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Regen in Zürich
Wenn es regnet, ist das Fahrrad ungeeignet: Spritzende Reifen, verspritze Hosen und die Frisur am Arsch.
Und in Zürich ist das Automobil immer ungeeignet: Zu viele von denselben, überall Einbahnstrassen, Ampeln und ‚Blitzkasten’.
Also sind Regentage lukrativ für den öffentlichen Verkehr. Alles zwängt sich hinein in die Trams und Busse der VBZ bis sich die Fensterscheiben beschlagen. Es stinkt nach nassem Hund, Grossmüttern und vom Haarspray verklebtem Haar. – Körper- kontakt mit Rentnern, Studentinnen und anderem.
Man ist froh, nachdem man über den Sitznachbarn geklettert ist und sich durch den Mittelgang an den Leuten vorbeigequetscht hat, durch die sich bereits wieder schliessende Tür dem Massentransportmittel entfliehen zu können.
Mit frischer Luft in den Lungen startet man in den Tag und hakt in der Agenda einen Termin nach dem anderen ab, läuft auf der Reserve und presst sich bis zum letzten Tropfen Nerv durch die Masse des Alltags. – Feierabend!
Aber eben. Es regnet natürlich noch immer und wer die Unterwelt verlassen will, muss die Styx mit Charons Fähre überqueren bzw. reicht hierfür in Zürich die VBZ-Linie.
Leider besagt aber eine chinesische Weisheit: „Wer mit dem öffentlichen Verkehr die Hinfahrt antritt, macht es ebenso auf der Rückfahrt.“ Also noch ein paar Taj Chi-Übungen vor dem Reise mit tausend Weggefährten.
Doch vor dem Einsteigen kriegt man erst noch ein paar hinter die Ohren. Denn die Herausströmenden wollen nicht mit dem Öffnen der Schirme warten. – Es könnte ja noch ein Rägätröpfli aufs Köpfli fallen.
Im übervollen Schnellzug gen Feierabend schaut man durch das freigeputzte Guckloch hinaus ins triste Wetter und wird nachdenklich: Das geräumige Sofa würde man doch gerne mit jemand Lieblichem teilen und das Bett fühlt sich oft so unendlich weit an.
Aber eben, der Beruf, die Karriere, der Wunsch nach Unabhängigkeit oder einfach die eigene Schüchternheit lässt einen Single bleiben..... Der Lautsprecher mahnt zum Aussteigen. Man erhebt sich aus dem Sessel und blickt nach den beiden Ausgängen: Irgendwo im Mittelgang steht sicher noch eine hübsche Sie, die einem beim Sichvorbeischieben noch etwas anonyme Wärme schenken kann.