Roggen
Wie Häschen, die im Frühlingsscheine auf grüner taugetränkter Wiese in tierisch schuldlosem Vergnügen toben, paarten sich Hain und Mia an jedem Tage auf den Glockenschlag um Viere in Bauer Friedrichs Felde, wo der Roggen wächst.
Es war ein kindlich keusches Unterfangen, wobei weder Gier noch Scham ein Plätzchen fanden, nur junge Neugier nach dem Spiel der Alten war Grund für ihre folgenschwere Tat.
So kam es wie es kommen musste, als, wie könnte es auch anders sein ,an einem rötlichgelben Frühlingstag, der Roggen spross die ersten Knospen, ein weingetränkter Bauer das Loch in seinem Kornfeld sah.
Der Schwips war baldigst überwunden, hinweggescheucht von dumpfem Staunen, da dieses Tölpels Auge den adamsgleichen nur in Kindlichkeit gehüllten Hain im Kornfeld munter stochern sah.
Wie groß war all das Schrein und Zetern als Mutter Hain und Vater Mia zum Ort des Frevels hingeführt, die beiden Kinder starr vor Angst, ganz unbeweglich, noch immer Bub auf Mädchen zwischen Roggenhalmen liegen sahen.
Da wurde freilich nicht lange Überlegt, das Mädchen von der bösen Tat für heut und immer schwer gezeichnet, in ein altes nur von Nonnen heimgesuchtes Kloster transportiert und Hain mit all den sündigen Gedanken zur restlos körperlichen Arbeit in fernem Lande von seiner Spielgesellin isoliert.
So war für sichren Fortbestand der Tugend vorgesorgt und auch der Kummer beider Eltern fand Trost in Mund und Busen, nah am Bache in einem kleinen Roggenfeld.