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Revolution auf deutsch
Der Hammerschlag des Vorsitzenden Kunze beendet das freundschaftliche Getuschel schlagartig. Die Sitzung des Schützenvereins “ Haubitze Hirschau “ wird nun eröffnet.
„Liebe Mitglieder, Agitatoren und Genossen“, beginnt Reiner Kunze,
„Angesichts des vermehrten Revolutionsbegehren in der arabischen Welt fühlt sich der Vereinsvorstand verpflichtet und motiviert diverse Umbrüche in diesem unserem Lande in die Wege zu leiten. Als mit Abstand vernünftigste politische Gruppierung des Kreises, schulden wir es den zukünftigen Generationen unsere Heimat aus den Klauen der korrupten Regierung und ihrer Handlanger zu befreien. Harald hier wird das Protokoll verfassen, darum eröffne Ich jetzt die Diskussion für unsere Anforderungen an die neue Regierung. Ja, Manuel?“
„Ich finde das ist längst überfällig. Das soll jetzt keine Kritik an dir sein, Reiner, aber wenn du uns damals nicht zur Renovierung des Freudenhauses im Amselweg gedrängt hättest, dann wäre das doch schon längst erledigt.“ Zustimmendes Gemurmel erfüllt den Saal.
„Erstens, das ist kein Freudenhaus sondern der zentrale Knotenpunkt unserer Wasserleitungen. Zweitens war die Renovierung wegen des Stadtbildes unumgänglich, der neue Parkplatz wird ja auch vom Netto benutzt-“
„Vor allem kann man jetzt besser rein ohne gesehen zu werden“, meldet sich Ulf Pöters.
„Ruhe jetzt! Danke Manu für die konstruktive Kritik, aber gibt es ernsthafte Vorschläge?“
„Also, Ich finde wir sollten unser Kulturgut aggressiver erhalten. Letztens waren meine Enkel zu Besuch und wisst ihr was? Die kannten den Brink Bernhard nicht mehr! Also das ist doch schlimm!“
„Danke Renate, aber ein konkreter Vorschlag ist das nicht. Du musst schon sagen wie das von Statten gehen soll.“
„Wir könnten doch einfach schlechte Musik verbieten?“
„Hmhm, einfach aber wirkungsvoll, gute Idee Renate. Alle die dafür sind schlechte Musik zu verbieten heben die Hand ... Ja, angenommen. Schreib`s rein Harry.“
Entrüstet steht Peter Muhl auf: „Seid ihr doof? Ihr scheint alle zu vergessen dass die Geschmäcker verschieden sind!“
„Wie meinst du das?“ fragt Siggi.
„Ich meine dass Ich es satt habe wenn Marios Möhren mittwochs nicht so schmecken wie am Samstag! Dauernd diese Lotterie bei dir, das nervt brutal!“
Mario lässt das nicht auf sich sitzen: „Ich hab dir auch gesagt dass Ich unter der Woche die zweite Charge verkaufe, die ist gar nicht für Menschen gedacht, du Dackel!“
„Für `ne zweite Charge hast du doch gar nicht den Acker, du panschst deine Möhren doch, du Verbrecher!“
„Ruhe, Ruhe!“, geht Reiner dazwischen. „ Jede Woche der gleiche Mist mit euch beiden! Macht` einen Vorschlag oder seid ruhig!“
„Gut, dann beantrage Ich ein Möhreninstitut zur Erhaltung der Reinheit der Möhren. Außerdem verlange Ich die Verbannung Marios aus dem Dorf und den Mindestlohn.“
„Mario wird nicht verbannt weil er unser bester Schütze ist, das ist mal klar-“
„Aber nur weil er die qualitativ hochwertigen Möhren selber frisst, der Penner!“
„Abgelehnt! Der Arbeitsmarkt ist strapaziert genug. Und Ich bezweifle dass die Uni einen Kurs in Möhrenkunde geben wird. Weitere Vorschläge?“
Siggi hebt die Hand: „Wie wäre es wenn wir einen Gottestaat etablieren würden? Ich meine einen Islamischen?“
„Damit du zu Hause auch mal was zu sagen hast?“, witzelt Ulf und der ganze Saal bricht in schallendem Gelächter aus.
„Damit ihr`s wisst, meine Frau hatte eine schwere Kindheit! Und die blauen Flecken hab` Ich vom letzten Frühjahrsputz ...“
„Abgesehen davon dass hier alle wissen, dass du unter dem Pantoffel stehst muss Ich dich fragen wo du denn da die Vorteile siehst?“ fragt Reiner.
„Also zuerst Mal müssten wir keine Angst mehr vor Terroristen haben, die könnten wir sogar selbst exportieren. Die alte Disziplin des Korans würde unserer Jugend gut tun und fünfmal am Tag beten ist das beste Training für den Rücken.“
„Gute Argumente. Ich bitte um Handzeichen ... Gegenprobe ... Abgelehnt mit 5 Stimmen. Tut mir leid, Siggi. Keine weiteren Vorschläge? Naja Ich schätze auf der Fahrt nach Berlin wird uns noch was einfallen. Nehmt euch bitte jeder einen Schilderbausatz und für den Notfall Maske und Pflasterstein ... “
„Warte Mal, wir fahren jetzt?“, fragt Manuel.
„Natürlich, so stand`s auch auf der Einladung. `` Auf dem Weg nach Berlin``, steht doch fett drauf.“
„Ich dachte das ist metaphorisch gemeint. Heute kann Ich auf gar keinen Fall die Regierung stürzen. Der VFB spielt in Freiburg.“
„Gut du bist entschuldigt, auch wenn Ich dir sagen kann, dass die eh` verlieren. Los geht’s!“
„Ich kann auch nicht, muss noch was im Garten machen“, meint Ulf.
„Und Ich muss noch Kuchen und Sahne besorgen!“ sagt Siggi.
Reiner hat genug: „Wenn ihr was ändern wollt, müsst ihr euren Arsch halt auch mal heben! Also, wer kommt jetzt mit?“ Eisige Stille.
„Gut, Ich würde sagen dann warten wir erst mal ab bis jeder von euch seine Pflichten erfüllt hat. Hiermit schließe Ich die Sitzung.“ Klatschen im Saal.