Hallo, liebes rehkitz
Und willkommen bei den Wortkriegern! Schnall Dich erstmal gut an, ich habe einmal durchkorrigiert:
Es versammeln sich viele andere Tiere um ihn, aber er kann sie nicht dauerhaft halten.
Hier sprichst Du zwischendurch von „ihn“ und „er“, dabei ist es doch das Kitz (neutral, nicht maskulin).
Es gibt sich stark, plustert sich auf, (zugegebener Maßen ist es zu groß für ein Kitz), schmückt sich mit Eigenschaften von anderen Tieren nur um ein Hirsch zu sein (wie paradox).
Weg mit dem Komma vor der Klammer, dafür ein Komma vor „nur“. Auf Klammern würde ich im Übrigen in Geschichten möglichst verzichten. Gedankenstriche sind schöner, und außerdem wäre es natürlich großartig, eingeklammerte Inhalte so aufzudröseln, dass man sie nicht einklammern muss.
Wenn es sich den fertig gepflegt hat fängt es wieder von vorne an - aber es ist eben (noch) kein Hirsch.
„denn“ statt „den“ und Komma vor „fängt“. Und wieder das mit der Klammer. Drücke Dich präzise aus! Entscheide, ob Du „noch“ sagen oder nicht sagen willst.
Sein Aussehen wird immer komischer denkt es sich, es sieht zwar fast aus wie ein Hirsch, aber sein Verhalten gegenüber anderen Tieren ist manchmal unterste Schublade.
Komma vor „denkt“.
Es wirft sich auch deswegen Sachen an den Kopf, damit das Geweih wächst...
Das verstehe ich nicht. A) wie kann ein Rehkitz sich selbst im wörtlichen Sinne Dinge an den Kopf werfen, B) wächst mir ein Geweih, wenn ich mir Sachen auf den Kopf fallen lasse, und C) meinst Du das im übertragenen Sinne? Dann gilt B irgendwie immer noch, lässt mich ratlos zurück. Außerdem kommt vor den drei Punkten ein Leerzeichen.
Das Kitz umgibt sich mit sehr starken Tieren, damit es von außen aussieht, dass er auch stark sei und kopiert auch manchmal Verhalten der anderen Tiere, wobei es dann ziemlich komisch aussieht, wenn es läuft.
Komma vor „und“. Außerdem: „wenn es läuft“? Wenn was läuft? Das Kitz? Die Sache läuft gut? Keine Ahnung. Streich den Nebensatz einfach, das tut der Sache keinen Abbruch.
Die meisten anderen Tiere meiden es, zurzeit mit Kitz abzuhängen.
Klingt doof. Entweder meinst Du: „Die meisten anderen Tiere meiden das Kitz.“ Oder: „Die meisten anderen Tiere hängen zurzeit nicht mit dem Kitz ab.“
Da es gerade einfach nichts macht und es sehr langweilig wirkt.
Würde ich eher noch an den anderen Satz dranhängen und keinen Punkt machen.
Der Gorilla und die Schildkröte, seine guten Kumpels, sagen und zeigen ihm zwar wie er aus dieser Höhle herauskommt:" Du musst deinen eigenen Weg gehen und dich aus dem Gefängnis der anderen befreien".
Komma vor „wie“ und außerdem natürlich „es“, das Rehkitz, nicht „er“, das Rehkitz. Das Leerzeichen kommt vor dem ersten Anführungszeichen und nicht danach, und der Punkt steht vor dem zweiten Anführungszeichen und nicht danach.
Der Löwe ein naher Bekannter, der ihn auch schon oft verletzt hat, kommt zum Beispiel immer wieder zum Kitz zurück und baut ihn auch auf.
Es. Und Komma vor „ein“.
Das Kitz fragt sich aber manchmal was das für eine einseitige Freundschaft sei.
Komma vor „was“.
Und mag den Löwen, irgendwie trotzdem, weil er ihm so seinen (des Löwen) Weg zeigt.
Komma weg vor „irgendwie“. Und überleg Dir, ob Du "seinen" oder "des Löwen" schreiben willst. Klar ist das ein Unterschied, aber Du musst Dich einfach präzise ausdrücken, wissen, was Du sagen willst.
Nichtsdestotrotz, wird es ein Hirsch werden, die Frage vermag sein wann?
Komma weg vor „wird“, „mag“ statt „vermag“, Doppelpunkt vor „wann“ und „Wann“ groß.
Also, liebes Rehkitz, Du hast hier irgendwie eine Message. Jemand will erwachsen, groß und stark werden, ist irgendwie aufgesetzt, das finden die anderen langweilig. So. Dann dachtest Du Dir, das ist keine Geschichte, also machen wir etwas Fabelmäßiges mit Tieren. Und an der Stelle bist Du stehengeblieben. Denn das ist, und ich entschuldige mich dafür, dass das jetzt sehr hart rauskommt (dafür ist es ehrlich, versprochen), in meinen Augen keine Geschichte.
Diese Geschichte hat keine Szenen. Warum zeigst Du uns nicht, wie das Kitz sich anderen Tieren gegenüber verhält? Z.B.:
Am Morgen verließ das Kitz das Haus, hielt den Kopf hocherhoben. Beim Aufwachen hatte es ein Kribbeln auf der Stirn gespürt. Vielleicht konnten die anderen Tiere die kleinen Knubbel schon sehen. Es sprang zur Lichtung, wo die anderen Tiere sich morgens versammelten. Der Hase, sein bester Freund, winkte dem Kitz zu. Doch heute ignorierte das Kitz den Hasen, stolzierte hinüber zum Löwen. Es beobachtete ihn genau, als der Löwe das Kitz ansah und sich mit der rauen Zunge über die Nase leckte. Schaute er auf die Knubbel? Blickte er beeindruckt?
Du merkst hoffentlich, dass das gleich viel anschaulicher ist, szenischer eben. Es passiert etwas, wir können sehen, was das Kitz tut. Das kann ich in dem, was Du schreibst, nicht. Weil einfach alles, was mal passiert ist, kurz rekapituliert, aber nicht zu Ende auserzählt wird.
Ich schlage vor, Du nimmst Dir ein paar Szenen, die Du hier schon angelegt hast, z.B.: 1) Kitz stellt sich nur noch zu den coolen Tieren, 2) Gorilla und Schildkröte geben ihm Ratschläge, nachdem es sich bei ihnen ausgeweint hat, 3) der Löwe zeigt, wo es seiner Meinung nach langgeht. Und das dann schön auserzählen, mit richtiger Handlung, dann wird ein Schuh draus.
Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine, und ich hoffe, ich habe Dich nicht erschreckt. Ich glaube, das könnte eine gute Geschichte werden, aber es ist Deine Geschichte, also: Make it work! Und viel Spaß im Forum.
Waldige Grüße,
Maria