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Raubtiere

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11.04.2020
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Raubtiere

Er drückt seinen Mund auf ihren blutrot geschminkten. Dieser schneidet sich zu einer genüßlichen Fratze, sie beißt wie eine giftige Schlange ihre willige Beute auf seine Lippen, umklammert ihn mit ihren Augen. Dann schmeißt sie grob ihn auf die weichen Polster, leckt sich den hungrigen Mund.
Wie Raubtiere fallen sie übereinander her.

Meine Kreischen, von dem ich gar nicht gemerkt hatte, wie es mir aus dem Mund entflieht ist das Kreischen eines kleinen Kindes, daem man sein rechtmäßiges Spielzeug stiehlt.

Stille. Beide durchstechen mich mit ihren Blicken. Nach ein paar ewigen Ewigkeiten, löst sich die Starre von ihm, er rennt zu mir.
„Becky...“, fängt er an, doch dann bricht er ab, denn welche Erklärung hat man schon dafür parat, dass man seine Freundin, mit den man erst gestern den 6.Jahrestag gefeiert hat mit irgendeiner dahergelaufenen Nutte betrügt?


„Hör auf, mich so zu nennen“, zische ich gedrückt und das ist das einzige, was ich noch hervorbringen kann, bevor sich meine Kehle komplett zuschnürt und ich spüre, wie mir warme Tränen übers Gesicht laufen. Früher habe ich Tränen geliebt, denke ich verbittert, sie waren ein Zeichen dafür, dass ich zu meinen eigenen Gefühlen, wie dumm auch immer sie sein mochten, stehen konnte, doch nun gerade möchte ich sie am liebsten in alle Ewigkeit verbannen.


Ich schließe meine Augen.

„Hör mir zu“, fleht er bittend. Als ich die Augen öffne, sehe ich, dass er sich vor mir niedergekniet hat.

Als würde er mir einen Heiratsantrag machen. Aber er macht keine Anstalten weiterzureden.


Lächerlich! So verdammt lächerlich!

Ich stelle mir vor, wie ich ihm „Nein!“ ins Gesicht schreie. Aber das kann ich nicht mehr, denn meine Stimme würde jetzt schon bei dem leistesen Laut brechen und diese kleine Demütigung kann ich mir jetzt sparen. Seine achso-unschuldigen haselnussbraunen Augen starren mich an.
Die Augen, in die mich verliebt habe. Diese Augen...

Auf dem Absatz mache ich kehrt, reiße mich von ihnen los und fange an zu rennen.


Hinaus aus dieser beschissenen Wohnung! Hinaus in die Freiheit!

 

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