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- 18.10.2003
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Reiseeindruck
Kalt und froh bin ich, müde auch aber schlafen kann ich nicht.
Ich bin ein Passagier ohne Fahrschein, nicht blind aber ohne Ziel.
Draußen zieht die Landschaft vorbei, eine Stadt wie ein U-Boot. Die Kirche ist die Brücke. Nur das es Fenster hat, das sind die Straßenlaternen. Es liegt da und wir ziehen vorbei.
Die Straße ist lang und grau.
Es fühlt sich an als wäre es spät.
Um uns herum liegen Hügel im Bodennebel der heranziehenden Nacht. Wechseln sich ab, hoch, runter, wie Wellen auf dem Meer.
Ich bin auf einem Schiff Passagier. Ich habe keinen Fahrschein, aber ich bin nicht blind. Ich habe kein Ziel.
Eine Motte fliegt an die Scheibe. Wird zerdrückt.
Es sieht so aus, als würde sie versuchen von der Scheibe wegzukrabbeln. Sie quält sich sehr.
Endlich ist sie weg. Ihr Innenleben hat sie uns hier gelassen. Als Erinnerung.
Es ist nicht jeder in unsere Richtung unterwegs. Sie geht jetzt wohl ganz andere Wege.
Irgendwann wird jeder mal der Motte folgen.
Ich will die Motte vergessen, aber immer wenn ich hinausblicke, sehe ich in ihr Inneres, durch es hindurch die wunderbare schlafende Landschaft.
Ein Ziel habe ich nicht. Ohne Fahrschein, aber nicht blind.
Ich will noch ankommen
bevor ich der Motte folge.