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Rotbarsch mit Zitrone
Emil Rotbarsch hatte schlecht geschlafen. Zumindest glaubte er das, weil er sich erinnern konnte, einige Male von einfallendem Licht geweckt worden zu sein. Sein Körper signalisierte Erschöpfung. Er fühlte sich ausgepresst. Er fror. Vollständige Dunkelheit umgab ihn. Irgendetwas schien ihn zu umgeben und schränkte seine Bewegungsfreiheit ein. Es fühlte sich an, wie ein Neoprenanzug. So gut es ging, begann er, seine Umgebung zu erkunden. Nachdem sich seine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, waren er imstande, erste Umrisse wahrzunehmen. Emil konnte sie nicht zuordnen; sie waren ihm fremd.
Gestern waren sie doch noch auf Urlaub gewesen, hatten getaucht und Korallenriffe erkundet. Das rote Meer bot ein unglaubliches Spektrum. Sie hatten den Sonnenuntergang und ihre Liebe mit jeder Menge Wein gefeiert. Und jetzt befand er sich plötzlich in arktischen Gefilden?
Emils Orientierungsversuche wurde durch einen erneuten Lichteinbruch jäh unterbrochen. Er kam nicht mehr dazu, sie fortzusetzen. Ein gewaltsamer Griff beförderte ihn aus seinem Gefängnis und schleuderte ihn auf eine Glasplatte. Ein Tuch kam auf ihn zu und begann, ihn abzutrocknen. Als er in die Hitze des Backrohrs geschoben wurde, verlor er das Bewusstsein. „Kinder das Essen ist gleich fertig!“ waren die letzten Worte, die er wahrnahm.
„Emil, so wach doch endlich auf. Ich versuche schon seit Stunden, dich aus deinem Betttuch rauszukriegen! Ich habe die Klimaanlage kühler gedreht, es war so heiß hier!“ Die Stimme seiner Frau begann in seinen Schlaf vorzudringen. „Ich träumte, ich wäre ein Fisch und würde gegrillt“, antwortete Rotbarsch mit Erleichterung! Dann traf ihn die Glut mit voller Wucht!