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Rdnü, Kagis und Schklade
Ich stehe in einem Gewirr aus Metallpfosten und Absperrgurten. Weit vor mir erklärt eine verschlafene Frau, wie genau der Koffer auf die Gepäckwaage gestellt wird. Wo der Ausdruck angebracht werden muss und ähnliches.
Seit meinem Eintreffen hat sich die Prozedur des Wiegens, Aufklebens und Abtransportierens schon ein Dutzend Mal wiederholt.
Die Erklärung gilt nicht mir und unbeaufsichtigt schweifen meine Blicke. Gleiten an all den Kunststoffflächen ab, bis sie endlich an zwei Personen hängen bleiben, die zum Personal des Flughafens gehören.
Ein Mann. Breite Schultern, breiter Stand. Autorisiert durch den „Security“-Schriftzug auf der Rückseite seiner Jacke, die gerne eine Uniform wäre. Er redet auf eine zierliche Frau ein.
Ein Rollwagen mit Müllbehältern und Putzzeug steht zwischen Ihnen.
Sie hört ihm lächelnd zu, eine Hand im langen Haar versenkt.
Mit der anderen schiebt sie den Wagen vor und zurück. Immer wieder.
Sie nickt, er spricht. Der Wagen rollt auf der Stelle.
Als er fertig ist und sich abwendet, blitzen ihre Augen auf. Ihre Lippen werden sehr schmal, während sie den Wagen in die Toilette bugsiert.
Mein Blick wandert weiter zu dem Automaten mit Süßigkeiten und ich überlege, wie die Produkte ausgesprochen werden, wenn alle Buchstaben wegfallen, die mehr als einmal im Namen vorkommen. Rdnü, Kagis, Schklade.
Das Smartphone ist kaputt.
Ich habe eine Zeitung gekauft, aber es ist einfach nicht dasselbe.
Eine Bewegung am Rande des Blickfelds zieht meinen Blick vom Sichtfenster des Automaten.
Die Toilettentür wurde schwungvoll geöffnet und die Frau von vorhin verlässt den Raum in Begleitung einer Kollegin. Sie redet schnell und mit hastigen Gesten auf die Kollegin ein, fährt sich übers Gesicht. Die hört schweigend zu, die Stirn gerunzelt. Schon sind beide im nächsten Toilettenraum verschwunden.
Beim Verlassen des Flughafens sehe ich die Frau noch einmal. Sie wischt den Boden um eine dicht besetzte Wartebank herum. Geschickt weicht ihr Mob Passagierbeinen aus, die in Oberkörper enden, vor die Zeitungen oder Smartphones gehalten werden.
Ich finds schade, dass mein Telefon kaputt ist und sage es meiner übernächtigten Begleiterin, die gerade eine Sonnenbrille aus ihrer Reisetasche kramt.