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Rudi, die Feministin und die Priesterin in Doc Martens!
Emma Blume war gerade 31 Jahre alt geworden. Sie lebte in einer 2-Zimmer-Wohnung in der Nähe von Berlin. Beruflich war sie mit dem Studium der Soziologie beschäftigt, ihr Fachgebiet war aber der Feminismus! Entsprechend war sie in ganz vielen Bewegungen aktiv, um die Gleichberechtigung der Frauen sowie das Verständnis der Geschlechterrollen anzuprangern. Mit 31 Jahren hatte sie noch nie einen Sexualkontakt zu einem Mann und mittlerweile verspürte sie das Bedürfnis nach Nähe zum anderen Geschlecht. Sie entschied sich in einer linksgerichteten Zeitschrift eine Annonce aufzugeben, so war sie sich sicher, dass sie keinem Arschloch von Mann begegnen wird. Ihre Anzeige las sich wie folgt: "Emanzipierte Frau sucht gebildeten und verweiblichten Mann mit Niveau für romantische Stunden".
Bereits zwei Tage später klingelte ihr Mobiltelefon. Eine unbekannte Nummer war zu sehen. Als mutige Frau nahm sie den Anruf entgegen, ohne mit der Wimper zu zucken: "Ja bitte?"
"Ich bin ES, Leticia", erklang eine mittelhohe Stimme auf der anderen Seite, "ich habe deine Anzeige gesehen und möchte dich gerne treffen ..."
"Liebe Leticia, ich habe eigentlich nach einem Mann gesucht, tut mir leid."
Am anderen Ende der Leitung war daraufhin ein Seufzen zu hören: "Ich identifiziere mich weder als Frau noch als Mann und bin nonbinär, seufz... Könntest du dir vorstellen, mich trotzdem kennenzulernen?"
Emma wägte kurz ab und sagte dann in den Hörer: "Also gut. Als weltoffene und auch sonst politisch korrekte Menschin möchte ich dir eine Chance geben. Sagen wir morgen Abend im Café HIP?"
Gesagt, getan. Am folgenden Abend traf Emma um 18.00 Uhr im Café HIP ein. Leticia hatte er mitgeteilt, dass sie an der Bar warten und ein gelbes Oberteil tragen wird. Was Emma jedoch nicht wissen konnte, dass Leticia verspätet war und gleichzeitig der Obergigolo vom Quartier an der Bar in einem gelben Hemd sass! So ging Emma zu ihm hin und sagte: "Hallöchen... also für eine nonbinäre Person wirkst du auf mich ziemlich männlich."
Der Typ, der Rudi hiess, antwortete etwas verwirrt: "Ähm... non... was?"
"Egal, komm lass uns anstossen!" Emma bestellte sogleich zwei Drinks und lächelte Rudi an: "Da mir Gleichstellung sehr wichtig ist, werden wir die Rechnung selbstverständlich teilen." Man muss wissen, obwohl Emma eine Feministin war, sah sie trotzdem einigermassen ansprechend aus; sie trug hier Haar meistens nach oben gebunden. Dabei sah man die ersten grauen Haare am Ansatz, welche sie auch stolz zeigte. Ausserdem trug sie häufig schwarze Kleidung, schminkte sich unauffällig, verwendete aber stets einen roten Lippenstift! Rudi hingegen sah man von weitem an, dass er eher der aggressive und draufgängerische Typ war, der gerne auch mal frauen- oder schwulenfeindliche Sprüche von sich gab. Obwohl Emma etwas irritiert war von dem machoiden Äusseren, wollte sie der vermeidlichen Leticia nicht auf die Füsse treten und fragte folgendes: "Findest du Herr der Ringe auch mega sexistisch? Es sollte doch heissen: Mensch der Ringe, oder?"
Was niemand wusste: Rudi war ein absoluter Fan der Herr der Ringe Trilogie und reagierte höchst allergisch auf irgendwelche Bemerkungen, welche die Hoheit dieser Meisterwerke in Frage stellten. Emma sah nur, wie sein Kopf rot wurde und auf seiner Stirn Adern hervortraten.
Doch zum Glück hatte er nicht nur Gehirn, sondern auch einen Penis, welcher ihn an einem unberechenbaren Wutausfall hinderte. Sein Johannes hatte gerade noch rechtzeitig das Kommando übernommen und gemerkt, dass es die bessere Strategie ist - zwecks Beischlafchancenaufrechterhaltung - einfach mit einem künstlichen Lacher auf die äusserst provozierende Frage zu antworten. Langsam kapierte sein Zauberstab, um was für ein Typ Frau es sich beim Gegenüber handelte. Sofort wurde die Strategie in der Schaltzentrale zwischen den Beinen umgestellt und Rudi spuckte folgende Frage aus: "Weisst du, wer die einzige Frau ist, auf welche ich höre?"
Emma spürte mit ihrem emanzipierten Gehirn sofort, dass nun irgendein sexistischer Witz folgen würde, und blockte diesen gekonnt ab, indem sie erwiderte: "Du solltest gefälligst auf alle Frauen hören! Ich fühle mich durch diese Frage als Frau sexuell herabgewürdigt und überlege gerade, ob ich eine Anzeige erstatten und die Öffentlichkeit auf Twitter über diesen Angriff informieren soll!"
In diesem Moment öffnete sich die Eingangstür und eine nonbinäre Person in einem gelben Hemd betrat das Lokal. Es war niemand geringeres als Leticia.
Das Leticia wusste aber nicht, wie Emma aussah, also setzte es sich einfach mal an die Bar in der Hoffnung, dass er Emma noch treffen würde. Leticias Erscheinungsbild könnte man ungefähr so umschreiben: Blau gefärbte Haare mit Sidecut, die linke Wange mit feinem Bartwuchs, rechts rasiert. Sie trug schwarze Strümpfe und einen karierten Jupe. Oben ein gelbes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. An den Füssen waren pinke Converse Schuhe montiert. Zudem trug sie eine runde Brille ohne Gläser. Ausserdem trug sie einen dicken Schal um ihren Hals in den Farben der non binary flag.
Emma stand mit dem Rücken zu Leticia und war noch leicht in Rage von Rudis letzter Frage. Doch nun folgte die überraschende Antwort Rudis höchstpersönlich: "Auf meine innere Stimme. Auf meine weibliche innere Stimme!" In Rudis Schaltzentrale herrschte nun Partystimmung, weil man sich sicher war, mit dieser rhetorischen Frage, resp. Antwort dem Beischlaf mit Emma und somit der Fortpflanzung nähergekommen zu sein.
In diesem Moment wurden von aussen zwei Fenster eingeschlagen und mehrere Tränengasgranaten eingeworfen. Gleichzeitig stürmte ein Einsatzkommando der GSG-9 das Café. Einige Leute rannten schreiend aus dem Lokal. Zwei der Spezialbeamten bewegten sich durch den Nebel zielsicher auf Rudi und Emma zu, die beide noch ganz perplex waren. Der Anführer der Truppe schrie: "Rudi Hodel, Sie sind festgenommen aufgrund schwerer Verstösse gegen das Terrorgesetz!" Was niemand wusste: Rudi war der Kopf einer rechtsradikalen Gruppe, die geplant hatte, Angela Merkel zu entführen. Doch ein Mitglied der Gruppe, Johnny Wanker, war ein geheimer Spitzel der CIA, und hatte das Vorhaben auffliegen lassen.
Rudi wurde in Handschellen und Maulkorb abgeführt. Die Spezialeinheit zog sich zurück und die Leute wandten sich wieder ihren Gesprächen zu. Emma war noch ein wenig verdutzt, als sie hinter sich eine undefinierbare Stimme hörte: "Hallo Emma, da bist du ja..." Sie drehte sich um und wusste sofort, was los war. Vor ihr stand Leticia, und Emma hatte die ganze Zeit mit einem Macho-Arschloch geflirtet.
Es war Liebe auf den ersten Blick, und nur wenige Wochen später standen die beiden vor dem Altar, wo eine lesbische Priesterin in Doc Martens Stiefeln und einem Kermit the Frog Kostüm feierlich verkündete: "Hiermit erkläre ich euch zu Mensch und Mensch!" Die Menge jubelte.
Die Heirat der beiden löste weltweit ein neues Geschlechterverständnis aus. Schon bald wurde die Sprache vollständig homogenisiert und Mann und Frau waren Wörter der Vergangenheit. Bald wurden Pissoirs abgeschafft, und bei Neugeborenen wurden auf diskriminierende Sätze wie "es ist ein Junge!" verzichtet und stattdessen gerufen: "Es ist ein Menschens!" Und bei Vermählungen wurden statt des Familiennamens neue Fantasiewörter aus einem Zufallsgenerator vergeben. Als Konsequenz all dessens kehrte nach 3 Jahren der Weltfrieden ein.
Ende