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Reflexion eines Studenten
Oh Mist! Schon wieder keine Handtücher. Es waren immer erst die Weißen, die mir ausgingen. Dann die Grünen. Manche von den Grünen wusch ich ja mit der anderen Wäsche zusammen, aber die Weißen würden dann nicht mehr lange weiß bleiben. Was soll’s! Müsste sowieso wieder waschen. Im Bad türmte sich die Wäsche, in der Küche das Geschirr, im Schlafzimmer die Papiere in fröhlicher Mischung mit noch mehr ungewaschenen Textilien. Das Wohnzimmer ist ziemlich verwüstet. Dort liegt einfach alles herum. Ziemlich genauso chaotisch ist mein Leben momentan. Durcheinander und ungeordnet. Wenigstens fällt es mir auf. Toll, es fällt mir auf! Aufräumen muss ich trotz alledem Beides. Fangen wir doch mit dem Wohnzimmer an. Oder mit der Küche? Hm, doch eher das Bad. Also gut! Ich brauche einen Plan. Erst für die Wohnung. Ich habe noch zwei Stunden bis ich zur Uni muss. In diesen zwei Stunden werde ich aufräumen. Gefälligst! Frisch ans Werk.
Diese Wohnung war einst eine Pracht. Ich hatte nahezu täglich staubgesaugt und brav aufgeräumt, abgewaschen und geputzt. Etwa fünf Tage hatte ich an dem tollen Parkettfussboden gearbeitet, ganz zu schweigen von dem Kompletteinbau der Küche. Selbst die Wasserinstallationen im Bad hatte ich teilweise selbst gelegt. Das alles neben der Uni. Hatte mir den Hintern aufgearbeitet um die Ledersitzecke mit dem Glastisch finanzieren zu können. Dann ging es an die Hifianlage. Teuer und gut. Alles hatte seinen Platz und war schön ordentlich. Immer schön sauber, Handtücher waren gewaschen und es waren immer saubere Teller und Tassen vorhanden. Hatte bis zum vierten Semester keine Vorlesung versäumt und nebenbei noch gearbeitet. Mit den Frauen lief alles bestens, jedenfalls von meiner Seite aus. Das ging ungefähr dann zu Ende als ich auch die Lust am Arbeiten verlor. Sowohl die Uni als auch das Jobben war nicht mehr interessant. Eigentlich war gar nichts interessant.
Na also, das Wohnzimmer hätte ich geschafft. Das hat aber lange gedauert. Zur Uni gehe ich wohl doch nicht mehr. Keinen Bock! Ich schau lieber ein wenig fern. Talkshows und so einen Kram. Und ehe ich mich versehe ist das Wohnzimmer wieder entordnet. Hatte etwas Appetit auf Süßigkeiten bekommen und dazu ein oder zwei Bier getrunken. Einige Bücher und Zeitschriften liegen wieder herum, hatte mit den Hantel herumgedaddelt und alte Rechnungen zum Sortieren ausgebreitet. Alles scheiße! Ich fühle mich wie es in meiner Wohnung aussieht. Genug. Ich schmeiße jetzt den Sessel um, zerschlage den Glastisch und werfe den Fernseher auf den Boden. Meine Güte tat das gut. Dummer Computer, stirb! Die Matratze ist sowieso ungemütlich und das Messer auch stumpf. Der Kleiderschrank ist fast leer, zu Boden! Verglaste Duschfront wird mit der Mikrowelle eingeschlagen und das Telefon hat Opfer meiner Kraft zu werden. Gläser klirren so toll, wenn man sie auf Parkett wirft. Mit den Hanteln kann man auch noch wunderbar Badewannen demolieren. So! Getan. Es ist vollbracht. Jetzt muss ich nur noch mein Leben anpassen. Fenster auf! Ich denke der vierte Stock im Altbau dürfte reichen. Warum ich das gemacht habe? Sagen wir doch einfach ein biologisch-psychologisches Projekt, wie sehr man sich wohl gehen lassen kann. Sehr! Und tschüß!