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Renne weg für immer!
Renne weg für immer
„Arrg, scheiß Riegelchen. Wieso versteckst du dich? Du kleines, dummes Miststück!“
Er hatte einen Dickmacher dabei. Irgendwann fand er ihn doch. Er zog den geschmolzenen Riegel aus der Hosentasche und riss ihn auf. Der weite Schlund sog die klebrige Masse nach unten. Die Hände fanden als Zuführer statt, drückten ihm alles ins Maul (Maul wie ein Walfisch).
Die Verpackung setzte sich, einer Feder gleich, in ein Gewirr von Farnen. Allein. Ganz allein. Er war immer alleine. Wozu brauchte er einen Freund, eine Frau oder eine Familie? Sie würden ihn nur in seiner Lebensphilosophie stören und reizen. Ihn ausnehmen und aufzehren, bis nichts mehr von ihm übrig wäre. Gereift wie ein fruchtiger Apfel und ebenso zerfallen, weggeworfen und irgendwann vergessen. Der Mann lief. Die Schokolade, die Flecken an Kinn und dem grauen Hemd hinterlassen hatte, war die Patina auf einer unbedeutenden Büste. Der Tunnelblick hinter der Brille verriet Suchen, verriet Flucht. Und er verriet Angst. Angst vor dem Sterben? Vor dem Allein sein? Sein korpulenter Körper – das Fett waberte - bewegte sich immer schwerfälliger. Nein, vor dem Sterben konnte er nicht davon laufen. Irgendwann würde es ihn holen. Wurzeln oder Pranken würden quälen und den letzten Lebenssaft ausdrücken. Kein Saft für weitere Generationen. Nein. Er würde im Boden versickern und verschwinden oder sich in das ewige Nichts verflüchtigen (auch beides).
Kleine Schritte, klein, klein. Nicht groß. Mehr war nicht drin. Er hatte verloren. Die Nachspielzeit hatte längst angefangen. Er wird sterben. Bereits als er geboren wurde, hatten kleine Grabwürmer einen dicken Mann in Auftrag gegeben. Eine große Gruppe hatte den Zuschlag bekommen, ihn ausnehmen zu dürfen bis auf die Knochen. Er war dafür gemacht, gebaut und wird dafür sterben. Es wird sich lohnen. Das Fleisch wird schnell von den Knochen abgetrennt, nicht weil wenig Fleisch dran ist, sondern weil dieses Fleisch dazu gereichte, circa 1000 Generationen Grabwürmer großzuziehen. Es wäre auf eine Art und Weise wertvoll.
Der Tag rückt immer näher. Die Würmer singen bereits: „Morgen wird unsre liebste Zeit!“