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Regenwolken

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21.06.2003
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Regenwolken

Er setzte sich in seinen Wagen und schloss die Tür. Im Rückspiegel sah er das Haus in dem er mit seiner Frau und seiner Tochter wohnte. Es war ein Backsteinhaus, ungefähr zwanzig Jahre alt, mit einem weißen Zaun darum und eigentlich wunderschön. Und wenn er nicht etwas unternehmen würde, würde er das alles nicht mehr wieder sehen. Das wusste er seitdem er am Morgen auf gewacht war.
Das Erste, was er gesehen hatte, waren die dicken grauen Regenwolken die sich vor dem Dachfenster über seinem Ehebett sammelten. Er wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Seine Frau hätte schlechte Laune, wenn sie erwachte. Und da er derjenige war, der sie wecken würde, würde er auch zuerst darunter leiden.
Sie mäkle dann an ihm herum. Sie würde sagen, dass er zu oft arbeite und sich zu wenig um die Familie kümmere und dass er sowieso unterbezahlt sei.
Er würde nicht besser reagieren. Er riefe, dass sie ja auch arbeiten könne und er sich um das Haus kümmern könne.
Sie stritten sich so sehr wie nie zuvor, und schließlich würde sie beleidigt sagen, dass sie zu ihrer Mutter fahre. Sie nähme den Wagen mit.
Dann könnte er seine Tochter nicht mehr zur Schule fahren und müsste zur Arbeit laufen.
Mit schlechter Laune und viel zu spät dran liefe er durch die Stadt, nur mit dem Gedanken an seine Frau.
Unachtsam würde er eine ältere Dame mit Krückstock anrempeln. Diese würde stürzen. Er würde ihr aufhelfen und weitergehen, während sie wütend hinter ihm her schriee und mit ihrem Stock wedeln würde.
Ohne sich noch einmal umzudrehen liefe er noch unachtsamer weiter. Er übersähe die rote Ampel und liefe einfach auf die Kreuzung. Wo ihm ein blauer Bus mit weißer Aufschrift entgegen käme. Er hätte nicht einmal mehr die Zeit, zu lesen was dort in weiß stand, würde vom Bus erfasst werden und qualvoll sterben.

Da war es doch besser zu fliehen, dachte er sich und ließ den Motor an. Mit dem beruhigendem Gedanken im Hinterkopf, dass seine Tochter und seine Frau vermutlich erst in ein paar Stunden erwachen würden, fuhr er los.
Er fuhr aus der Ausfahrt und überlegte sich, wo er jetzt hinfahren sollte. Am besten wäre es für ein paar Tage die Stadt zu verlassen. Er würde einfach warten bis das Wetter besser war, denn das war ja an allem schuld, und dann würde er zurückkehren als wäre nichts gewesen.
So wollte er es machen. Er fuhr aus der Stadt auf die Landstraße. Er könnte zu seinen Eltern fahren. Die wollte er ja schon längst mal wieder besuchen.
Mit überhöhtem Tempo raste er seinem Ziel entgegen, das nur noch einige Kilometer entfernt war. Er wollte gerade einen langsamen Traktor überholen, als er ein leises Knacken vernahm. Er fuhr auf seine Spur zurück und schaute sich nach dem Entstehungsort des Geräusches um.
In diesem Moment sprang das Handschuhfach auf und einige Handbeschriftete Kassetten seiner Tochter fielen heraus. Er erschreckte sich und fuhr auf den nächstgelegenen Parkplatz.
Plötzlich bemerkte er das unter den Kassetten ein Foto seiner Frau lag. Sie lächelte ihn an. Er hatte ganz vergessen, dass es dieses Foto überhaupt gab. Wie war das nur dort hingekommen?
Er sah nach vorne und bemerkte gerade noch, dass eine ältere Frau den Parkplatz überquerte. Er bremste scharf und fuhr an ihr vorbei.
Als er ihr ins Gesicht sah erschrak er. Es war die selbe Frau, die er in Gedanken gesehen hatte. Sie wedelte wütend mit ihrem Stock.
Er fuhr noch ein paar Meter weiter, parkte seinen Wagen am Rand des Parkplatzes hinter ein paar Bäumen und stieg dann aus seinem Wagen um Luft zu holen.
Tief atmete er durch und lehnte sich an den Wagen. Dann ging er ein paar Schritte.
Gerade als er hinter den Bäumen hervor kam und seinen Kopf abwandte, sah er noch den blauen Bus mit der weißen Aufschrift auf sich zu rasen. Doch dieses mal konnte er lesen, was dort in weiß stand. -AUSWEGLOS

 

Hi Lathyria

Würdest du nicht soviele "würde"s verwendet haben, würde meine Kritik etwas würdevoller ausfallen.
Da gibts den Spruch: Würdelos schreiben, d.h. möglichst den Konjunktiv mithilfe von Vergangenheitsform bilden, wenn unbedingt nötig, sieht nämlich in jedem Fall komisch aus ;) (z.b. das "schriee", das irgendwo verwendet hast)

Die Idee hat mir ganz gut gefallen, irgendwie tragisch: Der Prot will das unvermeidbare Ende umgehen, indem er einfach flieht, aber das Schicksal ist ihm auf den Fersen...

Aber den Gedankengang von der schlechten Laune seiner Frau zu seinem sicheren Tod finde ich ziemlich unwahrscheinlich. Dass er dann gleich wegfährt, kann ich mir nicht vorstellen, er hat ja reichlich Erfahrung mit den Schlechte-Laune-Phasen seiner Frau, wie es scheint.

Die Schlussszene kann ich mir auch kaum vorstellen. Seltsamer Busfahrer, der das geparkte Auto nicht sieht und obendrein auf nem Parkplatz so schnell fährt, dass man ihm nicht ausweichen kann, obwohl der Prot ihn doch kommen hören muss.

"Und da er der Jenige war" derjenige
"wieder sehen" wiedersehen

Liebe Grüße
wolkenkind

 

Hi wolkenkind,
danke für deine Kritik.
Ich habe die Geschichte ein wenig nach deinen Verbesserungsvorschlägen verändert.
Findest du es jetzt besser?
VLG
Lathyria

 

hm, wie ich schon sagte, nur Konjunktiv klingt immer eigenartig, da kann man noch so tricksen wie man will. Das ist wie wenn man nur im Plusquamperfekt schreibt, also immer er hatte, es war gewesen usw. Das klingt nie nach gutem Stil.

Ein Kniff, um das zu vermeiden, wäre das, was passieren würde einfach in Ich-Form zu schreiben mit einem einleitenden Satz oder sowas davor.
Z.b.
...Und da er derjenige war, der sie wecken würde, würde er auch zuerst darunter leiden. Sie wird an mir herummäkeln, überlegte er, sie wird sagen, ich arbeite zuviel. Und weiter dachte er:...

Natürlich nicht genau so, ist ja deine Geschichte, aber ich hoffe du verstehst, was ich meine :)

 

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