Ritter auf weißem Schimmel
Ritter auf weißem Schimmel
An dem Fuße einer Trauerweide saß eine trübsinnige Gestallt. Es war ein schmächtiger, kleiner Ritter in einer leicht verbeulten, schon Rost ansetzenden Rüstung.
"Ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd. Ich wäre schon froh über ein kleines Pony." Unter leichtem quietschen hob er ein Steinchen auf und warf es in den Tümpel.
"Was grämt dich so mein Rittersmann?"
Der Ritter blickte sich um, konnte aber nicht sehen woher die Stimme kam.
"Hier, hier unten bin ich." Eine Kröte saß zu seinen Füßen.
"Hallo, ich ... ich habe kein Pferd."
"Wozu brauchst du denn ein Pferd?"
"Na ich muss doch Prinzessinnen retten und Drachen erschlagen." "Braucht man dafür nicht eher ein Schwert?"
"Ja, schon. Das habe ich leider auch nicht." Der Ritter ließ den Kopf sinken.
"Ich hätte da vielleicht eine Idee, wie uns beiden geholfen werden kann."
"Was? Wobei soll ich dir denn helfen?"
"Ich bin keine Kröte, sondern eine Fee."
"Was?"
"Na, eine richtige Fee mit Wünsche erfüllen und so."
"Aber wo bei soll ich dir denn helfen."
"Ich muss mich zurück verwandeln, dann kann ich dir deinen Wunsch erfüllen."
"Wie macht man so etwas, ich hab da keine Erfahrung. Braucht man da eine Zauberformel?"
"Nein, nein du musst mich küssen."
"Küssen?"
"Ja, küssen!"
"Also ... äh, ich hab schon mal davon gehört, das Leute an Kröten geleckt ... also ich mein.."
"Nein, ein Kuss."
Der Ritter guckte die Kröte mit etwas skeptischem Blick an. Die Stirn in Falten.
"Also was ist den nun?"
"Ja, mach ja gleich." der Ritter nahm die Kröte leicht angewidert in die Hand. Er kniff die Augen zu und führte die Kröte nur mit Widerwillen an seinen Mund.
<schmatz>
<plop>
Vor schreck ließ der Ritter die kleine Fee fallen. Diese landete etwas unsanft auf ihrem Hinterteil.
"Du stellst dich an wie der erste Mensch." zeterte die Fee und rieb sich den Po. "Aber nun gut, du hast jetzt ein Wunsch frei." sagte die Fee. Der Ritter sprang auf die Füße.
"Ich will auf einem schwarzen Araber sitzen." rief der Ritter.
<wusch>
Der Ritter saß auf einem schwarzen Araber. Nur hatte er sich den etwas anders vorgestellt. Der Ritter saß auf den Schultern eines schwarzen Mannes, der ganz schön unter dem Gewicht des Ritter hin und her schwankte.
"Hej, gehst du wohl von meinem Rücken runter." schimpfte der schwarze Mann. "Wie bist du da überhaupt hinauf gekommen? Los runter da!"
Der Ritter leicht verwirrt erwiderte: "Ja, ja ich ..." und begann den Rücken des schwarzen Mannes hinunter zu klettern.
"Ent ... Entschuldigung!" stotterte der Ritter, der sichtlich nervös sein Visier zurecht rückte. "Was ... Wer bist du?" fragte der Ritter.
"Ich bin Mallek. Gerade war ich noch in meinem Zelt, einen Tee machen und dann, wusch, hab ich dich auf meinen Schultern."
"Ja, nun, das war so." sagte der Ritter "Ich habe eine Kröte geküsst und dann..."
"Eine Kröte geküsst."
"Ja, ich hab ... die konnte sprechen!"
"Du hast eine sprechende Kröte geküsst."
"Na ja, das ... das war keine Kröte, sondern ... sondern eine Fee."
"Eine Fee."
"Ja, die hat mir einen Wunsch erfüllt."
"Es war dein Wunsch auf meinen Schultern zu sitzen?"
"Nein, nein, ich wollte ... ich wollte auf einem schwarzen Araber sitzen."
Mallek blickte den Ritter fragend an.
"Na, du weist schon, ein schönes, schwarzes Pferd, ein Araber halt."
Mallek blickte die Fee an, die etwas abseits der beiden Männer der Unterhaltung gelauscht hatte.
"Soll ich dir auch einen Wunsch erfüllen?" fragte die Fee.
"He, was ist mit mir?" rief der Ritter, "Ich musste dich schließlich küssen."
"Na gut." sagte die Fee, "Was möchtest du dieses mal?"
"Damit wir uns verstehen, ich möchte ein Pferd, ein schönes, gut gebautes Pferd."
"Was für ein Pferd soll es den sein?"
"Ich will ein roten Fuchs."
<wusch>
Neben dem Ritter stand ein roter Fuchs. Mallek bekam sich nicht mehr ein vor Lachen. Der Fuchs etwas verstört suchte das Weite.
"Ich wollte eine Pferd, keine Fuchs!" rief der Ritter. Er stampfte mit dem Fuß auf. Dabei klappte sein Visier herunter und er klemmte sich die Nase ein.
"Au, na gud. Isch will abe imme noch ein Perd."
"O.K., aber das ist dann das aller letzte Mal, das ich dir einen Wunsch erfülle. Alle guten Dinge sind drei, dann ist Schluss."
"nO.Ke., nO.Ke." näselte der Ritter. "Isch will einän weischän Schimmel mit Schattel."
<wusch>
"Verdampd wo ischt dasch Perd!"
"Und, soll ich dir nun einen Wunsch erfüllen?" fragte die Fee Mallek.
"Eigentlich <kicher> möchte ich nach Hause, <prust> aber ich glaube da geh ich lieber zu Fuß."
Die Fee warf empört den Kopf in den Nacken und stolzierte mit erhobener Nase von dannen.
"Häj, wasch scholl isch mit däm Schattel, ohne Perd? Häj, komm schurück."