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Reflexion eines Studenten

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25.01.2004
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Reflexion eines Studenten

Oh Mist! Schon wieder keine Handtücher. Es waren immer erst die Weißen, die mir ausgingen. Dann die Grünen. Manche von den Grünen wusch ich ja mit der anderen Wäsche zusammen, aber die Weißen würden dann nicht mehr lange weiß bleiben. Was soll’s! Müsste sowieso wieder waschen. Im Bad türmte sich die Wäsche, in der Küche das Geschirr, im Schlafzimmer die Papiere in fröhlicher Mischung mit noch mehr ungewaschenen Textilien. Das Wohnzimmer ist ziemlich verwüstet. Dort liegt einfach alles herum. Ziemlich genauso chaotisch ist mein Leben momentan. Durcheinander und ungeordnet. Wenigstens fällt es mir auf. Toll, es fällt mir auf! Aufräumen muss ich trotz alledem Beides. Fangen wir doch mit dem Wohnzimmer an. Oder mit der Küche? Hm, doch eher das Bad. Also gut! Ich brauche einen Plan. Erst für die Wohnung. Ich habe noch zwei Stunden bis ich zur Uni muss. In diesen zwei Stunden werde ich aufräumen. Gefälligst! Frisch ans Werk.

Diese Wohnung war einst eine Pracht. Ich hatte nahezu täglich staubgesaugt und brav aufgeräumt, abgewaschen und geputzt. Etwa fünf Tage hatte ich an dem tollen Parkettfussboden gearbeitet, ganz zu schweigen von dem Kompletteinbau der Küche. Selbst die Wasserinstallationen im Bad hatte ich teilweise selbst gelegt. Das alles neben der Uni. Hatte mir den Hintern aufgearbeitet um die Ledersitzecke mit dem Glastisch finanzieren zu können. Dann ging es an die Hifianlage. Teuer und gut. Alles hatte seinen Platz und war schön ordentlich. Immer schön sauber, Handtücher waren gewaschen und es waren immer saubere Teller und Tassen vorhanden. Hatte bis zum vierten Semester keine Vorlesung versäumt und nebenbei noch gearbeitet. Mit den Frauen lief alles bestens, jedenfalls von meiner Seite aus. Das ging ungefähr dann zu Ende als ich auch die Lust am Arbeiten verlor. Sowohl die Uni als auch das Jobben war nicht mehr interessant. Eigentlich war gar nichts interessant.

Na also, das Wohnzimmer hätte ich geschafft. Das hat aber lange gedauert. Zur Uni gehe ich wohl doch nicht mehr. Keinen Bock! Ich schau lieber ein wenig fern. Talkshows und so einen Kram. Und ehe ich mich versehe ist das Wohnzimmer wieder entordnet. Hatte etwas Appetit auf Süßigkeiten bekommen und dazu ein oder zwei Bier getrunken. Einige Bücher und Zeitschriften liegen wieder herum, hatte mit den Hantel herumgedaddelt und alte Rechnungen zum Sortieren ausgebreitet. Alles scheiße! Ich fühle mich wie es in meiner Wohnung aussieht. Genug. Ich schmeiße jetzt den Sessel um, zerschlage den Glastisch und werfe den Fernseher auf den Boden. Meine Güte tat das gut. Dummer Computer, stirb! Die Matratze ist sowieso ungemütlich und das Messer auch stumpf. Der Kleiderschrank ist fast leer, zu Boden! Verglaste Duschfront wird mit der Mikrowelle eingeschlagen und das Telefon hat Opfer meiner Kraft zu werden. Gläser klirren so toll, wenn man sie auf Parkett wirft. Mit den Hanteln kann man auch noch wunderbar Badewannen demolieren. So! Getan. Es ist vollbracht. Jetzt muss ich nur noch mein Leben anpassen. Fenster auf! Ich denke der vierte Stock im Altbau dürfte reichen. Warum ich das gemacht habe? Sagen wir doch einfach ein biologisch-psychologisches Projekt, wie sehr man sich wohl gehen lassen kann. Sehr! Und tschüß!

 

Hallo, als erstes mal eine Verbesserungsliste:

im Schlafzimmer die Papiere in fröhlicher Mischung mit ebenso ungewaschenen Textilien.
ungewaschene Papiere? Das wolltest du nicht sagen, oder?
Es liegt dort einfach alles herum.
"dort liegt einfach alles herum" passt besser in den Kontext
Hatte mir den Hintern aufgearbeitet um mit die Ledersitzecke
"mir" statt "mit"
Das ging so ziemlich dann zu Ende als ich auch die Lust am Arbeiten verlor.
"ungefähr" statt "so ziemlich" und Komma vor als
Sowohl die Arbeit als auch das jobben war nicht mehr interessant.
das Jobben ist doch die Arbeit, jedenfalls vom Sinn her. Außerdem muss es "waren" heißen
Und ehe mich versehe
Und ehe ich mich versehe,
hatte mit den Hantel herumgedaddelt
Hanteln, und daddeln ist wohl nicht das beste Deutsch, aber gut, wenn der Prot will

So, nun zur eigentlichen Geschichte. Am Anfang dachte ich, es wäre keine, aber am Ende habe ich sie dann doch noch gefunden. Eigentlich finde ich sie recht interessant, und auch die Umsetzung ist angemessen, jedoch fängt sie mich nicht gleich ein. Ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, wie gesagt, Idee und Umsetzung sind nicht schlecht, aber ich finde keinen richtigen Zugang zu dem Prot, zumindest nicht bis zum letzten Absatz.

Fazit: eigentlich annehmbar, aber mir fehlt halt irgendwas, was ich nicht genau in Worte fassen kann.
Gruß
Arthuriel

 

Hallo Quelle,

in letzter Zeit lese ich viele Geschichten von Menschen, die vom Unileben oder vom Leben neben der Uni schreiben.
Deine GEschichte hat mir anfangs sehr gut gefallen. All die wissenschaftliche Ordnung, über Jahre hinweg, verkümmernde Identität - da ist es doch nur normal, ein wenig Unordnung, ein wenig kreatives Chaos ins Leben zu bringen! Das macht den Protagonisten erstmals sehr sympathisch, wie ich finde.
Dann aber kommt der dritte Absatz: hier glaube ich, dass aus dem etwas chaotischen Typen ein Psychopath geworden ist - warum?
Ich meine, hier liegt ein unnötiger Klimax in der Handlung, der recht unlogisch daher kommt. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn der Student etwa in die Uni gegangen wäre und dort im Hörsaal seine Meinung kundgetan hätte. Aber gleich sein ganzes Inventar zerstören? Jahrelange Arbeit in einem minütlichen Rausch zerstören? Die eigene Existenz, das eigene Leben dermaßen angreifen? Ist mMn übertrieben. Und dann noch der Selbstmord - nein, das ist eindeutig zu unrealistisch.
Deine Geschichte hatte, ei ich erwähnte, einen durchaus realistischen ANsatz, hätte durchaus realistisch Kritik üben können, indem die Diskrepanz zwischen geordnetem Unileben und Privatleben weiter ausgebaut worden wäre.
So aber, so Leid es mir tut, bekommt deine GEschichte von mir nur eine 3 statt einer 2-.

grüßt Jan

 

Hallöchen Jan,
die Geschichte ist natürlich so nicht realistisch. -Gut bemerkt. Aber wenn die Geschichte ganz normal verlaufen wäre, also ein realistischer Ausweg gefunden worden wäre, so hätte sie meiner Meinung nach keinen Reiz. Sie wäre wirklich langweilig und dröge. Gerade weil ja erst etwas aufgebaut wird, was wie normales Chaos im Leben eines Studenten wirkt, ist man dann erstaunt dass wohl doch etwas nicht ganz normal ist.
Konträrer Gedanke: Da jeodch häufig Leute die möglichst normal wirken Dinge tun, die niemals jemand von ihnen erwartet hätte, hat die Geschichte wiederum etwas doch wahres an sich. Vielleicht überzogen, aber grundlegend doch real. Man kann in dieser Geschichte auch eine Art Kritik sehen, die sich auf dein erwähntes Verkümmern des Selbst während eines intensiven Studiums beziehen kann, so schlimm, dass die Person nicht mal mehr in der Lage ist eine einfache Problematik in ihrem Leben zu bewältigen. Und davon kenne ich persönlich ziemlich viele.

Auch wenn es dir nicht gefallen hat, nett dass du dich dementsprechend geäußert hast.

Quelle

 

Der Klimax am Schluss könnte schon in Ordnung sein, auch wenn er nicht gerade der originellste ist. Jedoch kommt er mM nach zu abrupt. Eine etwas sanftere Hinführung, vielleicht mit dem erwähnten Einschub und weiteren, zum klimaxführende Elementen wäre auch der kritisierte fehlende Realismus hergestellt. Die von dir verfolgte Intention ist sicherlich im Text auffindbar, geht aber etwas durch den überzogenen Höhepunkt unter bzw. kommt nicht richtig zur Geltung. Eine simple Suizidgeschichte hat sie aber nicht verdient.

Auch wenn das eine längere Geschichte zur Folge hätte. Ideen brauchen eben Zeit.

 

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