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Reiseführer Jo
Mein Name ist Jo, einfach nur Jo. In meinem Gewerbe braucht man keinen Nachnamen. Ich bin tätig als Reiseführer in den Himmel, manche nennen mich einfach nur Berufskiller, aber ich finde diesen Ausdruck ein wenig zu phantasielos. Ich liebe meinen Job. Man kommt viel in der Welt
herum, lernt viele Leute kennen, wenn auch nur für kurze Zeit und das Gehalt ist Spitze. Klar es ist etwas schwierig sich eine Krankenversicherung zu besorgen und mein Versuch eine Gewerkschaft in den Tod oder eben ins Leben zu rufen, scheiterte. Ich bin aber dennoch sehr zufrieden. Meine Kunden sind Menschen, die andere Menschen so sehr mögen, dass sie ihnen helfen möchten schneller in den Himmel zu kommen. Ich war ja schon immer hilfsbereit und so helfe ich eben auch da, wo ich kann. Je schwieriger ein Auftrag, umso lieber. Was wäre denn das Leben ohne Herausforderung? Man nimmt über das Internet Kontakt mit mir auf. man bezahlt einen Teil vor und einen Teil nach der Erledigung eines kleinen Problems. Ich lebe von meinem Ruf. Mundpropaganda ist eben immer noch die beste Werbung. Und ich habe noch nie einen Auftrag abgelehnt.
Manchmal ist es so, dass jemand den politischen Zielen eines meiner Kunden im Wege steht. Manchmal geht es um Rache, manchmal um Macht. Und manchmal geht es nur ums Geld. Letzteres mag ich nicht besonders, find ich unmoralisch, aber es hat nun mal jeder Job so seine Schattenseiten und eben auch seine Sonnenseiten. So darf ich zum Beispiel, wenn ich jemanden bei der Arbeit nicht besonders mag, meistens gern etwas grober anfassen und auch wenn ich nicht darf, es ist ja nicht gerade so als ob sich da noch jemals wer beschwert hätte.
Irgendwann wird man dann natürlich zu alt für diese Art des Broterwerbes. Man versucht schon etwas fürs hohe Alter zurückzulegen. Zumindest macht das bei mir mehr Sinn als bei denen, die ich zu besuchen die Ehre habe. Und man überlegt sich auch, was man dann machen möchte.
Töpfern, Tontaubenschießen, rhythmische Gymnastik? Ich habe von meiner Zukunft noch keine genaue Vorstellung. Vielleicht weil ich schon so viele kannte, die keine hatten. Doch ich bin mir sicher. Eines Tages werde ich abgeschieden an einem schönen Plätzchen irgendwo an einem See bequem in meinem Stuhl sitzen, angeln und mich meines Lebens freuen. Man weiß ja nie, wann es zu Ende ist.