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Regenbogenboa

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09.04.2018
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Regenbogenboa

Schlingen legen sich. Schlingen ziehen sich, würgen dich! Die Dunkelheit macht Angst. Gewitter brennen hoch. Planeten teilen sich, die Sterne greifen dich, und du bist tot.

Er fühlte das Durcheinander, noch bevor er auf dem Boden aufschlug. Doch er fühlte auch Freiheit. Freiheit von dem, was er das ganze Leben über gefürchtet hatte: die Angst. Die Angst vor dem, was ihn erwartete. Die Angst, die er nie als solche wahrgenommen hatte, die doch trotzdem immer dagewesen war.

Als er sich entschlossen hatte zu springen, war es schon fast zu spät gewesen. Aber nun hatte er keine Schmerzen mehr. Es dauerte nicht mehr lange, dann war es endgültig vorbei. Vorbei. Diese endlose Suche, die er so lange, so schrecklich lange in Kauf genommen hatte, um sein Leben zu retten, war vorbei. Und das war gut so. Denn auch wenn das Leben an sich eine gute Idee gewesen war, so war er erleichtert, diese Qualen nicht mehr tragen zu müssen. Erleichtert, dass es vorbei war. Vorbei. Endlich.

Doch plötzlich: der Schrecken. Die Meisen. Nicht die B und nicht die C! Die Ameisen! Er hatte sich noch nicht verabschiedet. Er hatte es ihnen überhaupt zu verdanken, dass er hat leben dürfen, und jetzt konnte er sich noch nicht einmal mehr verabschieden. Und das Haus und der Garten, die ihm so lange gedient hatten. Da gab es einen dumpfen Knall und ihm wurde schwarz vor Augen. Er war angekommen.

Als er die Augen aufschlug, war es bereits Nacht. Die Sterne leuchteten am Himmel. Es war Frieden eingekehrt. Und er? Er lebte! Blut überströmt, Schmerzen in den Gliedern, aufgerissener Körper. Zerbrochen. Doch er lebte. Und er war froh darüber. Er sah sich selbst, bevor dies alles begonnen hatte, bevor die Regenbogenboa aufgetaucht war. Er sah sich, wie er voller Lebensmut sprang und wie er sang. Doch wie war das möglich? Wie hatte er überlebt? Da fühlte er schwach aber sicher den Hügel unter sich. Den Ameisenhügel.

Er wollte leben, wollte rennen, wollte schwimmen. Doch er konnte nicht. Er lag da wie gelähmt. Vielleicht war er es ja auch. Konnte nichts weiter tun, als das alles nur zu denken. Doch das war ihm gleichgültig. Für ihn galt nur noch eines: Überleben! Aber davor wollte er schlafen. Morgen wusste er schon, was zu tun war. Und er schlief friedlich ein.

Es hätte ein gutes Ende nehmen können. Ein Nachbar hatte bereits den Krankenwagen gerufen. Alles hätte gut werden können. Leider hatte er seine Rechnung ohne die Schlange gemacht. Denn nun zog sie, die Regenbogenboa, ihren Körper immer dichter um ihn. Wer sich einmal in ihre Hände begeben hatte, für den gab es kein Entkommen. Sie drückte immer fester zu, ihre Schuppen glitzerten im Sternenlicht. Der Himmel explodierte und das Weltall flog. Die Schlingen voller Schuppen gaben keine Ruhe. Und es brannte und es stank, und es rauchte und es brach. Dann war es endlich still.

 

Hallo, Rappi

Diesmal, finde ich, hast Du diesen abgehackten, repetitiven Stil besser untergebracht. So, wie ich letztes Mal sagte, eignet er sich gut, um Dinge zu highlighten, und das hast Du hier getan. Wirkt gleich deutlich besser und ausgefeilter auf mich.

Aber:

Schlingen legen sich. Schlingen ziehen sich, würgen dich! Die Dunkelheit macht Angst. Gewitter brennen hoch. Planeten teilen sich, die Sterne greifen dich, und du bist tot.

Der Anfang ist so eine Art Vorausdeutung? Ich weiß nicht, ich finde Vorausdeutungen immer etwas komisch. Vielleicht verstehe ich das aber auch nur falsch, denn die Geschichte scheint sich ohnehin nicht in einer chronologischen Reihenfolge abzuwickeln, aber dazu kommen wir gleich. Ich finde diesen Einstieg nicht so gelungen, weil er a) wie eine Vorausdeutung aussieht und b) – und das ist viel relevanter – in einer Du-Perspektive geschrieben ist. Ich finde den Du-Erzähler allgemein ziemlich hässlich, und ich verstehe auch nicht, warum Du Dich hier aus Deiner eigentlichen Erzählperspektive entfernst. Was spricht gegen: „Schlingen legen sich. Schlingen ziehen sich, würgen ihn! Die Dunkelheit macht Angst. Gewitter brennen hoch. Planeten teilen sich, die Sterne greifen ihn, und er ist tot.“ Gut, das Beinahe-Gereime geht drauf, aber … Nee, würde ich nicht machen mit dem Du.

Die Angst, die er nie als solche wahrgenommen hatte, die doch trotzdem immer dagewesen war, das wusste er jetzt.

„das wusste er jetzt“, würde ich streichen. Ist wuchtiger ohne.

Als er sich entschlossen hatte, zu springen, war es schon fast zu spät gewesen. Aber nun hatte er keine Schmerzen mehr. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es endgültig vorbei war. Vorbei. Diese endlose Suche, die er so lange, so schrecklich lange in Kauf genommen hatte, um sein Leben zu retten, war vorbei. Und das war gut so. Denn auch wenn das Leben an sich eine gute Idee gewesen war, so war er erleichtert, diese Qualen nicht mehr tragen zu müssen. Erleichtert, dass es vorbei war. Vorbei. Endlich.

Ich muss sagen, in Retrospektive habe ich keine Ahnung, was diese Passage bedeuten soll. Zu spät für was? Schmerzen wahrscheinlich wegen der Angst? Die Suche wonach? Was hat er denn in Kauf genommen? Wovor muss er sein Leben retten? Wieder vor der Angst? Und welcher Mensch kann denn die Idee haben, ein Leben zu führen? Ich muss sagen, Schmerzen, Suche, Kauf, Leben, Idee, Qualen, das sind hier alles Worthülsen – Konstrukte, Andeutungen, die Du an keiner Stelle mit Leben füllst. Ich habe als Leserin keine einzige Möglichkeit zu erkennen, was Du damit meinst. Und deshalb fürchte ich, Du machst das nur, um dem Text etwas Bedeutungsschwangeres zu geben, was man als Leserin nicht sehen kann. Viel schöner wäre es doch, Du würdest richtige Andeutungen machen, wo ich denken könnte: „Ach, sein Garten wurde immer von Schlangen verwüstet, und das hat ihn so depressiv gemacht, dass er sich umgebracht hat.“ Das würde ich niemals ernsthaft denken, weil ich denke, dass das Quatsch ist, aber Du gibst mir hier auch nichts, aber auch gar nichts, an die Hand, um ernstzunehmende Spekulationen zu machen.

Die Meisen. Nicht die B und nicht die C! Die Ameisen!

Soll das ein Witz sein? Passt irgendwie nicht zum Text.

Kommen wir zum Inhalt. Ich finde es gut, wenn ich als Leserin spekulieren darf, was passiert. Ich habe auch sofort damit angefangen. Also, der Prot springt in den Tod, aber ein Ameisenhügel dämpft seinen Sturz, was ihn dann doch freut – das kommt ja wohl mal vor –, doch dann wird er von einer Schlange erwürgt. Das passt nicht ganz, weil er sich ja irgendwie im Sturz schon denkt, dass er sich bei den Ameisen für die Lebensrettung bedanken muss, und ganz zu Anfang kommt irgendwie auch schon mal die Schlange vor, weshalb ich vermute, dass das hier irgendwie nicht chronologisch ist.

Und das ist auch okay. Es ist okay, deine Leser/innen spekulieren zu lassen. Aber Du versäumst die Gelegenheit, in die Tiefe zu gehen. Die Passage, die ich Dir oben rausgesucht habe, ist symptomatisch dafür. Du wirfst mit großen Worten um Dich, ohne sie mit Inhalten zu füllen. Das ist alles nur hohles Blabla, mit dem ich als Leserin nichts anfangen kann. Ich weiß gar nicht, warum Dein Prot springt und was der Garten – übrigens ein tolles Motiv – damit zu tun hat. Du versuchst, das anzudeuten, aber Du verrennst Dich in hochtrabenden Floskeln.

Ich würde Dir empfehlen, Dir über die Hintergrundgeschichte Gedanken zu machen und mir dann richtige Andeutungen vorzusetzen. Etwas, womit ich wirklich spekulieren kann, etwas, was Deinem Prot und seinem Handeln auch Tiefe verleiht. So habe ich das Gefühl, Du wolltest unfassbar tiefsinnig sein und hast deswegen alles Inhaltliche rausgestrichen. Und auf diese Weise bleibst Du wieder oberflächlich.

Also: Ich würde mir wünschen, dass Du nicht nur an der Oberfläche kratzt und Dich von Floskeln entfernst. Hoffe, Du verstehst, was ich sagen möchte. Make it work!

Hochtrabende Grüße,
Maria

 
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Hallo TeddyMaria,
vielen Dank für deine Kritik, du hast mir sehr geholfen. Ich persönlich mag es auch, wenn der Leser, die Leserin, Freiraum für Spekulationen bekommt, doch hier sehe ich einige Erläuterungen zum Hintergrund meinerseits angebracht.

Die Regenbogenboa, in Bezug auf die Regenbogenschlange, sollte ursprünglich ein mythologisches Element einbringen und steht in meiner Geschichte symbolisch für den Tod. So kündigt der erste Absatz die Schlange bereits an (Schlingen) und ist nicht in den Plot eingebunden.

Den Witz mit den Ameisen kann ich vielleicht streichen, es sollte etwas Leichtigkeit in die Sache bringen. Allgemein ist die Handlung chronologisch, die Ameisen als Symbol des Lebens haben jenes ihm geschenkt und es später gerettet. Und an Hintergrundinformationen fehlt es allemal, da gebe ich dir zu 100% recht.

Viele Grüße,
Jonathan

P.S: Irgendwelche Vorschläge für Tag-Änderungen? Bin mir da unsicher.

 
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Schlingen legen sich. Schlingen ziehen sich, würgen dich! Die Dunkelheit macht Angst. Gewitter brennen hoch. Planeten teilen sich, die Sterne greifen dich, und du bist tot.

Na holla die Waldfee, das fängt ja schon gut an. Ich bin am Ende dieses Satzes angekommen - und hab keinen blassen Schimmer worum es hier geht. Hoffentlich bin ich in einigen Zeilen schlauer :rolleyes:


Aber guten Morgen erstmal Rappi,
bist ja noch frisch hier im Forum, deshalb spreche ich Dir auch von mir noch mal ein nachträgliches Willkommen aus.

Schreiben kannst Du, das merkt man bereits nach dem ersten Absatz. Deshalb habe ich es mir auch gespart, akribisch nach Rechtschreibfehlern ausschau zu halten, die, soweit ich das jetzt beurteile, ohnehin kaum vorhanden sind.

Als er sich entschlossen hatte[,] zu springen, war es schon fast zu spät gewesen.

Das erste Komma kannst du glaube ich wegstreichen.

Er sah sich vor sich

Versuchs vielleicht lieber mit "Er sah sich selbst" oder "Er sah sich selbst vor sich liegen/stehen"

------------------

Ein Protagonist, der sich aufgrund von vermutlich unheilbarer Krankheit vom Dach stürzt. Während des Falls, blickt er auf seine Leidensgeschichte zurück, fühlt sich plötzlich von all den Qualen der letzten Jahre befreit, so auch von der Suche nach einem Strohhalm im Kampf gegen den Tod, die sich als vergebens herausgestellt hatte. In den letzten Sekunden des Lebens stößt man alles von sich. So auch dein Protagonist. Das Haus, der Garten; alles passiert ein letztes Mal revue. Dabei fällt ihm auf, dass er so manches versäumt hat, bevor er ging. Doch er/sie traf die Entscheidung zu springen bewusst, deshalb ist es umso schockierender für ihn/sie, als er/sie die Augen nach dem Aufprall noch einmal öffnet.

Der Tod kommt in den verschiedensten Gestalten. In Form von Autoscheinwerfern, Sensenmann, eines Raubtiers. Manchmal vielleicht in Gestalt dessen, was einem am meisten Angst macht, oder das größte Maß an Zuversicht verleiht.
Du triffst eine interessante Wahl, liebe/r Rappi, denn der Tod in deiner Geschichte besitzt zwei Gesichter. Die Schuppen einer Regenbogenboa sind wunderschön, ihr Muster fasziniert uns, lässt uns glatt vergessen, welche Gefahr sich darunter verbirgt. Denn sie ist ein Killer, und das ist ihr anderes Gesicht.
So fühlt wohl auch dein Protagonist, denn die "im Sternenlicht glitzernden" Schuppen, lassen ihn das grausame Würgen vergessen.
Der Tod ist vermutlich nicht immer nur schön oder nur schlecht, sondern beides zugleich.

Ich hoffe ich habe in etwa erfasst, was du mit deinen Zeilen rüber bringen wolltest. Was ich nicht verstanden habe, sind die Ameisen. Warum sind sie der Grund für seine Existenz? Erst dachte ich, dein Prota sei ein Tier, aber dann macht der Nachbar, der den Krankenwagen alarmiert, keinen Sinn. Da könntest du vielleicht etwas mehr Licht hineinbringen. Ansonsten hat mir deine Geschichte ganz gut gefallen, jedoch ist es etwas, in das man sich hineindenken muss, ergo nicht jedermanns Sache.

Falls ich mit meiner Interpretation völlig daneben liege, dann teile es mir gerne mit.

Das war´s erst einmal von mir.

Gruß


Dave

Edit: Okay, in der Zeit, in der ich an meinem Kommentar gebastelt habe, hast du die Antwort bereits genannt. Gut für mich, weil ich nun weiß, dass ich mit meiner Interpretation ganz gut im Rennen liege.

 

Hey, Rappi

Da bin ich wieder.

Die Regenbogenboa, in Bezug auf die Regenbogenschlange, sollte ursprünglich ein mythologisches Element einbringen und steht in meiner Geschichte symbolisch für den Tod. So kündigt der erste Absatz die Schlange bereits an (Schlingen) und ist nicht in den Plot eingebunden.

Guck mal, die Schlange hatte ich sogar recherchiert. Und ansonsten bestätigst Du ja, was ich sage, beziehungsweise, na ja, ich finde es sogar noch schlimmer. Ja, es ist eine Vorausdeutung, und das Krasseste ist, dass Du sagst, dass das mit der Handlung nichts zu tun hat. Das habe ich mir schon gedacht - das ist meistens das Problem bei Vorausdeutungen, dass sie so losgelöst von der eigentlichen Geschichte stehen, weil sie den Lesenden ja nur sagen, was sie ein paar Absätze später ohnehin erfahren. D.h., das ist redundant und schmeißt einen aus der Geschichte raus. Ich hoffe, Du verstehst, was mein Problem damit ist: Ich weiß einfach nicht, wofür man das braucht. Wahrscheinlich für das Drama! Und da fügt sich das recht nahtlos ein in das, was ich schon gesagt habe: Du machst sehr viel Effekthascherei, ohne dass ich dahinter besonders viel Tiefe erkennen könnte. Das ist nicht so schön.

D.h., it's all about the drama, aber da steht nichts hinter. Zumindest nichts, was mich menschlich bewegen könnte. Dafür fehlt einfach die Tiefe, die Du Deinem Prot wirklich noch geben solltest.

Irgendwelche Vorschläge für Tag-Änderungen? Bin mir da unsicher.

Oh ja, die Tags sind komisch. Ist mir gar nicht aufgefallen. Es gibt ja hier viele Leute, die nach Tags lesen - ist vielleicht auch sinnvoll -, ich gehöre aber nicht dazu. Ich lese meistens nach Teaser. Wenn mir die ersten Sätze gefallen oder mir sofort ein Fehler auffällt, dann bin ich drin. Aber ja, das mit den Tags, das ist sehr komisch. Humor würde ich auf jeden Fall streichen. Ich kann keinerlei Lockerheit an Deinem Text erkennen. Für Philosophisches bist Du mir ja zu oberflächlich, und Seltsam ist das eigentlich nur, weil ich nicht verstehe, was vor sich geht. Da Seltsam ja aber beinahe schon ein Sonstiges-Tag ist, kannst Du den sicher stehenlassen. Ansonsten, wenn Du mehr auf Mythen und Symbolik eingehst, könntest Du ja beinahe schon - aber da wäre ich sehr vorsichtig - Märchen taggen. Aber nur, wenn Du da wirklich Tiefe und Zauber und Mythologie reinbekommst, würde ich sagen.

Nun ja. Du weißt schon: Make it work!

Tiefsinnige Grüße,
Maria

 

Hey,
habe mich sehr gefreut über deinen Kommentar, Dave A. Du hast tatsächlich das Wesentliche meiner Hintergrundgedanken beim Schreiben erfasst, zu dieser Krankheit will ich nicht zu viel sagen, aber die Gründe könnten auch rein psychisch sein.

Die Schuppen einer Regenbogenboa sind wunderschön, ihr Muster fasziniert uns, lässt uns glatt vergessen, welche Gefahr sich darunter verbirgt. Denn sie ist ein Killer, und das ist ihr anderes Gesicht.

Danke für diese so treffende Beschreibung. Als Terrarianer begegne ich nur zu häufig den beiden Gesichtern. :)
TeddyMaria, Märchen klingt so realitätsfern und ich kenne mich da zu wenig aus, werde aber nochmal drüberschauen. Zur Vorrausdeutung: Der erste Absatz passt einfach so gut zu dem letzten Satz, demnach bildet dieses (übertrieben) Dramatische einen Ramen, das sprachliche Gegenstück zum eigentlichen Plot, die laute, wortgewaltige Sprache wird abgelöst durch einen lautlosen, tiefsinnigen Monolog (welcher noch an Tiefgang gewinnen wird, versprochen!). Daher auch die Du-Perspektive, von der ich selber eigentlich kein Fan bin und zukünftig die Finger lassen werde.

Viele Grüße,
Jonathan

 

Hallo Rappi,
ich beschränke mich in der Besprechung Deines Textes mal auf den Inhalt. Da sehe ich ein schon oft bespieltes Feld. Eine/Einer, des Lebens überdrüssig, wirft sich von wo runter. Die mittlere Passage mit dem Abschied verstehe ich nicht. Anscheinend fällt der Fallende auf einen Hügel, einen Ameisenhügel. Die Krabbeltiere werden ja für viele medizinsiche Zwecke eingesetzt, unter anderem als Rheumatherapie. Jetzt retten sie ein Leben. Aber dann kommt die schöne Schlange und würgt. Warum es raucht, kann ich nicht genau sagen. Wahscheinlich, weil vorher das Weltall explodiert ist.
Wenn ich alle Motive zusammennehme, ergeben sie für mich keinen Reim. Das liegt auf der einen Seite an der Unverbindlichkeit, mit der die Motive des Suizids geschildert werden. Das geht nicht über die Allerweltslebensmüdigkeit des Suizidalen hinaus. Angst, Qual, Wunsch nach Stille, Ruhe, Freiheit. Aber die Funktionen der Ameisen und der Schlange, die noch dazu als besondere Spezies erscheint und dadurch schon eine besondere Informationsträgerin sein müsste, erschließen sich für mich nicht. Müssen sie auch nicht. Es könnte ja auch ein verwunschenes, symbolistisches Spiel sein mit vagen Andeutungen und mythisch raunenden Klängen. Dazu ist es aber in der sprachlichen Form nicht angetan. Insofern ist mir der Text ein Rätsel, das aber als solches auch keinen besonderen Zauber verströmt.
Herzliche Grüße
rieger

 

Hallo Rappi,

(Kurz-)Geschichtenschreiberweisheiten, klar, mit denen man als Autor kreativ umgehen kann, klar, die man aber dennoch bedenken sollte, sonst läuft man gern mal in die Irre. Eine davon lautet: der Leser ist klüger als der Autor. Und wenn du einen Text schreibst, für den nur du selbst die Interpretation zu glauben kennst, dann wird dir der Leser das nicht verzeihen, weil, weil es sich von dir hinter Licht geführt fühlt. Dein Text gehört zu der Sorte Rätseltexte, man kann es auch Parabel nennen. Was das mit der Regenbogenboa mehr bedeuten mag, als ein nettes, einigermaßen poetisches Bild, will ich als Leser gar nicht wissen, weil der Autor sich in allgemeinen Jammeraussagen verirrt. Die Geschichte ist zwar szenisch angelegt, wenn der Erzähler aber den inneren Monolog startet, wird es sehr allgemein, hausfrauenweisheitenmäßig. Ein anderer Grundsatz lautet: je kürzer ein Text, desto wichtiger wird jeder einzelne Satz. Geschwätzig darf dann nichts daher kommen, passiert aber stellenweise in deinem Text. Tja, und warum du den Humor-Tag setzt, weiß nur die Regenbogenboa.
Es würde sich dennoch lohnen an dem Text zu arbeiten, du verfügst über Fantasie und Talent, fehlt nur noch Disziplin und Arbeit, dann lesen wir sicher tolle Texte von dir. Herzlich willkommen!


Schlingen legen sich. Schlingen ziehen sich, würgen dich!
finde ich stilistisch ungeschickt. Warum zwei Sätze, wofür die Reflexiva (sich, sich, dich)?

Es würde nicht mehr lange dauern, bis es endgültig vorbei war. Vorbei. Diese endlose Suche, die er so lange, so schrecklich lange in Kauf genommen hatte, um sein Leben zu retten, war vorbei.
hier könntest du tiefer reingehen, was hat er gesucht, in welcher Lebenssituation befindet er sich?

Doch plötzlich: der Schrecken. Die Meisen. Nicht die B und nicht die C! Die Ameisen!
die einzige, einigermaßen lustige Stelle.

Er sah sich selbst, bevor dies alles begonnen hatte, bevor die Regenbogenboa aufgetaucht war.
hier dasselbe, was hat begonnen, was war zuvor?

Die Schlingen voller Schuppen gaben keine Ruhe. Und es brannte und es stank, und es rauchte und es brach. Dann war es endlich still.
was raucht und stinkt denn da?

Viele Glitzerschuppenregenbogengrüße
Isegrims

 

Hallo rieger,
ich kann nicht wirklich viel mit deinem Kommentar anfangen. Meine Geschichte liegt einfach fern von Realismus oder Logik, natürlich, die Worthülsen, wie es Maria nannte, müssen noch gefüllt werden, damit der Leser auch etwas mit den Worten anfangen kann. Trotzdem danke für deine Kritik.

Isegrims,
auch dir vielen Dank für deine Antwort.

Eine davon lautet: der Leser ist klüger als der Autor. Und wenn du einen Text schreibst, für den nur du selbst die Interpretation zu glauben kennst, dann wird dir der Leser das nicht verzeihen

Ja, da gebe ich dir recht, auch wenn du es ein wenig spitz formuliert hast. Denn ein Autor ist niemals bloß reiner Dienstleister, damit könnte ich mich nie anfreunden. Das Beste, was ein unverstandener Autor doch tun kann, ist meiner Meinung nach, eine Interpretationshilfe zu geben und bei den folgenden Texten mehr Gewichtung auf die Verständlichkeit zu legen.

je kürzer ein Text, desto wichtiger wird jeder einzelne Satz. Geschwätzig darf dann nichts daher kommen, passiert aber stellenweise in deinem Text.

Das hast du aber stark verallgemeinert und, wenn ich mal dagegen halten darf: Je kürzer eine Kritik, desto besser sollte sie auf den zugehörigen Text passen. ;) Ich gebe zu, es kommt noch etwas Arbeit auf mich zu, aber geschwätzig? Vielleicht hängt das mit der floskelartigen Aneinanderreihung von Sätzen zusammen, denen (noch) der Bezug auf die Vorgeschichte fehlen.

hier könntest du tiefer reingehen, was hat er gesucht, in welcher Lebenssituation befindet er sich?

Werde ich mir merken.

Viele Grüße,
Jonathan

 

Schlingen legen sich. Schlingen ziehen sich, würgen dich! Die Dunkelheit macht Angst. Gewitter brennen hoch. Planeten teilen sich, die Sterne greifen dich, und du bist tot.

Bist ein rechter Schlingel, will mir scheinen,

Rappi,

denn die ersten Zeilen klingen wie ein Gedicht (Strophe 1 zwei Verse à fünf Silben, 3. Vers dreisilbig; zwote Strophe vier Verse zu sechs Silben und der letzte Vers zu vieren - gäbe es eine dritte Strophe, die wäre entweder um je eine Zeile und eine Silbe mehr je Vers oder wieder aufs Eingangsformat zurückgeschraubt). Da stört dann auch nciht die persönliche und vertrauliche Anrede in der 2, Person Einzahl. Heine wimmelt von persönlicher Ansprache.

Und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Und sprachlogisch ist die erste Feststellung korrekt, dass der Flug aus beengender Angst herausführt, klingt doch nicht grundlos der Plural von Angst wie der Superlativ von eng.

Doch schon hab ich eine Frage: Warum verwendestu den Konjunktiv irrealis ("würde") inflationär, wo schlicht und einfach das Futur unbestimmt genug ist, weiß doch keiner im voraus, was ihn erwartet (selbst ne Verabredung mit dem zuverlässigsten Partners kann in die Hose gehn). Der Konjunktiv hat nicht die Bohne mit der Zeitenfolge zu tun und beschreibt eigentlich nur Wahrscheinlichkeiten, denn wenn etwas wird und dann ist, dann muss es allemal möglich sein. Ziemlich unsinnig oder inkonsequent zeigt sich das hierorts

Es würde nicht mehr lange dauern, bis es endgültig vorbei war
wenn man "eigentlich" ein "wäre" erwarten dürfte oder doch wenigstens "sei".

Und hier

Als er sich entschlossen hatte zu springen, war es schon fast zu spät gewesen.
schwingt im "gewesen" das heidegger'sch. "das Sein west" mit, wo ich gerne die Vorsilbe "ver" unterbringe, kehrt sie doch i. d. R. die Bedeutung des Verbes um (am deutlichsten im "verlaufen" zu erkennen, wenn man ein Ziel verfehlt).

Aber verrat mir mal einer, wer sich da

Wer sich einmal in ihre Hände begeben hatte, ...
jemals in Hände begeben könnte - es sei, es wäre eine hinduistische, vielarmige Göttin in Schlangengestalt ... oder Medusa ...

Wer weiß das schon ...

Gleichwohl, ganz gern gelesen vom

Friedel

 

Danke Friedrichard,
eine dritte Strophe wär nicht schlecht ;) . Ehrlich gesagt hab ich einfach nach Gefühl gedichtet, Silben zählen ist im Fließtext so anstrengend...
Zu deiner Frage: Ich hab irgendwie schon immer den Konjunktiv als "Nachvergangenheit" verwendet, ohne drüber nachzudenken. Mal schauen was ich draus mache, wäre nett wenn mir da jemand helfen könnte... Da die Handlung abgeschlossen ist, wäre Futur gefühlt ebenfalls falsch am Platz. Und was meine Boa angeht, hat sie eher keine Hände.

Schön, dass es dir gefallen hat,
Jonathan

 
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Ehrlich gesagt hab ich einfach nach Gefühl gedichtet, Silben zählen ist im Fließtext so anstrengend...

Ist ja auch bei der einfachen Strultur der betroffenen Sätze auch gar nicht nötig - oder,

Rappi?

Das Problem Indikativ/Konjunktiv und Futur schau ich mir morgen noch mal an - einverstanden?

Schönen Restsonntag vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Zu deiner Frage: Ich hab irgendwie schon immer den Konjunktiv als "Nachvergangenheit" verwendet, ohne drüber nachzudenken. Mal schauen was ich draus mache, wäre nett wenn mir da jemand helfen könnte... Da die Handlung abgeschlossen ist, wäre Futur gefühlt ebenfalls falsch am Platz. Und was meine Boa angeht, hat sie eher keine Hände.

Da bin ich, wie versprochen (oder angedroht, je nach Lage der Dinge) und beginn - natürlich mit dem scheinbar einfachen
Und was meine Boa angeht, hat sie eher keine Hände,

lieber Rappi,

was ich doch meinen will, trotz des sicherlich im übertragenen Sinne gemeinten Satzes

Wer sich einmal in ihre [der Boa; Anm. v. mir] Hände begeben hatte, für den gab es kein Entkommen.

Bedenklich bis abenteuerlich find ich jedoch das Geständnis
Ich hab irgendwie schon immer den Konjunktiv als "Nachvergangenheit" verwendet, ...

Hat was, denn wenn es "Vorvergangenheit" gibt, sollte es auch eine "Nachvergangenheit" geben - da behaupte ich doch glatt, dass es mindestens zwo gebe: Gegenwart und in deren Schlepptau die eigentliche Zukunft, die natürlich für jeden mit jedem gelebten Tag kürzer wird und dafür die Vergngenheit länger ...

Tatsächlich gibt es im Deutschen nur zwo einwertige Zeitformen, Gegenwart und Vergangenheit, alle anderen sind zusammengesetzte Zeiten und bedienen sich dazu der Hilfsverben, selbst das Futur I - etwa im "ich werde kommen" und Futur II gar zweier Hilfsverben, um dadurch dem Konjunktiv nahezukommen oder doch zumindest näher zu kommen, etwa, um das vermutende "ich werde gekommen sein".

"Würde", das Du offensichtlich wegen des weichen Klanges eines umgelauteten "u" inflationär verwendest, ist nun eindeutig der KOnj. II von "werden" (Konj. I "werde") und der Konjunktiv ist alles andere als eine Zeitform, sondern drückt eher Potentialitäten aus, denn alles, was ist, muss zumächst mal überhaupt möglich sein. Insofern ist es eine Art Wahrscheinlichkeitsrechnung der Sprache (und es sollte Dich nicht überraschen, dass das Wort "erzählen" auf den Ursprung vor allem auch der Schrift zurückweist. Erzählen kommt etymologisch tatsächlich von "zählen" und der "Zahl", denn die ersten Schriftzeichen waren Zahlen und gezählt wurde Vieh und anderer Besitz, was man heute im Geschäftsleben und unter Reichen und Schönen Inventur nennt (der ärmste Teil der Bevölkerung kann sein Vermögen an einer Hand abzählen).

Aber weiter zum Konjunktiv: Konj. I wird für die indirekte Rede verwendet, wenn der Sprecher/Schreiber die wahrhaftige, erfundene oder erlogene Rede eines anderen referiert und zum Ausdruck bringt, dass es eben nicht seine Rede/Schrift ist, die er da von sich gibt.

Konjunktiv II hingegen deckt von 0 bis 1, von Lüge bis Wahrheit alle Grade der Wahrscheinlichkeit ab und gibt zumeist auch Zweifel ("kann sein, muss aber nicht" z. B.) aus und das unscheinbare Wörtchen "würde" kommt dabei nicht nur dem denglishen Erzähler eine besondere Rolle zu, wenn immer häufiger statt Konj. I bzw. II die würde- Form - wie bei Dir infolge

ohne drüber nachzudenken
- wobei ich hoffe, dass Dir die Absurdität einer "Nachvergangenheit" schon selbst klar ist.

Tatsächlich hört man - vor allem in spontanen Äußerungen (da muss nicht mal das Gehirn ausgeschaltet sein) - immer öfter anstelle von Konjunktiv l/II die würde-Form. Der Wahrig, jetzt Bertelsmann, vermutet darin wohlwollend eine zunehmende Unsicherheit/-kenntnis darüber, welche Konjunktivform korrekt sei, wenn einer sagt, er würde morgen kommen, als hätte er Zweifel ... und wäre nicht "ich werde morgen kommen" schon genug Unsicherheit (wer kann schon die nächsten 24 Stunden voraussagen?). Aber selbst da ließe sich die mehrstellige Konsturktion (werde + kommen) ins "historische" Futur versetzen, die Gegenwart in der Form "ich komm morgen".

Jetzt kommt aber ein großes ABER: Oft drücken die würde-Konstruktionen Wünsche aus, selbst wenn sie der Höflichkeit halber freundlicher klingen als ein "geben Sie mir bitte etwas Milch" zum Kaffee. Da klingt ein "ich würde gerne etwas Milch haben" freundlicher als eine Aufforderung. Aber was, wenn der nun verschlüsselt Aufgeforderte diese Wahl zwischen wird oder wird nicht Milch gegeben nutzt? Denn die märchenhafte Zeit, da das Wünschen noch geholfen hat, ist vorbei. Der Wahrig hat sogar den "Wohlklang" des umgelauteten "werden" betont - er stand vielleicht unterm Sprechgesang eines Dylan, kannte aber noch nicht das Gestammel von Gangsta Rappern ... Das Institut für deutsche Sprache stellt derzeit sogar zunehmenden Missbrauch von täte-Konstruktionen fest.

Aber nun soll auch gut sein, und noch ein paar Beispiele aus Deinem Text.

Das erste Mal verwendestu hier die würde-Konstrukltion

Die Angst vor dem, was ihn erwarten würde
Da muss man nix und niemand gegenüber freundlich oder öflich sein.

Da wäre (Konj. II, aufgepasst also) jede Form des Hilfsverbs "werden" entbehrlich.
Warum?
Das Verb "erwarten" mach Futur wie Konjunktiv entbehrlich in seiner Bedeutungsvielfalt: Man hält etwas für wahrscheinlich und rechnet, dass das Ereignis eintrifft. Oder eben nicht. Der verkürzte Satz "die Angst vor dem, was ihn erwartet" täte es ohn "Nachvergangenheit" (schöne Wortschöpfung ...)

Es würde nicht mehr lange dauern, bis ...
Und wenn doch? Futur bleibt auch in allen Vergangenheitsformen "Futur" (s. o.) und "würde" wäre allein zulässig, wenn wider "erwarten" die Länge der Dauer dann doch länger dauerte - als erwartet.

Nu is' aber genug und ich überlass Dich Deinem eigenen Verstand.

Zwischen zwo Steuererklärungen wars eine kleine Entspannungsübung fpr'n

Friedel

 

Gut Friedrichard,
dann hätten wir das geklärt. Du hast eine etwas gewöhnungsbedürftige Art, anderen zu helfen, was nicht heißt, dass ich es nicht schätze. Ganz und gar nicht.

Das Institut für deutsche Sprache stellt derzeit sogar zunehmenden Missbrauch von täte-Konstruktionen fest.

Sowas aber auch! Dassich de deutsche nit schäme tun!

Und ja, die Zeit der Wünsche ist vorbei, auch wenn ich ein wenig zu jung bin, um zu beurteilen, ob es jemals eine gegeben hat. Dir und Euch andern einen schönen Maianfang.

Jonathan

 

... dann hätten wir das geklärt. Du hast eine etwas gewöhnungsbedürftige Art, anderen zu helfen, was nicht heißt, dass ich es nicht schätze. Ganz und gar nicht.

Nunja,

lieber Rappi,

haben "wir" nun oder haben wir nicht? Du musst Dich nicht an mich, sondern an korrekte Sprache gewöhnen. Und sollte nicht jedes Individuum gewöhnungsbedürftig, weil anders sein?

Der barm- und/oder warmherzige Samariter bin ich nämlich nicht, selbst wenn ich 20 Jahre im Gesundheitsunwesen mein Geld verdiente ...

Tschüss - und: Wird schon werden, meint der

Friedel

 

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