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Rote Minze

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16.08.2017
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Rote Minze

Rote Minze
Der Fluss war schnell und gewaltig. Tausende kleine Wellen überschlugen sich mitten im Strom des Flusses und formten diesen. Es war schlichtweg unmöglich ihn zu durchqueren bei dieser Strömung, selbst Leute die keinerlei Wissen hatten über Schwimmen oder Flüsse oder Wasser an sich, wussten dies. Am Ufer dieses reißenden Flusses saß er, weich gebettet auf dem sattgrünen Gras der angrenzenden Wiese, welche wiederum von großen, noch sattgrüneren blühenden Schwarzpappeln umgeben war. Ein Mann, mit dunkelblonden Haaren, seine Augen waren, wie ihm alle sagten, grün und manchmal gräulich. Vielleicht waren sie auch ein Gemisch aus beiden Farben. Seine grün-gräulichen Augen waren mit Leere gefüllt und selbst Optimisten würden keine Hoffnung in ihnen erkennen können. Sein Blick war starr gerichtet auf den Fluss. Seine Knie waren an seinen Oberkörper gezogen und die Arme umklammerten die Knie innigst. Es war Sommer und alles um ihn herum stand in prächtiger Blüte. Doch dieser Mann saß da, in einem dünnen Baumwollpullover, dunkelrot gefärbt und seiner vom Gras, teilweise, grün verwaschenen Jeans. Neben ihm standen seine Schuhe, welche er nun packte und anzog. Das Anziehen der Schuhe fiel dem Mann offensichtlich sehr schwer und nur mit größter Mühe schaffte er es den zweiten zu schnüren.
Nachdem die Schuhe angezogen und geschnürt waren, verharrte der Mann noch ein paar wenige Momente in seiner innig umklammernden Pose und konnte sich schließlich aus dieser befreien und aufstehen. Als er gerade stand, schien es als würde er taumeln vor Benommenheit, von weiten konnte man ihn für einen Betrunkenen halten, der sich erholen musste am Ufer des Flusses von einer anstrengenden Nacht. Jedoch war der Mann nicht betrunken, er taumelte vor innerer Leere und Verzweiflung Richtung zuhause. Ihm graute es vor dem Heimweg. Dennoch verließ er die sattgrüne Wiese und wandte sich ab von den noch sattgrüneren Schwarzpappeln. Er folgte einem kleinen Pfad, schnitt sich dabei die, eh schon verunstaltete, Jeans auf und kam schlussendlich an einer kleinen Mündung zu einer Straße an.
Die Häuser waren in dezenten, aber doch auffallend hübschen Farben gehalten. Es reihten sich sanfte Gelb-, Rosa-, Blau- und Grüntöne aneinander, gepaart mit den altertümlich wirkenden Ornamenten an deren Fassaden. In den Erdgeschossen, dieser bezaubernden alten Häuser, wurden im Laufe der Zeit immer mehr Läden eröffnet und einen Laden kannte der Mann besonders gut. Er hatte Angst an diesem Laden vorbeizulaufen, nicht weil er aussah wie er nunmal aussah, sondern aus Angst vor Erinnerungen, jedoch führte kein Weg vorbei, so schmerzlich es auch sein mochte. Der Mann trat den schweren Gang an auf dieser Straße, er nahm weder die wunderbaren Fassaden noch die umherlaufenden Leute, die wie Ratten aus ihren Löchern empor krochen, sobald es warm wurde, wahr. Er passierte viele kleine Läden, das Café, in dem er einst so gerne saß, seinen Espresso trank und die Tageszeitungen verschlang, das Kiosk, in dem er einst so gerne seine Zigaretten kaufte, welche er genüsslich im Café nebenan rauchte, die kleine Boutique, in der er einst so gern abwertende Gespräche mit dem Besitzer hielt über die unsägliche heutige Mode und das kleine Antiquariat, in dem er stundenlang ungestört stöbern konnte und bei Fragen zu bestimmten Werken, jederzeit von der älteren Dame, der das Antiquariat gehörte, viel zu lange Antworten bekam.
Doch nun, stockte sein Atem. Er bekam kaum Luft, so stockte es. Die Luft in seiner Lunge konnte nicht entweichen und sein Herz fing an zu rasen. „Rote Minze“, leuchteten die entsprechend angeordneten Neonlichtröhren über dem bevorstehenden Laden. Es war ein kleines Restaurant, zwischen dem kleinen Antiquariat und einem feinen Schuhladen, in dem hoher Wert gelegt wurde auf Handarbeit und Freundlichkeit. Vor dem Restaurant „Rote Minze“ befanden sich mehrere kleine Tische und Stühle, ein paar Menschen aßen dort ihr Abendbrot, sie lachten und unterhielten sich lautstark, teilweise über die einzelnen Tische hinweg.
Der Mann erinnerte sich, wie er einst an eben diesen Tischen saß, seine blutrote Tomatensuppe schlürfte und Teil der lautstarken Masse war. Er diskutierte und unterhielt sich mit Fremden, teils ihm bekannten Leuten über die Geschehnisse der Welt und andere Themen. Er war so enthusiastisch und voller Freude am Leben. Aus wenig machte er viel.
Als der Mann sich dem Restaurant weiter näherte warf er einen flüchtigen Blick hinein und er erkannte die Bilder an den Wänden, die Stühle und Tische aus Kirschholz, die roten Stoffservietten, ordentlich gefaltet auf den Tischen liegen und er traute seinen Augen kaum, sein Atem stockte ihm wieder, schlimmer als jemals zuvor, sein Herz raste unaufhörlich, seine Benommenheit war verschwunden, er konnte fühlen wie die Freude den Weg zu ihm zurückfand. Er taumelte nicht, sondern er ging entschlossenen Weges auf den Eingang des Restaurants zu.
„ Du bist hier!“, sagte der Mann im Moment des Eintretens mit einem Zittern in seiner sonst so gefestigten Stimme. „Du bist hier!“, sagte der Mann erneut und dieses Mal konnte er seine unfassbare Freude nicht verbergen.
Eine Frau an der Bar drehte sich um. Die Frau hatte lange, glänzende braune Haare, ihre Augen waren braun, wie die Tische und Stühle, die sie umgaben. Ihre Nase war klein und passte perfekt zu ihrem Gesicht, ihre Lippen waren gefüllt und rot geschminkt, jedoch nicht zu aufdringlich, wie man es öfter sah auf den Straßen. Ihr Mund verzog sich zu einem Grinsen und sie hatte eine Freude in ihren Augen, die selbst Pessimisten nicht verkennen konnten. Sie ging auf den Mann zu, ohne Worte, der Mann stand regungslos im Eingang der „Roten Minze“ und sie umarmte ihn, sie umarmte ihn, wie sie noch nie jemanden umarmte.
„Ich bin nicht gegangen“, flüsterte sie dem Mann in sein Ohr.
„Nimm Platz und ich bringe dir etwas zu essen. Hast du einen Wunsch?“, fragte sie erwartungsvoll.
Der Mann erwiderte: „Ja, Tomatensuppe, bitte.“

 
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Hej Schillerlocke,

ich schreib mal beim Lesen mit:

Tausende kleine Wellen überschlugen sich mitten im Strom des Flusses und formten diesen.
Das weiß man. Versuch besser, ein eigenes Bild daraus zu machen. Farbe des Wassers, der Blick darüber, vielleicht Schaum oder Strudel.

selbst Leute die keinerlei Wissen hatten über Schwimmen oder Flüsse oder Wasser an sich, wussten dies.
Welcher Mensch hat kein Wissen über Wasser? Die Erklärung bräuchte es gar nicht. Du meinst schwimmend, oder?

seine Augen waren, wie ihm alle sagten, grün und manchmal gräulich. Vielleicht waren sie auch ein Gemisch aus beiden Farben. Seine grün-gräulichen Augen waren mit Leere gefüllt und selbst Optimisten würden keine Hoffnung in ihnen erkennen können.
Du beschreibst die Augenfarbe, eigentlich geht es Dir aber um die Hoffnungslosigkeit in seinem Blick, die solltest Du einzufangen versuchen.

die Arme umklammerten die Knie innigst.
Das finde ich süß. Als wäre er verliebt in seine Knie.

Er folgte einem kleinen Pfad, schnitt sich dabei die, eh schon verunstaltete, Jeans auf
fett markierte Kommas weg

noch die umherlaufenden Leute, die wie Ratten aus ihren Löchern empor krochen, sobald es warm wurde, wahr.
das macht man eigentlich nicht, so abgetrennt
Besser:
noch die umherlaufenden Leute wahr, die wie Ratten aus ihren Löchern empor krochen, sobald es warm wurde.

ihre Lippen waren gefüllt
womit?

Offensichtlich hat der Mann gedacht, die Frau wäre nicht mehr da, wohlmöglich über den Fluss (mit 'nem Boot vllt) davon geschippert und dadurch unerreichbar geworden. Ist sie dann doch nicht und der Mann freut sich. Sie auch.
Du deutest einen Konflikt an, der gleich darauf verschwunden ist und ohne zu erfahren, warum der Mann für eine kurze Zeit glaubte, verlassen zu sein, ohne ein Gefühl dafür zu bekommen, warum sie ihm so wichtig ist, bleibt man da auf der Strecke.

Ein bisschen mehr Hintergrundinfo wäre in dem Fall schön. Da könntest Du mehr draus machen.

Viel Spaß noch hier
Gruß
Ane

 
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Hi Schillerlocke,

einerseits finde ich den Text gar nicht so schlecht: recht anschaulich erzählt und mit häufig angenehmer Wortwahl. Andrerseits fallen mir auch viele Wiederholungen und Umwege auf, die mir wie unnötige Schnörkel vorkommen.

Mit den Umwegen geht es gleich am Anfang los:

Der Fluss war schnell und gewaltig. Tausende kleine Wellen überschlugen sich mitten im Strom des Flusses und formten diesen.
Zweimal Fluss, dann noch Rückbezug auf ihn durch das hinweisende Fürwort. Schlanker wäre nicht so schwer, z.B. so was wie: "Tausende kleine Wellen formten einen schnellen und gewaltigen Strom." Oder so ähnlich. Ideal finde ich diesen Vorschlag selbst noch nicht, unter anderem weil ein halber Widerspruch darin erhalten bleibt, den du, vielleicht aus Freude an den Worten, aus meiner Sicht eingebaut hast: Tausende kleine Wellen formen einen gewaltigen Strom? Bei tausenden kleinen Wellen denke ich eher an ein stehendes Gewässer, über das der Wind streicht.

Es war schlichtweg unmöglich ihn zu durchqueren bei dieser Strömung,
Gerade eben Strom, jetzt Strömung. Kann ganz gut weg: ... ihn zu durchqueren - und Punkt.

selbst Leute die keinerlei Wissen hatten über Schwimmen oder Flüsse oder Wasser an sich, wussten dies.
Ja, erst recht, die wissen sogar von kleineren Gewässern, dass die nicht zu durchqueren sind ...

Am Ufer dieses reißenden Flusses saß er,
Saß wer? Der Fluss? Ein Personalpronomen benutzt man typischerweise, wenn man zuvor gesagt hat, von wem oder was die Rede ist. Viele führen damit zwar auch gerne ihre Charaktere ein, aber ich zumindest bin dafür, das nur ganz bewusst als Stilmittel einzusetzen. Erschiene mir glatter: "Am Ufer saß, weich gebettet auf dem sattgrünen Gras der angrenzenden Wiese, welche wiederum von großen, noch sattgrüneren blühenden Schwarzpappeln umgeben war, ein Mann, mit dunkelblonden Haaren."

seine Augen waren, wie ihm alle sagten, grün und manchmal gräulich. Vielleicht waren sie auch ein Gemisch aus beiden Farben. Seine grün-gräulichen Augen
Ich glaube zwar, dass du diese Wiederholungen hier mit Absicht eingebaut hast, aber trotzdem wirkt es auf mich, als habe sich der Autor nicht entscheiden können. Grünlich-graue Augen - reicht eigentlich einmal, die zwei Vorbereitungssätze können ohne weiteres weg.

waren mit Leere gefüllt und selbst Optimisten würden keine Hoffnung in ihnen erkennen können.
Find ich auch nicht so doll. Warum soll es mich interessieren, was Optimisten darin erkennen können? In seinem Blick liegt keine Hoffnung, fertig.

Sein Blick war starr gerichtet auf den Fluss. Seine Knie waren an seinen Oberkörper gezogen und die Arme umklammerten die Knie innigste.
Steigerung wird ich weglassen, fraglich auch, ob das geht: Knie innig umklammern. Klingt so, als sei er in seine Knie verliebt. (Innig kommt weiter unten nochmal.)

Das Anziehen der Schuhe fiel dem Mann offensichtlich sehr schwer und nur mit größter Mühe schaffte er es den zweiten zu schnüren.
Find ich aus zweierlei Gründen etwas ungeschickt: Zum einen hab ich nicht vor Augen, wie er den ersten geschnürt hat. Ist ihm das auch schwer gefallen? Zum andern erscheint mir sehr schwer und größte Mühe, auf noch in dieser Doppelung, übertrieben. Mir fehlt auch ein Grund, wenn du die Sache schon so hervorhebst. Hat er z.B. klamme Finger? Sind die Füße geschwollen?

schien es als würde er taumeln vor Benommenheit, von weiten konnte man ihn für einen Betrunkenen halten, der sich erholen musste am Ufer des Flusses von einer anstrengenden Nacht. Jedoch war der Mann nicht betrunken,
Wenn er nicht betrunken war, würde ich mir den Umweg sparen. Das kann man sich denken, dass ein Taumelnder aus der ferne für einen Betrunkenen gehalten werden könnte. Aber was hat das mit ihm aktuell zu tun?

Soweit mal zu den Details. Im Grunde zieht sich das durch den Text, finde ich: Viele Wörter um der Wörter willen, weniger weil es der Sache dient. Wörter zu lieben ist ja nicht verkehrt, aber weniger schwärmerisch ginge es vielleicht auch.

Nur noch ein Wort zum Schluss: Den finde ich verunglückt. Man weiß ja eigentlich nichts über die Frau. Was findet er an ihr? Was war das Problem? Er hat schon einmal Tomatensuppe bestellt, ja gut. Das haut mich irgendwie nicht um, dass er das nun ein zweites Mal tut. Wenn die Tomatensuppe etwas bedeuten würde, dann könnte das ein Knalleffekt sein, der als Understatement daherkommt. Aber davon sagst du nichts und deutest wenig an. Mir jedenfalls ist das nicht genug, es wirkt unfertig, und fast schonunfreiwillig komisch. Etwas ganz anderes wäre es wiederum, wenn - ist jetzt kein Witz - der Alte dement wäre und die Tomatensuppe einen der wenigen Anker darstellen würde, an denen er sich noch orientieren kann. Ich könnte das sehr bewegend finden, wenn es gut gemacht ist, wie ein solcher Alter mit seiner Liebe zu der Wirtin ringt. Aber ich fürchte, das ist nicht die Geschichte, die du erzählen wolltest.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
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Hi erdbeerschorsch und Ane

erstmal möchte ich mich bei Euch für die Kritik bedanken.

Allerdings möchte ich auch ein wenig zur Aufklärung beitragen. Diese Geschichte habe ich absichtlich sehr vage gehalten. Ganz gemäß der Eisbergtheorie solle sie nur ansatzweise etwas verraten und den Leser so zum Denken anregen, was auch gut funktioniert hat bei Erdbeerschorsch ;). Ich selbst fand aber auch, dass die Geschichte teils ein wenig unter den Wiederholungen leidet und bin daher sehr dankbar, das bestätigt zu bekommen.
Die Aussage mit den Optimisten, dient in dem Kontext als Hyperbel einerseits und andererseits konträr zu der Aussage mit den Pessimisten im letzten Drittel des Textes.
"selbst Leute die keinerlei Wissen hatten über Schwimmen oder Flüsse oder Wasser an sich, wussten dies", auch diese Aussage dient als Hyperbel, denn es wird kaum Menschen geben, die keinerlei Ahnung haben über Wasser etc.

Dankeschön!
Mit freundlichen Grüßen
Schillerlocke

 
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Hi Schillerlocke,

freut mich, dass dir die Kritik nicht die Laune verdorben hat.

Ich hake einfach hier noch mal nach:

Diese Geschichte habe ich absichtlich sehr vage gehalten.
Ich spieße mal das Wörtchen "absichtlich" auf. Das liest man immer wieder und ich bin als letzter von allen frei von der Versuchung, mich durch Absichten entschuldigt zu hoffen. Sicher macht es einen Unterschied, ob man aus Versehen vage ist oder mit Absicht, im ersten Fall ergibt sich der Änderungsbedarf von selbst, im zweiten nicht. Er hat sich im zweiten Fall aber auch nicht von selbst erledigt. Ich sehe die Geschichte jetzt nicht anders. Es fällt mir nicht wie Schuppen von den Augen, so dass ich mir denke: Aha, ja wenn es Absicht war, dann finde ich das toll. Ich finde die Absicht immer noch nicht besonders gut umgesetzt. Das ist jetzt eben das schwierige: Etwas mit Absicht zu machen ist soweit noch leicht, aber wenn es dann auch gut werden soll, wird es schwer.

Ich fand eine Stelle leicht unfreiwillig komisch. Nehmen wir mal an, wir hätten eine Geschichte, die wäre zugleich absichtlich vage und unfreiwillig komisch. Dann müsste sich der Autor dem stellen: Nimmt er es in Kauf, dass die Geschichte unfreiwillig komisch wirkt, solange es ihm gelungen ist, sie vage zu erzählen? Die unfreiwillige Komik verschwindet ja nicht, wenn man die Vagheit als Absicht erkennt.

Nun fand ich deine Geschichte nur punktuell unfreiwillig komisch, dafür schienen mir an anderen Punkte die Bilder schief zu sein und an wieder anderen die Sprache leer zu laufen. Wenn das stimmt, müsstest du dich wieder fragen: Willst du das? Und so weiter. Und unterm Strich: Nimmst du die unabsichtlichen Folgen für die Umsetzung deiner Absichten in Kauf?

Ob es nun gut funktioniert hat, mich zum Denken anzuregen, fällt mir selbst nicht ganz leicht zu entscheiden. Ich muss gestehen, dass ich dann und wann auch schon zu erfüllenderen Denkanstößen Zugang hatte. Diesem möglichen Schluss kann ich allerdings trotz allem wirklich was abgewinnen. Aber darf ich dir das überhaupt anrechnen, oder ist das eher ein Zufallsprodukt? Ich tippe auf das zweite, höre es aber gern, wenn du mir widersprechen kannst.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo Schillerlocke,
was mich in Deinem Text immer wieder stolpern ließ, sind die für mich so wirkenden Umständlichkeiten in der Sprache. Das sind manchmal Kleinigkeiten. Ja, ich finde es zu umständlich, als dass da für mich ein Fluss entstünde, um den es ja geht.
Ich gebe mal ein paar Beispiele:

Das empfinde ich schon als zu ungenau. Der Fluss war ...

Der Fluss war schnell und gewaltig.

Und formten diesen. Auch etwas ungelenk.
Tausende kleine Wellen überschlugen sich mitten im Strom des Flusses und formten diesen.

Da auch. Kleine Füllwörter, die so bewusst betonen wollen: schlichtweg, keinerlei.
Es war schlichtweg unmöglich ihn zu durchqueren bei dieser Strömung, selbst Leute die keinerlei Wissen hatten über Schwimmen oder Flüsse oder Wasser an sich, wussten dies.

Hier für mich eben ein Overload an beschreibenden Begriffen: reißend, weich, sattgrün, angrenzend, und die wiederum groß, noch sattgrüner, noch blühender. Dann dunkelblond, grün-grau.
Am Ufer dieses reißenden Flusses saß er, weich gebettet auf dem sattgrünen Gras der angrenzenden Wiese, welche wiederum von großen, noch sattgrüneren blühenden Schwarzpappeln umgeben war. Ein Mann, mit dunkelblonden Haaren, seine Augen waren, wie ihm alle sagten, grün und manchmal gräulich.

Hier ist die Hose nur teilweise verwaschen. Offensichtlich ist es sehr schwer und mit größter Mühe schnürt er sie.

teilweise, grün verwaschenen Jeans. Neben ihm standen seine Schuhe, welche er nun packte und anzog. Das Anziehen der Schuhe fiel dem Mann offensichtlich sehr schwer und nur mit größter Mühe schaffte er es den zweiten zu schnüren.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, ich komme durch die forcierte Beschreibung, die sich auch oft im Superlativ bewegt, nicht in den Text hinein. Einerseits habe ich vielleicht beim Lesen keinen Leerraum, den ich mit eigenen Vorstellungen füllen kann, weil mir das Grasgrün zu sehr vorgegeben wird. Auf der anderen Seite schreckt mich vielleicht auch das "mit der Nase gestubbst werden" ab. Dass ich so hingestoßen werde, so wie: "Schau mal! Das fällt ihm schwer! Siehst du das! Guck!" Vielleicht ist es das, wie gesagt, ich kanns nicht genau beschreiben. Aber es könnte die Fährte sein. Bei mir!
Beste Grüße
rieger

 

Hi Schillerlocke!
(Hommage an den Dichter oder an den Fisch?)

Der Mann erinnerte sich, wie er einst an eben diesen Tischen saß, seine blutrote Tomatensuppe schlürfte

Blutrot ist ja schon ziemlich intensiv! Neugierige Frage an den Hobbykoch(?): Wovon ist die Suppe blutrot: Tomate, rote Minze, rote Beete?

Allerdings möchte ich auch ein wenig zur Aufklärung beitragen. Diese Geschichte habe ich absichtlich sehr vage gehalten. Ganz gemäß der Eisbergtheorie solle sie nur ansatzweise etwas verraten und den Leser so zum Denken anregen

Ich mag Modelle und Theorien! Aber nur dann, wenn sie mir bei der Lösung des Problems helfen. Beim Eisberg fallen mir spontan große Schiffe und unheilvolle Kollisionen ein. :D Ich bezweifle, dass die Eisbergtheorie hier sinnvoll angewendet werden kann.

Ich mag eher das Bild "contract with the reader", falls dir das etwas sagt.
Wirst du hier an der Geschichte weiterarbeiten?

LG, Anne (hoffnungsfroh ... ;))

 

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