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Reizüberflutung
Reizüberflutung
Eine Horde Menschen streift umher. Die einen und die jenen artigen. Die höchst strukturierten Verstande mit davon abzweigenden Gliedmaßen, die von diesen verachteten abgestürzten Fratzen, über sensibelste Empfangskreaturen und lauter Zwischenwesen.
Zusammen hausen, werkeln, erleben sie auf meist engsten Gebiet. Sehen sich, sind genervt von einander, verabscheuen sich, denn eine Gemeinsamkeit haben sie alle eigen : Reizüberflutung.
Die Empfangskreaturen sind ihr am meisten unterlegen, kein Mensch geht vorbei, ohne dass sie Bruchteilste mitfühlen, erschreckend sowie schön.
Die mit den über-über-geordneten Verstanden kommen Reizüberflutungstechnisch einigermaßen gut zurecht, denken den von außerhalb kommenden Empfindungen rasend, quasi unbemerkt beiseite, deren klare strukturierte Struktur nichts anhabend.
Die Fratzen sind eh Produkt der Reizüberflutung. Von Beginn an ihr stark ausgesetzt, rasch vom Geist entfernt, erzeugen diese nun mit am meisten, durchlebend im Dauerzustand.
So hausen die Menschen und bauscheln die Reizüberflutung opferiös auf. Noch mehr Autos, noch mehr komplizierteste Technik, mehr Dinge, mehr Begriffe, mehr Unverständnis, Fremdnis.
Selbstbewusstsein nimmt ab, Arroganz zu. Unkontrollierte Falschheit wird zur weitgreifenden Lebensform.
Zwischen diesen Menschen leben noch Tiere, Pflanzen und verschiedenste Geistwesen.
Die Geistwesen der Pflanzen, des Wetters, Wassers, Gesteine und so weiter und die durch Menschen entstandenen. Da gibt es gar allerlei : Motormonster, Druck-macher-Monster, Pessimismusmonster, eben auch das Falschheitmonster und viele weitere kleine Monster, deren Gestalten jedoch noch sehr wabernd sind.
So schweben die Monster durch die Seelen ein und aus und verstören sie. Die Naturgeister halten ihnen stand, schließlich sind die Monster nicht so stark, wie sie versuchen sich zu geben. Ihre Wurzeln sind nicht sehr tief und weitreichend. Den unter Reizüberflutung leidenden Männchen jedoch beeinflussen sie sehr. Die Monster setzen sich in ihnen fest und treten durch deren Verhalten nach außen. Umso besessener sie sind, desto mehr davon ziehen sie an und werden quasi selbst zu kleinen Monstern. Nicht selten wirken sie gar auf anderes zerstörend ein.
So wie vielen kleinen Kindern zu dieser Zeit ergeht es auch dem kleinen Hans. Als Einzelkind lebt er zwischen seinen schwer adipösen Eltern, Schul- und Straßenkameraden. Die Gemeinsamkeit, die sich zwischen ihn und vielen seiner Kameraden auszeichnet ist eine katastrophale Zerstreutheit.
Der Grundstein hierfür wurde schon kurz nach der Geburt gelegt : Die Eltern schleppen ihn vom Krankenhaus ins Wohnzimmer, noch ein kurzer Blick in ihre im Fett versunkenden, schwach lächelnden Gesichter, Geräusch- Flimmer- Bilderrauschen. Seine gesamte bisher erlebte Kindheit gleicht ein Rauschen, gespickt von Angst, Unsicherheit und Gewalt.
Eines Tages mit ungefähr acht Jahren verläuft sich Hans im Wald. Es wird dunkel.
Regelrecht zitternd vor Angst kauert er sich an einen großen, Knorrigen, mit über den Erdboden weitreichenden Baumwurzeln. Seine Gefühle beginnen Gestalt anzunehmen. Flackernde rot, blau, gelb, grüne Partikelchen formieren sich in der schwarzen Luft zu bösen Fratzen.
Panisch vergräbt er seinen Kopf zwischen Arme und Beine. Dann erlebt er etwas völlig Neues : Der Baum legt sich sanft, warm, väterlich um ihn und beginnt beruhigend zu wirken. Immer tiefer lässt er sich in ihn fallen.
Der Baum spricht mit ihm. Schließlich werden seine Worte ganz deutlich : ,,Dein Traumland ist in dir drin, dein eigenes, dein Leben, dein kleines wunderbares Paradies.“
In dieses Traumland entschläft er schließlich mit dem Herzen voller Liebe.
Als Hans am nächsten Morgen erholt und voller ungekannter, munter, mutiger Energie erwacht geht er nach hause.
Seit diesem Tag geht er oft in den Wald, auf Wiesen oder zum fließenden Fluss und träumt sein Traumland. So verträumt ist er schließlich auch zu hause bei den Eltern, in der Schule und später im Konfirmantenunterricht zugegen. Seine Noten sind wahrlich nicht berauschend und ein Außenseiter ist er in seinen Teenagerjahren auch, aber letzten Endes gehört er zu den ,,Gewinnern“.
Denn Hans lebt seinen Traum. Zwischen Ziegen, Hunden, Katzen und Kühen, ganz oben über dem Horizont. Ganz in Ruhe, nur er und alles was dazu gehört zu seinem Traum.
Weiter unten tummelt es wie in einem Ameisenhaufen. In einem Ameisenhaufen voller Aliens verschiedenster Planeten.