Was ist neu

Raus -

Mitglied
Beitritt
13.09.2007
Beiträge
302
Zuletzt bearbeitet:

Raus -

Raus wollte, musste ich, aber wie? Das Warum war klar. Wer kann schon leben, eingemauert, gerade genug Luft, um nicht zu ersticken, daran kann man sich nicht gewöhnen. Gewöhnt hatte sich der Schlund an das Einerlei, die Ohren an die Kakophonie, die Nase an das Furzen der Analen. Einzig die Augen trotzten - es war doch nicht alles grau! Gelber Hammer-Zirkel-Ährenkranz, zielscheibengleich, auf schwarz-rot-gelbem Grund. Rote Banner, Mainelken, Pioniertücher - auch blaue. Nicht Braun-, sondern Blauhemden.
Ich wollte raus. Aber wie? Schließlich war man sicher verwahrt eingemauert. Deshalb die Selbstschussanlagen innen und Stacheldraht drum herum. Der Antifaschistische Schutzwall schützte vor Sabotage, Drogen und Aids, so predigten es unsere Lehrer. Die armen Menschen da drüben, sagten unsere Lehrer.
Wirkten Onkel und Tante aus Hessen deshalb fröhlich, wenn sie uns besuchten, weil sie dem verfaulenden Kapitalismus, wie es unsere Lehrer ausdrückten, für kurze Zeit entronnen waren?
Wir jedenfalls berauschten uns während der Westbesuche an den kapitalen Früchten des Staatsfeindes. Beschwipst vor Glück federten wir in Onkels silbern funkelnden Straßenkreuzer über schlaglochsatte Wege, von exotischen, so gar nicht fauligen, Duftwolken umwogen, die unseren westdeutschen Verwandten stetig entströmten.
Sie haben uns bunte Magazine hereingeschmuggelt: Schöner Wohnen, Bild der Frau, sogar die Bravo. Sie schenkten uns ihre abgelegten Kleider, Saft im Tetrapack, Schokolade, Kaffee, Kaugummis und Coca Cola. Sie zeigten uns farbenprächtige Bilder von Fantasia, wir ihnen unsere Schwarz-Weiß-Fotos.
Das waren die Glanzpunkte unseres Lebens, für die nicht nur ich, ohne mit einer Wimper zu zucken, sämtliche Weihnachten eingetauscht hätte. An einen dieser Besuche kann ich mich noch genau erinnern.
Meine ersten Sommerferien: Onkel und Tante waren ganze zwei Wochen bei uns zu Gast. Die Tage, einer toller als der andere, sind nur so geflogen. Schon mussten die beiden wieder fort.
Fort aus unserem schönen Land, deshalb weinten sie, antwortete ich später dem Staatsbürgerkundelehrer meiner großen Schwester.
Wir alle weinten und umarmten uns, doch das erzählte ich ihm besser nicht, auch nicht, dass ich gehofft hatte, sie würden mich mitnehmen, nur mal so kurz zum Gegenbesuchen, anstelle des Ferienlagers.
Wimmernd schiebe ich mir das letzte Milky Way in den Mund, schaue bettelnd mit nassen Augen zu meiner Tante auf, umarme sie schluchzend, dabei passiert es – Westschokoladenspucke und Rotz auf den reinweißen Rüschen der Seidenbluse meiner Tante. Angeekelt schaut sie auf ihre ehemals makellose Bluse, dann auf mich und lächelt schief. Ich starre sie an, wünsche, sie wäre schon im Westen, um ihre Bluse geschwind mit dem starken Freund gegen Flecken, den seine Waschkraft so ergiebig macht, tausendmal sauber zu waschen, damit sie mir nicht mehr böse sein muss und mit dem Onkel nächstes Jahr wiederkommen kann.
Natürlich besuchten sie uns weiterhin jedes Jahr, bis die Mauer fiel. Endlich konnte ich mir mein eigenes Bild vom Westen machen. Zwar entzauberte sich das Fantasia meiner Sehnsüchte, doch um nichts in der Welt würde ich die Freiheit, die sich noch nach knapp 30 Jahren prickelnd neu anfühlt, gegen das Gefängnis tauschen, das sich DDR nannte.

 

Hi Damaris!

Nanu, eine Reminiszenz an die DDR - sowas ist mittlerweile in der ersten (oder schon zweiten?) Mauerfall-Generation ja kein alltäglicher Lesestoff mehr.

[...]die Nase an das Furzen der Annalen
"Annalen" können furzen? Ist das ein Wortspiel oder was soll mir diese Formulierung sagen?

Anyway - ich tue mich ein bisschen schwer damit, denn Sinn dieser kleinen Szene zu erfassen. Ist das ein ironischer Seitenhieb auf die Vorstellung, dass im Westen alles besser war? Oder willst du damit andeuten, dass es in der DDR trotz allem doch nicht so schlecht gewesen ist? Die "Wessis" weinen, weil sie wegfahren. Die "Ossis" weinen, weil sie nicht mitfahren dürfen? Westprodukte und Ost-Propaganda. Die Gefängnisatmosphäre eines totalitären Polizeistaates im Gegensatz zur zügellosen Dekadenz des Kapitalismus?

Nun ja - du wirst dir dabei ja was gedacht haben. Mir war es nicht verständlich, aber trotzdem ist dieser kurze Text in jedem Fall eine interessante Lektüre gewesen.

Viel Grüße vom EISENMANN

 

Ähm ... gleiche Story nur mit anderem Titel? Und dann direkt hintereinander gepostet - ist das hier so ne Art Gag?

 

Hallo Damaris,

Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will Jean Jaques Rousseau

Ab dem Absatz: "Die armen Menschen da drüben ..." gefällt mir der Text. Hier wird die Realität aus Sicht eines Kindes verdreht dargestellt und die Auseinandersetzung mit der Geschichte auf die private Ebene verlagert. Der Widerspruch zwischen dem Empfinden des eigenen Lebensraums als beste aller Welten und den Verlockungen des Phantasialandes wird kunstvoll umschrieben. Die Reduzierung idealistischer Wünsche auf die Erfüllung kindlicher Konsumwünsche entspricht den historischen Vorgängen und wird leider viel zu selten thematisiert.

Den vorhergehenden Teil empfinde ich als Häufung von Klischeevorstellungen, die eher der lückenhaften, westdeutschen Propaganda jener Zeit entspricht, als den Erfahrungen der Einheimischen.

Der Schreibstil entspricht meinem Literaturgeschmack.

Grüße
Kellerkind

 

O, ich dachte, ich hätte die KG "Rein" gelöscht und durch diese hier: "Raus" ersetzt (wegen dem Fehler in dem Titel). Mist, an wen muss ich mich wenden, damit "Rein" rausfliegt und "Raus" drin bleibt?

LG Damaris

Danke für eure Kritik, später mehr dazu.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Damaris,

Geschichten löschen können nur Moderatoren.

Erledigt :-)

Beste Grüße,
GoMusic

Edit: Es wäre schön, wenn du noch ein oder mehrere Stichworte hinzufügst. Danke.
Ganz unten rechts gibt es dafür einen Button ...

 

Hej Damaris,

ich setze jetzt einfach mal voraus, dass das kleine Wortspiel zufällig ist (

Mist, an wen muss ich mich wenden, damit "Rein" rausfliegt und "Raus" drin bleibt?
) und ich deinen Text ernstnehmen kann. ;)

Dieses Resumee eines Lebens in der DDR ist ideen- sowie bildreich, aber eine Geschichte ist es nicht, nicht wahr? Dennoch habe ich es gerne aufgenommen.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Geschichten löschen können nur Moderatoren.
Erledigt :-)

Ach, du warst das. Ich war nämlich auch gerade mittendrin, und plötzlich war der Text schon weg. :confused:

Wenigstens konnte ich vorher noch den Komm vom Eisenmann aus dem anderen Thread hier rüber schieben. :teach:

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Damaris,

gestern habe ich einem neuen Mitglied versucht zu sagen, dass wir hier in einem Kurzgeschichten-Forum sind und natürlich am liebsten auch Kurzgeschichten vorgesetzt bekämen. Daneben gibt es die Möglichkeit, unsere Texte in einem Blog oder unter ‚Experimente’ einzustellen. Mir scheint, auch dein Text würde dort besser hinpassen. Denn eine Geschichte lieferst du uns ja nicht, eher eine plakative Betrachtung unserer jüngeren Geschichte.

Dabei fällt es mir sehr schwer, deinen Text neutral zu bewerten. Du selber bist als Autor ja auch nicht neutral. Auf der einen Seite skizzierst du die ehemalige DDR als einen Ort, in dem man

eingemauert (ist) in einem dunklen Loch. Gerade genug Luft, um nicht zu ersticken, daran kann man sich nicht gewöhnen. Gewöhnt hat sich der Schlund an den Einheitsfraß, die Ohren an die Kakophonie, die Nase an das Furzen der Annalen.
Auf der anderen Seite wird die BRD zum Hort des Kapitalismus:

Wir auch, wenn wir mit ihnen in ihrem funkelnden Straßenkreuzer über schlaglochsatte Wege federn, von Duftwolken umwogen, die ihnen stetig entströmen. Sie haben uns bunte Magazine hereingeschmuggelt: Schöner Wohnen, Bild der Frau und die Bravo. Sie schenken uns ihre abgelegten Kleider, Saft im Tetrapack, Schokolade, Kaffee, Kaugummis und Coca Cola. Sie zeigen uns farbige Bilder aus Phantasia.

Sechsundzwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung kommt mir dein Text antiquiert und irgendwie überholt und unwichtig vor. Was willst du mit ihm sagen, was soll ich für mich heute daraus mitnehmen? Die DDR ein stickiges Loch, die BRD das Glanzbildland des Kapitalismus? So kann man das natürlich sehen, aber es ist eine ausrisshafte und bewertende Betrachtungsweise, die in ihrer Oberflächlichkeit völlig im Klischee bleibt.
Man kann das so machen, aber mir bringt das leider überhaupt nichts. Was ist die Intention deines Textes? Was willst du mir im Jahr 2017 damit sagen? Er gehört in die beschriebene Zeit hinein, stellt das subjektive Empfinden eines Menschen in dieser Zeit dar. Aber nach drei Jahrzehnten Aufarbeitung gesellschaftlicher Unterschiede, unterschiedlicher Lebenswege und nach der Erkenntnis, dass sich manche Menschen sogar in diese Zeit zurücksehnen, nach all diesem, ist das für mich ein völlig anachronistischer Text, der mir leider nicht viel sagt in seiner subjektiv-pauschalen Betrachtungsweise.
Dein Text möchte betroffen machen, aber wen eigentlich?

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hej Damaris,

ich setze jetzt einfach mal voraus, dass das kleine Wortspiel zufällig ist (

Mist, an wen muss ich mich wenden, damit "Rein" rausfliegt und "Raus" drin bleibt?
) und ich deinen Text ernstnehmen kann. ;)
:lol: Aber ob zufällig oder nicht, schmunzeln lässts.

Auch ich finde leider, dass das mehr eine Glosse ist, weniger eine Geschichte. Handlung gibt es im dritten Absatz, aber sie trägt nicht. Wäre nur dieser eine Absatz der ganze Text, könnte ich mir vorstellen, dass ich hiermit ein Kleinod gelesen hätte.

Denn, dass Sie mich nun noch nach drüben mitnimmt, das kann ich vergessen.
  • kein Komma nach "Denn" und "Sie" klein >> Denn dass sie

Was soll der Bindestrich im Titel?

 
Zuletzt bearbeitet:

Damaris? Wie oder was Damaris?
Ach ja, die mit dem ‚Das Blaue vom Himmel’!
Feine Geschichte – der offshore fand’s gut, die@Novak ebenfalls (ich natürlich auch – damals:D).
Freut mich sehr, dass Du im neuen Jahr wieder mit von der Partie bist!

Na, erst mal Hola – oder ‚Seid bereit – immer bereit!’ mit steiler Hand aufm Scheitel.

Was kann ich sagen zu Deiner neuen KG?
Vielleicht, dass sich schon nach den ersten Sätzen meine entspannten Glieder verkrampfen – Gicht und Rheuma flackern wieder auf:
Diese armseligen Zeilen sind weder Kurzgeschichte noch überhaupt ein Text!
Da wählt eine sich klug dünkende junge Frau ein Thema, von dem sie nicht den geringsten Schimmer hat.
Wir haben immer mal wieder eine Story mit diesen Ergriffenheits- & Empathiethemen – einiges gelingt, einiges geht daneben. Logisch. Aber:
Damaris, ich habe bislang drei Deiner Geschichten kommentiert. Der „Rausch“ wurde nicht nur von mir verrissen, doch die beiden anderen waren prima.
Und jetzt haust Du diesen Unfug raus!? In Nullkommanix geschrieben, nicht überarbeitet, schlichtweg grauenhaft (meine Privatmeinung).

Bis zu meiner Flucht 1965 hatte ich einen riesengroßen Koffer an Minderwertigkeitsgefühlen angesammelt, aber auch an Sehnsüchten. Ich kenne dieses miese Second-Class-Gefühl, höre immer noch die verbotene Musik – auch die Sprüche derer, die damals schon reisen konnten /durften.

Was ich sagen will und muss: Egal, worüber Du in Zukunft schreibst – mach Dich vorher schlau, versetze Dich in die Leute, denke und denke.

Dein hier vorliegender Text ist ein einziger Skandal.
Du musst, wenn Du im Forum einen ehrenwerten Platz innehaben möchtest, mehr Fleiß / Zeit / Aufwand, einbringen.
Diese dürftigen Zeilen über ein Dir unbekanntes Thema verärgern mich, und ich habe keine Ahnung, welcher Teufel Dich geritten hat, dieses Ärgernis hier einzustellen.

Weil ich davon ausgehe, dass es ein einmaliger Flop war, grüße ich Dich dennoch herzlich und hoffe, dass ich mich trotz der Nettitesse-Verpflichtung deutlich genug, aber auch liebenswürdig genug ausgedrückt habe.

José

 

Hallo Eisenmann, Kellerkind, GoMusic, Kanji, The Incredible Holg, barnhelm, floritiv und josefelipe,

erstmal vielen Dank für eure Kritik und/ bzw. eure hilfreiche Korrektur meines Rein-/Raus-Missgeschicks.

Ich halte dieses kurze Teil für eine Geschichte. Habe Wikepedia dazu befragt:

Die Kurzgeschichte (eine Lehnübersetzung des englischen Begriffs short story) ist eine moderne literarische Form der Prosa, deren Hauptmerkmal in ihrer Kürze liegt. Dies wird oft durch eine starke Komprimierung des Inhaltes erreicht.

Die KG entsprang wiedermal einer Hausaufgabe meiner Autorengruppe. Inspiration lieferte ein Gemälde: ein Junge, der aus seinem Bilderrahmen flieht.
Mir fiel dazu allerhand ein, aber während des Schreibens wurde es dann ein kleiner Rückblick auf meine Vergangenheit.
Ja, lieber José, ich bin in Sachsen, Erzgebirge, Annaberg-Buchholz geboren, 1966. Da warst du schon frei. Respekt und ich wollte dich (Niemanden) verärgern. Ich habe andere Erinnerungen als du, denn ich lebte in der DDR erst, nachdem du sie verlassen hast. Keine Frage, es steht mir zu, darüber zu schreiben!

Ich bin in einer aktiv-christlichen Familie aufgewachsen, habe daher zahlreiche Schikanen erlebt. Obwohl ich, besonders nach einem Ungarnurlaub, extrem unzufrieden war, auch wegen der Tristesse, hauptsächlich wegen der Unfreiheit, bin ich nicht geflohen. Ich wollte weder mein Leben riskieren, noch meiner Familie Kummer bereiten bzw. sie nie wiedersehen. Also habe ich mich clever ironisch durchlaviert, so dachte ich. Aus meiner Akte habe ich dann erfahren, dass ich als den Staat gefährdender Bürger registriert war. Denn die haben meine Ironie als solche erkannt, leider. Ihr sie wohl eher nicht, schade.

Daran muss ich arbeiten. Ein bisschen habe ich schon gefeilt, ich hoffe, zum Positiven.

Liebe Grüße und ein grandios kreatives 2017, Damaris

PS.: Meine Kritiken sind länger als meine Geschichten. Irgendwas mache ich wiedereinmal verkehrt :D

 

Liebe Damaris ,

mit etwas Verspätung mag ich auch ein paar Zeilen zu Deiner Geschichte schreiben. Ich finde das Thema nicht antiquiert oder unzeitgemäß. Ganz im Gegenteil. Die DDR war ein politisches Experiment, vielleicht sogar von den Initiatoren "gut" gemeint (das vermag ich nicht zu beurteilen), hat aber sich zu etwas entwickelt, das zum Inbegriff der Unfreiheit und Trennung geworden ist. Nachdem auch zwischen Nord- und Südkorea eine nicht zu überwindende Grenze läuft und anderorts man über das Bauen von Mauern nachdenkt, hat das Thema meine ich - nach wie vor - Aktualität.

Nichts desto trotz, konnte mich Deine Geschichte nicht vollständig überzeugen. Deine lautmalerische Sprache mag ich. Deshalb habe ich auch kein Problem mit dem "Furzen der Annalen". Ich hatte aber ein Problem, mich richtig zu verorten. Das ist gerade bei der Kürze der Geschichte schade.

ich wollte, ich musste – aber wie? Das Warum war klar.

Mir nicht. Was will die Erzählerin damit zum Ausdruck bringen? Das verwirrt mich eher und erst hier

Gelber Hammer-Zirkel-Ährenkranz,

habe ich verstanden, dass ich mich mit der Erzählerin in der DDR befinde.

Nicht Braun-, sondern Blauhemden.

Diese Anspielung gefällt mir übrigens sehr gut.

Die armen Menschen da drüben.

Der Satz fällt heraus. Warum sind die Menschen drüben nun arm? Oder sind die Verwandten damit gemeint, die unter der Trennung leiden? Oder ist die Erzählerin sich doch unsicher, ob die staatliche Doktrin nun oder die Verwandten die alternativen Fakten erzählen, wie es nun so schön heißt?

Denn dass sie mich nun noch nach drüben mitnimmt, das kann ich vergessen.

Wegen eines Schokoladenflecks? Das Ende überzeugt mich nicht ganz. Vielleicht solltest Du hier in der bildlichen Sprache bleiben.

Schlussendlich ein kurzer Text, der ein schweres Thema aufgreift. Ich denke, Du hättest das Talent den Text kurz zu belassen, aber doch die Szenerie etwas pointierter und schlüssiger darzustellen.

Einen lieben Gruß
Mädy

 
Zuletzt bearbeitet:

Recht hastu,

liebe Damaris,

einzig die „Kürze“ der Geschichte ist in der Gattung Kurzgeschichte allgemein anerkannt, alles andere ist Beiwerk. Und das in diesem kleinen Schnappschuss nicht nur wenig, sondern mehr als genug geschieht, kann man wohls sagen. Und wenn man dann noch weiß, dass "Geschichte" die Substantivierung eines Partizips des Verbes "geschehen" ist sind alle Bedingungen erfüllt, die es für eine Kurzgeschichte geben kann.

Riesig gefiele mir aber das Rein-Raus-Spiel (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Geschehen in Burgess / Kubricks „Uhrwerk Orange“).

Der Titel hätte insofern Bestand, als der kleine Friedel in der Wiege der Ruhrindustrie bis 1967 beim Bund Deutscher Pfadfinder wie ein Blauhemd gekleidet war. Die Finanzierung des BDP war ihm kein Geheimnis.

Und ist es nicht so, dass wir seit den Namen Hoyerswerda (1991) und Lichtenhagen (1992) usw. die Diagnose für die neue Rechte, die ja eigentlich immer noch die alte ist, stellen können:
Mauern wir halt wieder!

Und sind nicht die Straßen und ist nicht der Wohnungsbau infolge des neoliberalen Sparfimmels Nostalgie pur auf Konkurrenzzeiten zweier Systeme der Ausbeutung – hie marktwirtschaftlich und privat organisiert und da planwirtschaftlich, verstaatlicht.

Ich finds gelungen und aktueller, als man glauben mag!

und weil ich in unserm zehnten Jahr zum ersten Mal Deine gute Stube betret:

Herzlich willkommen hierorts!,

dafür kann es nie zu spät sein-

Tschüss

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Mädy,
vielen Dank für deine Kritik, ich werde sie gründlich überdenken.

Oder ist die Erzählerin sich doch unsicher, ob die staatliche Doktrin nun oder die Verwandten die alternativen Fakten erzählen, wie es nun so schön heißt?
Das ist es, die Erzählerin hängt mit dem Wechsel zur Gegenwart ihren Kindheitserinnerungen nach. Ich war im ständigen Zwiespalt, was ich glauben sollte. Die Doktrin wirkte sehr überzeugend und die Eltern versuchten uns nicht mit der Wahrheit zu belasten. Das wäre für alle sehr gefährlich gewesen.
Natürlich habe ich gecheckt, dass sie "dagegen" waren. Trotz der Schikanen war (bin) ich stolz darauf und würde nichts anders machen.
Ich erinnere mich noch gut an eine Episode: Ich ging nach der Schule zu meiner Oma und wollte das in Geschichte Gelernte mit ihrem Erlebten würzen.
"Na Oma, das war schön, als die Russen kamen und euch den Gulasch aus ihren Kanonen zum Essen ausgeteilt haben, was!"
Sie lächelte ihr spitzomaisches Lächeln und erwiderte: "Ja, das war schön, als die Russen kamen und die Frauen vergewaltigt haben."
Ich war geschockt. Natürlich glaubte ich ihr. Aber das durfte Niemand außerhalb der Familie wissen.

Ja, es rumort noch in mir, vielleicht sollte ich dieses Feld nochmal beackern.
Lieben Gruß Damaris

 

Lieber Friedel,

dann wird es Zeit für einen Besuch von mir bei dir!
Eine reizende Kritik, nicht nur wegen des Lobes ;), auch wegen deines Sprachwitzes.

Vielen Dank und lieben Gruß Damaris

PS: Fühl dich wie zu Hause...

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom