Rosige Zeiten für unsere Krankenkassen
Reporter: Guten Tag, Herr Staatsminister. Sie kommen gerade aus einer Sitzung der Arbeitsgruppe "The Future of Healthservice, des Sozialministeriums. 10 Tage haben Sie hinter verschlossenen Türen getagt. Welche wichtigen Probleme wurden da behandelt?
Staatsminister: Ähm, na ja, ähm. Es ging in erster Linie um zukunftsweisende Beschlüsse zur umfassenden Verbesserung der Arbeitsbedingungen des mittleren medizinischen Personals, sprich eine Erleichterung der Arbeit unserer Krankenschwestern in den Kliniken, Krankenhäusern und Rehaeinrichtungen. Gleichzeitig wurden Beschlüsse auf höchster Ebene angeregt, die in naher Zukunft zu einer Senkung der Kosten für die stationäre Behandlungen führen werden.
Reporter: Erleichterung der Arbeitsbedingungen für Krankenschwestern und Senkung der Krankenhauskosten, sind das nicht sich gegenseitig ausschließende Visionen?
Staatsminister: Ähm, na ja, ähm. In der Vergangenheit ja. Aber sehen Sie, durch die neue Sozialgesetzgebung im Arbeitsrecht heute durchaus machbar und auch notwendig. Bedenken Sie, welche umfassende Ausbildung eine Krankenschwester absolviert, ehe Sie an ein Krankenbett darf und dann sehen Sie sich einmal den Arbeitsablauf in einer Klinik an. Eine Krankenschwester muss die Patienten früh waschen, viermal täglich Essen servieren und wieder abräumen, die Patienten mit Schiebern versorgen und bei schwierigen Patienten mehrmals täglich die Bettwäsche erneuern. Für die eigentlichen gesundheitsfördernden Tätigkeiten, wie Medikamentenverabreichung, Verbandswechsel, Blutdruck- bzw. Blutzuckerbestimmung und ähnliche qualifizierte Aufgaben stehen auf vielen Stationen gerade einmal 25% der Arbeitszeit zur Verfügung. Dort sehen wir als Regierungskommission vorrangigen Handlungsbedarf. Hier müssen in Interesse unserer Patienten unbedingt umfassende Änderungen erfolgen. Die Einführung der 1 €uro-Jobs wird sich da als ein Segen für unser Gesundheitswesen erweisen. Ein oder zwei Arbeitskräfte für einen €uro je Stunde und Schicht auf jeder Station, welche unter Anleitung einer erfahrenen Krankenschwester die erst genannten Tätigkeiten, wie Betten machen, Schieber wechseln und Essen servieren, ausführen sind in jedem Budget finanzierbar. Sie werden den Arbeitsalltag in jedem Krankenhaus zum Nutzen der Patienten optimieren. Die gesamten schweren Arbeiten, welche keine besondere Qualifikation verlangen, können so aus dem Aufgabenbereich des examinierten Pflegepersonals eliminiert werde.
Reporter: Wird dies nicht zu Entlassungen von Krankenschwestern führen?
Staatsminister: Ähm, na ja, ähm. Perspektivisch gesehen, garantiert. Aber gerade dafür haben wir ja nun unser neues Sozialgesetzbuch verabschiedet. Nach einer gewissen Zeit haben auch diese gut ausgebildeten Krankenschwestern in Zusammenhang mit den HatzIV Regelungen, Anspruch auf die schon erwähnten 1 Euro-Jobs. Jetzt besteht die Möglichkeit das gesamte Pflegepersonal über diese Schiene zu ersetzen. Dies wird zu einer wirkliche Entlastung der Krankenkassen und spürbaren Senkung der Sozialbeiträge führen. Die Krankenhäuser können dann ganz anders kalkulieren. Wir werden Leistungen zu einem Preis anbieten können, die letztendlich diesen unseligen Operationstourismus nach Ungarn, Tschechien usw. beenden werden. Im Gegenteil, es werden Menschen aus ganz Europa kommen, und notwendige medizinische Behandlungen hier durchführen. Wir werden endlich wieder eine stabile Bettenauslastung in unseren modernen Krankenhäusern erreichen. Wenn es uns dann noch gelingt, die derzeitig horrenden Löhne der Ärzte zu senken, können wir sehr positiv in die Zukunft sehen.
Reporter: Wollen Sie etwa Deutsche Ärzte für 1 €uro die Stunde arbeiten lassen?
Staatsminister: Ähm, na ja, müssen es denn unbedingt Deutsche Ärzte sein? Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass viele gut ausgebildete Mediziner, die jetzt für noch viel weniger Einkommen in den 3. Weltstaaten praktizieren, hell begeistert wären, in unseren modernen Kliniken arbeiten zu können.
Reporter: Vielen Dank.