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Rausch

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13.09.2007
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Rausch

Die Stimmung war erfüllend.
Nachdem vorangegangene Briefe die Glut entfacht und verheißungsvolle Telefonate das Feuer geschürt hatten, entflammten sie beim ersten Aufeinandertreffen.
Er war der Held ihrer Träume, sie seine Königin. Hand in Hand wandelten sie durch den Park. Sie hing an seinen Augen, er geleitete sie sicher. Viel zu früh brach die Dunkelheit herein, sie fanden Zuflucht in einer Taverne.
Die Stimmung war berauschend.
Das Paar wiegte sich umschlungen im Takte der Musik. Sie bettete ihr Köpfchen auf seine starke Schulter. Ein Schluchzen ließ sie erbeben. Er hielt sie fest, küsste sanft ihr Haupt.
Die Stimmung war orgastisch.
Ein Körper, eine Seele, ein Geist. Nie mehr wollten sie voneinander lassen. Endlos versicherten sie sich ihrer unsterblichen Gefühle, versprachen einander ewige Treue, beschworen diese unendliche Liebe.
Dann kippte die Stimmung.

„Mistkerl!“, zischt Elvira. Schwungvoll klappt sie den Laptop zu und wieder auf, liest seine Geschichte erneut.
„Völlig übertrieben das ganze, richtig schnulzig, und dann dieses unpassende Ende einfach rangeklatscht.“
Tränen fluten ihre Wangen.
„Was für ein Aufschneider dieser Paul! Paul, der Schriftsteller, der Erfolgsschriftsteller! Und was findet sich im Internet unter dem Namen Paul Geyerswegen? Dieses Geschmiere auf seiner Website für Liebeskummerige. Allein dieser Ausdruck Liebeskummerige.“
Schniefend zieht Elvira Taschentücher aus der Box, wischt über ihr Gesicht und schnäuzt sich.
Dabei hatte alles so fantastisch begonnen, seine Briefe auf ihre Kontaktanzeige, da hatte sie es gewusst, dass er der eine war, der Richtige. Den Schriftsteller, den hatte sie ihm sofort abgenommen.
„Ich schreibe auch, “ hatte sie beim Treffen gehaucht, „besser gesagt, ich schmiede Verse.“
Paul hatte seine tiefblauen Augen in die ihren versenkt und andächtig gelauscht, als sie das Gedicht rezitierte, das sie für ihn geschrieben hatte.

Des Mondes Silber will ich stehlen,
Das Rot der aufsteigenden Sonne.
Auf das sie leuchten, unsre Seelen,
Und unsre Liebe glüht voll Wonne.

Dann hatte er sie geküsst. Diesmal, hatte sie gedacht, ist er es. Sie war schon oft verliebt gewesen, aber noch nie so! Perfekt, es war einfach perfekt, den ganzen Tag und die ganze Nacht.
„Mistkerl!“, schluchzt sie, „Wie konntest du mich so enttäuschen!“
Immer gerät sie an die falschen Männer. Ihr Handy vibriert.
„Paul?“, fragt sie sich beim Durchwühlen ihrer Handtasche.
Ach, nur Peter aus dem Büro. 'Gute Besserung', schreibt er, und ob sie morgen wiederkommt. Als ob es ihr nach arbeiten zumute wäre, wo ihr Leben zertrümmert ist. Aber so ist Peter, gefühlsarm wie ein Fisch.
Zum xten Mal liest sie Pauls Geschichte.
„Schwülstiger Mist! Daran kann man sehen, wes Geistes Kind dieser Paul ist, ein oberflächlicher Charmeur, hängt wahrscheinlich schon an der Nächsten dran.“
Sie wird ihm ein bitterböses Gedicht reinknallen, mitten auf seine Website, das, was sie damals für Erwin gereimt hat, das passt auf Paul, der ist auch so eine Schlange: falsch und kalt und giftig!
Elviras Telefon klingelt. „Paul!“, entfährt es ihr, bevor sie abhebt.
„Hallo Peter.“ Sie tupft sich die Augen trocken.
„Ja klar, komm doch vorbei.“ Ihre Mundwinkel heben sich
„Natürlich mag ich Blumen.“ Ein Lächeln leuchtet auf ihrem Gesicht.
„Bis gleich.“ haucht Elvira und legt behutsam auf.
„Peter.“ sanft streichen ihre Finger über den Hörer.
Sie hat es immer gewusst, Peter ist ein ganz besonderer Mann, schwer zu durchschauen. Sinnend steht Elvira neben dem Telefon. Sie fühlt das Kribbeln langsam aus ihrem Unterleib über die Magengrube in den Kopf steigen, zart summen die Synapsen, senden diese Energieflut, die ihren Körper füllt. Schwebend bewegt sie sich zum Spiegel, bürstet ihr glänzendes Haar, lächelt sich zu mit roten Lippen, rosigen Wangen, weiten Pupillen.
Es klingelt.
„Dieses Mal...“, flüstert Elvira und tanzt zur Tür.

 

Ich hab jetzt echt lang herauszufinden versucht, Damaris, ob sich hinter der augenscheinlichen Geschichte eine ganz andere Geschichte verbirgt, die offensichtliche also nur als so eine Art Gleichnis für was auch immer steht.
Aber ehrlich gesagt, ist mir das nicht gelungen. Sollte sich da tatsächlich eine quasi sub- bzw. metatextorale Ebene drin verstecken, so blieb sie mir verborgen. Soll das eine Satire sein? Eine Parodie auf was auch immer? Oder ist es einfach ein persönlicher Damaris-Schreibspaß?
Hm.

Das Paar umklammerte einander.
Ich kann dir nicht exakt erläutern, warum nicht, aber rein gefühlsmäßig kann man das so nicht schreiben.
Das Paar besteht zwar aus zwei Personen, aber grammatikalisch gesehen ist es nun mal Singular, und genauso wenig, wie eine einzelne Hand klatschen kann, kann sich ein Paar umklammern. Das können nur die Teile, aus denen das Paar besteht … ach verdammt, ich glaub, es ist einfach zu spät, um über so was nachzudenken.

orgastisch
Da allerdings brauch ich nicht lange nachzudenken. Ich vermute jetzt einfach mal, dass du orgiastisch meinst.

Ehrlich, ich habe schon eindrucksvollere Texte von dir gelesen.

Gute Nacht, Damaris.

offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Damaris,

mit Deinem neuen Text komme ich nicht klar; ganz und gar nicht.
Grademal zwölf dürre Zeilen, völlig ohne Substanz – da muss ich wohl keine versteckte Botschaft vermuten? Geschätzte Schreibdauer: eine Viertelstunde.
Damaris, wenn Du etwas veröffentlichst, dann sollte das dem Leser etwas geben. Das kann alles Mögliche sein, die tags helfen beim Sortieren. Aber warum Du so einen armseligen Text einstellst, kann ich mir nicht denken. Was erwartest Du?

Bei Deiner KG `Guten Morgen Deutschland’ schrieb ich Dir:

... der Autor jedoch keine rechte Lust verspürt, dem Text Inhalt und Tiefe zu geben.
Dazu müsste er viel Zeit aufwenden und – statt lustig einen lockeren Text herunterzuschreiben – etwas Sorgfalt in seine KG einbringen.

Das muss ich Dir heute wieder sagen.
Auf die Schnelle wird das nix. Und wenn der Knüller der Umschwung sein soll:

Dann kippte die Stimmung.

... dann Gute Nacht, Kurzgeschichte!

Schau mal selbst:

Die Stimmung war erfüllend.

Das passt nicht. Die beiden treffen sich das erste Mal – und wenn ich mich recht entsinne, dann knistert’s da und prickelt wie verrückt. ‚Erfüllend’ ist einschläfernd.
Das richtige, exakte Wort zu finden, ist leider etwas aufwendiger als das erstbeste zu nehmen.
Und so reihst Du Lappalie an Lappalie in Deinem Minitext aneinander, dass es mich schmerzt:

Hand in Hand wandelten sie durch den Park.
Das ist an Originalität nicht zu überbieten, wirklich nicht.
Nächster Satz:
Sie hing an seinen Augen, er geleitete sie sicher.
Das kenne ich aus den Groschenromanen weiblicher Familienmitglieder (vor hundert Jahren).
Zu unguter Letzt (ich muss einem jeden der kreativen Sätze eine Extrazeile gönnen):

Sie bettete ihr Köpfchen auf seine starke Schulter.
Humor oder Satire? Und wie das mit der Anatomie funktionieren soll, ist mir ein Rätsel.

Ein Schluchzen ließ sie erbeben.
Annette Droste-Hülshoff lässt grüßen!

Er hielt sie fest, küsste sanft ihr Haupt.
So, so – aufs Haupt:hmm:.
Doch es kommt noch wilder, orgiastischer – schließlich nennst Du Deine Story „RAUSCH“! Aber hallo! Man lese und staune:
Ein Körper, eine Seele, ein Geist. Nie mehr wollten sie voneinander lassen. Endlos versicherten sie sich ihrer wahren Gefühle, versprachen einander ewige Treue, beschworen diese unendliche Liebe.
Liebe Damaris, dass mir hier die Schlagwörter Kitsch und Klischee einfallen, kannst Du mir nicht verdenken; für meinen Geschmack liest sich das ganz furchtbar.

Mit Deinen Lesern solltest Du in Zukunft etwas sorgsamer umgehen. Wäre doch schön, wenn sie Dir die Treue hielten.

José

 

Lieber offshore, lieber Jose',
danke für eure Kritik. Tut mir leid, wenn ich euch verärgert oder enttäuscht habe. Mir hat das Schreiben viel Spaß gemacht und vielleicht kommt dieser ja bei einem Leser an.
Die Idee dahinter ist die Liebe als Droge, wie sie uns in so vielen Liedern, Geschichten und Filmen präsentiert wird. Und was passiert, wenn sich Beide auf diesen Rausch einlassen? Ich denke, wie bei jedem Betäubungsmittel, folgt der Kater und die Ernüchterung.
So habe ich den Karren lachend mit Vollgas an die Wand gefahren und konnte der Versuchung nicht widerstehen, das zu posten.

Bei der ersten Stimmungsbeschreibung passt für mich "erfüllend", da sie beide durch vorherigen Schriftkontakt etc. eine Erwartungshaltung aufgebaut haben, die sich erfüllt hat.

Orgiastisch kommt von Orgie, Orgastisch von dem Höhepunkt und passt für mich besser.

Mit der Umklammerung gebe ich dir Recht, lieber offshore, hab es geändert.

Sorry, lG Damaris

 

Hallo,

dieses Extra-Minimalistische funktioniert glaube ich nur dann, wenn du ein gutes Detail hast. Du hast immer wieder Wegweiser im Text, die Stimmung ist so und so, orgiastisch, das klingt für mich wie Caligula, wie ein Softporn. Das ist okay, aber du müsstest es zeigen, nicht nur behaupten.

Ein Text kann kurz und sehr kurz sein, aber dann muss da ein Kern sein, der über diese Kürze hinauszeigt, etwas beweist. Und das ist hier leider nicht der Fall, wie ich finde.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Jimmy,
vielen Dank für deine Kritik, ich denke darüber nach.
LG Damaris

 

Hallo,

klingt wie ein experimenteller Kurzfilm. Den hab ich so richtig vorm Auge. Und irgendwie mit so'nem "Aua!" hinterhergejault, von mir. Nicht weil es so eine beschissene Szene ist, sondern weil mir der Ausgang nicht schmeckt. Der kommt so harsch und brutal rüber.

Na ja, ich bin eigentlich eine große Freundin des blanken Erzählens, aber hierbei fehlt mir doch tatsächlich auch ein wenig die etwas ausführlichere Anwendung des "Show"-Prinzips.

LG

 

Hallo Alltagsschleife,
interessanter Name und interessante Kritik. Vielen Dank, ich lass die Story erstmal trotzdem so stehen.
LG Damaris

 

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