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Renitenz bei Dekadenz

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06.12.2006
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Renitenz bei Dekadenz

Es gab einmal eine Zeit, in der ich täglich neu meinen Verstand in Frage stellen mußte. Rückblickend frage ich mich, warum ich das überhaupt so lange mitgemacht habe und wieviel von den schöpferischen Entgleisungen des Allmächtigen auf der Welt herumlaufen, ohne wegen der eigenen Idiotie permanent schreien zu müssen.
Sicherheitsfirmen gibt es wie Sand am Meer. Mit der einen hatte ich gerade auf arbeitsgerichtlichem Wege die Klingen gekreuzt, die anschließend nicht nur Federn, sondern auch eine erkleckliche Summe Geldes in Form einer Strafe und ordentliche Nachzahlungen an mich zu leisten hatte.Auf Unterarm-Stützen hatte ich mich längst bei einer anderen beworben, mußte jedoch noch zehn Tage pausieren, da ich mir einen Miniskus/Kreuzbandriß zugezogen hatte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Bei der neuen Firma hatte ich wohl das ein oder andere amüsierte Lächeln wegen meines couragierten Auftretens mit den Krücken hinterlassen. Zumindest bei den beiden Gründervätern, denen wohl nicht häufig unterkommt, daß eine (noch) Gehbehinderte sich im Wachdienst bewirbt. Der Dritte Mann jedoch hatte einen unangenehmen Eindruck und einen ebenso feuchten Händedruck bei mir hinterlassen. Da er aber für die Aquise zuständig war, dachte ich damals, hätte ich recht wenig mit diesem Herrn, nennen wir ihn mal der Ähnlichkeit wegen SCHULTHEISS-SCHRÖPFING, zu tun.
Ein fataler Irrglaube!!
So trudelte ich abends, auf meine Unterarm-Stützen balancierend gegen 19.00 Uhr im Betriebswerk Stöckach ein.
Das Empfangskommitee in Form eines alten NWS-ler sah mich fassungslos von oben bis unten an und fragte mich, wie ich denn so Streife laufen wollte.
Etwas debil sah ich ihn an und echote: Streife? Herr X,Y und SCHULTHEISS-SCHRÖPFING (der Name ist entschieden zu lang, daher werde ich nachfolgend das Kürzel verwenden, bei dem er in der gesamten Firma unter der Hand gehandelt wird: SS) wissen von meinem vorübergehenden Vierfüßer-Gang und haben mich bis zur entgültigen Rekonvaleszenz zum Pfortendienst eingeteilt.
Jetzt war es an ihm, ziemlich bedröppelt dreinzuschauen. In seiner Not rief er via Sprechknochen einen Vorarbeiter zur Hilfe, der wunderlicher Weise den gleichen Ausdruck im Gesicht hatte. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, begegnete ich DIESEM Blick eigentlich andauernd!
Sei´s drum! Schließlich fand sich für mich ein Platz bei der Bank, bei der ich in Videoüberwachung, Schlüsselausgabe ectra unterwiesen und die Nacht über allein gelassen wurde.
Da die Unterweisung eine 15 minütige Länge hatte, habe ich nächtens natürlich dem Leitstand Löcher in den Wams gefragt. Mal blinkte es hier, mal hupte es dort, dann wollte wieder jemand einen Schlüssel für einen Firmenwagen. Zu allem Überfluß legte sich ein Straßenberber in die Eingangshalle der Bank nieder, um dort die Nacht zu verbringen.
An meinem „Feiermorgen“ schwirrte mir der Kopf.
So verging die Zeit, in der ich mal in der Lautenschlagerstraße, dann in Gaisburg, Gaswerk, Hackstraße, und, und, und eingesetzt wurde.
Zu meinem großen Glück warf eine Kollegin von mir das Handtuch und so fand ich mich eines Tages in Walheim wieder. Endlich hatte ich wieder einen geregelten Tagesablauf, die Nachtschichten waren durch einen weniger erfreulichen Umstand über den Hausarzt untersagt worden.
Ein Orthopäde stellte bei mir eine angeborene Hüft-Dysplasie fest, die das Laufen zu einer schmerzhaften Tortur werden ließ. Außerdem war von meinen lieben Kollegen niemand bereit, eine 45 minütige Anfahrtszeit zum Arbeitsplatz in Kauf zu nehmen. (Unbezahlt selbstverständlich!)
Endlich hatte ich die Narrenfreiheit, die ich zum Leben brauchte! Selbständig konnte ich meine Arbeit verrichten, ohne das andauernd irgendwelche Kollegen um mich herum tanzten. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich mich mit einer Agrar-Familie angefreundet, denen ich nach Feierabend um 16.30 Uhr beim Hofladen etwas zur Hand ging. Milch, Agrarprodukte und viel Spaß gab es da kostenlos zu holen. Mein Auto wurde regelmäßig auf Herz und Nieren überprüft und in Schuß gehalten.
Wenn ich morgens um 5.30 Uhr diesen Bauernhof anfuhr, stand dort regelmäßig Saisonware, die ich mit zur Arbeitsstelle nahm und dort küchenfertig zubereiten konnte. Zuhause brauchte ich sie nur noch in Gläser zu füllen und zu sterilisieren. So habe ich zentnerweise Kartoffeln, Rüben und Rhabarber geschält und geschnitzelt, während ich nebenher die Telefonzentrale bediente und hin und wieder eine Geländerunde einlegte. Kilometerlange Wollstränge wurden zu Pullover und Jacken umfunktioniert und dort machte ich mich in autodidaktischer Weise mit den Geheimnissen von Windows XP auf meinem neuen Laptop vertraut.
Wenn man bedenkt, daß ich bei Windows 3.11 aufhören mußte und dann erst wieder bei XP einsteigen konnte, dann kann man sich in etwa vorstellen, daß das ein Riesenschritt von der Steinzeit bis in die Moderne war!
Mein Englisch habe ich wieder ausgemottet und auf Hochglanz poliert und die französische Sprache wurde durch die Telefonvermittlungen nach Belgien und ins Elsaß aus der Versenkung hervorgeholt und in Schwung gebracht. Ein hebräischer Binnenschiffer machte regelmäßig Station bei mir, wobei ich die ersten zaghaften Schritte in Ivrit stolperte.
Durch die Castor-Transporte gab es sehr interessante Begegnungen mit Atomkraftgegnern und der „ausführenden Gewalt“, wobei man bei einer einträglichen Kafferunde so manche Lebensnovelle zum Besten gab.
Das absolute Hochgefühl der Freiheit war aber die Tatsache, daß ich nicht mehr mit einer albernen Phantasie-Uniform herumlatschen mußte!!
Hin und wieder kommen bei einem kleinen Angestellten doch solche reaktionären Protest-Anwandlungen an! Bei mir war es das diabolische Vergnügen, in „Zivil“ meine Arbeit verrichten zu können, ohne jemals regress dafür gemacht zu werden.
Die Firmenleitung hat sich in der Zeit, als ich in Walheim meinen Dienst versah, nicht ein einziges Mal blicken lassen!
Leider wurden die Schmerzen in der Hüfte immer durchdringender, so daß ich gezwungen war, regelmäßig Schmerzmittel einzunehmen.
Selbst das Sitzen auf den starren Bürostühlen wurde bei einem 10 Stunden Tag zur Qual, so daß mir nichts anderes übrig blieb, als beim Arbeitsamt eine „arbeitsplatzerhaltende Maßnahme“ in Form eines behindertengerechten Bürostuhles zu beantragen.
Im September 2002 wurde mein neuer Stuhl in Walheim abgeliefert, was ich auch umgehend bei der Geschäftsleitung anzeigte.
Aber wie heißt es so schön? Zur Kenntnis genommen, abgelegt und vergessen.
Der Biß in den sauren Op-Apfel erfolgte im Juli 2003.
Schon während der Reha-Maßnahmen spürte ich, daß die Op kein Glanzstück war. Schmerzen waren kontinuierlich zu spüren. So empfahl mir mein Hausarzt, vorübergehend von Voll- auf Teilzeit umzustellen, bis ich mich an das neue Gelenk gewöhnt hätte. Schnell und unbürokratisch wurde die Vollzeit auf 110 Arbeitsstunden reduziert. Mittlerweile war ich auch in den Betriebsrat berufen worden, so daß mit den 14- tägigen Sitzungen mein Arbeitspensum von 110 Stunden gut ausgefüllt war.
So traf mich auch der Fausthieb, der im November auf uns herabsauste mit ungefilterter Gewalt.
Der Stuttgarter OB Schuster hatte die stadteigenen Werke an die EnBW verscherbelt!
Ein Riesenwellenberg voll Arbeit schwappte über uns hinweg.
Da das Tochterunternehmen der NWS aus mehreren „Dienstleistungs-Sektoren“ bestand, mußte nun alles haarklein aufgedröselt und mit den vorhandenen EnBW-Abteilungen fussioniert werden. Mittendrin in dieser Erbsenzählerei, es war März 2004, mußte ich zum zweiten Mal unter das Messer. Endlich hatte man festgestellt, daß ich eine allergische Reaktion auf das Kunstgelenk entwickelt hatte, was aus besagtem Grund keine Symbiose mit dem vorhandenen Knochen eingegangen war und deshalb wie ein Kuhschwanz hin und her gewackelt hat. Doch das Schneidevergnügen war damit noch nicht zu Ende: 2 Tage später stellte sich heraus, daß das Gelenk zu groß geraten war, weshalb die Gelenkkapsel andauernd luxierte. Folglich schnippelte man eine Woche später die ganze Geschichte noch einmal auf um eine weitere Korrektur durchzuführen.
Als ich dann Mitte Mai mal wieder auf der Firmenbildfläche erschien, mußte ich erfahren, daß das Sicherheitsunternehmen TEWERATIO eine Zwangsehe mit dem hauseigenen EnBW-Sicherheitsdienst o-s-d SCHLÄFER, (man beachte bitte die zufällig gewollte Namensähnlichkeit) eingehen sollte.
Für mich steht das o-s-d heute für „ohne selbständige Denkweise“!
So nebenher erfuhr ich, daß der Herr Schultheiß-Schröpfing (SS) selbst ein brennendes Interesse an TEWERATIO gezeigt hatte, leider wollte keiner den Appel und das Ei haben, daß er für die Firma geboten hatte.
So zog er die ganze Zeit ein Gesicht, als würde ihm die Petersilie verhagelt.
Weder war es ein Paukenschlag, noch begleiteten die Trompeten von Jericho den ersten Aufmarsch des Geschwisterpärchens, daß nun unsere zukünftigen Vorgesetzten werden sollten.
Ziemlich bescheiden erklärten sie der Belegschaft, daß sie trotz der roten Zahlen ihr Herz für uns geöffnet hätten. Bisher hätten sie ihr Augenmerk auf die Sicherung der AKWs NECKARWESTHEIM, PHILLIPSBURG und OBRIGHEIM gerichtet gehabt, aber jetzt wollten sie auch auf dem freien Markt das ein oder andere Standbein platzieren.
Im Klartext hieß das für mich:
Den beiden ging der Anus auf Grundeis, weil schon damals absehbar war, daß ein oder mehrere AKWs still gelegt werden würden.
Wenn sie ihre Griffel jetzt nicht ausstrecken, um bei anderen Halt zu suchen, dann können sie ihre Firma o-s-d Schläfer dichtmachen.
Extra betont wurde noch ihre Fürsorgepflicht gegenüber den behinderten Mitarbeitern, wobei man aber geflissentlich die staatlichen Zuschüsse, die man pro Kopf kassierte unerwähnt ließ.
Eine Woche später lag ich zum dritten Mal innerhalb eines Jahres unter dem Messer. Dieses mal kürzte man mir den Darm um 22,5 cm. Ein Tribut an die stark säurehaltigen Schmerzmittel, die ich kontinuierlich einnehmen muß, da sich die Gelenkarthrose auf die linke Hüfte und die Schultern ausdehnte.
Doch nach der vollzogenen Fussion Anfang des Jahres 2005 wurde SS zu einem größenwahnsinnigen Rounddancer:

Plötzlich wurden Alkoholtester gekauft, die ohne eine Betriebsvereinbarung eingesetzt werden sollten!
Bis Januar 2006 konnten die Alkoholtester nicht eingesetzt werden, da es bis dato keine Einigung über eine Betriebsvereinbarung gab.

In einem unflätigen Brief wurden alle Ex-Teweratianer aufgefordert, unter Androhung arbeitsrechtlicher Konsequenzen SOFORT ein Passbild für die neuen Firmenausweise abzuliefern. Es war Mitte Mai, ich hatte Urlaub und war zu der Zeit in England.
Dem Herrn SS und der Geschäftsleitung habe ich erbost folgende Gegenrechnung unter die Nase gehalten:
Wenn man bedenkt, daß die Ex-Teweratio aus knapp 400 Mitgliedern besteht, kommen 400 Bögen Briefpapier, 400 Briefkuverte, 400 mal 0,55 Cent an Porto und der Lohn einer Sekretärin von drei Stunden zusammen.
Sparsamer und wirtschaftlicher wäre der Kauf einer Kamera gewesen, allein schon im Hinblick auf anfallende Neueinstellungen.
Selbstredend kam DIESE TATSACHE gar nicht gut bei SS an!

Ein großes Ex und Hopp erfolgte durch ständige Personalkündigungen und Neueinstellungen zu schlechteren Konditionen.

Unsere Vorsitzende wurde aus heiterem Himmel plötzlich sehr arbeitgeberfreundlich und dehnte unsere 14-tägigen Sitzungen auf sechs Wochen aus.
So konnte ich nicht mehr auf meine 110 Arbeitsstunden pro Monat kommen. Prompt bekam ich weniger Geld, was mich dazu zwang, auf den Arbeitsvertrag zu pochen!

Ein neuer Vorarbeiter pfiff mich in meiner Freizeit aus Bremen zurück, da angeblich kein Mitarbeiter für Walheim aufzutreiben war. Allerdings habe ich diese 2 ½ Tage nie bezahlt bekommen.
Zum Bruch und zur Rebellion kam es aber, weil ein langjähriger Mitarbeiter, der bis dato zuverlässig die Essenscontainer gefahren hatte, aus fadenscheinigen Gründen entlassen wurde.
Er war erst 25 Jahre alt und starb kurze Zeit später an Speiseröhrenkrebs.

Da war das Maß bei mir voll!

Von jetzt an bombardierte ich die Geschäftsleitung einmal monatlich mit einem Fax, indem ich die fehlenden Stunden bemängelte. Alle sechs Wochen schickte ich ein weiteres Fax mit der exakten Kilometerabrechnung in meiner Eigenschaft als Betriebsrätin. In meiner Freizeit war ich für die Firma nicht mehr erreichbar. Außerdem schob ich jetzt DIENST NACH VORSCHRIFT!
War ich früher schon um 5 Uhr 45 in Walheim anzutreffen, so trudelte ich jetzt um Punkt 6 Uhr 30 ein, was die Zulieferer von Kalk, Chemikalien und die Mitarbeiter des Kraftwerkes höchst irritierte.

Solch ein Verhalten war SS und die Geschäftsleitung überhaupt nicht gewohnt und sie sannen auf Abhilfe.
Von einem Tag auf den anderen bekam ich die Order, meinen Schlüssel im Leitstand des KWs Walheim abzugeben und mich umgehend in der Niederlassung Fasanenhof zu melden.

Ich also nicht faul, übergab die Vesperkasse und Schlüssel einem dort ansäßigen Betriebsrat und fuhr pronto zu meinem Hausarzt, dem ich die ganze Misere erzählte. Sofort zog er mich für eine Woche aus dem Verkehr.
Mit dem gelben Urlaubschein rief ich in der Niederlassung an und ließ so das Date mit Herrn SS, der ungeduldig auf mich wartete, platzen.
Laut einiger Kollegen muß sich das Dach der Niederlassung um mehrere Zentimeter gehoben haben, als das große Lachen anfing.
Nach einer Woche Faulenzia bekam ich via Fax die Order, mich zur Einweisung im Stöckach einzufinden, da ich diese Dienststelle fast zwei Jahre nicht frequentiert hatte. Brav fuhr ich auch dort hin.
Es gab nur ein kleines Problem:
Mein Arbeitsstuhl war nicht da! Ohne diesen Stuhl bin ich dienstuntauglich!
Die vier anwesenden Kollegen waren hochgradig überrascht über mein plötzliches Auftauchen. Keiner wußte davon, daß ich mich hier einer Einweisung unterziehen sollte. So stapelten wir uns also zu fünft an einer Pforte, die für zwei Leute ausgerichtet ist.
Ich drückte mich wie bestellt und nicht abgeholt etwa 2 ½ Stunden in den diversen Ecken herum und wartete darauf, daß der medizinische Dienst in der Lautenschlagerstraße seine Pforten öffnete. Ordnungsgemäß meldete ich mich bei meinen Kollegen im Stöckach ab und wiederholte das gleiche Spiel, daß ich schon bei meinem Hausarzt durchgezogen hatte.
Auch die firmeneigene Ärztin schüttelte nur verständnislos den Kopf und schrieb an den Herrn SS einen geharnischten Brief, den sie via Fax sofort abschickte.
Ihr Kommentar:
„Wenn der sie wieder auf Tour schicken will, so ist das sein Vergnügen! Allerdings muß er auch dafür sorgen, daß ständig ein Stuhlträger bereit steht. Ob dieser Stuhl jetzt vorneweg oder hinterher getragen wird spielt keine Rolle. Er hat da zu sein, wo sie eingesetzt werden sollen.“
So genoß ich weitere drei Wochen Urlaub auf Kosten der Firma.
Dann kam endlich ein Brief aus Karlsruhe mit einer hochnotpeinlichen Einladung zu einem Gespräch mit der Geschäftsleitung.
Die Anwesenheit von Herrn SS hat mich keineswegs überrascht. Es wurde eine recht kurze 3:1 Sitzung.
Nachdem ich das Geschwisterpärchen auf ihre Fürsorgepflicht gegenüber Behinderten hingewiesen hatte und ihm nahelegte, sich mal das IX. Sozialgesetzbuch näher anzusehen, bekam der werte Herr Schläfer einen Ausraster!
„Weshalb er denn von diesem Stuhl gar keine Kenntnis hätte?“ brüllte er mich an.
Da hielt ich ihm das Fax vom Oktober 2002 unter die Nase, indem ich damals die GL Teweratio schriftlich von dem speziellen Arbeitsmittel unterrichtet hatte und erwiderte lapidar: „ Diese Frage sollten sie doch wohl an die Adresse des Herrn SS richten, er ist schließlich ihr Niederlassungsleiter! Wenn bei ihnen Kommunikationsschwierigkeiten vorliegen, so ist das weiß Gott nicht mein Problem!“
Damit war die Sitzung beendet. Allerdings sahen wir uns einen Tag später bei der Betriebsversammlung in Stuttgart wieder, wo ich zwar immer wieder wegen der harten Stühle aufstehen mußte, aber ich genoß jede Sekunde, bei der ich die drei schmoren sah!
Zwei Tage später trudelte eine Abmahnung bei mir ein.

Dadurch, daß ich meinen Dienst im Stöckach unentschuldigt verlassen hätte, um den medizinischen Dienst aufzusuchen, wären der Firma Schläfer soundsoviel Schaden entstanden, weil sie für mich kurzfristigen Ersatz suchen mußten.
Meine Erwiderung war die Kopie meines Dienstplanes, auf dem groß und breit das Wort EINWEISUNG prangte, sowie die schriftliche Bestätigung eines Kollegen, daß ich mich ordnungsgemäß abgemeldet hätte. Außerdem wären mit mir fünf Kollegen am Einsatzort gewesen und einen Ersatzmann hätte keiner zu Gesicht bekommen.
Diese Abmahnung ist irgendwie aus meiner Personalakte verschwunden.

Ein weiterer Brief forderte mich nach Weihnachten auf, nach Walheim zu fahren, um meinen Arbeitsstuhl von der Kette zu befreien, an die ich ihn gelegt hatte, um einen Mißbrauch durch andere Kollegen zu verhindern.
Pünktlich kam auch ein Transporter der Firma ohne selbständige denkweise Schläfer vorgefahren und die Fahrerin riß schwungvoll die Hecktüren zur Ladefläche auf.
Dann sauste sie mit Karacho zu meinem Stuhl und wollte ihn schwungvoll auf die Ladefläche hieven. Mit einem ehrfürchtigen „Uff“ ging sie in die Knie, wobei sich der Stuhl selbst keinen Zentimeter nach oben bewegt hatte.
Kein Mensch hatte sie darüber aufgeklärt, daß ein solcher Stuhl sechsmal soviel wiegt wie ein gewöhnlicher Arbeitsstuhl. Gemeinsam mit der Kollegin, die in Walheim Dienst tat, hoben beide diesen Stuhl unter Ächzen und Stöhnen in den Transporter. Um dann entsetzt festzustellen, daß keinerlei Rückhaltegurte im Transporter zu finden waren.
Zufällig kam ein Mitarbeiter des KWs daher, den ich sofort als Zeuge wegen des unsachgemäßen Transportes von meinem Eigentum heranzog.
Dieser brach über so viel Debilität in herzhaftes Lachen aus und notierte sofort seine Adresse und Telefonnummer in mein Notizbuch.
Es kam wie es kommen mußte, in der zweiten Rechtskurve machte der Transporter einen seltsamen Satz nach links und die Fahrerin zitterte in die nächste Einliegerstraße, um sich das Malheur anzusehen.
Mein Hals war vor Wut dermaßen angeschwollen, daß ich schnurstracks nach Hause fuhr und diese Scharade via Fax an die GL Karlsruhe reklamierte. Selbstverständlich vergaß ich nicht den Zeugen zu erwähnen.
Eine weitere Woche verging, wobei jeder Tag von der Firma Schläfer bezahlt werden mußte.
Mittlerweile hatte ich die 2 ½ Diensttage, die ich nicht bezahlt bekommen hatte, mehr als wett gemacht.

Endlich kam via Fax mein neuer Dienstplan mit Einsatzort Hackstraße zur Einweisung! Und siehe da! Mein Stuhl war auch anwesend! Nach einer kurzen Untersuchung stellte ich fest, daß sich unter dem Stuhl eine kleine Lache Hydrauliköl angesammelt hatte. Telefonisch gab ich diese Entdeckung weiter, wobei ich einen weiteren Zeugen benannte und fuhr wieder nach Hause.
10 Tage später ein neuer Dienstplan per Fax, der Einsatzort diesmal das Gaswerk. Diesmal schien der Stuhl in Ordnung zu sein.
Doch dann kam gegen 14.00 Uhr ein Bote, der mir einen Brief von Herrn SS überreichte, mit der dringlichen Botschaft, die darin enthaltenen Forderungen sofort zu erledigen.
Darin verlangte er folgendes:

-Einen Nachweis darüber, daß der Stuhl mein Eigentum sei.
-Einen Nachweis darüber, wer den Stuhl gesponsert hat.
-Ein Attest darüber, ob ich diesen Stuhl tatsächlich für die Arbeit benötige.
Eine Aufforderung, mich umgehend einer amtsärztlichen Untersuchung zu unterziehen.

Da dieser Brief per Eilbote vom Niederlassungsleiter zugesandt wurde, verlor ich keine Zeit.
Stehenden Fußes verließ ich meinen Arbeitsplatz, nachdem ich einer Kollegin diesen Brief gezeigt hatte und fuhr postwendend zum Integrationsamt.

Von allem, was er verlangt hatte, bekam er nur den Eigentumsnachweis.
Bei allem anderen bekam er folgenden Brief von mir:


Sehr geehrter Herr Schultheiß-Schröpfing,

wer mir den Stuhl gesponsert hat und wie mein gesundheitlicher Zustand ist, geht SIE, gelinde gesagt überhaupt nichts an.
Allerdings überrascht mich überhaupt nicht, daß SIE das Urteil der firmeneigenen Ärztin in Frage stellen. Hinsichtlich dieser Tatsache habe ich Frau Dr.*** schriftlich von Ihrem Begehren in Kenntnis gesetzt.
Beigefügt die Kilometerleistung, die ich in Ihrem Auftrag abgefahren bin.

Gez.
Elisabeth *******


*Das Integrationsamt hatte endlich ein Einsehen und hat mich, in „beiderseitigem Einvernehmen“ am 31.01.2006 von DIESER FIRMA BEFREIT!!

Hiermit grüße ich alle meine ehemaligen Kollegen mit einem Augenzwinkern und wünsche ein frohes Fest! Mit dieser Burleske will ich allen Mut machen sich zu wehren! Und ja, ich fühle mich hervorragend!

(Elisabeth Rosing)

 

Hallo Elisabeth,

herzlich willkommen auf kg! :)
Dein ausführlicher Bericht über das Arbeitsleben deiner Protagonstin innerhalb einer speziellen Firma hat leider etwas ermüdenden Charakter, weil man als Leser nicht so recht in den Bann geschlagen wird und obendrein sich fragt, worauf das Ganze hinaus laufen soll.

Ich würde vorschlagen, dass du den Text um mindestens ein Drittel kürzt und dir vorher überlegst, was genau du aussagen möchtest und den Bogen der Geschichte konsequent darauf zuführst und somit sämtliche Schnörkel rauslässt.

Du könntest dir Satz für Satz die Frage stellen, ob er wegfallen kann, ohne den Sinn der Geschichte zu entstellen.

Sodann habe ich mich zum Ende der Geschichte hin gefragt, ob du wirklich deine Geschichte in die Satire setzen wolltest oder ob dies nicht ein Versehen ist? Ich sehe zwar ab und zu ein paar ironische Ansätze in deiner Geschichte, jedoch das macht noch lange keine Satire aus. Dies ist eher ein Bericht über eine Arbeitnehmerin, aber keineswegs eine Satire.
Oder hab ich da was übersehen und falsch verstanden?

Ich würde deine Geschichte gerne in die Abteilung Alltag verschieden, ich denke, da könnte sie gut hinpassen.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo und Willkommen!

Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Geschichte einen realen Hintergrund in Form einer persönlichen Erfahrung hat. Auch ganz ohne deine Anmerkung nach der "Geschichte".

Geschichte setze ich hier absichtlich in Anführungszeichen, weil es für mich eher ein störrischer, einseitiger, überzogener Bericht ist. Triefender Sarkasmus und Ironie findet man durchaus, aber es wirkt alles zu künstlich aufgebauscht.

Und es viel mir wirklich schwer, deine Geschichte bis zum Ende durchzuhalten. Gerade am Anfang ergießt sie sich endlos und ist streckenweise totlangweilig.

Tut mir Leid, hat mich nicht gerade vom Hocker gehauen.

Beste Grüße

Nothlia

 

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