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Reminiszenz
"Ich war heute beim Elternsprechtag. Die Lehrer haben mir gesagt, dass du im Unterricht oft geistig abwesend bist. Hör` auf zu träumen, Junge."
Dass meine Mutter mich für einen Tagträumer hielt, wusste ich. Zugegeben ich hatte nur durchschnittliche Noten aber wer kann bei solch` "interessanten" Themen, die die Schule mehr als genug zu bieten hat, immer aufmerksam folgen?
Ich jedenfalls nicht.
Schlimm waren immer die Montage. Erste Stunde Erdkunde. Um nicht in ein tiefes Loch voller Selbstmitleid zu fallen, bevorzugte ich es nach den ersten Sätzen des Lehrers das Weite zu suchen.
Mein Körper war zwar gefangen aber meinen Geist würden sie nie bekommen!
So war ich innerhalb der ganzen Schulzeit überall. Auf Hawaii, in meiner Kindheit, bei meiner Freundin, in der Zukunft...
Das Flüchten in andere Welten half mir ungemein. Oft verging die Zeit damit wie im Fluge. Natürlich kam es auch vor, dass mich die Lehrer wieder in die harte Realität zurückbrachten. Wenn ich nicht das Glück hatte, dass mich die Schulklingel rettete wusste ich nur mir einem Achselzucken und "weiß ich nicht" auf die gestellten Fragen der Lehrer zu antworten. Aber nicht nur in der Schule waren diese Welten für mich die Zufluchtsorte zu denen ich rannte. Auch in Bus und Bahn, bei jeglichen Wartezeiten und während unangenehmer Dinge die einem im Leben wiederfahren.
Niemand außer mir konnte diese Welten verändern.
Deswegen war ich wohl so oft dort.