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Reptilienhaus

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13.09.2009
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Reptilienhaus

Reptilienhaus​

Stöhnend erwachte Jim Callon aus einem festen Schlaf. Kopfschmerzen hämmerten sich in sein Hirn. Er fühlte sich, als wäre er von einem Presslufthammer malträtiert worden. Jim versuchte sie zu ignorieren und richtete seine Aufmerksamkeit auf das, was er sah.
Es erinnerte ihn an einen mottenzerfressenen Bettvorleger mit ausgefransten Enden. Bei näherer Betrachtung erkannte Jim eine Art Lampenschirm, für den das Wort Antik noch untertrieben war. Die Fransen bewegten sich leicht. Unter dem Schirm stand ein Glas mit Wasser. Lampe und Glas standen auf einem polierten Nachttischchen. Jim erkannte weder die Lampe noch den Tisch.
Verwirrt versuchte er sich aufzurichten. Schwindel zwang ihn sich gegen die Wand zu stützen. Dies war nicht sein Schlafraum und seine Frau lag auch nicht neben ihm. Die Einrichtung erinnerte an ein altmodisches Hotelzimmer. Zu seiner Linken befanden sich staubige Vorhänge, vor ihm ein Wandschrank. Er wirkte massiv und dominant in dem ansonsten schlicht eingerichteten Raum. Ein Schauer fuhr ihm über den Rücken. Etwas schien ihn vom Wandschrank aus anzustarren, wie das Auge eines Dämons.
Jim zitterte. Er fühlte sich zu der Kugel hingezogen, als würden geisterhafte Hände versuchen ihn in diese smaragdgrüne Tiefe zerren.
Komm zu mir…
Es war eine Stimme in Jims Kopf, die ihm zuflüsterte. Das Meiste verstand er nicht. Doch diese drei Worte hallten klar in seinem Verstand wieder. Die Kopfschmerzen waren wie weggefegt.
Komm zzzu mir…
Es klang wie eine forsche Aufforderung. Es kostete ihn einige Willenskraft den Blick abzuwenden. Er schluckte, seine Kehle brannte und fühlte sich an wie trockenes Sandschleifpapier. Zitternd tastete Jim nach dem Wasserglas. Es roch unbedenklich. Am Boden befanden sich keine Tablettenreste und keine Blasen zogen gen Oberfläche. Jim misstraute dem Wasser zwar aber der Durst siegte. Die Kopfschmerzen hatten sich in ein dumpfes Pochen verwandelt.
Jim atmete tief ein und versuchte sich zu sammeln. Eine Halluzination, nur eine Halluzination. Oder war das hier ein Traum? Jim wusste noch wie er heute Abend aufgebrochen war. Oder war es gestern gewesen?
Seine Frau Carry hatte sich Sorgen um ihre gemeinsame Tochter gemacht. Amanda fing sich eine Grippe ein, als sie an dem alten See hinter ihrem Haus gespielt hatte und lag nun mit Fieber im Bett. Carry war den ganzen Tag bei ihr gewesen und hatte sich sogar Urlaub genommen. Er selbst arbeitete als Mechaniker und war spät zuhause. Jim erinnerte sich noch genau wie Carry ihn mit dunklen Ringen unter den Augen begrüßt hatte, müde und besorgt lächelnd. Dann erzählte sie, dass es Amanda nicht gut ging.
Also machte er sich auf den Weg, um Medikamente zu besorgen.
Die Straße, auf der er fuhr, war von Bäumen und Pfeilern gesäumt, die in regelmäßigen Abständen auftauchten und wieder verschwanden. Es war das typische und gefürchtete Bild einer jener Landstraßen. Eine jener, auf denen die meisten Unfälle geschahen. War er unter dem Einfluss der monotonen Landschaft eingenickt und gegen einen Baum gefahren?
Eine innere Stimme wollte dem widersprechen. Diese Erklärung schien ihm zwar logisch, doch… warum war er nun hier?
Jim versuchte tiefer in sein Gedächtnis vorzudringen und den Schmerz zu ignorieren, der ihn versuchte daran zu hindern, die Gedanken mit Gewalt zu fassen. An eines konnte er sich noch erinnern, da war ein Schild gewesen. Ein Straßenschild. Die grellgelbe Farbe war verblasst und hatte schief gehangen. Jim konnte sich bei bestem Willen nicht an dessen Inhalt erinnern, aber er war sich beinahe sicher, dass es sich um einen Ortsnamen gehandelt hatte. Danach war nichts mehr.
Jim nahm einen weiteren Schluck von dem Wasser. Es schmeckte auch unbedenklich, weder sauer noch bitter. Es rumpelte erneut. Hatte er vielleicht einen Unfall gehabt und einige Leute aus der Nachbarschaft jener Ortschaft hatten ihn bei sich aufgenommen? Je mehr Jim darüber nachdachte desto mehr verwirrten ihn die Umstände.
Es rumpelte.
Die Tür schwang auf. Eine Frau betrat das Zimmer. Jim schätzte sie auf Mitte 30. Ihre langen braunen Haare waren zu einem Pferdschwanz zusammengebunden und fielen ihr über den Nacken. Sie trug ein schlichtes Kleid und lief barfuss. Es ist erst Januar und letzte Woche zog erst ein Sturmtief über ihre Wohngegend, schoss es ihm durch den Kopf. Die Nachrichten hatten von einem erheblichen Schneechaos berichtet. Jim runzelte die Stirn.
Erst jetzt fiel ihm auf wie warm es war, geradezu brütend heiß.
„Guten Morgen, Mr. Callon“, sagte die fremde Frau, „ Ich bin Elena“
„Was ist passiert?“, brachte er hervor.
„Sie hatten einen Unfall, wir sind zufällig vorbeigefahren. Sie lagen regungslos in ihrem Wagen und bluteten aus einer Wunde an der Stirn. Wie geht es ihnen?“
„Gut. Aber warum bin ich hier und nicht im Krankenhaus? Warum haben sie nicht den Notdienst angerufen und mich dort abgeliefert?“
Es rumpelte erneut, Jim ignorierte das Geräusch.
„Das nächste Krankenhaus wäre zehn Kilometer entfernt gewesen“, erwiderte Elena nach einigen Sekunden des Zögerns, „Ich muss ihnen den Verband wechseln“
Jim ertastete den Verband an der Stirn.
„ Wann … Wann ist das passiert?“
Mit flinken Griffen entfernte Elena den durchgebluteten Verband und begutachtete die Wunde. Sie war mit fünf Stichen genäht worden. Jim ließ die Prozedur über sich ergehen. Nach einer Weile sagte Elena: „ Gestern Abend, heute ist Samstag. Sie haben einen Tag und eine Nacht durchgeschlafen“
„Haben sie ein Telefon?“
„Nein“, kam es sofort. Der harte Tonfall überraschte Jim. Er hätte es ihr vom Aussehen her nicht zugetraut. „ Nein, letzte Nacht ist ein Telefonmast umgestürzt und nun sind alle Telefone tot“
Er glaubte sich an einen klaren Nachthimmel erinnern zu können.
„Wenn sie etwas brauchen rufen sie nach mir“, sagte Elena und wandte sich zum Gehen.
„Eine Frage noch, Elena“
Es rumpelte erneut und Jim kam es vor, als wäre die seltsame Kugel auf dem Schrank heller geworden.
„Was hat es mit dem Stein auf sich?“. Jim deutete auf das Artefakt.
„Er ist schön, nicht wahr? Ein Familienerbstück“, sie lächelte doch es sah unnatürlich aus. Nicht gezwungen, aber übertrieben und skurril. Wie das Lächeln eines Komikers, der nur unter Schmerzen über seine eigenen Witze lachen konnte, es dem Publikum zu Liebe aber tat.
Damit wandte sie sich zum Gehen. Ehe er etwas sagen konnte, fiel die Tür zu. Jim hörte das Klacken eines Schlosses und rief : „Hey!“
Draußen begann Elena zu summen. Jim kannte das Lied nicht. Ihm fröstelte. Es rumpelte erneut und er zuckte unwillkürlich zusammen.
Die Schritte und das Summen verklangen. Jim war allein oder doch nicht? Es rumpelte erneut. Verflucht was ist das?
Jim stand auf und wartete bis der Schwindel sich verflüchtigte. Es roch muffig und die Heizung war viel zu hoch eingestellt. Sein Blick wanderte im Zimmer umher und blieben an der Tür hängen, wo Elena das Verbandszeug entsorgt und neues Wasser besorgt hatte. Da er eh eingesperrt war, beschloss er das Zimmer zu erkunden. Vielleicht erhielt er Hinweise auf seinen Aufenthaltsort oder was wirklich mit ihm passiert war.
Je länger er darüber nachdachte umso weniger glaubte er an die Geschichte Elenas. Als er selbst die Möglichkeit eines Autounfalls abgeschätzt hatte, war es nur eine undeutliche Stimme in seinem Hinterkopf gewesen, die ihm widersprach. Nun schien sie förmlich zu schreien.
Jim drehte den Knauf und die Tür öffnete sich quietschend. Ihm offenbarte sich ein kleines Badezimmer mit Toilette, Spiegel und Badewanne. Alles wirkte schmutzverkrustet und staubig. Es stank nach Urin. Jim rümpfte die Nase und drehte den Wasserhahn der kalkverkrusteten Spüle. Nach einer Weile sprudelte klares Wasser und Jim warf sich ein wenig davon ins Gesicht.
Dann öffnete er den Medizinschrank, der sich hinter dem Spiegel verbarg, betrachtete Regale voller Mullbinden, Desinfektionsmittel, Aspirintabletten, Paracetamol, Spiritus. Sein Blick blieb an einer kleine braunen Flasche haften. Aus einer Eingebung heraus nahm Jim diese. Das Etikett war verblichen, der Inhalt bestand aus ein paar weißen Pillen. Jim wischte den Staub von dem Etikett.
Er las: Rohypnol.
Rufis. K.O.-Tropfen, dachte er. Zitternd ließ Jim die Flasche fallen und wich aus dem Zimmer zurück. Klirrend zerbrach die Flasche, verteilte weiße Pillen auf den Fliesen. Sie sahen wie Kaubonbons aus. Rufis, das würde auch den Gedächtnisverlust erklären. Aber wer hatte ihn entführt und warum? Rache? Unwahrscheinlich, er hatte keine Feinde. Lösegelderpressung, eine Möglichkeit. Nervös huschte sein Blick durchs Zimmer. Er drehte den Knauf der Tür, durch die Elena das Zimmer verlassen hatte, als würde das Schloss allein durch seinen Willen brechen und ihn in die Freiheit lassen. Jim klammerte sich an die Vorstellung, obwohl sie ihm im gleichen Moment unmöglich und absonderlich erschien. Nichts geschah. Jim war eingeschlossen, gefangen. Die Erkenntnis brach über ihm zusammen und ihm wurde kalt. Es war wie eine Dusche in Eiswasser.
Die Tür hatte einen Spion.
Als Jim durch schaute, blickte er auf einen leeren Flur, dämmrig beleuchtet, und die altbackene Einrichtung schien sich fortzusetzen.
In der Ecke stand eine große Topfpflanze an der Wand hingen Portraits. Ihm kam kein Gesicht bekannt vor, wahrscheinlich Ahnengemälde. Sie schienen ihn höhnisch anzustarren. Ihr Lächeln wirkte grausam und sadistisch.
Du bist gefangen, Jimmy, gefangen!
Während Jim die Gemälde, betrachtete vernahm er ein dunkles Grollen. Der Laut ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Ein grellgelbes Auge schob sich vor den Türspion. Die geschlitzte Pupille verengte sich. Jim glaubte sein Herz würde aussetzen.
Ich hab dich, Jimmy!
Dann wieder das Rumpeln. Jim zuckte zusammen, als wäre ein Blitz neben ihm eingeschlagen. Schweißperlen liefen ihm über die Stirn. Jims Blick ging durch den Raum.
Doch da war nichts. Jim atmete ein und aus. Dann erspähte er eine lose Leiste neben der Tür. Mit einigem Kraftaufwand schaffte Jim das Holzstück herauszubrechen. Staub bedeckte seine Hände und Späne gruben sich in sein Fleisch.
Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein…, flüsterte die Stimme.
Ein verbogener Nagel lugte aus dem Ende hervor. Jim umklammerte die primitive Waffe. Wahrscheinlich würde sie kaum gegen das Monster hinter der Tür helfen. Dennoch gab die Keule ihm Sicherheit und den Mut erneut durch den Türspion zu schauen.
Nichts. Das Auge und die Kreatur war verschwunden. In weiter Ferne flüsterte es nur endlos: Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein. Es klang irreal und fremd.
Seine Brust war nun schweißnass.
Jim entspannte sich und ließ sich auf das Bett sinken. Die Holzleiste legte er neben sich. Ruhig bleiben, Jim, ruhig bleiben, dachte er, du drehst noch durch hier. Jim zwang sich zur Ruhe und konnte wieder klar denken. Zuerst musste Jim einen Weg hier raus finden, dann würde er weitersehen. Wieder rumpelte es. Verdammt woher kommt dieses Geräusch? Jim ging zun den Vorhängen und lugte hinaus. Er schätzte, dass er sich im vierten Stock befand. Wenn Jim sprang, würde er sich die Beine brechen, im günstigsten Fall.
Sein Blick fiel auf die Kommode. Obwohl es ihm mit jeder Faser seines Körpers zur Flucht drängte, verspürte er doch eine Art Neugier. Er wollte wissen, wer ihn gefangen hielt und was es mit dem Monster und den Gemälden auf sich hatte.
Lauschend verharrte er. Jim konnte weder das Grollen des Monsters hören, noch Schritte oder ein anderes Zeichen von Elena. Nur die nicht aufhörenden dumpfen Schläge.
Als er sich sicher war, dass sich niemand in der Nähe seiner unfreiwilligen Unterkunft befand, ging er zur Kommode hinüber und versuchte die Schubladen aufzuziehen. Die meisten waren verschlossen. Hoffnungslos. Doch bei der Fünften entdeckte er Kratzer und Einkerbungen am Schloss. Jim versuchte es und die Schublade öffnete sich widerstrebend. Innendrin fand er ein Buch. Ein Kreuz prangte auf dem Ledereinband. Seine Hände hinterließen Schweißabdrücke, als er das Buch nahm. Hitze und Aufregung forderten ihren Tribut.
Schlag es auf, komm zu mir, Jimmy
„Halt die Klappe“, murmelte er
Jim blätterte das Buch durch. Es war eine Bibel. Etwas Rotes zog vorbei und Jim hielt inne. Langsam blätterte er zurück. Seite für Seite. Dann glotzte es ihn förmlich an. Ein rotbrauner Schriftzug, teils verlaufen. Mit gebrochener Stimme las er laut:

„Öffne nicht den Schrank, bei Gott, tu es nicht“

Das T verlief in einem großen roten Fleck. Blut. Eine Nachricht in Blut geschrieben. Plötzlich wurde ihm kalt, verdammt kalt und er drehte sich um, starrte in das unglückselige Grün der Kugel, die ihn hämisch anzugrinsen schien.
Irgendwann kommen sie alle zu mir, flüsterte die zischelnde Stimme.
„halt die Klappe, verdammt!“, rief er.
Jim zitterte. Seine Augen tränten. Er wollte mehr denn je endlich hier raus. Nur weg von diesem Blick, von dieser Kugel. Es rumpelte wieder und nun erkannte er den Ursprung des Geräusches. Die Türen des Schrankes bebten, doch das Schloss hielt stand. Der Schlüssel steckte im Schloss.
Es könnte so leicht sein… Doch Sssssie kommen alle zu mir… irgendwann kommen sie alle.
Jim rannte los am Schrank vorbei zum Fenster. Mit einem Schrei riss er die Vorhänge auseinander. Du kriegst mich nicht. Mehrere Gardinenringe hielten dem Druck nicht stand und kullerten zu Boden. Sein Blick war wie gebannt. Dort waren sie vor ihm, wie zwei bernsteinfarbene Sonnen. Die Augen.
Irgendwann kommen sie alle zu mir, flüsterte die zischende Stimme.
Schließlich gab das Schloss des Schrankes nach und die Doppeltür schlug auf. Etwas wand sich hinaus, doch davon bekam Jim nichts mit. Die Bernsteinaugen fesselten ihn. Das Etwas streifte seinen Knöchel und ließ ihn frösteln. Beunruhigend kratzten Schuppen über seine Haut. Es wand sich sein Bein hinauf. Jim blickte starr in die Augen der Bestie, als könnte er sie in die Knie zwingen. Ein heißer, stechender Schmerz. Blut lief an seinem Hals hinab, es hatte ihn gebissen.
Ssssie kommen alle zu mir, Jimmy…
Fangzähne gruben sich in sein Fleisch, er spürte bereits wie er anfing zu zittern. Er schien Bäche zu schwitzen, ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Wogen stechenden Schmerz gingen durch sienen Körper. Doch Jim erwachte nicht mehr als seinem paralysiertem Zustand, nie mehr. Schließlich tat das Gift in den Adern seine Wirkung.
Pochende Schritte klangen in seinem Verstand wie die Schläge eines Presslufthammers.

Elena starrte auf Jim hinab und grinste diabolisch. Grazil bewegte sie sich auf den toten Körper zu. Ihre Brüste hoben und senkten sich. Sie trug keine Kleider.
Elena kniete sich hin und wischt sich das Rinnsal warmen Blutes aus dem Mundwinkel. Es schmeckte köstlich süß. Sie beobachtete wie sich die Blutlache ausbreitete und sog gierig den Geruch ein. Es war schon vielzuviel Zeit seit ihrer letzten Mahlzeit vergangen und der Landstreicher hatte auch nicht besonders gut geschmeckt. Sie war am Verhungern.
Elenas gespaltene Zunge fuhr ihr über die Lippen.
„Irgendwann kommen sie alle in den Bau der Schlange“

 

Hallo,

Es fühlte sich an wie Asphalt, der von einem Presslufthammer malträtiert wird.
Lass dir den Satz mal auf der Zunge zergehen. Die Kopfschmerzen fühlten sich an wie Asphalt, der malträtiert wird? Wie fühlt sich denn Asphalt so? Hat malträtiertes Asphalt eine andere emotionale Grundstimmung als unmalträtiertes? Ist Asphalt sonst fröhlich und glücklich und dann kommt der Presslufthammer und: Aua, was ein Scheiß-Tag.

Die Fransen wogten leicht.
Den Satz wird man auch nicht gerade in einem Lehrbuch für bildhafte Sprache finden.

Lampe und Glas standen auf einem polierten Nachttischchen.
3mal Lampe (2mal in Lampenschirm) und 2mal stand. Mit der Lampe passiert ja nichts, dass sie so wichtig wäre, sie ist nicht wichtig genug um so oft wiederholt zu werden.

Jim kannte weder die Lampe noch den Tisch.
Nein, man kennt seine Haushaltsmöbel nicht. Man „erkennt“ sie wieder, sie kommen einem „bekannt“ vor, aber man kennt sie nicht, man weiß ihren Vornamen nicht und auch nicht, wo sie zur Schule gegangen sind.

Er wirkte massiv und dominant in dem ansonsten lichten Raummobiliar.
Die Sätze sind so ein bisschen schräg alle, wie jemand, der immer ein wenig schräg singt. Er wirkte dominant in dem Raum doch, oder im vergleich zum sonstigen Mobiliar, aber in dem Mobiliar wirkt er massiv?

Etwas schien vom Wandschrank aus anzustarren
Anzustarren gibt’s nur mit nem Objekt. „ihn“

wie ein groteskes Dämonenauge.
Ja, die Adjektive klingen halt gut, ob sie gebraucht werden oder nicht. Gibt’s in dem Text auch oft als Doppelpack. Dominant UND Massiv. Mottenzerfressen UND ausgefranst. Und hier ist das Dämonenauge „grotesk“. Wann war ein Dämonenauge je nicht grotesk?

als würden geisterhafte Hände versuchen ihn in diese smaragdgrüne Tiefe zerren.
Man hat das alles schon mal so gelesen. Ich weiß nicht. Wo ist die eigene Note des Textes? Wann verlässt er das Epigonale und packt etwas an?

verwandelt irgendwo im Hinterkopf verwandelt.
Hier sind Überarbeitungsreste noch im Text, das ist meistens ein schlechtes Zeichen. Sowas fällt normal auf.

Seine Frau Carry hatte sich Sorgen um ihre gemeinsame Tochter gemacht. Amanda fing sich eine Grippe ein, als sie an dem alten See hinter ihrem Haus gespielt hatte und lag nun mit Fieber im Bett. Carry war den ganzen Tag bei ihr gewesen und hatte sich sogar Urlaub genommen. Er selbst arbeitete als Mechaniker und war spät zuhause. Jim erinnerte sich noch genau wie Carry ihn mit dunklen Ringen unter den Augen begrüßt hatte, müde und besorgt lächelnd. Dann erzählte sie, dass es Amanda nicht gut ging.
Info-Dump nennt man das. Einfach mal nen Haufen Informationen reinballern. Frau Carry, Tochter Amanda, die mit Grippe, er selbst Mechaniker. Wär cooler, wenn schon irgendwas passiert wäre, außer so eine dumpfe „Oh mein Gott, das ist ja wie in Saw!“-Ästhetik zu erzeugen.

die Gedanken mit Gewalt zu fassen und zu sondieren.
sondieren ist nicht das richtige Wort hier, fürchte ich.

Jim war dennoch dankbar für seine Vorsicht
Wem dankbar? Sich selbst? Komisch.

Hatte er vielleicht einen Unfall gehabt und einige Leute aus der Nachbarschaft jener Ortschaft hatten ihn bei sich aufgenommen? Je mehr Jim darüber nachdachte desto mehr verwirrten ihn die Umstände.
Ich mag das nicht, da passiert nichts. Er stellt sich Fragen, die sich der Leser alleine stellen sollte. Man wird so bisschen totgequatscht. Was mach ich hier? Wie komm ich hier her? Was ist passiert? Und das im Loop. Der Text muss in Wallung geraten.

„Soweit, so gut. Warum haben sie nicht den Notdienst angerufen und mich in einem Krankenhaus abgeliefert?“
Ich dachte, er wär in Panik, dass ihn wer mit dem Wasser vergiften sollte. Ich dachte, er hätte Szenen aus Misery und Saw vor dem geistigen Auge. Jetzt, erfahre ich: Nein, er ist ganz ruhig. Der Autor wollte nur den Leser bei der Stange halten. Denn wenn man so besorgt und desorientiert wie der gute Jim ist, dann führt man ein Gespräch ganz anders. Und nicht: „Soweit, so gut. Haben Sie noch etwas Gebäck?“

„Das nächste Krankenhaus wäre zehn Kilometer entfernt gewesen“, erwiderte Elena nach einigen Minuten des Zögerns
Wenn sie wirklich „einige Minuten“ zögert (in einem Gespräch!), ist das ein außergewöhnlicher Vorfall, der muss in der Szene geschildert werden. Sie muss das Bett machen, um ihn herumwuseln, Vorhänge auf und zu ziehen, das muss sich über Zeilen erstrecken, bis sie dann völlig aus dem Nichts sagt: „Das nächste Krankenhaus:..“, dann würde man als Leser beunruhigt sein. Warum wartet die so lange mit der Antwort? Aber so ist das eine Beifügung in der inquit-Formel, die völlig untergeht.

.

der nur schmerzlich über seine eigenen Witze lachen konnte
Schmerzlich wird so auch nicht verwendet. Unter Schmerzen ist da gemeint.

Jim stand auf und wartete bis der Schwindel sich verflüchtigte.
Ich hab’s bis jetzt ignoriert, aber es dürften so zwei, drei Kommafehler pro Seite sein circa, das ist nicht tragisch, aber dem Text fehlt eine Überarbeitungsstufe. Also es sind viele Sachen drin, die ein guter Deutschlehrer finden würde, vor allem die falsche Verwendung einzelner Wörter und Kommafehler, das sind auch so übliche Fehler bei Temporalsätzen vor allem, glaub ich.

Je länger er darüber nachdachte umso weniger glaubte er an die Geschichte Elenas
Ach!

Klakverkrusteten/ Medezinschrank/ Asperintabletten
Hier, bitte wirklich sorgfältiger überarbeiten, das macht keinen guten Eindruck. Den Kram findet auch jedes Schreibprogramm, das muss der Leser wirklich nicht sehen.

Er las: Ruhipnol
Google ist dein Freund. Rohypnol.

Schlag esss auf, komm zzzu mir, Jimmy
Naja …

Das ist eine Geschichte von der Stange, ohne irgendwelche Merkmale, inhaltlicher oder stilistischer Natur, die dem Text irgendetwas Eigenes verleihen würden. Aus der Idee könnte man was machen, so etwas Altbekanntes hat ja auch was Sympathisches. Wenn man so was liest, ist es als würde man einen alten Freund besuchen, aber dann muss es richtig gut geschrieben sein, sonst wirkt es billig und ungeschickt. Bessere Figuren, mehr Dynamik, mehr Fleisch auf die Geschichte. Dann sorgfältiger überarbeiten und das ganze auch laut lesen. Dann geht da was, so nicht.

Gruß
Quinn

 

Also hi Quinn,
zuerst einmal danke, dass du dir die Zeit genommen hast meine Geschichte zu sondieren(HA! hier passt das Wort besserxD) und die ausführliche Kritik geschrieben hast.
Einiges hab ich in der Geschichte verarbeitet, aber ich widerspreche dir auch in einigen Punkten.
1. Die Metapher am anfang, stimme dir zu ist überarbeitet
2. Die Fransen bewegen sich jetzt
3. auch eingearbeitet und bei erkannte war ich mir nicht sicher ich habs mal so übernommen
4. den Satz hab ich auch verändert
5. Da ist mir ein Wort beim Schreiben verloren gegangen( sollte eine Wortauslassungsfehlerkorrektur bei Word geben)
6. Überflüssige Adjektive alle eliminiert(hoffe ich)
7. Die Fragen hab ich gekürzt
8. Auf die Kommafehler will ich jetzt mal nicht eingehen *hust* da ist wohl iwas nicht haften geblieben in der Schule

An dem Punkt wo er seine Gedanken sammelt und (versucht) sich zu erinnern. Naja da kann man sich streiten. Ich bin der Meinung, dass an dieser Stelle legitimiert ist.
Bei den Fragen wiederum stimm ich dir zu, ist mir gar nicht so aufgefallen beim drüber gehen. Aber im Nachhinein doch eher lästig da sich das meiste eh ergibt, habe ich gestrichen.
Und es soll auf keine nervenzerfetzende Spannungsgeschichte sein sondern einfach nur eine Momentaufnahme und manchmal frag ich mich wie man soviel verlangte Handlung in eine Kurz(!!!!)geschichte packen will. Wenn man zuviel Fleisch an die Knochen packt bricht das Skelett irgendwann zusammen und man hat eine Berichterstattung oder eine Reportage.
Bei dem Vorwurf, dass die Geschichte von der Stange ist, naja. Deine Ansicht. Ich hab sowas noch nicht gelesen und meine Alarm bzw Wiedererkennungssensoren sind auch beim wiederholten Überfliegen nicht angeschlagen. Auch Misery habe ich( selbst als Fan von Stephen King) noch nicht gelesen. Komtm sicherlich auch noch dran bin aber momentan an Es.

und hör mir bloß auf mit Saw. Ich hasse die Filmreihe, langweilig und ekelhaft(Vorsicht subjektive Wahrnehmung!) und ich möchte mich davon möglichst weit distanzieren!

Ansonsten vielen Dank nochmal, dass du dir Zeit genommen hast, deine Kritik zu äußern, geholfen hatts allemal(hoffentlich)

mfg Leos

 

Hallo nochmal,

und manchmal frag ich mich wie man soviel verlangte Handlung in eine Kurz(!!!!)geschichte packen will. Wenn man zuviel Fleisch an die Knochen packt bricht das Skelett irgendwann zusammen und man hat eine Berichterstattung oder eine Reportage.
Wenn das stimmen würde, wäre die Kurzgeschichte eine minderwertige Gattung, die von Anfang an schon den Makel und auch das Scheitern in sich trägt. Dem ist aber nicht so, eine Kurzgeschichte muss das, was sie macht, genau so gut machen wie in jeder anderen Schriftform. Ich kann nicht sagen "Die Geschichte könnte besser sein, aber dann wär sie auch länger!", das geht nicht, dann muss die Geschichte eben so lang sein, oder man muss eine andere erzählen.
Wenn du acht Szenen und zwei Figuren hast, muss jede rund und gut wirken. Genau wie bei einem Roman von achthundert Szenen mit vierzig Figuren jede rund und gut wirken muss.

Gruß
Quinn

 

Quinn,

wäre die Kurzgeschichte eine minderwertige Gattung, die von Anfang an schon den Makel und auch das Scheitern in sich trägt. Dem ist aber nicht so, eine Kurzgeschichte muss das, was sie macht, genau so gut machen wie in jeder anderen Schriftform.

Wenn du das meinst bitte. Aber anscheinend hast du mich falsch verstanden, was du da darstelllen willst, habe ich nie gesagt. Gut ich gehe vielleicht nicht in die Tiefe mit den Charakteren, was meiner Ansicht nach nicht möglich ist ohne von dem Kern der Geschichte, der Handlung, zu sehr abzuschweifen, was du ja wiederum kritisiert hast, ich zitiere:
Info-Dump nennt man das
Wichtig ist das Erzählen an sich, das mag vielleicht nicht profimäßig umgesetzt sein, aber wir sind ja hier auch nicht in der Profiliga der Schriftsteller, sondern wir wollen lernen.
Und ich bin auch der Meinung, dass ich für die Geschehnisse auch nicht auf den Charakter eingehen muss, weil es nicht wichtig ist. Wenn Jim jetzt vorsätzlich in das Haus von Elena gegangen wäre. Dann wäre ein Feinschliff am Charakter durchaus angebracht. Warum ist er da rein gegangen? Weiß er nicht was dort geschieht? ist er vielleicht besonders neugierig oder hat er Elena in einer Bar kennengelernt und begleitet sie nun nach hause, wo sie dann ihr wahres Gesicht zeigt.
Gut, ich schweife ab, aber der Knackpunkt ist, dass es in meiner Geschichte um Jims Angst geht, die sich im Laufe der Zeit entwickelt und schließlich entartet indem er zum Fenster hinrennt, wo er dann stirbt. Soweit, so gut. So sehe ich das und Kurzgeschichten stehen in ihrer Wertigkeit keinem anderen Textgenre nach.

mfg Leos

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

ich finde die Idee gut. Trotzdem habe ich
das Gefühl das Ganze ist für die Pointe zu lang,
dadurch wirds langweilig. Man weiss die Geschichte
Schleicht da auf eine Pointe zu aber im Schneckentempo - welches aber nicht gesteigert wird.

malträtiert worden.

klingt nicht so fein.

Wo war er?

diese frage sollte immanent aufkommen

Ein Schauer fuhr ihm über den Rücken

den Satz habe ich 2x im Text gefunden. Hört sich ein wenig nach Duschen an.

Wann … Wann ist das passiert? Und welchen Tag haben wir heute

Die Frage in der Situation zu stellen klingt, so finde ich,
klischeehaft und unglaubwürdig.

Die Nerven schienen mit ihm durch zu gehen.

Sollte im Text gezeigt werden

ging er zur Kommode hinüber und versuchte die Schubladen aufzuziehen

Glaub mir, wenn ich in so einer Situation bin kriege ich die Schublade auf!

Gruss Hanqw

 

Nochwas vergessen:

Und, aber dafür lege ich mir noch einen Satzbaustein an, warum englische Namen in einer deutschen Geschichte, eines deutschen Autors. Also warum: Jim Callon. Ist die Geschichte aus dem amerikanischen übersetzt?

Gruss Hanqw

 

Hi Hanqw,

Zu den Namen erstmal. Ich mag englische Namen einfach lieber, als deutsche. In einer Geschichte hören sich deutsche Namen für mich( es sei denn dieser Effekt ist gewollt) veraltet an und klingen meist auch komisch. Mag subjektiv sein, aber ich find solche Namen moderner.

Zitat:
malträtiert worden.
klingt nicht so fein.

naja Geschmackssache


Zitat:
Wo war er?
diese frage sollte immanent aufkommen

stimmt schon


Zitat:
Ein Schauer fuhr ihm über den Rücken
den Satz habe ich 2x im Text gefunden. Hört sich ein wenig nach Duschen an.

Jo hört sich ein wenig komisch an, wenn ich das so nachträglich reflektiere, wird entfernt


Zitat:
Wann … Wann ist das passiert? Und welchen Tag haben wir heute
Die Frage in der Situation zu stellen klingt, so finde ich,
klischeehaft und unglaubwürdig.

find ich nicht, glaub die Klischeehaftigkeit kommt daher, dass jeder Mensch so reagieren würde^^
Das mit dem Tag streich ich, das ist überflüssig das hast recht.


Zitat:
Die Nerven schienen mit ihm durch zu gehen.
Sollte im Text gezeigt werden

stimmt, wird geändert


Zitat:
ging er zur Kommode hinüber und versuchte die Schubladen aufzuziehen
Glaub mir, wenn ich in so einer Situation bin kriege ich die Schublade auf!

nicht wenn sie abgeschlossen sind^^

mfg Leos

 
Zuletzt bearbeitet:

ohne weiteren Kommentar

Stöhnend erwachte Jim Callon aus einem festen Schlaf.

Stöhnend erwachte Adam Krüger aus einem festen Schlaf.

Stöhnend erwachte Julius Wolf aus einem festen Schlaf.

Stöhnend erwachte Sven Wagner aus einem festen Schlaf.

Stöhnend erwachte Vincent Schwarz aus einem festen Schlaf.

Bei näherer Betrachtung erkannte Vincent eine Art Lampenschirm
„Guten Morgen, Herr Wolf“,

Zitternd tastete Julius nach dem Wasserglas

 

Du musst meinen Geschmack ja nicht teilen, aber für mich hört sich das grausig an^^
Bis auf Sven oder Julius vielleicht( aber die Namen stammen bei näherer Betrachtung auch nicht aus Deutschland gell?)
Muss jeder für sich selbst entscheiden, wie er seine Figuren nennt, wobei das für die Story meistens keine Relevanz hat( ich tu mir da auch immer relativ schwer) und englische Namen sagen mir nun mal mehr zu. Vielleicht bin ich auch einfach von internationalem Film, Buch und Fernsehen beeinflusst. Jedenfalls hören sich solche Namen in meinen Ohren besser an.

mfg Leos

 

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