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Robin Hood reloaded

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08.12.2007
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Robin Hood reloaded

"Wollt ihr was Süßes?", fragte er die spielenden Kinder und kam sich ein wenig vor wie ein Pädofiler auf Beutefang. Der Spielplatz war schmutzig und abgenutzt, die Schaukeln quietschten und nur das warme Sonnenlicht erhellte die Atmosphäre ein wenig. Doch die Kinder schien das nicht groß zu stören, sie gingen konzentriert ihren fantasievollen Spielen nach. Aber wie sollte es auch, wo sie es doch nicht besser kennen, dachte er sich und hielt ihnen einen offenen Beutel mit Schokoriegeln entgegen. Die meisten Kinder ignorierten ihn. Dass sie ihn überhaupt bemerkt hatten, erkannte er nur daran, dass ihre Konzentration auf das Spiel für einen Augenblick nachgelassen hatte.
Ein kleiner Junge – zirka sechs Jahre alt – hatte die Schokoriegel jedoch gleich ins Visier genommen und kam langsam näher. Dabei hatte er dieses Misstrauen in den Augen, das typisch für Kinder einer Gesellschaft war, die den Nachwuchs wie selbstverständlich zu ihrem Nutzen verformte und ausnutzte. Blitzartig griff der Junge in die Tüte, nahm einen Riegel heraus und ging mit einen verschämten Lächeln zurück zu seiner Schaukel. Nun nahmen ihn sich auch die anderen Kinder zum Vorbild und fischten sich jeweils einen Schokoriegel aus der Tüte.
Während er die Kinder zufrieden beim Vertilgen ihrer Beute beobachtete, dachte er daran, wie er die Schokoriegel in dem Supermarkt um die Ecke geklaut hatte. Es dauerte nicht mehr lange, dann würden diese Kinder für die menschenverachtende Maschinerie eingespannt, für die dieser und jeder andere Supermarkt symbolisch stand. Die Schokoriegel sah er als eine Art vorgezogene Schadensbegleichung, die den Kleinen eine kurze Entspannungspause von der staatlichen Bildungsoffensive verschaffen sollte.
Einen Moment lang badete er in dem erhabenen Gefühl, zu den wenigen zu gehören, denen es wirklich um die Kinder ging. Nachdem die Kinder aufgegessen und sich wieder ihrem Spiel gewidmet hatten, wollte er gerade damit beginnen, ihnen davon zu erzählen, wie er an die Süßigkeit gekommen war und warum es manchmal okay sei zu stehlen. Doch als er in das lächelnde Gesicht eines der Mädchen schaute, bekam er keinen Ton mehr heraus. Tief im Inneren spürte er plötzlich, dass er nicht ganz ehrlich zu sich gewesen war. Er musste sich auf einmal fragen, war es wirklich Empathie zu den Kindern, die ihn veranlasste, die Schokoriegel zu verschenken? Oder war das doch nur seiner Ideologie zu verdanken? Schokoriegel waren kein brauchbarer Ersatz für das was diese Kinder wirklich bräuchten, das wusste er. Und dass sie geklaut und nicht gekauft waren, machte für sie keinen Unterschied. Nur ihm selbst verschaffte es den Kick ungehorsam sein und sich zu gleich wie ein Gutmensch fühlen zu können.
Ernüchtert durch seine Offenbarung, verließ er den Spielplatz und die Kinder winkten ihm zum Abschied hinterher. Das erschlichene Vertrauen in ihren Augen ließ alles in ihm taub werden.

 
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Hallo Z-P,

ich danke dir für deine schonungslose Kritik. Vieles, das du angesprochen hast, war mir irgendwie schon (unbewußt) bewußt. Eigentlich wollte ich mich auch nur noch auf Drehbücher beschränken, denn Prosa liegt mir einfach nicht. Aber ich brauchte wohl mal wieder eine Bestätigung dafür (sorry, dass ich das Forum damit zumülle).
Du hast recht, der Text taugt höchstens als Exposé zu einer Geschichte. Leider taugt die aber nicht für einen Kurzfilm - zumindest nicht mit diesem Ansatz. Und die Kurzgeschichte auszuarbeiten bin ich zu faul. Das Wissen, dass das Ergebnis eh bescheiden ausfallen würde, läßt die Faulheit einfach obsiegen.

Den Protagonisten sehe ich mehr als wilden Junganarchisten - angelehnt an die Klischeevorstellung, die die meisten braven Bürger von Anarchisten haben. Denn Jungsozialisten sind für mehr Staat und Alt- bzw. Ex-Hippies - die Bildung schon damals als Allerheilmittel sahen - sind gerade an der Macht und für die Bildungsoffensive verantwortlich. Wäre mein Talent Geschichten zu schreiben nicht so eingeschränkt, würde ich diese (für Aussenstehende) fein wirkenden Unterschiede jetzt in einer Geschichte aufbröseln. Denn die Fähigkeit zu differenzieren scheint den meisten Bürgern (ob nun links oder rechts oder aus der trendy Mitte) leider zu fehlen (ich spreche jetzt nicht von dir - dazu kenne ich dich nicht gut genug). Vorurteile scheinen das Bewußtsein auch im heutigen linksliberalen Deutschland zu dominieren - sowohl in den Köpfen der Meinungsmacher, als auch in den Köpfen derer, die sich deren Meinung aufzwingen lassen.
So, auch wenn der Inhalt dieser Phrasen - mögen sie noch so satirisch wirken - schlicht die Realität wiedergeben, habe ich jetzt genügend davon gedrescht. :lol: Eigentlich ist diese Weise zu reden ja destruktiv, aber sie ist immerhin eine gute Möglichkeit die Redensweise derartig sprechender Protagonisten einzuüben.

Danke und Gruß,

Kippei

 

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