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Ruinen

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05.05.2013
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Ruinen

„Du bist mein Fels“, sagt sie, „mein Fels in der Brandung.“ Er schaut sie traurig an. „Wenn ich dein Fels bin“, sagt er mit tränenerstickter Stimme, „warum verlässt du mich dann?“ Sie schaut hinaus aufs Meer. „Weil ich das Meer bin, antwortet sie und dreht sich zu ihm um. „Ich verstehe dich nicht.“ Er sinkt nieder und starrt auf den weißen Sand unter seinen Füßen. - „Ich muss weiterziehen. Mein Leben muss eine Mission haben.“ Er starrt weiter den Sand an. „Ich liebe dich,“ mit seinen Händen formt er eine kleine, kunstvolle Sandskulptur. „Ich möchte eine Familie mit dir.“ „Ich weiß,“ seufzt sie leise, „ich weiß, was du willst.“ Er schaut sie an. „Willst du immer so weiter machen?“, fragt er, „ständig unterwegs? Heimatlos?“ „Die Welt ist meine Heimat!“, antwortet sie euphorisch. „Ich kann nicht ... ich will nicht hier bleiben.“ „Aber warum? Willst du nie Kinder? Eine Familie?“ Sie überlegt kurz. „Ich denke nicht – Nein.“ Sie schaut erneut aufs Meer hinaus.
Seine Skulptur nimmt langsam Gestalt an. Es ist ein Sandhaus. Er sammelt kleine Steine auf und formt aus ihnen einen Pool. Ein kleines Strandhaus mit Pool. „Liebst du mich überhaupt?“ Sie betrachtet ihn mit ernsten Gesicht. „Natürlich“, antwortet sie schließlich. Du weißt, dass ich dich liebe.“ „Wieso bleibst du dann nicht bei mir?“, versucht er es noch einmal mit Verzweiflung in der Stimme. „Ich will das einfach nicht. Dieses 08/15 Leben mit Haus und Pool, mit Kindern und Ehe.“ Sie betrachtet den Ring in ihrer Hand, dreht und wendet ihn, lässt ihn in ihren Fingern kreisen. Dann – mit einem Ruck – holt sie aus und wirft ihn in den Ozean. Das leise Platschen lässt ihn zusammenzucken. Eine Träne kullert über seine Wange.
"Ich will die Welt sehen! Ich will fremde Kulturen erkunden; den Regenwald schützen! Mich an Bäume ketten und die Wale retten! Ich will, dass mein Leben einen Sinn hat", schliesst sie pathetisch.
Das fertige Sandhaus liegt vor seinen Füßen. Traurig betrachtet er sein Kunstwerk.
„Es tut mir leid“, sagt sie, „es tut mir so leid.“ Sie steht auf und streicht den Sand von ihren Beinen. Er will sie zurückhalten, aber weiß nicht, was er sagen soll. Also bleibt er stumm. Sie bemerkt nicht, dass sie sein Sandhaus zertritt, als sie geht. Es stürzt so schnell zusammen. Die Trümmer vermischen sich mit seinen salzigen Tränen.
Alles was bleibt, sind Ruinen.

 

Hallo Nomi,

gerne würde ich dir etwas Positives über deinen kurzen Dialog schreiben. Leider halte ich ihn für phrasenhaft und klischeehaft.

„Du bist mein Fels“, sagt sie, „mein Fels in der Brandung.“
Solche und ähnliche Sätze findest du in jedem Groschenroman. Wenn schon Bilder, dann originelle.
„Weil ich das Meer bin,
Solche pathetischen Äußerungen haben vielleicht in Märchen Platz ("Meerjungfrau"), aber nicht in deiner Geschichte, die ja mir wenigstens durchaus realistisch gemeint zu sein scheint, ist ja auch in Gesellschaft eingestellt.
Gelungen ist, dass der Mann während des Gesprächs seinen Traum "baut". Das erzeugt Spannung, auch dass sie das Gebilde niedertrampelt.
„Ich muss weiterziehen. Mein Leben muss eine Mission haben.“
Leider hast du diesen Satz überhaupt nicht erklärt.
Fragen:
Welche Mission hat die Frau?
Wie kommt es dazu, dass sie ihn als "Fels" betrachtet?
Warum muss sie weiterziehen?
Wie haben sie sich kennengelernt?
Welchen Charakter hat der Mann, welchen die Frau?

Kurzgeschichten wollen eine Geschichte erzählen, du hast eine Szene ohne Geschichte geschrieben.
Vielleicht ein Hinweis: Beantworte nur die Frage, welche Mission die Frau hat.
Bleib dran
Herzlichst
Wilhelm

 

Hallo Nomi

Wilhelm hat's schon treffend gesagt, das ist eine Szene und (noch) keine ganze Geschichte. Obwohl du einen Kernkonflikt aufzeigst, (Luftschloss, bzw. seine besitzfordernde Sandburg, beisst sich mit ihrem zügellosen Freiheitsdrang), verlierst du dich in Allgemeinplätzen, die förmlich nach Antworten schreien. Und, je kürzer ein Text, desto grösser ist die Informatonsdichte, die ein Satz tragen muss. Das kann auch zwischen den Zeilen stehen, aber irgendwie musst es beim Leser dieses Aha Gefühl auslösen, ansonsten bleibt es eben "nur" eine Szene aus einer beliebigen Beziehungskrise.

Was mich etwas stutzig machte, ist ihr diametrales Denken und Handeln:
Er ist ihr Fels in der Brandung, sie verlässt ihn aber. Warum? Was ist es, dass diese Ambivalenz bei ihr hervorruft?
Dann: Sie wirft den Ring ins Meer. Metaphorisch gesehen: Sie schleudert ihren Freund, ihre bisherige Beziehung ins Meer. Da müssen doch verletzendere Gründe vorliegen, als nur das nicht Bereitsein, sich mit ihm häuslich niederzulassen. Ansonstzen gibt man den Ring dem (Ex-)Partner zurück, so als Aussage: Hier, ich bin noch nicht bereit, mich (an dich) zu binden.

Textkram:

tränen-erstickter Stimme,
tränenerstickter Stimme,

„Weil ich das Meer bin", antwortet sie un

fragt er, „Ständig unterwegs? Hei
ständig

„Ich kann nicht...ich will nicht hier bleiben.“
„Ich kann nicht ... ich will nicht hier bleiben.“
Bei drei Punkten für eine Gedankenpause, immer einen Abstand zwischen den Wörtern anbringen.

Das leise Plantschen lässt ihn zusammenzucken.
Platschen :D

Die Trümmer vermischen sich mit seinen salzigen Tränen.
Sand/Trümmer, passt nicht so gut. Ich würde diesen (pathetischen) Satz eh streichen, ich kann mir das bereits vorstellen, wie er nun still losheult, und sich Vorwürfe macht, ihr nicht gerecht geworden zu sein, wegen dieser einen Sache vor zwei Wochen ...
*mit Zaunpfahl wink* ;)

Gruss dot

 

Hallo,
ihr habt vollkommen recht. Meine Geschichte muss noch viel weiter ausgeschmückt werden. Ich neige dazu viel Interpretationsfreiraum zu lassen, damit sich der Leser selbst ein Bild machen kann, aber hier sind einige Dinge wirklich viel zu unklar. Danke, fürs drauf hinweisen ;)

 

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