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Realitätsverlust

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12.06.2015
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Realitätsverlust

Er war am Ziel seiner Träume angekommen, nach so langer Zeit. Er hat das Herz seiner Traumfrau erobert und ist nun mit ihr zusammen. Jahrelang hat er nahezu jede Nacht damit verbracht, über sie nachzudenken. Darüber wie er sie am nächsten Tag zum Lächeln bringt, was er heute in die morgendliche Nachricht schreiben wird oder was sie gemeinsam unternehmen könnten. Er dachte an alte Zeiten, wie er sie in einem uralten Chatroom angeschrieben hatte, weil er zu schüchtern war, sie anzusprechen. Er dachte an die Gespräche mit Freunden, die sagten „Gib sie auf, akzeptier, dass sie einfach nur deine beste Freundin ist.“ Er dachte an diese qualvolle Eifersucht, zu der er eigentlich nicht einmal berechtigt war. Mit niemandem hat er wirklich offen und ehrlich über seine Gefühle gesprochen, erst Recht nicht mit ihr. Wenn sie nicht in seiner Nähe war, war er ein anderer Mensch. Er wirkte in sich gekehrt, manchmal sogar egoistisch, arrogant und eiskalt. Sie hat ihn verändert, vielleicht zu einem besseren Menschen gemacht. Zu einem glücklichen Menschen. Aber doch hat sie ihn so oft einfach unbewusst verletzt und zu schlaflosen Nächten gezwungen. Er liebte alles an ihr. Ihre hellblauen Augen, die ihn die Welt vergessen ließen, wenn er sie ansah. Ihr dunkelblondes, langes Haar, mit denen er immer spielte wenn sie kuschelten und über ihre Probleme redeten. Ihr Lächeln, ja ihr Lächeln beschrieb er immer als einzigartig. Sein Herz explodierte fast vor Freude, wenn er sie so glücklich sah. Er vergaß zu atmen, als er sie zu einem Abschlussball in diesem beigen Kleid sah. Er liebte auch diese kleine, helle Falte auf ihrer Stirn, die im Sommer keine Sonne abbekam. Aber am meisten liebte er ihren Charakter. Stundenlang hat er sich mit ihr unterhalten, über Probleme geredet, aber auch herzlich gelacht. Sie konnte ihn immer zum Lächeln bringen, selbst wenn in der nächsten Sekunde die Welt untergehen würde. Sein Herz gehörte einfach ihr. Seit der siebten Klasse, als sie in den Raum kam und er nicht mehr klar denken konnte. Seit dem 10.12.2010, als sie sich zum ersten Mal trafen. Seitdem konnte er an nichts Anderes mehr denken. Er wollte sie wirklich eines Tages heiraten und er gab nie auf.
Und jetzt? Jetzt hatte er es wirklich geschafft. Er stand mit ihr vor dem Altar und hörte ihr „Ja, ich will“ laut und deutlich. Sein Herz blieb einen Moment lang stehen, bevor auch er diese Worte wiederholte. Er küsste sie intensiv und trug sie raus, wo das weiße Pferd und die große Kutsche bereits warteten. Sie fuhren zu zweit an ihren gemeinsamen Lieblingsort, tranken ein Glas Weißwein und redeten dort einfach eng aneinander geschmiegt bis zur Mitternacht. Er nahm sie anschließend auf den Arm und trug sie nach Hause, ins Bett. Sie lächelte und flüsterte „Ich liebe dich“. Er konnte sein Glück kaum fassen und wollte es erwidern.

Doch in diesem Moment klingelte ein Wecker. Völlig verschlafen schaut er auf die Uhr: 6:00. Er stand auf, streckte sich und warf einen Blick auf sein Handy. Er seufzte laut, setzte sich auf sein Bett und schrieb seiner besten Freundin „Guten Morgen, :).“

 

Lieber beejuu,
ich begrüße dich bei den Wortkriegern.
Deine Geschichte beginnt damit, dass dein Prot. (er) das Herz seiner Traumfrau endlich erobert hat. Zum Schluss aber war alles nur ein Traum, seine Traumfrau ist immer noch nur seine ‚beste Freundin’. Dazwischen erzählst du dem Leser von der Liebe des Prot. zur Frau seiner Träume. Das machst du sehr schön und anschaulich. Dabei bin ich nicht ganz sicher, ob alles, was er beschreibt, in den Traum hineingehört. Was ist Traum, was ist Realität? Das müsstest du noch klarer trennen.

Dein Text würde sehr viel gewinnen, wenn du ein paar Absätze mehr machen würdest. Ich denke ungefähr so:
Er war …
Jahrelang ….
Er dachte an alte Zeiten …
Er liebte alles an ihr …
Und jetzt …
Doch in ….
Das würde ihn besser strukturieren.

Ganz wichtig ist aber, dass du dich auf eine Zeit festlegst: Es sollte nur das Präteritum sein: er dachte, er liebte usw. Du solltest nicht ins Perfekt wechseln (hat erobert, hat gesprochen, hat geredet usw.)

Völlig verschlafen schaut er auf die Uhr
Im letzten Absatz kannst du ruhig in die Gegenwart wechseln, was du ja auch tust, nur nicht durchgängig. So trennst du den Traum auch sprachlich von der Wirklichkeit.

Noch ein paar Kleinigkeiten:
Darüber Komma wie
erst recht nicht
Ihr dunkelblondes, langes Haar, mit denen (dem) er immer spielte Komma wenn sie kuschelten und über ihre Probleme redeten.
Er vergaß zu atmen, als er sie zu (bei) einem Abschlussball in diesem beigen (beige-farbenen) Kleid sah.
bis (zur) Mitternacht

So, ich hoffe, meine Anmerkungen nehmen dir nicht den Mut, es weiter zu versuchen und schöne Geschichten zu schreiben.

Liebe Grüße
barnhelm

 

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