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Rosalinde

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03.07.2024
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Rosalinde

Es war schon spät als sie den Stift in die Hand nahm. Eine Kleinigkeit galt es noch zu erledigen. Sie setzte sich auf den knarzenden Stuhl an ihrem Schreibtisch. Draußen schimmerten die verschnörkelten Straßenlaternen in milchigem Licht. Die langen Schatten, die sie warfen, wirkten furchteinflößend. Auf dem Fluss stieg Nebel auf. Beth versuchte sich zu konzentrieren. Sie war aufgewühlt, konnte keinen klaren Gedanken fassen, ihre Hände zitterten. Die weiße Kerze in dem gusseisernen Ständer war fast heruntergebrannt – viel Zeit blieb ihr nicht. Bald würde sie wieder vereint mit ihrem geliebten Joshua sein.

Sie fing an zu Schreiben: mein liebes Kind. Dein Vater und ich lieben dich von ganzem Herzen. Dein Leben wird voller Freude sein. Du wirst auf eine gute Schule gehen und einen liebevollen Mann finden. Mit ihm wirst du zwei Kinder haben, einen Jungen und ein Mädchen. Sie werden dir viel Freude bereiten. Dein Charme wird jeden un dich herum verzaubern. Unsere Engel werden stets über dich wachen. Ich nenne dich Rosalinde. Die schönste unter den Rosen sollst du sein.

Anna stach sich mit der Feder in den Finger und verteilte einige Tropfen Blut auf dem Blatt, dann fing sie an zu beten. Nach einer Weile öffnete sie das Fenster, der Nebel zog in ihr Zimmer. Sie nahm das Papier, faltete es und hielt es noch einige Zeit an ihr Herz bevor sie es in die Flamme der nun fast abgebrannten Kerze hielt. Der Wind trug die Asche hinfort, hinein in den Nebel. Sie holte tief Luft, die Kerze erlosch. Eine Weile starrte sie in die Dunkelheit. Ihre rehbraunen Augen waren umgeben von langen dunklen Wimpern. Die zarte elfenbeinweiße Haut besprenkelt mit kleinen Sommersprossen. Ihre vollen herzförmigen Lippen flüsternden noch ein paar letzte Worte in die Dunkelheit.

Sie hörte sich nahende Schritte, eigentlich war es eher ein Kratzen. Eine Gestalt nährte sich ihrem Fenster, einen Fuß schleppte der Schatten hinter sich her. Nun stand der Alte direkt vor ihrem Fenster, mit eisigem Blick starrte er sie an. Sie zuckte kurz auf, ein Schauer überkam sie und sie fiel lautlos zu Boden. Die Hände gegen den Bauch gepresst stöhnte sie leise auf.

Am nächsten Morgen standen mehrere Passanten auf der Straße. Das Fenster im zweiten Stock stand offen. Man hörte die Schreie eines Säuglings, es war nichts zu sehen, die rufe der Schaulustigen blieben unerwidert. Als der Vermieter mit dem Schlüssel kam, fand er das frischgeborene Kind schreiend neben seiner toten Mutter liegen. Die Nachbarsfrauen standen in der Türe, die Hände vor dem Mund haltend, entsetzt, „Sie war keine zwanzig, kerngesund," sagten sie. Welch eine Tragödie. Wie konnte so etwas passieren? Nein, sie hatten nichts gehört. Besuch habe sie nie empfangen, nicht in den ganzen neun Monaten. Man wisse nicht, wer der Vater sei, sie habe ihn nie erwähnt, nie Kontakt mit anderen Mitbewohnern gesucht. Nur ein flüchtiges Hallo im Vorbeigehen.

Die Frau des Vermieters kam und warf ihm einen dunklen Blick zu. Mit einer Decke verhüllte sie das Kind, das sich eng an seine tote Mutter schmiegte. Der Boden war blutverschmiert, das Kind noch an der Nabelschnur, es stank nach Tod. Was für eine Sauerei, sagte die Frau. Ihr Mann nickte während er mit einem Taschenmesser die Nabelschnur durchtrennte. Hat sie die Miete schon bezahlt? „Bis Monatsende erwiderte er.“ Sie nickte.

Die Polizei kam kurze Zeit später. Die Leiche wurde verbrannt. Ein Grab gab es nicht, man hatte keine Ersparnisse bei der Toten gefunden. Das Kind wurde in ein Waisenhaus gebracht. Eine Hebamme kümmerte sich um die Kleine. Einige Wochen später besuchten eine sehr wohlhabende Frau und ihr Mann das Waisenhaus. Ihr gelbes, langes Kleid war verziert mit weißen Blüten, die Säume umrandet mit Spitze. Was für eine prachtvolle Erscheinung. Ihre blonden Locken waren elegant in einer Hochsteckfrisur arrangiert. Sie roch nach Veilchen.

Claires blaue Augen strahlten als sie die Kleine sah. „Jason,“ rief sie aus: Sieh nur was für ein liebliches Kind.“ Ihr Gatte nickte, seine schwarzen Augen waren auf den Säugling fixiert. Das Baby war wohlgenährt und lächelte die beiden an. Sie verließen das Haus zu dritt. „Meine kleine Rosalinde“, sagte die Frau. „So nenne ich dich, die schönste unter den Rosen sollst du sein.“

An der Straßenecke stand der Alte mit dem Hinkebein. In seiner Hand hielt er einen Sack voll Münzen, sie klapperten als er sie munter zählte. Starr blickte er Jason in die Augen. Kaum merklich nickte dieser ihm zu und verschwand neben seiner Gemahlin im Auto. Schon lange hatte sich Claire ein Kind gewünscht, doch leider waren ihre jahrelangen Versuche vergebens gewesen.

Heute strahlte sie vor Glück. „Du wirst ein wundervolles Leben haben, mein liebes Kind“, sagte sie und gab Rosalinde einen dicken Kuss auf die Wange. Die kleine strahlte die beiden mit ihren großen braunen Rehaugen neugierig an. Zärtlich legte der Mann seine Hand auf den Schoß seiner Frau. „Wir fahren,“ sagte er und die schwarze Limousine rollte davon. Vorbei an dem Alten, der die ganze Szene aufmerksam beobachtet hatte. Als der Wagen an ihm vorbeirollte, hob er die Hand wie zum Gruß. „Kennst du den Mann?“ Fragte Claire. „Flüchtig.“ Erwiderte er, und warf dem Hinkebein einen kalten Blick zu. Dieser lachte laut auf und entblößte eine furchteinflößenden schwarzen Zahnstümpfe. Er steckte den Beutel mit den Münzen in einen verdreckten Jutesack und hinkte über die Straße. Von Hintern war er der Limousine noch eine Kusshand zu und verbeugte sich tief. „Es war mir ein Vergnügen, mein Herr. Claire bekam von der ganzen Szene nichts mit. Sie hatte nur Augen für Rosalinde.

Das Mädchen wuchs zu einer wunderschönen jungen Dame heran und alles sollte so kommen, wie ihre Mutter es Prophezeit hatte. Eines Nachts hörte Rosalinde in der Ferne den lieblichen Gesang einer Frau durch ihr Fenster. Als sie hinausblickte sah sie den Mond in voller Blüte, langsam verfärbte sich sein milchiges Licht blutrot. Sie hörte ihren Namen und ihr war, als streife jemand sanft über ihre Wange. Auf dem Fensterbrett fand sie ein paar Tropfen Blut. Sie fasste sich ins Gesicht, doch es war nicht von ihr.

 

Hallo @DerSchattenschreiber,

dieser Text enthält noch eine Reihe von Rechtschreibfehlern. Durch die Korrekturfunktion in einem Textverarbeitungsprogramm sollte es möglich sein, sie schnell zu finden und zu entfernen.

Die Geschichte beginnt mit schönen Sinneseindrücken. Für meinen Geschmack verwendest du zu viele Adjektive:

Draußen schimmerten die verschnörkelten Straßenlaternen in milchigem Licht. Die langen Schatten, die sie warfen, wirkten furchteinflößend. Auf dem Fluss stieg Nebel auf. Anna versuchte sich zu konzentrieren. Sie war aufgewühlt, konnte keinen klaren Gedanken fassen, ihre Hände zitterten. Die weiße Kerze in dem gusseisernen Ständer war fast heruntergebrannt – viel Zeit blieb ihr nicht.
Muss der Leser wirklich wissen, dass die Straßenlaternen verschnörkelt und die Kerzen weiß sind?

Zwei Fragen bleiben unbeantwortet:
1. Warum bringt Anna sich um?
2. Woher weiß sie, wie die Zukunft des Kindes verlaufen wird?

Abgesehen davon funktioniert die Geschichte (jedenfalls meiner Meinung nach) nicht. Es fehlt ein Bezugspunkt. Rosalinde könnte beispielsweise zu einer bekannten Persönlichkeit heranwachsen, deren Leben mit sehr seltsamen Ereignissen begann.

Das ganze Drumherum ist unglaubwürdig. Da kommt eine Limousine vor, jemand wird mit „My Lord“ angeredet und die Adoptiveltern haben französische Namen.

Für mich als Leser erschließt sich nicht, was du mit dieser Geschichte aussagen willst.

Freundliche Grüße
Berg

 
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Danke für deinen Kommentar.

Hab den Text ein wenig abgeändert, vor allem die Namen und die Passage mit dem Selbstmord. :-)

 
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Hallo, @DerSchattenschreiber!

Abgesehen von der mit Blut besiegelten Niederschrift, deren Asche vom Wind fortgetragen wird, richt mir das Ganze doch eher nach dem abgekarteten Spiel, zwischen Mutter, Adoptivvater und dem mysteriösen Hinkebein.

Anbei ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

Eine Kleinigkeit galt es noch zu erledigen.
Wenn Folgendes eine Kleinigkeit ist, was ist dann Großes zuvor geschehen?

Bald würde sie wieder vereint mit ihrem geliebten Joshua sein.
Joshua ist der Vater des Ungeborenen, nehme ich an. Was ist mit ihm geschehen?
Ein, zwei Sätze hierzu könnten der Geschichte gut tun.

Unsere Engel werden stets über dich wachen.
Weiß nicht, ob man bei so einer Aktion damit rechnen darf, ein Engel zu werden.

Sie hörte sich nahende Schritte, eigentlich war es eher ein Kratzen.
Zwischen nahenden Schritten und einem Kratzen besteht doch ein großer Unterschied.

Eine Gestalt nährte sich ihrem Fenster, einen Fuß schleppte der Schatten hinter sich her.
Unglückliche Formulierung. Vielleicht eher: Zog ein Bein nach oder Ähnliches. Einen Fuß hinterherschleppen, klingt für mich eher nach einen schweren, abgetrennten Fuß mitsichtragen.

Sie zuckte kurz auf, ein Schauer überkam sie und sie fiel lautlos zu Boden.
Aufzucken kling eigenartig. Eher zusammen?

Die Nachbarsfrauen standen in der Türe, die Hände vor dem Mund haltend, entsetzt, „Sie war keine zwanzig, kerngesund," sagten sie. Welch eine Tragödie. Wie konnte so etwas passieren? Nein, sie hatten nichts gehört. Besuch habe sie nie empfangen, nicht in den ganzen neun Monaten. Man wisse nicht, wer der Vater sei, sie habe ihn nie erwähnt, nie Kontakt mit anderen Mitbewohnern gesucht. Nur ein flüchtiges Hallo im Vorbeigehen.
Hier fehlen ein paar Anführungszeichen. Öffter im Text.

Claires blaue Augen strahlten als sie die Kleine sah. „Jason,“ rief sie aus: Sieh nur was für ein liebliches Kind.“ Ihr Gatte nickte, seine schwarzen Augen waren auf den Säugling fixiert.
Hier ebenfalls. Zeilenumbrüche nach Wechsel der Sprecher erleichtern das Lesen.
Anstatt fixiert vielleicht gerichtet?

Dieser lachte laut auf und entblößte eine furchteinflößenden schwarzen Zahnstümpfe.
Furchteinflößend? Doch eher eckeleregend?

Nette Grusselgeschichte, der jedoch irgendwie der Pfiff fehlt.


Vielleicht ist etwas dabei, was dir plausibel erscheint.
Viel Freude beim Schreiben und Lesen!

Gruß,
Sammis

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sammis, danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich werde mir einige deiner Anstöße zu Herzen nehmen. Vielen Dank!

Mit deiner Verschwörungsgeschichte liegst du ganz richtig. Die Mutter möchte nicht mehr leben und will, dass ihr Kind nach ihrem Tod in gute Hände kommt, dazu nutzt sie auch Blutzauber. Hinkebein ist der Vermittler zwischen Mutter und dem Edelman.

 

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