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Ring
Wenn man eine ausgedehnte Sauftour beginnt, kann es sein, dass man irgendwann mit einem Riesenkater auf einem völlig anderen Planeten aufwacht, ohne den Unterschied zu merken. Das liegt einfach daran, dass die Mitarbeiter des Amts für Terraforming bei Dienstantritt chirurgisch Kreativität, Humor, Intelligenz und alle anderen Eigenschaften, die einer erfolgreichen Beamtenkarriere im Weg stehen, entfernt werden. Eine Maßnahme die nötig wurde, weil man irgendwann feststellte, dass die drittgrößte Landmasse des Mars , wohl wegen einer Bürowette, die Form einer Hand mit ausgestreckten Mittelfinger hatte.
Ein Planet von dem man wirklich nicht sagen kann, dass er wie alle anderen aussieht, ist Ring. Während der Zeit, als Ring noch Meier Drei hieß, benannte nach dem Beamten, der gerade Mitarbeiter des Monats war, wurde er Schauplatz einer gewaltigen Schlacht, weil ein Admiral einen Marschbefehl falsch ausgefüllt hatte. Nicht gewaltig genug für einen Sonderbericht zur Hauptsendezeit, aber immer noch recht groß. Während der Schlacht wurde der Planet von so vielen Bomben getroffen, dass seine Rotation stoppte. Nicht, dass eine Bombardierung nötig gewesen währe, aber wenn am Ende der Schlacht noch Munition übrig ist, bekommt man beim nächsten Mal weniger.
Seinen neuen Namen bekam der Planet von den Ringen, die man sieht, wenn man sich ihm nähert.
Der erste, und auch am wenigsten spektakuläre Ring ist der eines der zahllosen Hyperraumtore, durch das man den Planeten erreicht.
Der zweite Ring besteht aus den Trümmern der Raumschiffen der großen Schlacht. Normalerweise hätte man sie eingesammelt und wiederverwendet, aber ein Beamter, bei dem die Humorentfernung nicht ganz funktioniert hat, hatte sie unter Denkmalschutz gestellt. Und so ziehen sie sich in einem Silberstreif um den Äquator.
Wirklich einzigartig ist dritte Ring. Ein nur wenige Kilometer breiter, grüner Streifen, der sich einmal längs den Planeten zieht und ihn zu einer größeren Touristenattraktion macht, als die längste Rutschbahn der Galaxis, einmal quer durch den Mond.
Schattenspendende Palmen; Saftbars, die fünfhundert Verschiedene Drinks aus den unzähligen Früchten, die im Minutentakt durch die Hyperraumtore angeliefert werden, zubereiten; Liegestühle, die die prophylaktisch darauf abgelegten Handtücher nach einer Stunde Wartezeit vernichten. An dem Strand der Sonnenseite gibt es alles, was man sich nur wünschen kann (außer einem Meer).
Alle die lieber ein bisschen Aufregung haben, können auf den Gletschern der Nachtseite Ski fahren und sich auf den Après-Partys eine Alkoholvergiftung hohlen.
Natürlich ist kein Urlaub komplett, ohne in geschmacklos geblümter Kleidung, kurzen Hosen und Sandiletten durch die (nagelneuen) Historischen Gebäude zu laufen und reichlich Photos zu schießen, mit der man zuhause seiner Verwandtschaft auf die Nerven fallen kann.