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Richards letzter Tag

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24.09.2000
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Richards letzter Tag

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Der Aufprall tötete ihn sofort.

10 Minuten vorher
Richard stand regelrecht auf dem Gaspedal des Buicks. Etwa zwanzig Minuten fuhr er die gerade Strecke des Highways entlang.
Dann sah er es: Mexiko, das Land, in dem er nicht verfolgt wurde, in dem keine Polizeischar hinter ihm her war und er in Frieden leben konnte. Zumindest für eine Weile.
Er wendete den Buick und fuhr von dem Highway hinunter. Im Rückspiegel sah er Blaulicht durch eine Staubwolke funkeln, die den Horizont verdeckte und das Geräusch von Rotoren eines Hubschraubers drang an sein Ohr. Sie verfolgten ihn und es wunderte ihn gar nicht. Er hatte Unmengen von Geld auf der Rückbank liegen, er hatte zwei Personen umgebracht und nun flüchtete von der Polizei.
Richard wirbelte roten Sand auf, während er vom Highway 89 in eine kahle Wüstenlandschaft raste. Es wäre unmöglich, auf den vorgesehenen Straßen über die Staatsgrenze zu fahren. Ein kleiner Stau, ein kleines Mal Bremsen, ein kurzer Stillstand nur würde genügen, dass sie ihn einholten und ins Gefängnis brächten. Er musste es so versuchen.
Und so raste Richard Hallway über den Wüstenboden, durchbrach einen Zaun und konnte kaum einen Meter sehen, der Sand schlug wie Hagel gegen die Windschutzscheibe. Ein berauschendes Glücksgefühl überkam ihm plötzlich und er fühlte sich gut wie noch nie. Die Freiheit rief ihn und er folgte ihr wilden Schrittes. Ein neues Leben kam auf ihn zu und es kümmerte ihn nicht, dass das Blut auf seinen Händen und seinem Anzug eingetrocknet, seine Nase gebrochen und seine Schulter womöglich ausgekugelt war. Was soll’s? Er war frei. Frei wie ein Vogel. Beinahe hatte er das Gefühl zu fliegen.
Erst als sein Magen gegen die Lunge drückte und ihm den Atem raubte, merkte er, dass er wirklich flog und keinen Boden mehr unter den Rädern hatte. Das letzte dass er sah, war ein wunderschöner Canyon, ein Fluss und ein Wald, der immer schneller auf ihn zuraste, während die Klippe hinter ihm immer kleiner wurde.

30 Minuten vorher
Sarah stieg sofort auf die Bremse, als sie den blutüberströmten Mann die Böschung herauf steigen sah. Er machte einen Mitleid erregenden Eindruck, sein Augen sahen gequält aus, was durch das frische Blut auf seiner Stirn verstärkt wurde. Seine Kleidung war zerrissen, seine Schulter sah seltsam verformt aus, in Händen hielt er einen Beutel. „Oh Gott“, murmelte sie.
Sie lenkte den Buick an den Straßenrand und hielt zehn Meter hinter ihm.
„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte sie besorgt und lief auf den Mann zu.
Doch diesem war wohl nicht nach Hilfe zu mute, im Gegenteil. Er richtete eine Waffe auf sie.
Sarah fiel sofort auf die Knie und presste die Augen zusammen. Eine Mischung aus Verwunderung, Angst und Sorge um den Mann überkam sie. Sie war nicht wütend, sie hatte ihr Leben lang gelernt, nicht wütend zu sein.
„Bitte nicht“, flehte sie, „Was immer sie wollen ich...“, sie fing an zu weinen. Der Mann schritt auf sie zu - sie roch Schweiß und Blut, die furchtbare Nähe eines Mörders - und ging an ihr vorbei. Sie hörte nur noch, wie die Reifen ihres Buicks quietschten und er davon fuhr.
Dann sah sie eine Staubwolke in der anderen Richtung und soviel Polizei wie nun auf sie zukam, würde sie bestimmt nie wieder in ihrem Leben sehen.

25 Minuten vorher
„Ach du Scheiße!“, sagte Richard und sein Mund fühlte sich auf einmal sehr schwer an. Er blickte auf den Tankwart hinunter, dessen Blut dem hellblauen Linoleum des Bodens ein eigenartiges, rotes Muster verpasste. Die Mündung seiner 44er rauchte, seine Hand zitterte. Der Mund des Tankwartes war weit geöffnet. Seine Augen blickte ins Leere.
Richard ging hinter die Theke und sah nach dem Alarmknopf. Hatte der Typ den Polizeialarm nun ausgelöst oder nicht? Gab es in dieser Tankstelle, soweit weg von der nächsten größeren Stadt überhaupt einen Alarmknopf? Richard suchte und suchte.
Und er fand ihn schließlich. Er blinkte rot.
„Scheiße“, stieß er aus, sprang über die Theke und rannte zu seinem Dodge. Gott sei Dank, hatte er bereits getankt. Er stieg ein und fuhr los. Die Polizei würde bald da sein und sie würde wissen, dass er es war. Es konnte niemand anderer sein.
Richard fuhr nicht lange. Einer seiner Reifen platzte und er raste die Böschung hinunter.

40 Minuten vorher
Er hatte es geschafft, jawohl, Richard Hallway hatte es tatsächlich geschafft, die Polizei des Staates Texas abzuhängen. Wer ist der King, Baby?
Sein alter Dodge mit der durchgeschossenen Heckscheibe fuhr den Highway 89 entlang. Seine 44er glänzte auf dem Beifahrersitz und er sah sie voll Stolz an. Sein kleines, hilfreiches Spielzeug hätte ihn bestimmt an vorbeifahrende Autolenker verraten, doch er war alleine Unterwegs. King of the Road, Baby! Er fühlte sich fantastisch. Was eine so kleine Abwechslung alles bewirken konnte. Es war ein Spiel, eines das er gewinnen konnte.
Er musste nur noch nach Mexiko, es gab keine andere Möglichkeit. Dort musste er sich einen Anwalt kaufen, der alles für ihn regelte. Er blickte auf den Rücksitz und sah den Geldbeutel mit leuchtenden Augen an. Oder er würde ein ganz neues Leben beginnen, ohne Frau und ohne Kaffe. Er müsste sich noch entscheiden.
Doch nun musste er zu aller erst nach Mexiko, die Polizei würde ihn erschießen, würde sie ihn jetzt fassen.
Plötzlich ruckte das Auto und wäre beinahe von der Straße abgekommen. Irgend etwas hatte er überfahren. Er blickte in den Rückspiegel. Es sah sehr nach einem Tier aus, einem Stachelschwein vielleicht. Er konnte das sich immer weiter entfernende etwas nicht mehr erkennen. Er drosselte den Motor und fuhr nur noch mit halber Geschwindigkeit. Er sollte nichts riskieren. Musste er auch nicht. Er hatte kein Verbrechen begonnen, alles war nur ein riesiges Missverständnis.
Die Tankuhr auf dem Armaturenbrett zeigte fasst auf null und wie der Zufall es so wollte, war die nächste Tankstelle nicht weit entfernt. Alles lief so prächtig. Ein schönes Spiel,dachte Richard.
Gedankenverloren hielt er an einer der Zapfsäulen der Tankstelle und füllte seinen Dodge mit Benzin. Der Tankwart kam von dem Häuschen der Tankstelle auf ihn zu und fragte ihn, ob er behilflich sein konnte, ob er ihm vielleicht ein Taschentuch für seine blutigen Hände bringen sollte.
„Nein danke! Alles läuft prächtig!“, entgegnete Richard mit einem sonnigen Grinsen.
„Wir haben Sitzbezüge im Sonderangebot, falls Sie Sich für einen interessieren. Wir haben auch eine große Auswahl an Duftbäumen.“ Der Tankwart war sehr zuvorkommend.
„Nein danke, Sir. Nur Tanken und schon bin ich weg.“
Der Tankwart grinste: „Dann warte ich drinnen auf Sie. Kommen Sie dann einfach zahlen, Mr. Hallway.“ Er verschwand wieder in dem Tankhäuschen.
So einen freundlichen Tankwart hatte er noch nie erlebt. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass wirklich alles gut lief.
Durch die Fensterscheiben des Häuschens winkte ihm der Tankwart entgegen. Der Fernseher lief. Nachrichten wurden ausgestrahlt. Er hörte Vögel zwitschern und die Sonne kitzelte auf seiner Nase.
Doch plötzlich hielt er inne. Durch die Wolken der Naivität konnte er plötzlich etwas seltsames am klaren Himmel sehen. „Mr. Hallway?“, sagte er zu der Zapfsäule. Plötzlich leuchtete etwas strahlendes in seinen Gedanken auf „Die Nachrichten, Scheiße!“
Er holte seine 44er vom Beifahrersitz und ging schnellen Schrittes auf das Tankhäuschen zu.
„Möchten Sie zahlen, Mr...“, sagte der Tankwart, doch Richard unterbrach ihn.
„Haben Sie sie verständigt?“ Er fuchtelte mit der Pistole vor dem Gesicht des Mannes herum. Seine gute Laune war wie weggeblasen. Zorn über den scheinheiligen Tankwart und über seine eigen Dummheit, seine naive Alles-Ist-Nur-Ein-Spiel-Denkweise, brachten ihn zur Raserei.
„Wen soll ich denn verständigt haben?“, fragte der Tankwart, der langsam hinter der Theke hervorkam und Richard sah in dem Gauben seines Gegenübers, er könne sich dumm stellen, seine eigene Dummheit wieder. Er wurde wütend.
„Sag mir, du Arschloch, ob du die Bullen verständigt hast oder nicht!“
Die Beine des Mannes versagten und er rutschte zu Boden. Seine Lippen zitterten und er versuchte etwas zu sagen, konnte aber nur ein Wimmern von sich geben.
Im Wechselbad der Gefühle, dem Richard bereits den ganzen Tag ausgeliefert war, bekam er plötzlich Mitleid. Diesmal identifizierte er sich mit dem Tankwart auf eine andere Weise. War es ihm denn nicht auch schon mal so gegangen, dass jemand mit einem Granatenfeuer in sein Leben eingedrungen war und es auf drastische Weise verändert hatte?
Richard bückte sich zu dem halb liegenden, halb gegen die Wand gelehnten Tankwart.
„Hören Sie“, sagte er beschwichtigend, beinahe entschuldigend, „Ich möchte Ihnen wirklich nichts tun. Wenn aber die Bullen kommen und ich eingelocht werde, dann kann ich mein Leben vergessen. Verstehen sie das?“
Der Mund des Tankwartes öffnete sich, doch er konnte nichts mehr sagen. Richards Hände hatten sich bei dem Gedanken an den Verlust seines Lebens verkrampft, auch seine rechte Hand, in der er die Pistole hielt.
Ein Schuss löste sich.

50 Minuten vorher
Es war Vormittag, die Sonne schien vom Himmel und die Leute von Cotton gingen ihren üblichen Tätigkeiten nach. Nur im Stadtzentrum konnte man für einige Augenblicke ein seltsames Schauspiel sehen, das damit begann, dass ein Dodge durch die Grendtonstreet raste, am Hauptplatz ins Schleudern geriet und dort stehen blieb. Daraufhin stürzte der Fahrer aus dem Wagen und blieb am Boden liegen. Der Beifahrer stieg aus und richtete eine Pistole auf den sich am Boden befindenden Mann.
„Du verdammtes Arschloch! Komm her!“, sagte Richards und sein Gesicht verkrampfte sich zu einer schrecklichen Fratze aus Zorn, Wut und dem herrlich erleichternden Gefühl der Befreiung. „Winde dich nicht am Boden, wie ein Schulmädchen. Steh auf, du Hurenbock!“
„Hören Sie auf, Mr.Hallway, es hat doch keinen Sinn!“ Der Mann, der sich vor Richard auf dem Boden wand, war Steve Harrington, ein Bankangestellter der National Bank of Texas. „Sie werden Sie kriegen, was haben Sie schon davon, wenn Sie mich erschießen?“
Doch Richard hörte nicht auf ihn. Es hatte keinen Zweck auf das Schandmaul zu hören. Dieses Arschloch. Er verspürte keinerlei Mitleid.
„Du kannst dich nicht herausreden, Stevie. Du wirst sterben, elendig zugrunde gehen“ Richard stieß einen lauten Lacher aus und die fünfjährige Christine, die der ganzen Szenerie beiwohnte, begann zu weinen.
„Richard, haben Sie doch Erbarmen mit mir!“ Ein Schuss wurde abgefeuert und der flehende Mann hielt sich schreiend die Schulter.
„Oh nein, es ist zu spät. Es ist viel zu spät!“ Richard schritt um den Mann herum und sah, wie Blut den grauen Beton der Straße färbte. Es war ein Rausch für ihn, ein Rausch, wie ihn Leute erfahren, die sich selbst verstümmeln, sich mit Glasscherben die Hände und Arme aufschlitzen, nur mit dem Vorteil, das Richard selbst keinen Schmerz fühlte.
Er erschrak innerlich etwas, dass er noch immer kein Mitleid fühlte. Im Gegenteil, sein Zorn wuchs und wuchs.
„Sind Sie wahnsinnig geworden?“, schrie Steve und begann zu heulen. Sonst war nichts zu hören, nur das Klappern das Richards Schuhe von sich gaben, als er den Mann umkreiste und das Schluchzen eines vor kurzem noch so starken Mannes. Die meisten Menschen die anwesend waren, hatten sich in den Geschäften und Bürohäusern in Sicherheit gebracht. Eine Hinrichtung fand statt und niemand wollte hineingezogen werden.
Richard schoss noch einmal und traf sein Ziel. Steve stieß einen lang gezogenen Schrei aus. Er wusste nun, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Seine Hose färbte sich und es sah aus, als hätte er sich mit roten Urin angepinkelt.
„Da siehst du es, oh starker Mann. Alle können es jetzt sehen. Richard Hallway hat sich von den dunklen Machenschaften befreit.“ Er streckte die Hände in die Luft und genoss einen imaginären Applaus. Steve winselte noch immer, doch er bewegte sich in seiner Embryohaltung nicht mehr. Jegliche Muskelaktivität würde ihn vor Schmerz töten.
„Fick dich, alter Freund“, sagte Richard gedankenverloren und schoss Steve in den Kopf. Da Winseln hörte auf. Es war vorbei. Richard Hallway hatte es geschafft, all das zu überstehen und war nun frei.
Er ging zu seinem Dodge, stieg ein und gurtete sich an. Er seufzte erleichtert, als er den Motor anwarf. Er blickte auf die Rückbank und sah den Geldbeutel dort liegen.
Plötzlich hörte er eine Stimme hinter sich: „Da ist er, Offizer. Da ist der Verbrecher!“
Richard lächelte. Tja, die Polizei kam wieder einmal viel zu spät. Aber schließlich ist sie gekommen und nun würde Steve von der Polizei übernommen werden und seine Akte zu denen gelegt werden, auf denen „erledigt“ stand.
Ein Schuss, der die Heckscheibe seines Dodge zerschlug, verriet Richard, das mit „Verbrecher“ nicht Steve gemeint war. Er war der Verbrecher hier. Mein Gott, es musste wie ein Mord ausgesehen haben.
Ein zweiter Schuss wurde abgefeuert.
Richard stieg aufs Gaspedal. Er wusste was das bedeutete. Es sah so aus, als hätte er nicht nur einen Mord begangen, sondern als hätte er die Bank überfallen und die Geisel brutal ermordet. Die Polizei von ganz Texas wird hinter ihm her sein. Er musste den Polizeiwagen hinter ihm abhängen und flüchten. Die mexikanische Grenze war nur dreißig Kilometer entfernt. Das konnte er schaffen.

25 Minuten vorher
Die Faust traf Richard auf den Mund und er schrie auf. So fühlt sich das also an, dachte er sich. Er hatte sein ganzes Leben lang noch nie eine Rauferei gehabt, war Streitigkeiten immer ausgewichen und hatte versucht, potentiellen Aggressoren aus dem Weg zu gehen. Nur an diesem Tag war es ihm nicht gelungen. Er blutete und versuchte mit seiner Hand, all das Blut das aus seinem Mund lief, aufzuhalten, damit er seinen schönen Anzug nicht ruinierte. Doch es gelang ihn nicht ganz. Er war weder gefesselt noch hatte der Täter sonst wie versucht, ihn in Schach zu halten. Er war übermächtig, das spürte Richard.
Der Mann der sein Fahrzeug lenkte, trug eine Maske und obwohl es unmöglich war, etwas von seinem Gesicht zu erkennen, kam er ihn irgendwie bekannt vor.
„Blutest du, du Wichser?“, lachte der Maskierte und schlug ihm in den Magen.
Richard schnappte nach Luft. Hatte er das verdient? Er war immer ein anständiger Bürger gewesen, hatte eine Frau und ist seinem Beruf als Bankangestellter immer eifrig nachgekommen. Und nun bestrafte ihn Gott damit, dass er womöglich als Geisel irgendeines Bankräubers sterben würde.
Er wurde wütend. Und da fiel ihm etwas ein. Die Pistole.
„Weißt du Richard, es war alles sehr leicht und ich habe es sehr geschickt gemacht. Herumschreien, mit einer Pistole herumfuchteln, das Geld einstecken und dich als Geisel nehmen. Oh ja, du warst meine Wunschgeisel, Richard.“ Der Fahrer nahm die Maske ab und Richard sah, wer es war. Der Praktikant der Bank, Steven. Ein pickliger junger Mann, der mit dreiundzwanzig noch immer wie siebzehn aussah. Er hatte ihn noch nie leiden können.
„Außerdem wollte ich deinen Dodge fahren, oh Mann, so ein beschissenes, altes Auto!“ Steve lachte und aus seinen Mundwinkel drang Speichel, der zu seinem Kinn herunter rann.
Richards Wut stieg und dazu gesellte Ekel. Seine Angst war verschwunden. Die Angst die er gehabt hatte, als ein Maskierter die Bank gestürmt, ihn mit einer Waffe bedroht und schließlich seine Autoschlüssel genommen hatte. Die Angst, als er den Schweiß des Fremden riechen konnte. Der Glaube, der Geiselnehmer sei übermächtig. Doch das war er nicht. Vor allem nicht ohne Waffe. Er hatte sie bevor sie aus der Bank zu seinem Auto gerannt waren, fallen lassen. Richard war steif vor Angst gewesen und hatte sich nicht rühren getraut. Nun musste er sich mit seinen Fingern am Knie festkrallen, damit sie nicht hochfuhr und den Jungen unbedacht übers Knie legte..
„Und wo willst du jetzt hin?“ fragte Richard.
„Na nach Mexiko, was glaubst du denn?“ antwortete Steve dreist. „Aber vorher wirst du sterben, Richi!“
„Wie denn, ohne Waffe?“, wollte Richard sagen, tat es aber nicht. Dieser Bengel sollte nicht auf seine Fehler aufmerksam gemacht werden.
Sie fuhren nun die Grendtonstreet hinauf. Sie befanden sich im Ortszentrum und die Polizei war noch nicht in Sicht. Der alte Sheriff von Cotton hatte vermutlich noch nicht einmal die Polizei verständigt, so senil wie er war. Es half alles nichts, Richard war auf sich allein gestellt.
Sie fuhren schließlich am Hauptplatz von Cotton ein. Richard sah noch einmal in das picklige Gesicht von Steve, sah den Speichel in seinen Mundwinkel, dachte noch einmal an den Einbruch in sein Leben und bekam schließlich die nötige Wut zusammen, um zu handeln.
Er brachte den Dodge ins Schleudern, indem er das Lenkrad verriss und griff schnell ins Handschuhfach. Noch bevor Steven wusste, wie ihm geschah, wurde er durch einen Tritt ins Freie befördert.

2 1/2 Stunden vorher
Der Wecker läutete und Richard Hallway erwachte in seinem Schlafzimmer. Seine Frau knirschte neben ihm mürrisch mit den Zähnen. Sie hasste es, wenn sie durch seinen Wecker aufgeweckt wurde, das wusste Richard und so ließ er ihn noch etwas länger läuten. Würde sie sich eine Arbeit suchen, so würde sie sich an das Geräusch des Weckers gewöhnen. Doch wenn sie ihren faulen Arsch nur zu Hause aufhielt, konnte sie das nun mal nicht.
„Schalt den Wecker endlich ab!“ knurrte sie und Richard tat es. Er ging ins Badezimmer, pinkelte und frisierte sich sein bereits licht gewordenes Haar. Das war genug Körperreinigung für diesen Tag. Er rotze ins Wachbecken und ging in die Küche.
Er machte Kaffee. Extra starken. Er wusste, seine Frau hasste starke Kaffee und er vertrug ihn auch nicht, aber dass ihn seine Frau nicht mochte, gab ihn die genügende Überwindungskraft. Während der Kaffe durch den Filter rann, zog er sich seinen Anzug an. Die Arbeit als Bankangestellter war langweilig und zäh, aber auch er war langweilig und zäh. Er verdiente gutes Geld und sah so keinen Grund, sich einen anderen Job zu suchen.
Aber innerlich brodelte sein Groll. Groll über seine fette Frau, seine unfähigen Arbeitskollegen und sein eigenes, niederes Dasein. Würde einmal im Leben, wirklich nur einmal, etwas passieren, so würde er seine Chance nutzen und fliehen.
Doch das dachte er nur innerlich. Äußerlich würgte er seinen Kaffee hinunter und ging zur Arbeit. Was sollte in seinem Leben schon passieren?

 

Hallo Peter,
schön gemacht, die Geschichte. (Warum eigentlich Amerika? Sie lässt sich bestimmt auch auf Europa übertragen, oder?) Es sind Rechtschreib- und Interpunktionsfehler drin, und die bremsen beim Lesen – stimmt, aber die sind schnell korrigiert. Das Einzige, was mir (persönlich) nicht so zusagt, sind die Zeitangaben. Sicherlich, das ist hilfreich und einfacher; verbalisiert (im Gespräch, oder in Erzählform, oder wie auch immer) würde es aber das Gesamtbild erheblich verbessern, denke ich. Ansonsten macht sich die Geschichte gut. Ich habe sie gern gelesen. :)
Gruß Charly

 

Ha! Hi Peter, ich lach mich tot.

Highway, Mexico, Polizeischar, Hubschrauberrotoren, Geld auf der Rückbank, zerschossene Heckscheibe, Wüstenlandschaft ... lies doch mal mein "Bad Blood" (ebenfalls unter Spannung), wenn dir danach zumute ist ... ;)

Zu deiner Story: Ich fand sie unterhaltsam. Netter, mitreißender Action-Trash, sehr Road-Movie-like. Dass du die Geschichte rückwärts erzählst, gibt ihr eigentlich den entscheidenen Pfiff.
Aber: Kann es sein, dass du dich bei zwei Zeitangaben geirrt hast oder hab ich deine Logik nicht ganz begriffen?
Müsste da, wo das erste mal 25 Minuten vorher steht, nicht eigentlich 35 Minuten vorher stehen? Und dieses 25 Minuten vorher steht gegen Ende noch einmal und ist meiner Meinung nach wieder falsch - müsste doch 55 Minuten vorher heißen oder?

Grüße
Visualizer

 

@ CharlyM!
Danke fürs Lesen und Antwortschreiben. Werde mich um die Rechtschreibfehler kümmern. Dass dich die Zeitangaben stören ist schade, denn ich möchte sie nicht verändern. Die Geschichte lebt davon.

@Visualizer
Du hast recht, die Geschichte ist doch saulangweilig und zu trashig, aber bei einer komplizierteren Handlung wäre die umgekehrte Erzählform zu schwer, für den Leser genauso wie für mich als Schreiber. Und es ist nun mal eine Rückwärtsgeschichte.

Die Zeitangaben stimmen schon. Eigentlich wollte ich auch, so wie du es anscheinend aufgefasst hast, vom Anfangszeitpunkt aus zurückrechnen, habe mmich aber dann entschlossen, von Absatz zu Absatz zurückzugehen. 25 Minuten Vorher bezieht sich also auf 25 Minuten vor dem letzten ABsatz. Somit stimmen die Zeitangaben.

Auch die vielen Dank fürs Lesen.

Liebe Grüße aus Wien, Peter Hrubi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Peter,

die Geschichte gefällt mir wirklich ausnehmend gut. Sie war spannend und durch die umgekehrte Erzählform wird das temporeiche Lesen zugleich anfordernd. Dass die Story - wie Du sagst - Thrash ist, wirkt nicht störend, sondern macht das Faszinierende der Geschichte aus. Der Trash verstärkt den zerissenen Charakter - Richard wird in eine Trashstory reingezogen, die er aus eigenem Antrieb nicht auch nur ansatzweise gewagt hätte. Das schlimmste, was er sich zutraut, ist ja, seine Frau mit Wecker und starkem Kaffee zu nerven. Die durch den Erzählstil 'relativierende' Charakterisierung von Richard ist klasse. Man fiebert mit, ist zwischen Mitleid, einer Art 'Verständnis' und Abneigung hin und her gerissen.

Wirklich gut gemacht.

Gruß, baddax

 

Hey! Hey! Hey! *freu*

Baddax, danke dir für deine Kritik!!! Freut mich, dass sie noch nicht ganz gestorben ist.

Ich hab sie ursprünglich für den laufenden Challenge geschrieben, aber Gott sei Dank, hab ich sie früher gepostet, denn Klara hat dort eine, wie ich finde, bessere Rückwärtsgeschichte ("Paint it Black") gepostet.

Egal, nun zu deiner Kritik! Es hat mich sehr gereizt, so so einen Text zu verfassen und es war eine Herausforderung sie zu schreiben. Darum freut es mich so, dass du sie mit einer so schönen und possitiveen Kritik wiederbelebt hast.

Vielen Dank dafür!
LG PH

 

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