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Rot in einem Meer aus Schwarz

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03.04.2016
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Rot in einem Meer aus Schwarz

Du hast mich die wahre Bedeutung von Schmerz gelehrt. Schmerzen, die alles einhüllen, verdrängen, Rot in einem Meer aus Schwarz. Schwarz, die völlige Abwesenheit von Licht. So hast du meiner Welt jegliche Farbe entzogen und sie in dir vereint, zu einem bohrenden, brennenden Rot gebündelt.

Noch immer steht meine Welt still, wenn jemand, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, an mir vorüber geht. Dann sehe ich dich vor mir, die Hände tief in den Taschen vergraben. Der Wind zerrt an deiner Kapuze, dein Blick fest auf den Horizont gerichtet. Manchmal dauert es nur ein paar Minuten, meistens viele Stunden, bis ich wieder in der Lage bin, Nuancen von Grau wahrzunehmen.

„Siehst du die Wolke dort, die den Horizont beinahe berührt? Ich frage mich, was wohl darunter liegt.“
Du hast mir deine Hand entgegen gestreckt. „Lass uns nachsehen.“

Stunden zogen wie Bäume am Straßenrand am Fenster deines klapprigen T2 vorbei. Immer wieder hast du mich gefragt, ob ich sie noch sehe, die Wolke. Ich hatte sie längst aus den Augen verloren, dort war nur Platz für dich.

„Weißt du was? Irgendwann machen wir einen winzigen Buchladen auf irgendwo in …“

… ich habe es vergessen, wie so viele Worte, die deine Lippen verließen. Der besondere Klang deiner Stimme löschte jeglichen Inhalt, ehe er meinen Verstand erreichte. Deine Stimme, eine sehr junge Version von Hans Paetsch, die mich zurück in die heile Welt meiner alten Hörspielkassetten katapultierte. Noch heute möchte ich ‚Play‘ drücken, wieder und wieder, deinen Worten lauschen, nächtelang in deine Welt eintauchen.

Hast du mittlerweile einen dritten Akkord auf der Gitarre gelernt? Das Scheppern der Saiten schmerzte in meinen Ohren. Du hast vor mit gekniet, mir tief in die Augen gesehen. Wir haben gelacht. Aber mein Herz hat nicht gelacht. Es hat geschrien vor Schmerz, du solltest gehen, mich endlich in Ruhe lassen, zu mir kommen, mich in den Arm nehmen und nie mehr loslassen. Beides hast du nicht getan.

Stattdessen hast du den Regenschirm über mich gehalten, mich vor dem Regen geschützt, den ganzen Weg, als ich nur noch von dir wegwollte.

„Ich wünschte, ich könnte deine Gefühle erwidern. Gib mir Zeit.“

Ich habe dir geglaubt. Vielleicht hätte ich es nicht tun sollen, aber ich wollte es glauben. Zu gerne wollte ich an die wunderschöne Zukunft glauben, die du uns ausgemalt hast. Du warst immer an meiner Seite, hast mich getröstet, abgelenkt, mit mir gelacht und mich doch nie an dich herangelassen. Nie durfte ich erfahren, was wirklich in dir vorgeht, obwohl ich die Traurigkeit beinahe greifen konnte.

„Ich muss weg, weit weg, alleine. Ich kann nicht länger an diesem Ort existieren.“

Manchmal, wenn ich mich stark genug fühle, trage ich noch immer dein ledernes Armband.

 

Liebe Rotmeise,

einen schönen Text teilst du da mit uns. Dein emotionaler Schreibstil lässt den Leser nicht auf ein großes Ereignis warten, sondern ermöglicht ein betroffenes "Zuhören".
Wenn alles passt, also die Sprache schön ist und die Emotionen greifbar sind, mag ich sowas sehr. Das ist hier der Fall.
Danke für den melancholischen Ausflug.

"Stunden zogen wie Bäume am Straßenrand am Fenster deines klapprigen T2 vorbei. Immer wieder hast du mich gefragt, ob ich sie noch sehe, die Wolke. Ich hatte sie längst aus den Augen verloren, dort war nur Platz für dich."

-> Der stärkste Absatz, wie ich finde. Wirklich schön! Auch dass der Mann vorschlägt, einfach "nachzusehen", was "unter der Wolke liegt", hat mir gut gefallen.

Soweit ein kleiner Leseeindruck meinerseits.

Liebe Grüße,
JackOve

 

Lieber JackOve,

vielen Dank für dein Feedback und dass du den Gedanken meiner Erzählerin bei ihrem kurzen, sentimentalen Ausflug „zugehört“ hast. Dass du die Emotionen als „greifbar“ beschreibst, freut mich wirklich sehr, würde ich den Text doch als kleinen Abstecher in einen ganz anderen, für mich neuen, Schreib- und Geschichtenstil bezeichnen. Daher bin ich froh, dass Sprache und Emotion dich erreicht haben.

Liebe Grüße,
Rotmeise

 

Hallo Rotmeise,

ich finde den Text in der Tat ganz anders als deine vorherigen. Du hast dich meiner Meinung nach immer mehr gesteigert bis zum Pfirsichhaar und nun das hier. Du schreibst wie ein anderer Mensch, aber in positivem Sinne, ich kann noch mehr mitfühlen bei dem was du er erzählst. Und so kurz ist der Text, aber dennoch als sei alles darin gesagt.

Ich kann kritisieren, dass das irgendwie keine richtige Geschichte ist, sondern eher so Momentaufnahmen oder so, aber mir ist das gerade gleich. Das ist emotional ohne kitschig zu sein, und es berührt mich.

Lg, chico

 

Liebe Rotmeise,

du beschreibst den Schmerz, sich in jemanden zu verlieben und dann immer auf eine Armlänge auf Abstand gehalten zu werden. Gerade für die Intensität des Schmerzes findest du eindrucksvolle Bilder.

Du hast mich die wahre Bedeutung von Schmerz gelehrt. Schmerzen, die alles einhüllen, verdrängen, Rot in einem Meer aus Schwarz. Schwarz, die völlige Abwesenheit von Licht. So hast du meiner Welt jegliche Farbe entzogen und sie in dir vereint, zu einem bohrenden, brennenden Rot gebündelt.

Der erste Absatz gefällt mir gut.

„Was macht eine tolle Frau, wie du, an diesem Ort?“, hast du mich gefragt.

Das empfinde ich als etwas abgedroschen, so als Anmache. Später findest du mit der Wolke frischere Bilder. Was mich als Leserin, genauso wie deine Ich-Erzählerin irritiert ist, dass er sich ja offenbar sehr um sie bemüht, um sich dann zurückzuziehen. Da gibt es eine Einseitigkeit. Er gewinnt ihr Herz, hält aber sein Eigenes verschlossen. Tja, und dann seine Traurigkeit. Gemein, dass der Mann sich einfach nicht retten lassen will. :(

Noch immer steht meine Welt still, wenn jemand, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, an mir vorüber geht. Dann sehe ich dich vor mir, die Hände tief in den Taschen vergraben. Der Wind zerrt an deiner Kapuze, dein Blick fest auf den Horizont gerichtet. Manchmal dauert es nur ein paar Stunden, meistens viele Tage, bis ich wieder in der Lage bin, Nuancen von Grau wahrzunehmen.

Dieses Bild finde ich schön, aber etwas irritiert mich auch daran. Die vielen Tage kommen mir übertrieben vor. "Nuancen von Grau" stehen dafür, dass sie vorher alles schwarz wahrnimmt, also nochmal bezogen auf den ersten Abschnitt des Textes? Fast hätte ich erwartet, dass du noch einmal zum ersten Satzes zurückkehrst:

Noch immer steht meine Welt still, wenn jemand, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, an mir vorüber geht.

So in dem Sinne, dass es lange dauert, bis ihre Welt sich wieder beginnt zu bewegen. Ist nur so ein Gedanke.

Der besondere Klang deiner Stimme löschte jeglichen Inhalt, ehe er meinen Verstand erreichte.

Schön!

Deine Stimme, eine sehr junge Version von Hans Paetsch, die mich zurück in die heile Welt meiner alten Hörspielkassetten katapultierte.

Den kenne ich gar nicht, das hat mich total rausgehauen. Ich stelle mir einen alten Kinderbucherzähler in verjüngter Form vor und finde das auch irgendwie so unerotisch. Auch deine Erzählerin wirkt dadurch sehr kindlich, so wie sie überhaupt sehr passiv rüberkommt. So ein kleiner Verdacht glimmt in mir auf, dass sie auch etwas damit zu tun hat, dass er ihr keine Chance gibt sich ihm wirklich zu nähern.

Du hast vor mit gekniet, mir tief in die Augen gesehen. Wir haben gelacht. Aber mein Herz hat nicht gelacht. Es hat geschrien vor Schmerz, du solltest gehen, mich endlich in Ruhe lassen, zu mir kommen, mich in den Arm nehmen und nie mehr loslassen. Beides hast du nicht getan.

Sie ist ihm gegenüber auch nicht wirklich offen. Und er wird hier für mich nicht mehr so stimmig. Ist das doch einfach ein Spiel, dass er mit ihr treibt? (Traurigkeit ist ja nun nicht die Entschuldigung für alles.) Oder ist er so blöd, dass er ihre wachsende Verliebtheit nicht bemerkt? Hier gefallen sie mir Beide überhaupt nicht.

Am Ende könnte ich mir auch noch einmal einen Bezug zum Titel vorstellen, ein Spiel mit Farben. Das Lederarmbändchen ist auch schon ein bisschen verbraucht als Bild, nach meinem Gefühl.

Ich habe jetzt echt oft das Wort "Bilder" verwendet, aber die sind das, was ich an deiner Geschichte interessant finde und ich glaube, dass du da auf einem guten Weg bist.

Liebe Grüße von Chutney

 
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Hallo Chico,

schön, dass du wieder vorbeischaust und danke für deinen wohlwollenden Kommentar. Noch mehr freue ich mich über deine Einschätzung, dass ich mich gesteigert habe. :shy:
Natürlich hast du recht, es ist keine klassische Geschichte, das hat mich auch lange davon abgehalten, den Text einzustellen. Dass du den Text nicht als kitschig empfindest, erleichtert mich sehr, war das doch der zweite Grund für mein Zögern.

Vielen Dank, Chico.


Hallo Chutney,

wow, so ein ausführliches Feedback, ich danke dir ganz herzlich!

„Was macht eine tolle Frau, wie du, an diesem Ort?“, hast du mich gefragt.
Das empfinde ich als etwas abgedroschen, so als Anmache.
Ja, da muss ich dir voll und ganz recht geben. Ich hatte es auch weniger als einen Anmachspruch angesehen, als einen Satz, der im Laufe eines Gesprächs fällt. Ich werde aber darüber nachdenken, vielleicht fällt mir etwas Besseres ein. Erstmal habe ich den Satz gestrichen.

Gemein, dass der Mann sich einfach nicht retten lassen will. :(
Hehe, nicht jeder Mann (oder Frau) möchte gerettet werden. ;)

Die vielen Tage kommen mir übertrieben vor. "Nuancen von Grau" stehen dafür, dass sie vorher alles schwarz wahrnimmt, also nochmal bezogen auf den ersten Abschnitt des Textes? Fast hätte ich erwartet, dass du noch einmal zum ersten Satzes zurückkehrst:
Stimmt, die Zeitabstände sind ein wenig übertrieben. Ich habe bereits Minuten und Stunden daraus gemacht und deine Idee mit der sich wieder drehenden Welt gefällt mir. Darüber denke ich aber noch ein bisschen nach, denn ich mag auch, dass sich dieses Bild wieder auf den ersten Absatz und auch auf den Titel bezieht.

Deine Stimme, eine sehr junge Version von Hans Paetsch, die mich zurück in die heile Welt meiner alten Hörspielkassetten katapultierte.
Den kenne ich gar nicht, das hat mich total rausgehauen. Ich stelle mir einen alten Kinderbucherzähler in verjüngter Form vor und finde das auch irgendwie so unerotisch.
Hans Paetsch ist ein (unter anderem) Hörspielsprecher, dessen Stimme fast jeder schon einmal gehört haben wird, dessen Namen aber tatsächlich kaum jemand kennt. Ich wollte hier einfach gerne ausdrücken, dass er eine Stimme hat, der man stundenlang zuhören kann, ohne das so platt hinzuschreiben. Paetsch hat ein sehr schwer zu beschreibendes „Knacken“ in der Stimme, für das ich auch jetzt noch keine treffende Beschreibung finde. Tja, unerotisch, Geschmäcker sind verschieden, aber ich wollte damit eher eine Art Geborgenheit ausdrücken, dass die Protagonistin durch die Stimme völlig abtaucht.

Auch deine Erzählerin wirkt dadurch sehr kindlich, so wie sie überhaupt sehr passiv rüberkommt.
Kindlich? Ja, sie ist noch jung in meiner Vorstellung. Passiv? Stimmt, sie wirkt passiv, aber ich denke, sie ist einfach verunsichert durch seine gegensätzlichen Signale. Sie sehnt sich nach ihm, hat aber Angst, ihn zu verscheuchen, wenn sie auf ihn zugeht. Immerhin spricht sie ihre Gefühle offen an.

Sie ist ihm gegenüber auch nicht wirklich offen. Und er wird hier für mich nicht mehr so stimmig. Ist das doch einfach ein Spiel, dass er mit ihr treibt? (Traurigkeit ist ja nun nicht die Entschuldigung für alles.) Oder ist er so blöd, dass er ihre wachsende Verliebtheit nicht bemerkt? Hier gefallen sie mir Beide überhaupt nicht.
Mit seinen Gefühlen ist das so eine Sache. Ich stelle es mir so vor, dass er sich einfach selbst nicht sicher ist, was er fühlen soll. Er schwankt zwischen intensiver Freundschaft und tiefergehenden Gefühlen. Vielleicht kann er auch einfach nicht an seiner Traurigkeit vorbei, seine Sehnsucht nach der Ferne macht ihn rastlos und unfähig, sich zu binden (was tatsächlich nicht der einzige Grund sein sollte). Ich glaube, er bemerkt sehr wohl ihre Verliebtheit und weil er sie sehr gern mag, würde er ihre Liebe gerne erwidern, aber etwas hält ihn davon ab. Ich würde ihm aber unterstellen, dass er keine Spielchen treibt und sich daher auch immer wieder distanziert.

Am Ende könnte ich mir auch noch einmal einen Bezug zum Titel vorstellen, ein Spiel mit Farben. Das Lederarmbändchen ist auch schon ein bisschen verbraucht als Bild, nach meinem Gefühl.
Guter Hinweis. Hast du einen Tipp?

Ich habe jetzt echt oft das Wort "Bilder" verwendet, aber die sind das, was ich an deiner Geschichte interessant finde und ich glaube, dass du da auf einem guten Weg bist.
Die Bilder waren es, mit denen ich bewusst gespielt habe, daher freut es mich sehr, dass du das positiv anmerkst und danke, ich werde versuchen, den Weg weiterzugehen.

Liebe Grüße,
Rotmeise

 

Hallo maria,

vielen Dank für deine ehrlichen und direkten Worte. Das ist es, was ich hier (unter anderem) so schätze.
Deine Reaktion überrascht mich nicht. Wie gesagt, habe ich selbst lange gezögert, den Text zu posten, eben weil es keine richtige Geschichte ist.
Farblose Charaktere? Zumindest bei der Erzählerin hast du da vermutlich recht. Bei ihm hätte ich es anders vermutet, aber verstehe dennoch, was du meinst.
Dass du den Schmerz nicht nachempfinden konntest, finde ich sehr schade. Allerdings fehlt mir gerade die Vorstellung, wie ich auch dich hätte besser abholen können.
Ich habe übrigens nicht versucht, einen „großartigen“ Text zu schreiben. Dieser Text ist aus einer melancholischen Stimmung heraus entstanden und sollte nie veröffentlicht werden. Da ich hier aber etwas für mich Neues ausprobiert habe, war ich nun doch gespannt, ob dieser Stil in eine gute Richtung geht oder ob ich auf dem Holzweg bin. Deiner Meinung nach letzteres, damit muss ich wohl leben.

Viele Grüße,
Rotmeise

 

"A noir, E blanc, I rouge, U vert, O bleu : voyelles,
Je dirai quelque jour vos naissances latentes:
A, noir corset velu des mouches éclatantes
Qui bombinent autour des puanteurs cruelles,
...
I, pourpres, sang craché, rire des lèvres belles
Dans la colère ou les ivresses pénitentes;
…."
Arthur Rimbaud​

Du hast mich die wahre Bedeutung von Schmerz gelehrt. Schmerzen, die alles einhüllen, verdrängen, Rot in einem Meer aus Schwarz. Schwarz, die völlige Abwesenheit von Licht. So hast du meiner Welt jegliche Farbe entzogen und sie in dir vereint, zu einem bohrenden, brennenden Rot gebündelt.
könnte zu "rastlos" passen, der vergangenen Liebe,

liebe Rotmeise.

Der schon wieder!, wirstu vllt. klagen, aber dem gefällt diese Schwarz-weiß-Malerei, selbst wenn die Unfarbe Weiß nur sehr indirekt in der Wolke

„Siehst du die Wolke dort, die den Horizont beinahe berührt? Ich frage mich, was wohl darunter liegt.“
Du hast mir deine Hand entgegen gestreckt. „Lass uns nachsehen.“
aufleuchtet. Das Spiel mit der Farbsymbolik (Rot = Liebe und Leidenschaft, aber auch Blut und Agression; Schwarz = Tod und Trauer [da wird der Kuss von Himmel und Erde am Horizont bereits vom weißen Leichentuch der Wolke bedeckt], und Grau als das Alter, wenn auch nicht unbedingt Weisheit)

Und selbst ein wenig Ironie, die einen selbst die schwärzeste Nacht überstehen lässt, meine ich zu entdecken

Hast du mittlerweile einen dritten Akkord auf der Gitarre gelernt? Das Scheppern der Saiten schmerzte in meinen Ohren. Du hast vor mit gekniet, mir tief in die Augen gesehen. Wir haben gelacht.

Und damit wären alle Bedingungen des Korinther Briefes, was Liebe sei, erfüllt: Liebe, Glaube, Hoffnung und der Wulfila kann noch mal seinen Schatten auf uns werfen (der Anfang ist identisch mit der Notiz unter rastlos)

Die Goten kannten neben dem liufs für lieben und „gern tun“ das Verb frijon und der frijons war der Kuss, frijond/i (es gilt die gleiche Lautung wie heutigentags bei uns) den/die Freund/in heraus. Und weil Wulfila den Goten die Bibel übersetzte, kann nicht verwundern dass auch zwei weitere Elemente der Passage des Korinther-Briefes über das, was Liebe sei, sich der Freiheit/Freundschaft zugesellt, der Glaube: galaubeins, dass sich zum galaubjan erweitert und vertrauen meint. Denn Glaube ist mehr als ein Nichtwissen, man vertraut eben dem Andern (und wär‘s ein Gott, der in all seiner Abstraktheit zum Urvertrauen wird, wie die erzwungene Liebe von Kind und Mutter). Das letzte Element wäre die Hoffnung, (lubains an sich, aber hier als) wenz = Erwartung, Hoffnung, ber auch verbal streben, wünschen, lieben, erreichen, gewinnen und siegen.

„Weißt du was? Irgendwann machen wir einen winzigen Buchladen auf irgendwo in …“ steht für mich für Hoffnung.

Gern gelesen vom

Friedel,
der sich die Übersetzung Rimbauds heute mal einfach macht und die eines Größeren wählt.

A schwarz E weiß I rot U grün O blau - vokale
Einst werd ich euren dunklen ursprung offenbaren:
A: schwarzer samtiger panzer dichter mückenscharen
Die über grausem stanke schwirren schattentale
...
I: purpurn ausgespienes blut gelach der Holden
Im zorn und in der trunkenheit der peinen.
...
Voyelles/Vokale, in der Übersetzung von Stefan George​

 

Lieber Friedel,

kaum hatte ich Gelegenheit, deinen ersten Kommentar zu beantworten, lese ich schon (mit nicht weniger Interesse) diese zweite Rückmeldung. Mitnichten klagend heiße ich dich auch bei dieser Geschichte willkommen, freue ich mich doch außerordentlich über dein weiteres „Gern gelesen“ und folge ebenso gern deinen erweiterten Ausführungen zu Liebe, Glaube und Hoffnung, besonders im (wörtlichen wie übertragenen) Rahmen der Farbvokale Rimbauds.

Natürlich erkennst du hier ganz richtig erneut die Rastlosigkeit, habe ich doch versucht, mich aus verschiedenen Richtungen diesem Thema zu nähern.
Du erweiterst die Farbpalette sogar noch um das Weiß; gerne würde ich behaupten, diesen Hinweis absichtlich eingeflochten zu haben. Es ist wirklich bemerkenswert, wie sehr du auf Details achtest.

Vielen Dank und herzliche Grüße,
Rotmeise

 
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Hallo Ronnie,

wirklich schade, dass meine konstruktiv gemeinte Kritik an deinem Text wohl nicht als solche bei dir angekommen ist.

Was mir primär im Gedächtnis von dir geblieben ist, war, dass für dich "Pimmel" ein sehr unschönes Wort ist.
Auch wenn das nicht hierher gehört: Wenn nur das bei dir hängen geblieben ist, dann wundere ich mich nicht, dass wir aneinander vorbeireden …

Nachdem du nun eine (!) meiner Geschichten gelesen hast, schließt du auf meinen allgemeinen Schreibstil, was ich, Entschuldigung, dann auch wieder nur als oberflächlich und einseitig bezeichnen kann. Zumal ich mich zu erinnern meine, dass wir uns schon bei mindestens einer weiteren meiner Geschichten begegnet sind. Ich nehme deine Kritik dennoch ernst, mit der du sicherlich nicht allein dastehst, möchte aber darauf hinweisen, dass NUR Schwarztee wenig Platz für Zwischentöne lässt, die für mich eine Geschichte interessant machen. Gleiches gilt für NUR Kamillentee, was ich sicherlich bereits selbst aus diesem Text gelernt habe, denn wir sind schließlich hier um uns auszuprobieren und daraus zu lernen.

Gruß
Rotmeise

 

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