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Respekt

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02.09.2015
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Respekt

„Hey Kleiner, wenn Du mich noch einmal so blöde angrinst, hau ich Dir eine rein“, krakeelte der Große von gegenüber auf der Kreuzung, steckte sich den Rest seiner Banane in den Mund und warf die Schale nach Rudi und mir. Ich hatte gewaltigen Respekt, schließlich war ich damals gerade mal elf und dieser Peter schon dreizehn!
Diesen und andere Sprüche und Drohungen hörten wir Kleineren fast täglich von ihm, obwohl ich für mein Alter auch nicht wirklich klein war! Mein Freund Rudi, der trotz seiner zehn Jahren unter einer Horde Zweitklässern nicht aufgefallen wäre, bei dem war dieser gesunde Respekt meinerseits schon die pure Angst!
Wenn wir uns auf dem Heimweg von der Schule an der letzten Kreuzung trennten und er sah den großen Peter auf der Straße, dann kam er zurück, ging noch eine Straße mit mir weiter und lief dann hinter den Häusern entlang, obwohl er dadurch ein ganzes Stück mehr zu gehen hatte!
Nur genau an diesem Tag sah man Peter nach der Schule nicht auf der Straße und Rudi wollte die Gunst der Stunde nutzen, um einmal nicht zu spät zum Essen heim zu kommen!
Ich war noch kein Dutzend Schritte weiter gegangen, da hörte ich Rudi schon panisch kreischen.
Peter war wohl in dem Moment um eine der Hausecken gekommen, als Rudi vorbei wollte.
Wie schon des Öfteren hatte Peter, stattliche 1,60 groß und schon fast siebzig Kilo schwer, den kleinen Peter an seinem blonden Wuschelkopf gepackt und zog ihn nun an die Kreuzung, zu der ich auch gleich zurückgelaufen war! „ Hab ich’s Euch nicht schon heute früh gesagt, dass ich heute einem von Euch noch eine reinhaue…“ prahlte er großspurig.
Rudi weinte fürchterlich und ich sah, dass Peter ihn, mit einem bösen Grinsen im Gesicht, wirklich nicht gerade zimperlich an den Haaren zog.
Dieses Bild erweckte in mir einen Heiden Zorn und bevor ich wusste, was ich überhaupt tat, brüllte ich diesen großen Jungen aus der Nachbarschaft an: „ jetzt lass doch mal den Kleinen in Ruhe“!
Stille – man hätte eine Stecknadel fallen hören.
Peter war so perplex, dass er tatsächlich Rudi losließ, der sich sofort an die Hauswand drückte und leise vor sich hin weinte!
Dann sah man bei Peter die Zornesröte ins Gesicht steigen und mir wurde in dem Moment bewusst, dass mein letztes Stündlein geschlagen haben könnte! Wie ein Bulldozer stürmte er auf mich zu um mich zu Brei zu verarbeiten, wie er mir währenddessen lautstark versprach! Weil aber auch mein Zorn gewaltig war erwartete ich ihn, trotz dem Respekt, den ich vor ihm hatte, mit einem kräftigen Stoß mit beiden Fäusten genau auf das Dreieck als er mich am Kragen packte… und er ging zu Boden, nein - er setzte sich so gewaltig auf seinen Hosenboden, dass ihm die Luft wegblieb!
Ich war selbst so überrascht, dass ich nur da stand und auf ihn hinunterblickte auf diesen großen Jungen! Und Peter - während er da so auf dem Pflaster saß und nach Luft ringend zu mir hoch sah, da sah man in seinem Gesicht kein böses Grinsen mehr, nein, man sah wirklich Erstaunen und Respekt.
Als er sich aufrappelte und davon watschelte, während er sich das Hinterteil hielt, sah Rudi zuerst zu Boden, dann sah er mich an wie ein kleines Weltwunder und dann wieder auf den Boden und als wäre für ihn ein Alptraum zu Ende, fing er plötzlich an zu lachen.
Er lachte, bis ihm wieder die Tränen übers Gesicht liefen, diesmal aber nicht vor Angst - und mir war das schon fast peinlich - als er endlich prustend sagte: „Fast… hahaha… fast hätte ich Dich für einen Supermann gehalten, … hahaha, … aber das bist gar nicht wirklich Du gewesen… hahaha…!“
Jetzt war ich doch beinahe etwas beleidigt mit ihm, schließlich hatte ich den großen Peter umgehauen, als Rudi wieder loslegte: „… selber Schuld…hahaha… der wird wohl in Zukunft ganz schön Respekt vor Deinen Fäusten haben, wenn der wüßte, … hahaha… dass er auf seiner eigenen Bananenschale ausgerutscht ist!“

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo William Carl Dyer,

willkommen in unserem Forum.

Kindergeschichten sind eigentlich nicht so mein Ding, aber ich will dir trotzdem mal ne Rückmeldung geben.

Ja, dein Text ist solide geschrieben, auch wenn hier und da Feinschliff nötig wär (mehr dazu weiter unten), aber er hat mir gefallen, weil er mich an meine Kindheit erinnert hat. Ich meine, wer kennt das nicht: Da ist dieser große Typ, der vielleicht nicht mal älter ist als man selbst, der einen aber ständig schikanieren will. Also ich kenne das, vor allem in dem Alter deiner Protagonisten. Deshalb hat mir dein Text gefallen. Er hat was Nostalgisches, bei dem ich schmunzelnd nicken musste. Vor allem viele männliche Leser werden sich da wiederfinden. Klar, er ist keine literarische Offenbarung, das gibt der Inhalt auch nicht her, aber trotzdem habe ich am Stil wenig auszusetzen, da er einfach zum Erzähler passt. Er ergibt im Zusammenhang mit dem Sujet ein rundes Gesamtbild. Und ja, viel hab ich dem nicht mehr hinzuzufügen. Mit hat's gefallen, danke für das Wachrufen vergrabener Kindheitserinnerungen. :) Bin gespannt, zu was du bei ernsteren Texten fähig bist.

Wie schon des Öfteren hatte Peter, stattliche 1,60 groß und schon fast siebzig Kilo schwer, den kleinen Peter an seinem blonden Wuschelkopf gepackt und zog ihn nun an die Kreuzung, zu der ich auch gleich zurückgelaufen war!

Hast du dich da mit den Namen vertan oder habe ich was überlesen?

„ Hab ich’s Euch nicht schon heute früh gesagt, dass ich heute einem von Euch noch eine reinhaue Leerzeichen …“ Komma prahlte er großspurig.

Kein Leerzeichen nach dem ersten Anführungszeichen; Leerzeichen vor dem Auslassungszeichen, da der Satz abgebrochen wird. Wird ein Wort abgebrochen, dann ist kein Leerzeichen zu setzen.

jetzt lass doch mal den Kleinen in Ruhe“!

s.o; Jetzt; das Ausrufungszeichen muss mit in die wörtliche Rede.

Stille – man hätte eine Stecknadel fallen hören.

... fallen hören können.

Wie ein Bulldozer stürmte er auf mich zu Komma um mich zu Brei zu verarbeiten, wie er mir währenddessen lautstark versprach!

Weil aber auch mein Zorn gewaltig war Komma erwartete ich ihn, trotz dem Respekt, den ich vor ihm hatte, mit einem kräftigen Stoß mit beiden Fäusten genau auf das Dreieck Komma als er mich am Kragen packteLeerzeichen… und er ging zu Boden, nein - er setzte sich so gewaltig auf seinen Hosenboden, dass ihm die Luft wegblieb!

Welches Dreieck?
Der Satz ist ganz schön lang und verworren. Mach doch zwei oder drei Sätze draus.

Ich war selbst so überrascht, dass ich nur da stand und auf ihn hinunterblickte auf diesen großen Jungen!

... nur da stand und auf diesen großen Jungen hinunterblickte, läse sich in meinen Augen besser.

Als er sich aufrappelte und davon watschelte, während er sich das Hinterteil hielt, sah Rudi zuerst zu Boden, dann sah er mich an wie ein kleines Weltwunder und dann wieder auf den Boden und als wäre für ihn ein Alptraum zu Ende, fing er plötzlich an zu lachen.

Als er sich aufrappelte, davonwatschelte und sich das Hinterteil hielt; so kann man durch ein bisschen Wörterrücken Kommata sparen und lange Sätze einfacher strukturieren.

Er lachte, bis ihm wieder die Tränen übers Gesicht liefen, diesmal aber nicht vor Angst - und mir war das schon fast peinlich - Komma als er endlich prustend sagte

Jetzt war ich doch beinahe etwas beleidigt mit ihm, schließlich hatte ich den großen Peter umgehauen, als Rudi wieder loslegte

Das Dicke könnte weg, da ja klar ist, wer die Beleidigung verursacht.

Zu guter Letzt noch ein kleiner Tipp, der eventuell Geschmackssache ist: Nimm ein paar Ausrufungszeichen raus. Denn das Ausrufungszeichen bewirkt, dass man sich den Satz als gebrüllt vorstellt, also "laut" liest. Die Folge: Der Erzähler schreit die ganze Zeit. Da sollte man sparsamer mit umgehen.

Beste Grüße,
gibberish

 

Hallo William Carl Drayer,

da will ich mir mal Mühe geben, dass ich keine Fehler in meinem Kommentar mache, und ich muss dir da schon ein bisschen recht geben und damit ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Mir hat deine kleine Geschichte um den großen und den kleinen Peter auch ganz gut gefallen. Ich glaube, die Zeiten vergisst man nie, egal wie lange sie zurückliegen. Aber in dem Jungenalter haben manche eben den Drang, ihre körperliche Überlegenheit der ganzen Welt demonstrieren zu müssen. Und ich kann mich noch ganz genau erinnern, ich war wie Rudi, d. h., ich hatte auch Angst vor den Großen, denn ich hatte ein Kreuz, so breit, wie beim Hering Platz zwischen den Augen ist. :D Das hatte sich dann ganz schnell geändert, als ich in der Pubertät war, und dann in der Lehre die ersten schweren Sachen tragen musste.
Schmunzeln musste ich über die Pointe. Seine eigene Bananenschale hat ihn zu Fall gebracht. Aber ob er wirklich nicht mitgekriegt haben soll, dass ihn nicht des kleinen Peters Fäuste zu Fall gebracht haben?
Ich weiß nicht, ob du dir einen Gefallen damit getan hast, die zwei Peter ins Rennen zu schicken. Der große und der kleine Klaus, die gab’s doch auch, wirst du sagen. Aber da musst du, glaub ich, konsequent sein, und kennzeichnen, welcher Peter denn nun gerade dran ist.

Peter war so perplex, dass er tatsächlich Rudi losließ, der sich sofort an die Hauswand drückte und leise vor sich hin weinte!

Vielleicht bin ich aber auch zu kleinlich, aber: Der große Peter war so perplex ... würde mir besser gefallen.

Mein Freund Rudi, der trotz seiner zehn Jahren unter einer Horde Zweitklässern nicht aufgefallen wäre, bei dem war dieser gesunde Respekt meinerseits schon die pure Angst!

... trotz seiner zehn Jahre ... und ... Zweitklässlern ...

Wenn wir uns auf dem Heimweg von der Schule an der letzten Kreuzung trennten[,] und er sah den großen Peter auf der Straße, dann kam er zurück, ging noch eine Straße mit mir weiter und lief dann hinter den Häusern entlang, obwohl er dadurch ein ganzes Stück mehr zu gehen hatte!

Wie schon des Öfteren hatte Peter, stattliche 1,60 groß ...

Stattliche eins sechzig groß ... Das liest sich so auch besser.

Dieses Bild erweckte in mir einen Heiden Zorn

einen Heidenzorn

„ jetzt lass doch mal den Kleinen in Ruhe“!

„Jetzt lass doch mal den Kleinen in Ruhe!“ Das Ausrufungszeichen gehört vor das Ausführungszeichen.

Die Sache mit den Auslassungszeichen spar ich mir, das hat gibberish dir schon gesagt. Und obwohl er auch die vielen Ausrufungszeichen schon erwähnt hat, will ich noch etwas dazu sagen. Man kann Ausrufungszeichen verwenden, wenn man einem Satz eine besondere Bedeutung verleihen will. Lies dir deine Sätze, die du mit einem Ausrufungszeichen versehen hast, einmal laut vor, und du wirs sehen, dass es bei dem Satz:

Weil aber auch mein Zorn gewaltig war erwartete ich ihn, trotz dem Respekt, den ich vor ihm hatte, mit einem kräftigen Stoß mit beiden Fäusten genau auf das Dreieck als er mich am Kragen packte… und er ging zu Boden, nein - er setzte sich so gewaltig auf seinen Hosenboden, dass ihm die Luft wegblieb!

fehl am Platze ist. Diesen Satz, vor allem das Satzende, wirst du nie laut lesen. Du wirst den Satz so betonen: er setzte sich so gewaltig auf seinen Hosenboden, dass ihm die Luft wegblieb Und danach kommt ein Punkt. Und das trifft auf viele andere Sätze auch zu. Ein weniger inflationärer Umgang mit Ausrufungszeichen täte dem Text besser.

Ja, und dann habe ich da noch eine kleine Sache, die sich im Sprachgebrauch natürlich längst eingebürgert hat, und die auch in der Schriftsprache legitimiert ist, aber mir will sie nicht gefallen:

Weil aber auch mein Zorn gewaltig war[,] erwartete ich ihn, trotz dem Respekt, den ich vor ihm hatte, mit einem kräftigen Stoß mit beiden Fäusten genau auf das Dreieck als er mich am Kragen packte… und er ging zu Boden, nein - er setzte sich so gewaltig auf seinen Hosenboden, dass ihm die Luft wegblieb!

Mir persönlich würde in literarischen Texten trotz des Respekts besser gefallen. Vielleicht bin ich aber auch nur zu altmodisch in dieser Beziehung.

Ansonsten eine nette kleine Geschichte, die jeden Tag wieder passieren kann. :)

Schönen Gruß
khnebel

 

Also, erst mal vielen lieben Dank für die ausführlichen Kommentare.
Ohne mich entschuldigen zu wollen, diese Geschichte war die erste, die ich vor über fünfundzwanzig Jahren auf einem meiner ersten 286er PC's getippt habe. Es ist auch eine der wenigen Geschichten von über hundert, die ich von der Festplatte damals retten konnte, diese Festplatte war zwar nur 400MB groß, aber mein ganzer Stolz, bevor sie sonderbare Geräusche gemacht hat.
Ich habe die Geschichte nicht überarbeitet und wollte mal sehen, was daraus wird. Die Reviews gefallen mir, nur bei einem, khnebel, da verstehe ich Deinen Kommentar nicht ganz, bzw. da hast Du wohl den Satz nicht ganz gelesen. Die Bedeutung von "der trotz seiner zehn Jahren unter einer Horde Zweitklässern nicht aufgefallen wäre", heißt einfach, daß der mit zehn so klein war wie ein ungefähr siebenjähriger Zweitklässler.
Aber wie gesagt, vielen Dank, mal sehn, wie es weitergeht, ob ich mich nochmal ran wage.

Grüße von WCD

 

Ja, und dann habe ich da noch eine kleine Sache, die sich im Sprachgebrauch natürlich längst eingebürgert hat, und die auch in der Schriftsprache legitimiert ist, aber mir will sie nicht gefallen:

... trotz dem Respekt ...

Mir persönlich würde in literarischen Texten trotz des Respekts besser gefallen. Vielleicht bin ich aber auch nur zu altmodisch in dieser Beziehung.

Darf ich hier mal kurz einhaken? Hier irrst du nämlich, lieber khnebel. Die "gute alte Art" ist tatsächlich trotz mit Dativ, wie man noch sehr schön an dem Wörtchen trotzdem sehen kann. Mit der Zeit hat dann gleichsam eine feindliche Übernahme durch den Genitiv stattgefunden, so dass sich allmählich "trotz des" eingebürgert hat und in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist.

Manchmal ist halt auch der Genitiv des Dativs Tod. ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo William Carl Deyer,

nur bei einem, khnebel, da verstehe ich Deinen Kommentar nicht ganz, bzw. da hast Du wohl den Satz nicht ganz gelesen

Ich meinte schon. Das Possessivpronomen seiner steht im Genitiv und da darf das Substantiv danach nicht im Dativ stehen. Anders wäre es, stünde da: Mit seinen zehn Jahren, dann steht seinen im Dativ.
Und das Wort Zweitklässer gibt es laut Duden nicht, nur Zweitklässler. :) Dein Satz ist sonst von der Aussage in Ordnung.

Hallo raven

Asche auf mein Haupt! :sealed: Danke für den Hinweis. Im Duden steht aber zu meiner Entlastung, dass trotz mit Genitiv, seltener mit Dativ verwendet wird. :)

khnebel

 

Aaaaaaahhh... die Asche nehm ich... :Pfeif: da hat mir wohl mein Auge ein 'l' unterschlagen, vielen Dank für den Wink mit dem Kirchturm, der vorherige Zaunpfahl war scheinbar zu klein.

Ansonsten bin ich begeistert, vielen Dank für das rege Interesse.

Weiterhin viel Spaß und Grüße von WCD

 

Hey William Carl Dyer,

und Willkommen bei uns!

Ich nehme mal den tag "Kinder" raus. Weil der tag besagt, es sind Geschichten für Kinder (zum Vorlesen), nicht über Kinder. Und bei Kindergeschichten ist der Protagonist immer ein Kind, kein Erwachsener, der sich an seine Kindheit erinnert. Das zu deiner Info.

Hab Freude an der Textarbeit hier im Forum. In diesem Sinne,

beste Grüße Fliege

 

„ jetzt lass doch mal den Kleinen in Ruhe“!

Hallo William Carl Dyer, der oben zitierte Satz ist der einzige, hinter dem ich ein Ausrufezeichen gesetzt hätte, im gesamten Text.
Mich nerven Texte, wo jeder Satz mit einem "!" enden total. Deshalb konnte ich mich kaum auf die Geschichte konzentrieren.

Das setzen von Ausrufezeichen sollte immer durchdacht werden. Weniger ist eindeutig mehr.

Zur Geschichte kann ich leider nichts sagen, ich war zu abgelenkt von der Form.
Aber ich dachte, ich schildere Dir dennoch meinen Eindruck.
Liebe Grüße, Gretha

 

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