Rock und Metal
Rock und Metal
Einst gab es zwei Schwestern namens Rock und Metal. Sie waren unzertrennlich, nicht zuletzt, weil sie Schwestern waren, sie teilten diese eine Gemeinsamkeit:
Sie waren anders. Und zusammen rebellierten sie gegen alles. Wenn andere geblümte Blusen anzogen, trugen Rock und Metal schwarze t-Shirts und zerrissene Hosen. Wenn ihre Mutter sagte, man zeige nicht mit dem Finger auf andere Leute, so riefen und winkten diese ihnen zu. Sie stellten sich gegen die ganze Welt, doch sie hatten immer einander.
Aber mit der Zeit begannen sich immer mehr Leute für Rock, die ältere der Beiden, zu interessieren. Sie waren fasziniert von ihrer Art, die Welt zu sehen. Metal hingegen zog sich immer weiter zurück
– auch von ihrer Schwester. Schon immer hatte es nur sie und Rock gegen den Rest der Welt gegeben, wieso sollte sich dies nun ändern? Doch Metals Schwester schien anderer Meinung zu sein. In ihrem Nebel aus Menschen, die diese Lebensweise, dieses Gefühl nachahmen wollten, verlor sie sich immer mehr, denn es gefiel ihr, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
Und aus Rock und Metal wurde Rock und der Rest der Welt.
Was mit Metal geschah? Nun, sie blieb lange allein und zurückgezogen. Und wie es so oft ist, wenn Menschen etwas nicht verstehen, begannen sie, Gerüchte um Metal zu spinnen. Sie stehe mit Satan im Bunde, hieß es Sie schleiche sich nachts, wenn alle schiefen, auf den alten Friedhof, um mit den Toten aus der Vorzeit zu kommunizieren, wurde des Abends hinter vorgehaltener Hand geredet. Auch Rock hörte von diesen Geschichten, doch jeder, der glaubt, sie hätte etwas unternommen, irrt sich. Metal hatte sich dies ja selbst ausgesucht, wieso sollte also Hilfe brauchen?
Aber Metal brauchte Hilfe, denn sie realisierte nun, wie einsam sie war. Voller Neid blickte sie auf ihre Schwester, umringt von Freunden. Freunde, die Metal nie gehabt hatte.
Deshalb beschloss sie, sich auch Freunde zu finden, um ebenso mächtig und geliebt zu werden, wie ihre Schwester es war. Und wie es immer irgendwo Menschen gab, die verrückt genug waren, fand auch Metal schnell Freunde.
Die Gerüchte aber verschwanden nicht. Bis sogar Metal selbst eine düstere Aura umgab, welche sie immer und überall mit sich tragen musste. Und ihre sogenannten Freunde nutzen dies auch noch aus. Sie teilten diese Düsternis, trafen sich nachts auf Friedhöfen und ließen sich gern als Freunde Satans bezeichnen. Doch wer hatte Metal gefragt, ob sie das überhaupt wollte?
Voller Verzweiflung beschloss sie, ihre Heimat zu verlassen. Ziellos wanderte sie umher, doch wo auch immer Metal hinkam, früher oder später steckte ihre Aura die Menschen um sie herum an. Und so geschah es, dass Metal selbst zu dieser Düsternis wurde. Nun ging sie auch nachts zum alten Friedhof, strich mit ihren kalten Fingern über die steinernen Inschriften der Gräber und murmelte leire dunkle, alte Formeln.
Sie war zu den geworden, was die Welt in ihr gesehen hatte.
Und so vergingen die Jahre, bis zu jenem Tage, an dem Metals Wege sie wieder in ihre Heimat leiteten. Leise schlich sie sich von Schatten zu Schatten, verschmolz geradezu mit ihnen. Sie hatte gekernt, nur gesehen zu werden, wenn sie es wollte. Nur mit einer hatte Metal nicht gerechnet.
Und plötzlich stand sie vor ihr, ihre Schwester.
Roch freute sich sehr, Metal nach so langer Zeit wiederzusehen, aber diese reagierte abweisend auch Rocks nette Worte. Rock allerdings kannte ihre Schwester und verstand nun.
Es tut mir leid, sagte sie, es tut mir leid, dass ich dich damals allein gelassen habe. Dafür gibt es keine Entschuldigung, denn ich hatte dich verlassen und so ist aus dir das geworden, was alle die ganze Zeit in dir sahen. Aber du bist doch so viel mehr.
Zum ersten Mal seit langer Zeit trat Metal aus dem Schatten hervor, die Tränen in ihren Uagen glitzerten im Licht. Die beiden Schwestern standen lange einfach nur gegenüber und sahen sich an, während ihnen Beiden bewusst wurde, obwohl jede von ihnen ihren eigenen Weg gegangen war, so gehörten sie doch zusammen.
Wie durch ein unsichtbares Zeichen lösten sie sich aus ihrer Starre, eilten aufeinander zu und umarmten sich, wie sie sich auch damals schon umarmt hatten, für immer unzertrennlich.
Du bist viel mehr, flüsterte Rock ihrer kleinen Schwester Metal ins Ohr, so viel mehr….