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Reisestrapazen

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15.11.2017
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Reisestrapazen

Wir feierten Silvester 2014 auf Norderney, genau gesagt vom 27.12.2014 bis 02.01.2015. Unsere Ferienwohnung hatten wir wieder übergeben und uns von unseren Vermietern, mit denen wir uns auf dem Silvesterball im Conversationshaus angefreundet, ja, sogar auf Du und Du getrunken hatten, herzlichst verabschiedet. Da es nicht weit zum Hafen war, das Wetter zwar kalt aber trocken, sind wir mit unseren Koffern gelaufen. Von weitem sahen wir die Menschenschlange vor dem Fähranlieger. Wir stellten uns hinten an und nach 20 Minuten Wartezeit ergatterten wir auf der Fähre noch einen Sitzplatz. Die Überfahrt dauerte ca. eineinhalb Stunden, da es sehr stürmisch war.

Unser Auto hatten wir auf den Parkplatz P2 abgestellt. Wir fuhren mit dem Zubringerbus vom Anlegesteg zum Parkplatz. Nachdem das Gepäck verstaut war und wir im warmen Wagen saßen wollten wir nur eins, einen heißen Kaffee und eine Kleinigkeit essen. Also fuhren wir los bis wir eine Bäckerei sahen. Sie lag in einer Seitenstraße und hatte, nachdem wir näher gekommen waren, sogar ein kleines Restaurant.

Im hinteren Teil der Bäckerei war ein kleiner Gastraum, wo man auch warm essen konnte .Der Gastraum hatte einen eigenen Eingang, war aber auch von der Bäckerei zu betreten. Die Theke diente als sichtbare Trennung zwischen den beiden Bereichen. Sie war in U-Form angebracht, ein Teil, die Hälfte, diente zum Bedienen des Restaurants, die andere Hälfte der Bäckerei. Im Bereich der Bäckerei standen drei kleine Tische mit je drei Stühlen. Da wir nur einen Kaffee trinken und eventuell ein Brötchen oder ein Stück Kuchen essen wollten nahmen wir dort Platz. An der Theke der Bäckerei war eine Schlange in der sich meine Frau, ihr Name ist Sabine, einreihte. Ich aktivierte mein Handy, das ich am 27.12. abgestellt hatte und las meine E-Mails die ich in der Zeit bekommen hatte. Dann löschte ich die unwichtigen E-Mails. Es war schon eine gewisse Zeit vergangen und ich blickte auf um zu sehen wie weit Sabine mit der Bestellung war. Es war noch nicht so weit, es waren noch zwei Personen vor ihr. Nach einer Zeit hörte ich wie sie die Bestellung aufgab, einen Kaffee, einen Cappuccino, ein Brötchen mit Frikadelle und ein Streifen Butterkuchen. Der junge Mann hinter der Theke, es stellte sich im Nachhinein heraus, dass es der Chef war, sagte zu, sie könne bei ihm nichts bestellen. Es käme eine Bedienung, die die Bestellung aufnimmt. "Na gut, aber das hätten sie mir auch schon vorhin sagen können, sie haben doch gesehen das wir an dem Tisch platzgenommen haben", sagte Sabine. Darauf erwiderte er "Das ist nicht meine Aufgabe, ich habe anderes zu tun." Meine Frau, sichtlich schon gezeichnet von den Strapazen der Fahrt, sagte nur "Na dann warten wir mal auf die Bedienung" und setzte sich wieder zu mir. Ich sagte "Sollen wir wo anders hingehen?" "Nein, wir bleiben hier, ich möchte jetzt meinen Cappuccino und nicht noch weiter rumsuchen." Also warteten wir. Im Restaurant nahm eine Familie mit vier Kindern Platz. Der Mann kam zur Theke in der Bäckerei und bestellte zwei Stück Kuchen. Wir horchten auf und uns blieb der Mund offen stehen. Er wurde bedient. Meine Frau fuhr gleich hoch und stürmte auf die Theke zu. "Was war das denn" sagte sie zu dem angeblichen Chef. "Wieso wird der Herr hier bedient, muss er nicht auf die Bedienung warten?“ „Er hat schon bestellt und wollte nur noch eine Zusatzbestellung aufgeben. Das ist schon in Ordnung", sagte der nette geschäftstüchtige junge Mann hinter der Theke. Ich sagte zu meiner Frau "Setz dich wieder hin. Es lohnt nicht. Den knackst du nicht." Und dann warteten wir noch mal. Es kam keine Bedienung. Mittlerweile war kein Kunde mehr in der Bäckerei und der Chef stand hinter der Theke und drehte Däumchen. Ich fragte ihn wann denn die Bedienung kommt, ob sie schon Feierabend hat. Darauf antwortete er, sie müsse erst die anderen Gäste in Restaurant bedienen, aber sie würde bald kommen. Der Streifen Butterkuchen und auch das Brötchen mit der Frikadelle lag fertig in der Auslage der Theke. Sie lachten uns an. Sie schienen zu sagen "Esst uns, wir warten schon so lange auf euch". Aber der Chef war Chef, war in Gedanken bei der Frage "wie kann ich expandieren ohne etwas dafür zu tun." Man glaubt es nicht, aber auf einmal kam die Serviererin. Ja! Sie kam zu unserem Tisch und fragt auf ihre freundliche Art "Was kann ich für euch tun." "Ja toll", sagte Sabine, "für meinen Mann einen Kaffee schwarz und ein Brötchen mit Frikadelle, und für mich einen Cappuccino und ein Streifen von dem Butterkuchen." "Na super", sagt sie, "aber den Butterkuchen müssen sie sich an der Bäckertheke holten." Ich weiß nicht wie, aber Sabine hielt sich unter Kontrolle. Die Wut sprach aus ihren Augen und ihrer Mimik war zu entnehmen, dass sie bald laut werden wird. Sie zwang sich zu einen freundlichen Ansatz und sagte "Sie werden entschuldigen, aber der Herr dort hinter der Theke weigert sich meine Bestellung entgegenzunehmen. Würden sie ihn bitten mir ein Stück Butterkuchen zu bringen. Sonst werde ich gleich noch ausfallend." Sie schaute uns irgendwie komisch an, tat aber worum meine Frau sie gebeten hatte. Wer geglaubt hat, dass die Bestellung jetzt durchgeführt wird, der hatte sich geirrt. Die Bestellung war aufgegeben, aber das hieß nicht das sie auch reibungslos ausgeliefert wird. Nun waren wir schon 25 Minuten in der Bäckerei. Und wir warteten. Sollten wir noch mal nachfragen? Würden wir eine ernsthafte und zufriedenstellende Antwort bekommen. Wir bezweifelten es. Trotzdem unternahm ich noch einen Versuch. Ich wandte mich an den Chef und fragte "Warum dauert das den immer noch so lange, das Brötchen liegt fertig in der Auslage und der Kuchen ist auch schon seit Stunden fertig und so ein blöder Kaffee und Cappuccino kann doch nicht so lange dauern." Ich bekam eine Antwort die ich erwartet habe: "Sie muss ja wohl erst die Gäste bedienen die vor ihnen bestellt haben und die Frikadelle muss ja auch noch heiß gemacht werden." "Wer in aller Welt hat eine heiße Frikadelle bestellt? Ich jedenfalls nicht. Ich möchte so ein beschissenes Brötchen mit Frikadelle wie sie dort vor ihnen liegt. Verstehen sie das nicht?" "Die Frikadellen werden hier zum Verzehr immer heiß gemacht, da machen wir bei ihnen keine Ausnahme." Ich musste schmunzeln. Meine schlechte Laune verschwand und ich fand auf einmal die ganze Situation lustig. Das ganze hatte was unwirkliches. Ich dachte schon, warten wir mal ab was als nächstes passiert, da kam auf einmal die Bedienung. Sie kam nicht allein, sondern trug ein großes Tablett. Es war wirklich unsere Bestellung. Und sie lächelte beim Servieren. Ich hatte mittlerweile Heißhunger und verschlang beinah mein Brötchen. Wir tranken aber in Ruhe unseren Kaffee und verlangten die Rechnung. Die Bedienung kam und legte uns freudestrahlend die Quittung auf den Tisch. "Das kann aber nicht sein", sagte ich. …Ruhe… Sie schaute mich an als hätte ich ihr eine Rechenaufgabe gestellt und sie kannte die Lösung nicht. "Sie haben den Butterkuchen mit aufgeführt, das kann ja nicht richtig sein. Den haben wir ja an der Theke bestellt. Da möchte ich ihn jetzt auch bezahlen, oder sehen sie das anders?" Wieder Ruhe. Langsam löste sie sich aus ihrer Beklommenheit und schaute ihren Chef hinter der Theke an. Ich legte das geforderte Geld auf den Tisch und sagte "Späßle", stand auf und ging hinaus.

Ja, da sag mir noch einer die Ostfriesen haben keinen Humor.

 

Retlaw Gniddih*

Hallo Walter,
ja, man hat in Touristengegenden oft das Gefühl, das Personal gibt sich weniger Mühe, weil die meisten Besucher kein zweites Mal kommen.
Ein zwei Gedanken zum Text:
Da das der Knackpunkt deiner Geschichte zu sein scheint, könnten mMn die ersten beiden Absätze stark gekürzt werden.
Die Beschreibungen in der Bäckerei ufern etwas aus und kommen einer Immobilienbeschreibung gleich. Die persönliche Anrede des Lesers (ihr) finde ich unpassend. In der Mitte ist die Zeichensetzung der wörtlichen Rede abhanden gekommen. Und den Schluss, nachdem er sich den Mund beim runterschlingen der heißen Boulette :D verbrannt hat, verstehe ich nicht: Ist er der Ostfriese, weil er die Sache mit Humor nimmt? Nee, er ist doch der (schwäbische)Tourist. Und die Bedienung ist doch noch verdutzt. :confused:

Ein schönes Wochenende für dich.
Viele Grüße
wegen

 

Hallo wegen,
danke für Deine Anmerkungen.
Es ist mein erster Versuch eine meiner Geschichten übers Internet zu veröffentlichen und ich bin für jede Kritik und Hilfe dankbar.
Der letzte Satz bezieht sich natürlich auf den Chef der Bäckerei und ist ironisch gemeint.

Auch Dir ein schönes Wochenende
Viele Grüße
Walter

 

Hallo Retlaw Gniddih,

ein amüsanter Abriss einer Urlaubssituation. Ist jetzt von der Geschichte her kein weltbewegendes Thema, aber diese (oder ähnliche) Situationen kennt wohl jeder. Ich zumindest und es ärgert mich jedes Mal aufs Neue!
Egal, ich fand den Schluss sympathisch, weil du die Situation mit Humor löst und nicht im "Nörgel-Nörgel-Status" verbleibst. Das ist immer die beste Lösung:).

Inhaltlich müsste es in der ersten Zeile bis "02.01.2015" heißen und zwei mal benutzt du die Beschreibung "Steifen Butterkuchen", was ich als "Streifen Butterkuchen" interpretieren würde.

Mal völlig weg vom Inhalt: Die ersten beiden Absätze haben mir von der Art am besten gefallen, weil du sehr konkret schreibst und auf den Punkt kommst: Das war dann und dort so und so und eben nicht anders. Das fand ich am stärksten.

 

Hallo Kayoschi,
danke für Deine Anmerkungen und Hinweise. Nach zigmaligem Überfliegen des Textes ist der Fehlerteufel immer noch drin.

 

Hallo @Retlaw Gnddih, hi Walter,


du entwickelst den Witz langsam, genüsslich, schilderst die Fahrt, das Café detailliert, sodass man als Leser darauf wartet, was jetzt kommt, eine Mega-Wendung erwartet, was richtig Knalliges. Was allerdings kommt, ist ein wenig Rauch, ein Witzchen, das einen für einen Moment schmunzeln lässt, mehr nicht. Ich hätte es besser gefunden, wenn die weder Kaffee noch Butterkuchen bekommen hätten, während alle anderen bedient werden, irgend so was, so ist dein Text eine Schreibübung. An sich nicht schlecht, so als Übung, aber wenn du eine interessante Geschichte schreiben möchtest, muss mehr kommen. Paar Kommas fehlen und bei ein paar Sätzen, müsstest du über die Formulierung nachdenken.

Textstellen:


Unser Auto hatten wir auf den Parkplatz P2 abgestellt.
hier so ein Beispiel für unnötige Infos, wozu muss der Leser wissen, dass es P2 war?


Die Theke diente als sichtbare Trennung zwischen den beiden Gewerken.
Gewerk? Wer sagt so was?


Chef war Chef, war in Gedanken bei der Frage, "wie kann ich expandieren ohne etwas dafür zu tun". Ihr glaubt es nicht, aber auf einmal kam die Serviererin.
wie zeigt sich, dass der Chef das denkt? Und den Leser direjt ansprechen, na ja…


viele Grüße und willkommen hier
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

vielen Dank für Deinen Komentar und Deine Anmerkungen.

Sicherlich hätte ich die Geschichte etwas spannender gestalten können. Da es meine erste Geschichte ist, die ich veröffentlich habe, bin ich beim erlebten geblieben.

Ja, mit den unnötigen Infos ist das so eine Sache. Natürlich interessiert es niemand das der Parkplatz P2 heißt. Aber wo sind Infos nötig und wo unnötig. In vielen Büchern von namhafen Autoren, die ich gelesen habe,werden Infos über eine Straße, ein Wohnzimmer, ein Treppenhaus usw. detailiert über 2 bis 3 Seiten aufgeführt, wobei ich mich dann frage, wer will das wissen? Die Handlung wird dadurch jedesmal geparkt, bewußt oder unbewußt, ich weis es nicht. Jedenfalls ertappe ich mich dabei, diese Seiten zu überschlagen, weil sie mich nicht interessieren. Ich habe doch meine eigene Vorstellung von dem Aussehen der Personen, Häusern, Straßen etc.

Ja, das Wort Gewerk ist falsch gewählt. Das hätte ich anders beschreiben sollen.

Bei der nächsten Textzeile: Wie zeigt sich, was der Chef denkt?
Da habe ich zu wenig Infos preisgegeben. Und das direkte Ansprechen der Leser habe ich schon am ersten Tag der Veröffentlichung geändert.

Wie Du siehst, mache ich mir Gedanken über Deine Kritiken und Anmerkungen. Nochmals Danke dafür.

Viele Grüße
Walter

 

Hallo Walter,

ich denke, die Geschichte würde viel mehr an Kraft gewinnen, wenn du szenischer schreiben würdest. Vielleicht einen witzigen Schlagabtausch zwischen der Tresenkraft und den Gästen erfändest. Diese sture unflexible, klischeedeutsche Art ist schon absurd genug, aber ich denke, es wäre lebendiger, wenn du weniger beschreiben und mehr in die Situation hineingehen würdest. Auch die genaue Zeitangabe über die Länge des Urlaubs braucht es mMn nicht, von mir aus könnte die ganze Szene direkt in der Bäckerei los gehen.

Gerade durch das Beschreiben vieler Unwichtigkeiten, die nichts mit der eigentlichen Pointe zu tun haben, fallen einem (mir) dann auch die überflüssigen Dinge besonders ins Auge, von P2 bis zu der Tatsache, dass er seine E-Mails checkt, was als Information nicht unbedingt nötig gewesen wäre und den Text etwas in die Länge zieht. Wenn du dich in erster Linie auf den Dialog konzentrieren würdest oder das Verhalten dieses sturen, absurden Tresenmannes, würde die Geschichte an Tempo gewinnen und die Pointen besser knallen, denke ich.

Trotz aller Meckerei ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Liebe Grüße,
Chai

 

Hallo Chai,

entschuldige das ich jetzt erst Antworte. Hatte viel um die Ohren.

Ich danke Dir für Deine Anregungen. Ich werde viele mir übermittelten Kritiken und Empfehlungen überdenken und bei meinen nächsten Geschichten berücksichtigen.

Lieben Gruß

Walter

 

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