Rosé Maluey
„Rosé Maluey hört sich doch gut an, oder?“ Ich nicke ihr zu und winke den Kellner heran. „Haben Sie sich schon entschieden?“ säuselt der junge Italiener. „Kann man wohl so sagen, ja. Also einmal für sie Spaghetti al limone und für mich einmal Carbonara, dazu den Rosé Malüüeeh“, der Kellner verkneift sich ein Grinsen, ich hab’s gesehen. Französisch war noch nie meine Stärke. „und vorher für mich noch einen grünen Salat.“ Ich gebe ihm die Speisekarten und er lässt uns allein.
Ich schiebe zuerst mal die Kerze zur Seite, die versperrt mir die Sicht. Heute hat sie sich drum ein wenig rausgeputzt! Sieht gut aus. Sie hatte ja auch noch genug Zeit, nach der Arbeit schnell nach Hause zu gehen, um sich umzuziehen. „Normalerweise trinke ich keinen Rosé“, gestehe ich ihr. „Ich auch nicht, aber er ist ja billig“ grinst sie zurück.
Normalerweise gehen wir zwei gar nicht aus. Eigentlich kennen wir uns auch nicht so gut. Wir haben uns heute im Büro gesagt: Heute gehen wir zwei Lehrlinge einfach mal essen. Vor allem gehe ich sonst nicht in solche Restaurants wie dieses hier. Aus den Lautsprechern an der Decke dringt leise Lounge-Musik, die Speisekarte bietet Italienisches Essen an, die Tische und Stühle sind einfach gemacht, aber sehr bequem. Ein richtiges In-Lokal. Heute Abend scheint es hier richtig gut zu laufen. Wir mussten uns einen Zweiertisch fast erkämpfen. Ich bin wohl derjenige, welcher hier am wenigsten vornehm gekleidet ist! Mit meinem Pulli und den blauen Jeans falle ich ein wenig aus dem Rahmen. Doch die Leute, die hier sitzen, sind zum Teil etwa so jung wie ich, die scheinen das zu tolerieren.
„Was ist?“ „Wie? Ach, gar nichts, ich hatte einen harten Tag. Ich hab heute nichts anderes gemacht, als Kundendaten sortiert.“ „Au ja, das kenne ich!“ sagt sie. „Da kannst du dir noch so viel Mühe geben, sie sind dann doch nicht zufrieden. Die ganze Zeit mühsame Scheissackerei, für nix und wieder nix!“ Als Lehrling in diesem Amt zu arbeiten, ist nicht immer eine dankbare Angelegenheit, das wissen wir wohl beide zur Genüge.
Da kommt auch schon der Maluey. Er wird uns eingeschenkt, wir betrachten die sich füllenden Gläser und dann schauen wir uns an. „Bist du sicher, dass wir das tun sollten? Rosé trinken meine ich.“ „Klar,“ sage ich. „jetzt gibt’s kein Zurück. Komm schon, das kommt gut. Prost“ Klirr! Er ist tatsächlich nicht schlecht.
„Schade, darf man im Büro keinen Rock hören.“ sage ich nach dem ersten Schluck. „Jaa das wäre hammerhart“ sagt sie. „dann wär ich nämlich die ganze Zeit am Headbangen, voll am Abrocken, die Haare am Schütteln, und...oah, das wär’ geil!“ Ich staune sie an. „Du kommst ja ziemlich in Fahrt!“ „Ja weißt du, die ganze Zeit im Sekretariat zu sitzen, Briefe zu schreiben, Telefonate zu machen, immer dieselbe Leier, das kackt manchmal echt an.“ „Ja, nicht wahr? Immer diese trockenen Dialoge, die gleichen mieslaunigen Gesichter, da müsste doch einfach mal was gehen.“ „Ja man sollte mal richtig reinhauen, die Leute ’n bisschen schocken.“ „Die Frage ist, wie!“ „Hm...“
Während dem ganzen Dialog haben wir uns die ganze Zeit betrachtet. Wie wenn wir jede einzelne Bewegung voneinander im Kopf registrieren würden. „Auf jeden Fall ist es öde. Am liebsten würd ich die Lehre einfach hinschmeissen.“ Ich werfe einen Zahnstocher hinter meinen Rücken. Sie muss lachen. Der Zahnstocher landete im Essen, der Frau hinter mir. Mir egal. „Ja, einfach hinschmeissen!“ Sie wirft auch einen Zahnstocher hinter sich, aber weiter. Fast einem Kellner an die Backe. Wir lachen uns einen ab.
Ich nippe am Glas und betrachte sie währenddem sie sagt „Ich hätte lieber eine andere Stelle angenommen, dann hätte ich auch mehr Freude an der Freizeit. Früher hatte ich mehr Zeit für meine Freunde. Wir machten immer irgendetwas. Es war nie langweilig.“ „Und was war denn, wenn’s mal langweilig wurde?“ „...Dann...fiel uns schon was ein.“ Sie schaut zum ersten Mal weg, nimmt einen Schluck und betrachtet jetzt mit rötlichem Kopf ihr Glas. „Aaah, komm schon, du verbirgst etwas.“ „Nee, ist schon okee.“ „Nein komm, erzähl mal, was hast du denn so getrieben?“ Das Eis ist gebrochen. Plötzlich erzählt sie mir von ihren „geilen Nachmittagen“ mit ihren Freundinnen, wo sie einander aus Langeweile zuerst nur abgeknutscht haben, dann befummelt, dann ausgezogen, dann gestreichelt haben. „Es ist mir schon peinlich weißt du, aber sie hat mich dann richtig überfordert, sie kam richtig in Fahrt. Sie legte sich auf mich drauf und knabberte an meinen Brustwarzen, währenddem sie mich hier...“ sie hält sich die Hand zwischen die Beine „...streichelte. Ich sag dir’ das war schon aufregend.“ Sie war es, die in Fahrt kam. Ich wagte einen Blick zur Seite.
Das Ehepaar am Nebentisch hat schon aufgehört, miteinander zu reden, um uns zuhören zu können. Die Ehefrau sieht uns leicht erschrocken an. Vielleicht sind wir etwas laut. „So, du bist dran. Was hast du zu verbergen?“ Sie sieht mich herausfordernd an.
Auch ich muss gestehen, dass ich in der vierten und fünften Klasse meine Erfahrungen mit Jungs gemacht hatte. Wir waren damals sehr interessiert darin, was man alles machen konnte. Und wir machten damals auch alles. Fast alles, was man sich so vorstellen kann, was man unter Männern beim Sex machen kann, wir machten es. Irgendwann in der sechsten Klasse wusste ich dann, dass es für mich doch die Frauen sind, worauf ich stand. Ich erzähle ihr nun auch die einzelnen Passagen „...da lag er nun, ich bearbeitete seinen Schwanz mit dem Mund, ich sag’ dir, er stöhnte so laut, dass ich Angst hatte, seine Mutter könnte hineinkommen. Darauf kam es ihm dafür.“ Sie lacht.
Im Restaurant ist es mittlerweile leiser geworden, ein grosser Teil der Leute scheint uns gespannt zuzuhören. Wir fangen allmählich an, dies zu geniessen, obwohl wir nicht gross Notiz von den Umsitzenden nehmen. „Ist schon komisch, ich hab das seither nicht mehr erzählt!“ „Ich auch nicht“ stelle ich fest. Sie trinkt das Glas aus. Der Kellner kommt mit den Spaghetti. „Soo, guten Appetit.“ Sie hat ihren Blick nicht von mir abgewendet, selbst als sie die Spaghetti vor sich hatte, die ihr ins Gesicht dampften. Ich schenke den Rest des Weins ein. „Guten Appetit. Hau rein.“ „Was gucken die Leute eigentlich so?“ fragt sie mich nun etwas leiser. „Die sind wohl schockiert über unsere Geschichten“ Sie stochert in den Spaghetti, nimmt einen Schluck, schaut mich an. „Ja aber darum geht’s doch oder nicht?“ Sie stützt den Kopf auf ihre Hand, durchbohrt mich mit ihrem Blick. „Was meinst du damit?“ Die Spaghetti lassen sich nur schwer schlucken. Irgendwie bin ich nervös.
Sie öffnet ihre Haare, lehnt sich etwas nach vorne und flüstert mit lüsternem Blick: „Es müsste doch auch etwas schockierendes da sein, für die Leute, die sich nur den Alltag gönnen wollen.“ Ihre Geste bietet mir einen tiefen Einblick in ihren Ausschnitt. Das hatte sie auch so gewollt. Ich lege das Besteck ab und schaue sie an. „Ich meine“ sie lehnt sich wieder zurück und fängt an ihre Brüste zu massieren „ohne Mut zum Spass ... kann das Leben ja nicht so aufregend sein, ...wie es scheint.“ Sie fängt an zu zucken, während sie mit der einen Hand, ihre Brust massierend bleibt, und mit der anderen unter ihren Rock zwischen ihre Beine fährt. Sie lässt ihren Kopf langsam nach hinten fallen und fängt nun an lauter zu schnaufen. Ich sitze da, wie auf Nägeln, traue mich schon gar nicht mehr zur Seite zu schauen. Im Restaurant ist es leiser geworden, obwohl niemand bis jetzt gegangen ist. Mein Herz rast. Sie befriedigt sich selbst, hier in diesem Restaurant bei vollem Haus. Sie fängt an sich auf dem Stuhl zu räkeln, massiert sich nun immer fester, stöhnt leise und sieht mich nun wieder an. Ihr Kleid ist nun ziemlich verrutscht, sie greift nun mit beiden Händen unter den Rock, streift ihren String ab, wirft ihn in hohem Bogen durch das Restaurant. Ich hab ihm nicht nachgesehen, es gab ein Platschgeräusch, er muss in einer Suppe gelandet sein. Sie haut mit beiden Fäusten auf den Tisch und sagt mit leiser zittriger Stimme: „Los komm schon, fick mich! Jetzt!“ Auf einmal sehe ich mich, alles was auf dem Tisch ist, die Spaghetti, die Gewürze, den Behälter mit den Speisekarten, das Besteck, die noch brennende Kerze mit einem Arm, gewaltsam vom Tisch wischen. Ich stehe auf, nehme sie bei beiden Schultern, werfe sie auf den Tisch. Ihr gefällt es, es ist genau, was sie wollte. Ich befreie mich von meiner Hose, was höchste Zeit war und zusammen schockierten wir an diesem Abend lautstark das gesamte Restaurant.
Das interessante dabei war: Niemand, weder die essenden Leute, noch die Kellner, protestierte. Alle schauten sie zu, die Stimmen waren (bis auf unsere natürlich) verstummt. Es ging sicher um die Befriedigung in dem Moment. Aber es ging auch darum, uns und anderen etwas spezielles bieten zu können. Etwas was kribbelt und uns Spass macht, und den anderen Spass bereitet beim Zusehen. Ich habe seither immer ein leichtes Herzklopfen, sobald ich einen Teller Spaghetti vor mir habe.
Und was machen SIE heute Abend?