerklich zurück, als das Wesen auf sie zukam. Es kam immer näher, schließlich konnte sich Runara nicht mehr beherrschen, machte auf dem Absatz kehrt und lief davon, doch sie kam nicht weit. Kräftige Hände packten sie. Der Griff war fest und unerbittlich. Sie wehrte sich mit aller Kraft gegen die Umklammerung, vergeblich. Kalte feuchte Lippen berührten sie plötzlich an der Halsbeuge, ein kleiner stechender Schmerz durchfuhr sie . Die Kreatur hatte sie gebissen. Sie fühlte wie die Schwäche von ihr Besitz ergriff, brennende Wärme begann durch ihren Körper zu rinnen. Warmes Blut tropfte aus der Wunde an ihrem Hals, der Schmerz jedoch war nicht mehr zu fühlen. Vielmehr begann sich der Schmerz in Wohlgefühl zu verwandeln. Kalte Haut drängte sich an ihren warmen Körper und meerkalte Hände umfingen sie. Aus dem nassen Haar tropfte das Meerwasser und lief in salzigen Spuren über Runaras Wange. Das Gefühl der Schwäche hatte nur vollständig von ihrem Körper Besitz ergriffen und ihre Beine versagten den Dienst. Sie fühlte sich hoch gehoben und auf starken Armen fortgetragen. Ihre Sinne schienen wie betäubt, in ihrem Inneren wogte und wallte es. Ihre Kleider wurden ihr abgestreift und sie wurde in das kalte Meerwasser gelegt. Seine Augen bannten Runaras Blick. Das Gesicht des Fremden war dicht über ihr und sie fühlte wie sich das Gewicht seines Körpers auf sie legte. Starr blieb sie liegen ohne einen Laut von sich zugeben, ohne zu atmen.. Kühle salzige Lippen legten sich auf die ihren und küßten sie. Eine Woge der Wärme durchzog ihren Körper.

Ein nie gekanntes Gefühl durchströmte sie und selbst der Gedanke das Runara ihren ersten Kuss von einem Geschöpf des Meeres erhalten hatte, löste keinen Schrecken in ihr aus. Die Küsse rissen sie hinab in einen Taumel, denn sie nicht für möglich gehalten hatte. Die Hände des Fremden schienen plötzlich überall zu sein und verteilten wohltuende die Kühle auf ihrer erhitzten Haut. Der Schmerz, als er in sie eindrang, war kaum zu spüren. Runara war in einem unbekannten Zauber gefangen. Einem Zauber, den sie aus eigenem Willen nicht durch brechen konnte und dem sie hilflos ausgeliefert war. Sie begriff weder was geschah noch wie es geschah, sie fühlte nur seinen Leib in und auf ihr und wünschte sich, das dies niemals mehr enden möge. Als der Fremde sich endlich von ihr löste, war es als würde Runara aus einem Traum erwachen, doch es war kein Traum. Die kalten Wellen des Meeres umspülten ihren Leib und wuschen die Spuren des Vorfalls von ihrem Körper. Er stand vor ihr und blickte auf sie mit seinen seltsamen Augen herab. Dann wandte er sich rasch, ohne Vorwarnung ab, stürzte sich in die kalten Fluten seiner Heimat zurück. Zurück blieb ein verwirrtes Mädchen, das nicht verstand was ihm widerfahren war.

Runara konnte sich später nicht mehr daran erinnern, wie sie vom Strand zurück in das Haus ihrer Eltern gelangt war. Die ersten Tage verbrachte sie wie betäubt in ihrer Kammer. Ihr Vater wie auch ihre Mutter, glaubten sie krank von ihre Gängen in die kühle Nacht. Erst nachdem fast zwei Wochen vergangen waren, konnte sie die Lethargie ein wenig abschütteln. Die Klarheit kam in ihre Gedanken zurück und versuchte die Ereignisse jener seltsamen Nacht zu vergessen, selbst Lerkan konnte sich nicht mehr daran erinnern, was er eigentlich dort des Nachts gesucht hatte. Die meisten der Dorfbewohner waren der Meinung das Lerkan zuviel getrunken und am Strand seinen Rausch ausgeschlafen hatte. Eine Erklärung die so einleuchtend war, daß schließlich Lerkan nach einer Weile selbst der Meinung war, es sei so gewesen. Runara jedoch quälte sich mit ihrer Erinnerung. Es war weniger die Tatsache, daß sie nun keine Jungfrau mehr war, als das es ein solch seltsames Geschöpf gewesen war, daß ihr die Unschuld genommen hatte. Das Schlimmste daran war, sie konnte sich niemandem anvertrauen, weder Vater noch Mutter konnte sie gestehen, was geschehen war. Sie würden es nicht verstehen und wenn doch, dann würde man sie nur verstoßen, dessen war sie sich sicher. Aber es gab auch noch andere Dinge die sie beunruhigten. Sie begann sich zu verändern, ihr Körper sehnte sich plötzlich nach allem was mit dem Meer zu tun hatte. War es früher nur ein wenig Abenteuerlust, die sie hinaus auf die Klippen führte, so konnte sie kaum ihre freie Zeit abwarten bis sie hinunter an das Meer gelangen konnte. Es wurde so schlimm, daß sie sich nur mühsam beherrschen konnte, sich nicht in die salzigen Fluten zu stürzen. Und auch ihr Geist veränderte sich. Ihr Bewußtsein hatte sich auf merkwürdige Weise erweitert. Ihr war manchmal, als würde sie neue Farben sehen, ihr Appetit auf Fisch und Meeresgetier artete zur Gier aus. Und ihr Wunsch sich in Meereswasser auf zuhalten wurde fast unbezähmbar.

Eines Abend, als sie sich für die Nacht zurecht machte, kam ihre Mutter zu ihr, wie sie es jeden Abend tat um ihr gute Nacht zu sagen. Runara hatte ihr Nachthemd noch nicht ganz geschlossen und ihre Halsbeuge war noch zu sehen gewesen. Und selbst im schwachen Licht der Kerzen konnte Runara noch sehen, wie kreidebleich ihre Mutter bei ihrem Anblick wurde.
“ Mutter .....?” sie blickte Runhild unsicher an. Doch Runhild schwieg, stattdessen ging sie auf ihre Tochter zu und berührte sanft die Stelle an der Runara von dem Wasserwesen gebissen worden war.
“ Woher hast du diese Wunde, mein Kind.?” Diese Frage stürzte das Mädchen in hilfloses Schweigen. Angst stand in den großen blauen Augen und Tränen begannen sich darin zu sammeln.
“ Ich.........ich......” versuchte sie zu antworten, doch es wurde nur ein Stammeln, Runhild legte ihre Hand auf die Lippen ihrer Tochter und zog ein wenig an ihrem eigenen Unterkleid und entblößte eine Stelle an ihrem Hals. Dort war ein große Narbe zu sehen.Runara starrte verstört auf den vernarbten Hautflecken, und als sie dann wieder auf den Blick ihrer Mutter traf, da sah sie wie Runhild die Tränen wie Sturzbäche über die Wange liefen. Ihre Mutter ging zu einer kleinen Truhe, die in der Ecke stand und holte daraus ein kleines Stück von einem Spiegel hervor. Dann ließ sie Runara einen Blick hinein tun. Das was Runara darin sah, ließ sie totenblaß werden. Der Biß des Wasserwesens war gut verheilt, doch hatte sich um die Wunde die Haut verändert, sie war nun nicht mehr von jeder alabasterfarbenen Zartheit, sondern war mit blausilbernen Schüppchen bedeckt.
“ Einst ging es mir genauso, Runara, kurze Zeit nachdem ich deinen Vater geheiratet hatte, war ich am Strand unterwegs um ein bißchen Treibholz ein zu sammeln” begann Runhild zu sprechen und setzte sich auf Lager ihre Tochter.
“Die Dämmerung hatte mich ein wenig überrascht und ich beeilte mich nach Hause zukommen. Doch da stand er plötzlich vor mir und ehe ich mich versah, hatte er mich schon gebissen. Und ich konnte mich nicht dagegen wehren, meine Beine versagten und er trug mich an den Strand. Das was dann geschah brauche ich dir wohl nicht zu erzählen.” Runara senkte schuldbewußt ihren Blick.
“ Als es vorbei war, ging ich völlig verstört nach Hause, dein Vater war glücklicherweise für Wochen auf See, denn ich hätte es sonst kaum vor ihm verheimlichen können. Vermutlich spürst du auch dieses Verlangen nach dem Meer und den Wunsch, dich darin einzuhüllen und forttreiben zu lassen?” Runara nickte wortlos, eine einsam Träne lief ihr über die Wange. “ Mir ging es genauso, da dein Vater nicht da war, konnte ich mein Verlangen stillen, ohne das jemand etwas merkte. Und eines Nachts kam er zurück. Ich saß am Strand und mußte mich beherrschen um nicht ganz in die Fluten zu springen, als er plötzlich neben mir war. Doch diesesmal, Runara, biß er mich nicht. In jener Nacht gab ich mich freiwillig hin und ich möchte verdammt sein für alle Ewigkeit, wenn ich dir sage, daß dies das Schönste war, was ich in meinem Leben, jemals erlebt habe. Doch es blieb nicht ohne Folgen, als dein Vater wieder nach Hause zurückkehrte, trug ich schon das Kind in mir.” Runhild senkte den Blick und ließ die Worte auf Runara wirken. Es dauerte ein wenig ehe sie verstand, sie die Worte begriff, doch dann traf es sie wie ein Keulenschlag.
“ Ich bin das Kind..........?” es war mehr ein Feststellung als eine Frage. Runhild erhob sich von ihrem Sitzplatz und nahm ihre Tochter in die Arme.“ Ja....du bist das Kind, das in jener Nacht gezeugt wurde. Dein Vater weiß das nicht und es hätte ihm vermutlich auch das Herz gebrochen, wenn ich es ihm erzählt hätte. Und von den anderen im Dorf hätte ich nur den Tod erwarten könne, hätte irgendjemand davon erfahren. Du warst mein größtes Geheimnis, all die langen Jahren und jetzt bist du selbst ein Opfer von dem gleichen Fluch geworden.” Weinend drückte Runhild ihre Tochter an sich.
“ Im Grunde sind sie Geschöpfe wie wir, nur ist das Meer ihr zu Hause. Es gibt nur wenige Unterschiede zwischen ihnen und uns, deshalb siehst du auch wie ein ganz normaler Mensch aus. Sie sprechen sogar ein wenig unsere Sprache, es sind auf keinen Fall Tiere oder Monster, wie es in den Legenden heißt. Es sind Wesen aus Fleisch und Blut, auch wenn ihr Fleisch und Blut etwas anders ist als unseres” Runara befreite sich aus der Umarmung ihrer Mutter.
“ Aber Mutter was soll nun aus mir werden? Wer oder was bin ich?” fragte Runara heftiger als sie es vorgehabt hatte.
“ Du bist meine Tochter, Runara, mein Kind, mein Fleisch, mein Blut und ich sage dir, das ich es nicht bereut habe und du für mich immer ein Stück dieser wunderbaren Erinnerung warst. Und du bist ein Mensch, du hast keine Schwimmhäute keine Kiemen, oder einen Schuppenmantel.” Runhild sah wie die Verzweiflung in den Zügen ihrer Tochter sich vermehrte und ahnte, das Worte diese nicht mehr aufhalten konnten. “ Doch ich glaube, es ist besser wenn du fort von hier gehst, auch wenn es mir das Herz bricht und ich dich ungern gehen lasse. Aber sollte irgendjemand dieses Mal sehen, dann ist es um dich geschehen. Sie werden dich als Hexe anklagen und dich dann töten. Ich habe mir damals das Mal mit glühenden Kohlen weg gebrannt. Aber ich war schon verheiratet und keine Jungfrau mehr. Doch ein Ehemann würde den Betrug sofort feststellen und dann wäre es mehr schwer, bis sie die ganze Wahrheit aus dir heraus geholt hätten.
” Runhild drückte Runara ganz fest an sich. “ Es wird mir das Herz brechen meine Tochter, aber der einzige Weg dein Leben zu retten, ist von hier fort zu gehen!” Während sie diese Worte aussprach, rannen Wasserfällen von Tränen ihr über das Gesicht und sie drückte Runara an sich, so fest sie nur konnte.
Als Runara ihr Elternhaus verliess, war der Himmel grau und bewölkt. Ihre Mutter hatte endlos auf ihren Mann eingeredet, Runara nach Kores gehen zu lassen, um dort bei ihrer Schwester in die Lehre als Näherin zu gehen. Es war noch nicht einmal gelogen, bei ihrer Tante konnte sie sich das Mal ohne Aufsehen zu erregen, wegbrennen lassen. Und in der Stadt würde sich vielleicht auch ein Ehemann finden, der nicht soviel Wert auf Unberührtheit legte. Der Abschied war voller Tränen und Schmerz, aber gab keinen anderen Ausweg, dann machte Runara sie sich auf den Weg und begann ihre Reise. Als sie schon außerhalb des Dorfes war, hörte sie plötzlich das Rauschen der Brandung und der Geruch des Meeres stieg ihr in die Nase. Ein ungeheures Verlangen überkam sie und ihre Schritte wandten sich in Richtung des Meeres. Es war noch früh am Tage, das störte Runara nicht, rasch zog sie ihre Kleider aus und warf sich in die salzigen Fluten, die noch kalt und trübe von der stürmischen Nacht waren. Die Zeit verging ohne das Runara es merkte, den ganzen Tag verbrachte sie im Wasser, erst als es Nacht wurde stieg sie dem Wasser, doch sie blieb am Stand liegen, bis das salzige Naß auf ihren Haut getrocknet war. Der Mond war inzwischen aufgegangen und verstreute seinen Schimmer nun großzügig über den Strand, als hätte man dort glitzernde Diamanten ausgebreitet. Runara hatten ihren Blick auf die sanftwogenden Wellen gerichtet, ob sie nun wollte oder nicht sie konnte diesen Ort nicht verlassen. Etwas hielt sie fest und gab sie nicht mehr los!Und als der Mond seinen höchsten Stand erreicht hatte, erhob sich aus dem Wasser eine Gestalt. Runara war nicht erstaunt und auch nicht ängstlich.r war es, er dessen Ruf sie seit jener Nacht in ihrem Herzen verspürt hatte. Er, der ihr Herz vergiftet hatte mit der Sehnsucht nach dem Meer. Runara erhob sich, um ihn zu empfangen. Ihr Blick fiel auf ihre Hände, und auf das schimmernde Häutchen, das sich zwischen ihren Fingern gebildet hatte.

Die Gestalt kam näher und im Mondenschein leuchtete seine silberfarbene Haut mit leisem Schimmer auf und er streckte ihr seine Hand entgegen, die Runara mit pochendem Herzen ergriff, gleichzeitig begann es in ihren Ohren zu singen. Das Meer rief sie und sie würde dem Ruf folgen. Er hielt ihre Hand und sie lockerte nicht ihren Griff, gemeinsam gingen sie der Flut entgegen. Dann stockte Runara und wandte sich in einer hastigen Geste herum und blickte auf den Strand. Eine Frau stand dort, klein und schmal, ihre Gestalt vom Mondlicht übergossen und hob ihre Hand zu einem letzten Gruss. Und während sie das tat, rannen endlose Tränen über Runhilds Gesicht und ihr Herz ertrank in seinem Schmerz.
Ihre Augen folgten den beiden Umrissen, bis sie in im Meer versanken und nicht mehr zu sehen waren.
Runara war nun dort, wo sie hingehörte.

ENDE

Ehrliche Meinungen und Kritk sind sehr erwünscht!

Gruss Fea

[ 02.06.2002, 21:21: Beitrag editiert von: Fea ]

 

Hallo Fea!

Deine Geschichte hat mir im großen und ganzen ganz gut gefallen. Nette Idee.

Runara´s Ruf
Beim Genitiv wird im Deutschen das s an das Wort angehängt. Also kein Apostroph.

" Ein Meerwesen, ich dachte, sie wären nur eines der vielen Märchen, die man uns Kindern erzählt."
Unter einem Meerwesen stelle ich mir ersteinmal einen Fisch vor. Und Fische scheinen ja nicht wirklich ungewöhnlich zu sein in diesem Dorf. Schließlich ist es ein Fischerdorf. Deshalb würde ich ein anderes Wort verwenden.
Übrigens gehören die Anführungszeichen direkt an das Wort. Kein Leerzeichen. Kommt später noch öfters.

“ Woher hast du diese Wunde, mein Kind.?”
Kein Punkt vor dem Fragezeichen. Das mit den Anführungszeichen habe ich vorher schon gesagt.

“ Ich.........ich......”
Drei Punkte reichen jeweils.

Mir ging es genauso, da dein Vater nicht da war, konnte ich mein Verlangen stillen, ohne das jemand etwas merkte. Und eines Nachts kam er zurück.
Wenn man weiterliest wird es klar. Aber am Anfang denkt man, dass der Vater zurückgekehrt ist. Und dann macht die Stelle keinen Sinn. :teach:

Mir ist aufgefallen, dass Du viele Namenswiederholungen im Text hast. Verwende doch hin und wieder mal ein er, sie oder es. Aber pass damit auf, dass Du keinen Bezugsfehler (siehe obiges Zitat) reinbaust.

Teilweise wirkt der Text auch so, als ob Du ihn nicht nochmal durchgelesen hast. Einmal fehlt ein Buchstabe am Wortanfang, einmal ist ein Anführungszeichen bei einem Absatz in der falschen Zeile. Deshalb mein Tipp: Den Text vor dem Posten (auch danach) nochmals genau durchlesen.

Es wäre schön gewesen, wenn Du den Meermenschen schon beschrieben hättest als er aufgetaucht ist. Dadurch, dass seine Gestalt in diesem Moment, der ja sehr wichtig ist in der Geschichte, nicht beschrieben wird, versucht sich der Leser, in diesem Fall ich, das Wesen vorzustellen. Das lenkt aber vom Geschehen ab. Später, als er dann doch beschrieben wird, ist sein Aussehen fast schon wieder unwichtig.

[ 03.06.2002, 16:50: Beitrag editiert von: Abraxas ]

 

Hallo Abraxas..

Danke für deine Kritik...

ähm...also ich hab den Text wieder und wieder durch gelesen..bis ich nix mehr gesehen habe, ausser Buchstaben... :o

Das mit den Anführungszeichen...ähm..daß weiss ich auch..aber ich bin eine kleine Schlampe..deshalb achte nicht soooo sehr darauf, sorry..

Zum Meerwesen, wenn ich Fisch meinen würde dann würde ich es so schreiben. Aber da es nicht ganz offensichtlich ist, was gemeint ist werde ich vielleicht einen anderen Begriff nehmen.
Das mit den Wiederholungen stimmt, werd ich ändern.

Aber den Meermenschen habe ich beschrieben! Ganz zu Anfang, als er gefangen wurde. Oder war das unzureichend?

Gruss Fea

 

Keine Angst, so schlimm sind die übersehnen Fehler auch nicht.

Zur Beschreibung des Wasserwesens:

“ Dies ....Runara ....ist eine sehr wertvolle Beute....Das ist ein Wasserwesen, niemand hat mir geglaubt, doch jetzt werden sie mir alle glauben müssen, denn jetzt habe ich den Beweis und niemand mehr wird über mich mehr lachen.!” er stieß die Worte mit fast irrem Gelächter aus.“ Ein Meerwesen, ich dachte, sie wären nur eines der vielen Märchen, die man uns Kindern erzählt.” erwiderte Runara und trat neugierig näher. Im Silberlicht des Vollmondes leuchtete die helle Haut des Wesens gespenstisch auf. Es wehrte und zappelte in seinem Netz und stieß fauchende Laute aus. Doch die Stricke, die es umschlossen waren zu stark und machten sein Wehren sinnlos.
Mehr hab ich nicht gefunden.

 

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