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Romani: ite domum

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06.12.2004
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Romani: ite domum

König Pyrrhus von Epirus war ein außerordentlicher Verhandlungsführer. Sein Lächeln war so hell und freundlich, seine Augen so strahlend ehrlich, dass auch schon mal ganze feindliche Armeen spontan zu ihm übergelaufen sind. Er konnte aber auch anders: seine schwarzen Augenbrauen zusammenziehen und seine Passion aufbrausen lassen wie die Wogen des Ozeans unter Boreus‘ eisigem Atem.

„Du verwechselst was, Römer. Ich habe euch besiegt. Zweimal. Vernichtend. Mit ganz vielen Toten. Und was verlange ich denn dafür, dass ich Euch verschone? Will ich Euren schlechten, sauren Wein oder Euren kitschigen Goldschmuck? Nein, Pyrrhus ist reich an all diesen Dingen! Ich will nur, dass ihr meine Freunde in Tarent in Frieden lasst und die Stadt nicht mehr bekriegt. Dafür habt ihr nicht nur meine Gnade. Nein, ich werde Euer bester Bundesgenosse und helfe Euch, die anderen italienischen Städte Rom Untertan zu machen. Und eure zahlreichen Kriegsgefangenen, die in meinen Kerkern seufzend ihr trauriges Los verfluchen, lasse ich ohne jedes Lösegeld frei. Ich weiß nicht, was du sonst noch von mir verlangen möchtest! Willst du dich vielleicht darüber hinaus mit meiner schönen Gemahlin unter den Zypressen drüben vergnügen? Mir geht die Fantasie aus für großzügigere Angebote!“

Der einäugige Gesandte aus Rom trotzte dem Ansturm mit steinerner Miene. „Unsere Forderungen sind einfach. Verlasse Italien. Dann hast du Frieden.“

„Ach Römer“, antwortete Pyrrhus, „wie soll ich denn meinen Phalangitai in die Augen blicken, wenn ich nach diesen epischen Schlachten einem verprügelten Jungen gleich das Feld räume?“

„Dein Problem“

„Das ist genau das, Römer, was mit euch falsch läuft. Ihr könnt keine anderen Perspektiven sehen, als die euren.“, sagte Pyrrhus, grinste diebisch und klatschte zweimal. Der Vorhang hinter dem römischen Gesandten fiel zu Boden. Dahinter verbarg sich ein riesiger, gepanzerter Kriegselefant, der von seinem Reiter angetrieben einen ohrenbetäubenden Schrei ausstieß, ob dessen der Römer zusammenzucken musste.

„Man könnte sagen, ihr seht den Elefanten im Raume nicht!“, fügte Pyrrhus triumphierend hinzu.

„Wir fürchten weder dich, noch deine Truppen, noch deine Ungeheuer. Verlasse Italien, oder stelle dich uns abermals im Kampfe“, stammelte der errötete Gesandte und stürmte aus der Villa.

Eine bedrückende Stille senkte sich über den Raum. Der Elefantentreiber gab dem Tier Futter. Man muss es belohnen, wenn es sich benimmt. Pyrrhus blieb noch einige Augenblicke regungslos sitzen, seufzte und stieg vom Thron. „Cineas! Komm mit. Mich drängt‘s, in den Arkaden zu spazieren!“ Der Hausphilosoph folgte seinem zusammengesackten König. „Was ist denn los mit diesen Leuten. Ich musste für die Posse die Tür umbauen und ein Gerüst für den Vorhang errichten lassen. Ich dachte, er wäre zumindest amüsiert!“

„Die Römer haben kein Humor. Für solche Feinheiten müssten sie mit einer dem Maultier überlegenen Auffassungsgabe gesegnet sein.“, meinte der Philosoph.

„Eben. Genau deswegen sterben in jeder Schlacht so viele Menschen.“, antwortete Pyrrhus. „Wären das normale Leute, würden die sehen: ‚die Schlacht ist verloren‘ und einfach das Feld räumen. Aber nein, die bestehen förmlich drauf, dass man jeden einzelnen von ihnen abmurkst! Und wofür? Für ihre Freiheit? Für ihre Frauen und Kinder? Nein, wegen einer Stadt in Süditalien, die sie dem Erdboden gleichmachen wollen. Nichts gegen den Heldentod. Leonidas starb für die Freiheit. Aber er nahm es mit Humor. Als ihm der Perser ankündigte, dass die Pfeile die Sonne verdunkeln würden, sagte er, dass er dann halt im Schatten kämpft. Das ist doch ein Charakter, nicht? Kein Vergleich mit diesen bornierten Idioten.“

„Warum tust du dir das an?“, fragte Cineas, während die Wächter hinter ihnen sich abmühten, den Elefanten wieder aus der Villa zu führen. Pyrrhus blickte den Philosophen etwas perplex an. „Naja, ich habe den Tarentinern versprochen, sie zu beschützen.“ „Die Römer haben den Tarentinern versprochen, sie alle umzubringen.“, meinte der Philosoph ruhig.

Der König zog seine Mundwinkel nach oben, mehr zu einer Grimasse als zu einem Lächeln. „Fang nicht schon wieder mit Sophistik an, Du! Du redest so, als ob es dasselbe sei, ein Leben zu retten oder ein Leben auszulöschen.“ Der Philosoph lächelte überlegen „Mögen Eure Gründe sich auch im Detail unterscheiden: Sich im Felde gegenüberstehen und wegen eines Versprechens tapfere Männer in den Tod zu führen ist ein Verhalten, das du mit den Römern gemein hast.“

Die Wachen hatten angefangen, dem Elefanten die Rüstung abzunehmen, weil er sonst einfach nicht durch die Tür passte. „Aber sind die Gründe denn gleichgültig? Bei denen ist es doch sinnloser Rachedurst, bei mir der Edelmut eines Retters in der Not!“

„Aber was für Leute rettest du denn da? Für wen müssen deine edlen Krieger in den Tod? Haben die Tarentiner Rom nicht unnötig brüskiert? Und hast du nicht selbst ständig über ihre Feigheit geflucht? Würden sie, statt sich beständig dem Genusse hinzugeben, ein ordentliches Heer aufstellen, bräuchten sie dich doch nicht.“

Der König brauste auf „Wie? Meinst du, ich sei ersetzlich? Aber ich bin doch Pyrrhus, der muskulöseste König in ganz Hellas! Man meißelt Statuen nach meinem Körper und singt Lieder über meine Taten! Der beste Heerführer seit Alexander, nicht weniger!“

„Also ist es doch nur Eitelkeit“, sagte der Philosoph und grinste. Der Elefant hat die Villa indessen endlich verlassen. Die Wachen führten ihn in sein Gehege.

Pyrrhus seufzte. „Vielleicht. Aber was soll ich denn tun?“

„Ein anderes Land erobern. Eins mit Humor“, schlug der Philosoph vor.

„Aber dann haben die humorlosen Römer doch gewonnen!“, entgegnete Pyrrhus.

„Sie haben erst gewonnen, wenn du selbst stur geworden bist wie ein Römer“, sprach Cineas und blinzelte.

Der König zog seine Augenbrauen zusammen und hielt kurz inne. Aus der Ferne brüllte der Elefant. Man konnte ihn im ganzen Lager hören. Pyrrhus lächelte plötzlich, richtete sich auf und sprach: „Hast recht. Ab nach Sizilien! Ich hörte, in Syrakus würden Komödien aufgeführt. Außerdem: hieß deren Tyrann nicht Dionysios? Ein Land, das seine Söhne so nennt, kann nicht verkehrt sein“.

„Das ist die Einstellung“, meinte Cineas und umarmte seinen König.

 

Romani eunt domus,

Salute Anton von Mi,


Schönes Thema, aber ich habe mit der Ausführung ein paar Probleme.

König Pyrrhus von Epirus war ein außerordentlicher Verhandlungsführer. Sein Lächeln war so hell und freundlich, seine Augen so strahlend ehrlich, dass auch schon mal ganze feindliche Armeen spontan zu ihm übergelaufen sind.

Die letzte Hälfte des Satzes klingt so banal dahergesagt, so dass es auf mich weniger wie eine Geschichte von historischer Dimension wirkt, sondern wie der Vortrage eines semimotivierten Studenten mit einer Hand in der Hosentasche.

Dann die Sprache. Es kommt mir so vor, als ob du dich nicht zwischen einem modernen Stil und einem pseudo-altertümlichen Duktus entscheiden konntest. Das führt dazu, dass solche sehr gestelzten Sätze ...

Mich drängt‘s, in den Arkaden zu spazieren!

... neben solchen ...

„Wären das normale Leute, würden die sehen: ‚die Schlacht ist verloren‘ und einfach das Feld räumen. Aber nein, die bestehen förmlich drauf, dass man jeden einzelnen von ihnen abmurkst!

... stehen.

Ansonsten finde ich die Geschichte gelungen! Habe ich gerne gelesen!

Exilfranke :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anton von Mi!

Hach, da hast Du das Herz einer Philologin schon gewonnen mit der Überschrift! :)
Ich finde es großartig, dass Du Dich mit der römischen Geschichte literarisch befasst und habe die Erzählung gerne gelesen!
Stellenweise fühlte ich mich wie in einem historischen Roman, dann aber wieder gab es auch einige Stellen, die ich Dir jetzt gerne aufzeigen möchte, vor allem ob meiner Zuneigung zur römischen Antike. Ich finde einfach, dass es viel mehr solcher Texte geben sollte!

Ich finde auch, dass es viel mehr richtig, richtig gute solcher Texte geben sollte. Also auf in die Schlacht!


Erstmal grundsätzlich. Du nutzt teilweise eine antiquierte Sprache. Für die Dialoge finde ich das ausgezeichnet. Für die beschreibenden Passagen eher weniger angebracht. Da würde ich versuchen, alles, was etwas altbacken daherkommt, gnadenlos zu streichen. Dann wird der Text lesbarer und verständlicher.
Z.B.

ob dessen der Römer
ein schnödes "weswegen" oder . Der Römer zuckte zusammen.


Dann zur wörtlichen Rede. Das macht man so:

„Dein Problem[.]“
Punkte wenn Rede zuende und danach nix mehr.


„Das ist genau das, Römer, was mit euch falsch läuft. Ihr könnt keine anderen Perspektiven sehen, als die euren[]“, sagte Pyrrhus,
Kein Punkt wenn Rede zuende und danach noch was.
Guck mal drüber, das ist häufiger durcheinander.

Tempuswechsel hast du selten, aber ab und an auch drin, z.B.:

gab dem Tier Futter. Man muss es belohnen, wenn es sich benimmt.
Hier, finde ich, geht es --- aber besser ist es doch, alles im Imperfekt zu schreiben. Es gibt eine andere Stelle, wo der Bruch stärker ist.
Mein Vorschlag: alles konsequent ins Imperfekt.
Das "historische Präsens" ist im Deutschen leider wenig beliebt. ;)

Die Wachen hatten angefangen, dem Elefanten die Rüstung abzunehmen, weil er sonst einfach nicht durch die Tür passte. „Aber sind die Gründe denn gleichgültig? Bei denen ist es doch sinnloser Rachedurst, bei mir der Edelmut eines Retters in der Not!“
Das wirkt ein wenig verwirrend beim Lesen.
Ich würde ein "Pyrrhus sagte" o.ä. einfügen. Vielleicht auch einen Absatz.


ber ich bin doch Pyrrhus, der muskulöseste König in ganz Hellas!
Nope. Er nennt sich vielleicht stark oder großartig oder ... aber muskulös???

Der Elefant hat die Villa indessen endlich verlassen. Die Wachen führten ihn in sein Gehege.
Tempuswechsel und ein antiquiertes "indessen".


„Das ist die Einstellung“, meinte Cineas und umarmte seinen König.
Meinst du wirklich, dass der Philosoph den König "umarmt"? Ich könnte mir eher vorstellen, dass er sich verbeugt oder eine andere, ehrerbietige Geste vollzieht. Aber umarmen??? Ich weiß nicht recht.


Dann insgesamt:
Romani ite domum - das ist ein ziemlich direkter Bezug zu Life of Brian. Ich glaube, dass "Pyrrhus" oder eine andere Überschrift Deine Geschichte besser zusammenfassen würde.

Warum schreibst Du eigentlich nicht diesen großartigen Satz in die Geschichte, der angeblich direkt auf Pyrrhus zurückgeht, daher z.B. der Ausdruck Pyrrhus-Sieg.

"Noch so eine Schlacht und wir sind verloren!"

Der fehlt mir in der Geschichte. Auch finde ich das Ende ein wenig abrupt. Vielleicht könnte man diese Erkenntnis von Pyrrhus einbauen, damit der strategische Wechsel als solcher daherkommt.

Feinste Grüße und bitte mehr davon!


Runa

 
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Hallo*Anton von Mi,

eine ganz eigene Schilderung des Pyrrhus-Sieges. Abgesehen von den historischen Eckpfeilern, ist diese Schilderung phantasievoller und letztlich auch friedlicher als die Realität. Besonders die philosophische Lösung des Konflikts hat mir gefallen.

Einige kleine Fehlerchen:

die anderen italienischen Städte Rom untertan zu machen.
laut Duden
„Dein Problem[Punkt]“
„Das ist genau das, ... Perspektiven sehen, als die euren“,
Lein Punkt am Ende der wörtlichen Rede. Der Fehler findet sich häufiger.
Die Römer haben keinen Humor.
Sich im Felde gegenüber zu stehen und wegen eines Versprechens tapfere Männer in den Tod zu führen[Komma]
hieß deren Tyrann nicht Dionysios? Ein Land, das seine Söhne so nennt, kann nicht verkehrt sein.“
Nur weil der Tyrann Dionysios heißt, ist das Land nicht verkehrt? Pyrrhus war ja ein guter Stratege, aber diese Auffassung ist mir doch recht suspekt. Dass die beiden Dionysii wohl so gut wie keinen Humor hatten, ist da eher nebensächlich. Immerhin hat Dionysios I. sogar den Hofpoeten hinrichten lassen - also ich hätte da meine Bedenken.

Ansonsten gerne gelesen.

Liebe Grüße

Jobär

Ich habe den Kommentar gerade geschrieben, als Runa ihren Komm einstellte, deshalb habe ich ihn erst jetzt gesehen. Doppelungen sind also nicht beabsichtigt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Anton von Mi,

diese kleine pseudo-historische Episode hat mir gut gefallen. Besonders der Satz:

„Ein anderes Land erobern. Eins mit Humor“, schlug der Philosoph vor.

Du führst einen sehr menschlichen Pyrrhus vor, der wie ein Kind auch schon mal über sich in der dritten Person spricht:

Will ich Euren schlechten, sauren Wein oder Euren kitschigen Goldschmuck? Nein, Pyrrhus ist reich an all diesen Dingen! Ich will nur, dass ihr meine Freunde in Tarent in Frieden lasst und die Stadt nicht mehr bekriegt.

Überhaupt gefällt mir der Humor und der Witz, der in dem Gespräch zwischen Pyrrhus und seinem Hausphilosophen aufscheint. Auch hier wieder ein sehr menschlicher Pyrrhus, kindisch und eitel

Der König brauste auf „Wie? Meinst du, ich sei ersetzlich? Aber ich bin doch Pyrrhus, der muskulöseste König in ganz Hellas! Man meißelt Statuen nach meinem Körper und singt Lieder über meine Taten! Der beste Heerführer seit Alexander, nicht weniger!“

Und ein sinnenfroher Heerführer dazu:

„Hast recht. Ab nach Sizilien! Ich hörte, in Syrakus würden Komödien aufgeführt. Außerdem (H)hieß deren Tyrann nicht Dionysios? Ein Land, das seine Söhne so nennt, kann nicht verkehrt sein“.

Mir gefällt deine Herangehensweise an historische Vorgaben und ich habe auch keine großen Probleme mit einer eventuellen Geschichtsklitterung. Du gehst frisch und unbekümmert an die heilige Kuh ‚Geschichte’ heran.
Aber:
Kann es sein, dass du deine Idee etwas zu schnell in die Tasten gehauen hast? Mir fehlt eine klare Linie, ein roter Faden, der sich durch den gesamten Text zieht - eine stringentere innere Logik. So bleibt er auf der Ebene des Geplänkels. Philosophische Wort- und Gedankenspiele bleiben im Ansatz stecken.

Würden sie, statt sich beständig dem Genusse hinzugeben, ein ordentliches Heer aufstellen, bräuchten sie dich doch nicht.“

Der König brauste auf „Wie? Meinst du, ich sei ersetzlich? …

(‚nicht brauchen’ ist nicht gleichzusetzen mit ‚ersetzlich’/ersetzbar

oder

„Naja, ich habe den Tarentinern versprochen, sie zu beschützen.“ „Die Römer haben den Tarentinern versprochen, sie alle umzubringen.“, meinte der Philosoph ruhig.

Der König zog seine Mundwinkel nach oben, mehr zu einer Grimasse als zu einem Lächeln. „Fang nicht schon wieder mit Sophistik an, Du! Du redest so, als ob es dasselbe sei, ein Leben zu retten oder ein Leben auszulöschen.“ Der Philosoph lächelte überlegen „Mögen Eure Gründe sich auch im Detail unterscheiden: Sich im Felde gegenüberstehen und wegen eines Versprechens tapfere Männer in den Tod zu führen ist ein Verhalten, das du mit den Römern gemein hast.“

Gehen die beiden hier wirklich aufeinander ein? Geht der Philosoph wirklich auf das ein, was Pyrrhus sagt und umgekehrt oder sind sie nur Stichwortlieferer für das, was du als Autor gerne sagen möchtest. Mir fehlt hier wie an einigen anderen Stellen der Zusammenhang der Rede.

Kurz noch ein paar Kleinigkeiten:

Sein Lächeln war so hell und freundlich, seine Augen so strahlend ehrlich, dass auch schon mal ganze feindliche Armeen spontan zu ihm übergelaufen sind.
PQP: übergelaufen waren (Vorzeitigkeit)

Nein, ich werde Euer bester Bundesgenosse und helfe Euch, die anderen italienischen Städte Rom Untertan zu machen.
untertan
Der Satz kommt mir nebenbei recht sperrig vor.

... sagte er, dass er dann halt im Schatten kämpft.
kämpfe/ kämpfen werde/würde

Wie? Meinst du, ich sei ersetzlich?
ersetzbar

... wie soll ich denn meinen Phalangitai in die Augen blicken,
Wäre hier nicht ‚Phalangiten’ besser, wenn du diesen Begriff gerne verkaufen möchtest.

Trotz aller Mäkeleien habe ich deinen Text gerne gelesen.

Ja, jetzt kann man Pyrrhus natürlich nur wünschen, dass der Kampf gegen Rom nicht so verlustreich ausgeht, wie uns die Geschichtsbücher weismachen wollen.

Freundliche Grüße
barnhelm

 

König Pyrrhus von Epirus war ein außerordentlicher Verhandlungsführer.

Salve Antonius,

da begegnen wir uns wieder und fallen nahezu zwo Jahrtausende seit unserer letzten Begegnung im 16. Jh. unserer Zeitrechnung zurück. Aber Du merkst schon, wieder gefällt mir was nicht: Die Endungen ...us verraten, dass Du aus der Sicht des Siegers berichtest/erzählst, als wäre Epiros schon romanisiert und Pyrrhos hätte Unterricht in Latein genossen, wie Yanis Varoufakis den Neoliberalismus Schäubler Prägung niemals fressen wird.

Da gab's zwar diese Halbinsel, die nach einem der vordem eingewanderten, ein indoeuropäisches Idiom sprechende Stammesverband (Italiker) benannt werden wird, aber phönizische (Karthago wird von Dir erwähnt) und griechische Kolonisten, aber z. B. auch etruskische "Eingeborene" und die aufstrebende sabinisch-latinische Bevölkerung indoeuropäischer Zunge die Halbinsel nannten, war im 3. Jh. v. Chr. bestimmt nicht Italien (wie ja auch die Hellenen nicht ahnten, dass sie einmal Teil Europas sein würden; nach einigen Jahrhunderten türkischer Besatzung isst man halt auch Gyros und deklariert es als griechisch).

Gleichwohl, nicht erst Hannibal hat zwo oder drei Generationen später den Elefanten als Kampfmaschine entdeckt, das ist korrekt, und Pyrrhos zog seine anfänglichen Erfolge vor allem bei den Hellenen (die sich ja selber untereinander wie tausend Jahre zuvor zu Zeiten des troianischen Krieges wieder bekriegten) aus der Verwandtschaft zum Makedonischen Herrscherhaus.

Historik ist allemal komplizierter, als man es einfach in einer Humoreske darstellen kann. Und Humor mein ich schon in den zwo Geschichten zu erkennen. Nur: Historik ist das allemal eben nicht.

Warum klebstu an den historischen Großen - erst Sickingen und jetzt halt den bedauerlichen Rotschopf (hatte er rote Haare, die der Sage nach auch Odysseus trug?) oder war es nur ein "Feuerkopf", einer der halt andauernd ausflippte und eine rote Birne bekam (beides lässt der Name Pyrrhos zu. Greif einfach auf den berühmten kleinen Mann aus dem Volk zurück, der aus seiner Sicht die "großen" Geschicke erzählt, selbst wenn der von mir sehr verehrte Randy Newman behauptet, short people got no reason to live.

Was die Korrekturen betrifft haben meine Vorredner schon guote arebeit geleistet.

Tschüss und ein schönes Wochenende vom

Vridel

Sein Lächeln war so hell und freundlich, seine Augen so strahlend ehrlich, dass auch schon mal ganze feindliche Armeen spontan zu ihm übergelaufen sind. Er konnte aber auch anders: seine schwarzen Augenbrauen zusammenziehen und seine Passion aufbrausen lassen wie die Wogen des Ozeans unter Boreus‘ eisigem Atem.

„Du verwechselst was, Römer. Ich habe euch besiegt. Zweimal. Vernichtend. Mit ganz vielen Toten. Und was verlange ich denn dafür, dass ich Euch verschone? Will ich Euren schlechten, sauren Wein oder Euren kitschigen Goldschmuck? Nein, Pyrrhus ist reich an all diesen Dingen! Ich will nur, dass ihr meine Freunde in Tarent in Frieden lasst und die Stadt nicht mehr bekriegt. Dafür habt ihr nicht nur meine Gnade. Nein, ich werde Euer bester Bundesgenosse und helfe Euch, die anderen italienischen Städte Rom Untertan zu machen. Und eure zahlreichen Kriegsgefangenen, die in meinen Kerkern seufzend ihr trauriges Los verfluchen, lasse ich ohne jedes Lösegeld frei. Ich weiß nicht, was du sonst noch von mir verlangen möchtest! Willst du dich vielleicht darüber hinaus mit meiner schönen Gemahlin unter den Zypressen drüben vergnügen? Mir geht die Fantasie aus für großzügigere Angebote!“

Der einäugige Gesandte aus Rom trotzte dem Ansturm mit steinerner Miene. „Unsere Forderungen sind einfach. Verlasse Italien. Dann hast du Frieden.“

„Ach Römer“, antwortete Pyrrhus, „wie soll ich denn meinen Phalangitai in die Augen blicken, wenn ich nach diesen epischen Schlachten einem verprügelten Jungen gleich das Feld räume?“

„Dein Problem“

„Das ist genau das, Römer, was mit euch falsch läuft. Ihr könnt keine anderen Perspektiven sehen, als die euren.“, sagte Pyrrhus, grinste diebisch und klatschte zweimal. Der Vorhang hinter dem römischen Gesandten fiel zu Boden. Dahinter verbarg sich ein riesiger, gepanzerter Kriegselefant, der von seinem Reiter angetrieben einen ohrenbetäubenden Schrei ausstieß, ob dessen der Römer zusammenzucken musste.

„Man könnte sagen, ihr seht den Elefanten im Raume nicht!“, fügte Pyrrhus triumphierend hinzu.

„Wir fürchten weder dich, noch deine Truppen, noch deine Ungeheuer. Verlasse Italien, oder stelle dich uns abermals im Kampfe“, stammelte der errötete Gesandte und stürmte aus der Villa.

Eine bedrückende Stille senkte sich über den Raum. Der Elefantentreiber gab dem Tier Futter. Man muss es belohnen, wenn es sich benimmt. Pyrrhus blieb noch einige Augenblicke regungslos sitzen, seufzte und stieg vom Thron. „Cineas! Komm mit. Mich drängt‘s, in den Arkaden zu spazieren!“ Der Hausphilosoph folgte seinem zusammengesackten König. „Was ist denn los mit diesen Leuten. Ich musste für die Posse die Tür umbauen und ein Gerüst für den Vorhang errichten lassen. Ich dachte, er wäre zumindest amüsiert!“

„Die Römer haben kein Humor. Für solche Feinheiten müssten sie mit einer dem Maultier überlegenen Auffassungsgabe gesegnet sein.“, meinte der Philosoph.

„Eben. Genau deswegen sterben in jeder Schlacht so viele Menschen.“, antwortete Pyrrhus. „Wären das normale Leute, würden die sehen: ‚die Schlacht ist verloren‘ und einfach das Feld räumen. Aber nein, die bestehen förmlich drauf, dass man jeden einzelnen von ihnen abmurkst! Und wofür? Für ihre Freiheit? Für ihre Frauen und Kinder? Nein, wegen einer Stadt in Süditalien, die sie dem Erdboden gleichmachen wollen. Nichts gegen den Heldentod. Leonidas starb für die Freiheit. Aber er nahm es mit Humor. Als ihm der Perser ankündigte, dass die Pfeile die Sonne verdunkeln würden, sagte er, dass er dann halt im Schatten kämpft. Das ist doch ein Charakter, nicht? Kein Vergleich mit diesen bornierten Idioten.“

„Warum tust du dir das an?“, fragte Cineas, während die Wächter hinter ihnen sich abmühten, den Elefanten wieder aus der Villa zu führen. Pyrrhus blickte den Philosophen etwas perplex an. „Naja, ich habe den Tarentinern versprochen, sie zu beschützen.“ „Die Römer haben den Tarentinern versprochen, sie alle umzubringen.“, meinte der Philosoph ruhig.

Der König zog seine Mundwinkel nach oben, mehr zu einer Grimasse als zu einem Lächeln. „Fang nicht schon wieder mit Sophistik an, Du! Du redest so, als ob es dasselbe sei, ein Leben zu retten oder ein Leben auszulöschen.“ Der Philosoph lächelte überlegen „Mögen Eure Gründe sich auch im Detail unterscheiden: Sich im Felde gegenüberstehen und wegen eines Versprechens tapfere Männer in den Tod zu führen ist ein Verhalten, das du mit den Römern gemein hast.“

Die Wachen hatten angefangen, dem Elefanten die Rüstung abzunehmen, weil er sonst einfach nicht durch die Tür passte. „Aber sind die Gründe denn gleichgültig? Bei denen ist es doch sinnloser Rachedurst, bei mir der Edelmut eines Retters in der Not!“

„Aber was für Leute rettest du denn da? Für wen müssen deine edlen Krieger in den Tod? Haben die Tarentiner Rom nicht unnötig brüskiert? Und hast du nicht selbst ständig über ihre Feigheit geflucht? Würden sie, statt sich beständig dem Genusse hinzugeben, ein ordentliches Heer aufstellen, bräuchten sie dich doch nicht.“

Der König brauste auf „Wie? Meinst du, ich sei ersetzlich? Aber ich bin doch Pyrrhus, der muskulöseste König in ganz Hellas! Man meißelt Statuen nach meinem Körper und singt Lieder über meine Taten! Der beste Heerführer seit Alexander, nicht weniger!“

„Also ist es doch nur Eitelkeit“, sagte der Philosoph und grinste. Der Elefant hat die Villa indessen endlich verlassen. Die Wachen führten ihn in sein Gehege.

Pyrrhus seufzte. „Vielleicht. Aber was soll ich denn tun?“

„Ein anderes Land erobern. Eins mit Humor“, schlug der Philosoph vor.

„Aber dann haben die humorlosen Römer doch gewonnen!“, entgegnete Pyrrhus.

„Sie haben erst gewonnen, wenn du selbst stur geworden bist wie ein Römer“, sprach Cineas und blinzelte.

Der König zog seine Augenbrauen zusammen und hielt kurz inne. Aus der Ferne brüllte der Elefant. Man konnte ihn im ganzen Lager hören. Pyrrhus lächelte plötzlich, richtete sich auf und sprach: „Hast recht. Ab nach Sizilien! Ich hörte, in Syrakus würden Komödien aufgeführt. Außerdem: hieß deren Tyrann nicht Dionysios? Ein Land, das seine Söhne so nennt, kann nicht verkehrt sein“.

„Das ist die Einstellung“, meinte Cineas und umarmte seinen König.

 

Lieber Friedel

ja ich weiss, das hier ist nicht Dein Thread

isst man halt auch Gyros und deklariert es als griechisch
γύρος bedeutet deutsch eben das gleiche wie Döner, nämlich drehen/gedrehtes.
Die Griechen haben diese Zubereitungsform vielleicht von den Türken übernommen, aber sie haben ihr einen griechischen Namen verpasst. Und da sich viele griechische Gerichte und Zubereitungsweisen auch in der (westlichen) Türkei finden, ist es beinahe müßig, über die Urheberschaft zu streiten.

Jobär

 

Hallo Jobär,

sicherlich hastu recht, zumindest kein unrecht, wenn wir bedenken, wie schnell Mitteleuropa den American Way of Life gefressen hat und Plastik die Welt beherrscht. Ich warte auf den Augenblick, da das Essen aus einem Drei-D-Drucker kommt und reine Chemie, sicherlich nicht ohne Erdöl, uns erfreut.

Bis bald,

Friedel,
der gerade gesehen hat, dass seine Arbeitsweise (Kopie der Vorlage ins Antwort-Menü und dann Abareit jeder einzelnen Zeile. Novak hatte auch schon mal das Vergnügen, wenn auch nur noch mit einem Rest ihres Textes ...) ...

 

Hallo Anton.
Eine Unterhaltsame Geschichte ist das, für mich hat sie mehr etwas von Satire.
Stilistisch schwankst du zwischen alter und neuer Sprache hin und her. Da würde ich nochmals drüber gehen und das ganze in altertümlicher Sprache schreiben.

Mit ganz vielen Toten
das klingt nach Kindermund
nein, die bestehen förmlich drauf, dass man jeden einzelnen von ihnen abmurkst!
abmurkst passt in dem Kontext gar nicht.
Man muss es belohnen, wenn es sich benimmt.
gehört in die Vergangenheit

lg
Bernhard

 

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