Run
Traurigkeit stieg in mir auf. Ich trat vor die Tür und atmete die kühle Nachtluft ein um mich zu beruhigen. Doch es gelang mir nicht.
Stattdessen setzten sich meine Füße in Bewegung, in meinen Gedanken begleitete mich Musik. Ich lief einfach los. Immer gerade aus. Schließlich rannte ich, rannte die Straße hinab, vorbei an den tristen, grauen Plattenbauten, bis sie hinter mir verschwanden.
Ich lief weiter ich ziellos durch die Stadt, versuchte dabei schneller und schneller zu laufen, um meine Gedanken hinter mir zu lassen. Meine Gedanken an ihn, den einzigen Menschen in meinem Leben, den ich wirklich liebte. Doch ihn gab es nicht mehr. Er hatte mich im Stich gelassen. Er hatte aufgehört zu kämpfen, hatte sich selbst aufgegeben, sich seinem Schicksal hingegeben.
Tränen liefen unaufhörlich meine Wangen hinab. Noch immer wusste ich nicht wohin ich rannte. Einfach gerade aus, immer noch bemüht die schrecklichen Gedanken zu verwerfen, doch so sehr ich mich bemühte, ich konnte nicht loslassen.
Es fing an zu regnen. Wasser lief meine Stirn hinab, tropfte von meinen Wimpern und mischte sich unter meine Tränen. Meine Kehle schnürte sich zusammen. Ich schnappte nach Luft, schluchzte. Dann blieb ich auf der verlassen Straße stehen. Um mich herum drehten sich die Hochhäuser.
Ich sank auf den schmutzigen, nassen Boden, vergrub mein Gesicht in den Händen. Sofort spürte ich, wie sich meine Jeans mit Wasser voll sog. Langsam stieg die Kälte meine Beine hinauf. Ich zitterte.
Plötzlich sah ich sein Gesicht vor mir. Er lächelte: “Gib nicht auf!“
Wieder schüttelte mich ein Schluchzen. Ich blickte wieder auf, in sein engelsgleiches Gesicht, doch in dem Moment verschwand seine Gestalt hinter grellen Scheinwerfern.
Ein Hupen, dann quietschende Bremsen.
Ich spürte einen unausstehlichen Schmerz in meinem ganzen Körper, schrie auf, dann wurde alles schwarz.