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Rat mal, wer geklingelt hat

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09.09.2015
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Rat mal, wer geklingelt hat

Wie in Zeitlupe sehe ich Rüdigers Tasse kippen. Der heiße Kaffee ergießt sich über den Tisch, seine Oberschenkel und tröpfelt dann aufs Parkett. Rüdiger springt auf. "Herrgott noch mal!"
"Der kann dir jetzt auch nicht helfen", sage ich ruhig. Nein, ich werde mich heute ganz bestimmt nicht aufregen. Es ist mein Geburtstag und ich habe mir vorgenommen, diesen Tag mit allen Sinnen zu genießen. Das Wetter verwöhnt uns mit frühlingshaften Temperaturen und Sonne pur. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen so milden ersten November erlebt zu haben.

Wie aus dem Boden gewachsen steht Tante Elli im Raum. Kein Klingeln, kein Klopfen, nicht mal ein Räuspern als Vorwarnung. Sie bewohnt die obere Etage unseres Zweifamilienhauses. Leider hat sie auch noch mit ihren fünfundachtzig Jahren die Angewohnheit, immer im falschen Moment zu erscheinen. Eine Störung, die meinen Mann ganz und gar ärgerlich stimmt, immerhin liebt er es, sein Frühstück in Ruhe zu zelebrieren. Aber sicher kommt sie nur zum Gratulieren.
Mit einem grimmigen Brummen erwidert Rüdiger ihren Morgengruß, dann straft er sie mit Missachtung und verschwindet in der Küche unter dem Vorwand, einen Lappen holen zu wollen. Natürlich bin ich mir im Klaren: Für Ellis Erscheinen wird es nie diesen besagten günstigen Moment geben. Tante Elli, der persönliche Dorn im Auge von Rüdiger. Seit ich mich erinnern kann, gibt es zwischen den beiden Spannungen. Auf meine beharrlichen Fragen nach den Gründen hatte mir Rüdiger unlängst etwas widerwillig erklärt: "Schon immer wusste sie alles besser. Nur ihre Meinung zählt."
Nachdem mir Elli Ähnliches über Rüdiger anvertraut hatte, begriff ich endlich: Das Familiengeheimnis - eine Erbkrankheit. Keine Heilungschancen.
„Setz' dich doch, Elli!“, fordere ich sie auf. Die Rolle der freundlichen Moderatorin ist mir wie auf den Leib geschneidert.
Das kommt gar nicht in Frage, sie braucht Raum für ihren Auftritt. Gerne unterlegt sie ihre Bericht-
erstattung mit Arm- und Beinbewegungen. „Ich bin ja so aufgeregt. Ich hab' die ganze Nacht kein Auge zugemacht.“
Ich warte ab. Diese permanente Schlaflosigkeit ist mir bekannt.
Elli nun lauter: „Habt ihr denn gestern Abend das stürmische Klingeln nicht gehört?“
„Nö, ich hab' nichts mitgekriegt“, mümmele ich mit vollem Mund. Es bleibt mein Geheimnis, dass wir wieder mal vor dem Fernseher abgenockt waren.
„Erst hab' ich die Sprechanlage betätigt, dann bin ich halt die vielen Stufen runter bis zur Haustür und habe geöffnet.“
Mein Gatte erscheint im Türrahmen und ruft – für meinen Geschmack – eine Spur zu laut: „Bist du denn von allen guten Geistern verlassen, mitten in der Nacht die Tür zu öffnen?“
„Ich dachte doch, in der Nachbarschaft ist ein Notfall, weil es so schlimm Sturm geklingelt hat“, begründet sie ihr nächtliches Intermezzo.
„Der einzige Notfall bist du“, sagt er tonlos und schüttelt ungläubig den Kopf.
Ich werfe ihm einen strafenden Blick zu, der ihn ermahnen soll, das Alter und Tante Elli zu achten und seine Emotionen besser zu kontrollieren. Mich dürstet nach Aufklärung. „Wer hat denn nun draußen gestanden?“
„Na, drei Kerle, die waren sogar maskiert.“
Bei allem Respekt vor Tantchens Wahrnehmungssinn, aber seit Jahren ist sie ohne Lupe blind wie ein Maulwurf. „Maskiert?“, wiederhole ich ungläubig. „Und was wollten sie von dir?“
„Na, Geld und eine Schlafgelegenheit für einen von ihnen, verlangte der Rädelsführer.“
Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Sollten in unserem verschlafenen Dörfchen Kriminelle ihr Unwesen treiben? Unvorstellbar. Tante Elli musste unter Halluzinationen leiden. „Und was hast du dann getan?“
Sie wedelt aufgeregt mit den Armen. „Husch, husch, verschwindet! So hab' ich sie verscheucht und schnell die Tür hinter ihnen geschlossen.“ Sie ist stolz auf ihre Bauernschläue. Aber mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, was ich von dieser Räuberpistole halten soll.
Rüdiger geht es wohl nicht anders. „Du erlebst aber wilde Abenteuer“, spottet er über seine Kaffeetasse hinweg.
Ich werfe ein: „Stell dir vor, die hätten dir eine über den Schädel gezogen, die Bude leer geräumt und heute Morgen hätten wir die Bescherung gesehen!“
Tante erkennt den Vorwurf in meinen Worten, wendet sich gekränkt ab und brabbelt, schon in der Tür: „Naja, ich wollte es euch bloß mitteilen.“

Bravo! Und danke für die Geburtstagsglückwünsche! Es ist wie immer: Sie wirft uns einen Knochen hin, an dem wir uns die Zähne ausbeißen können. Wahrheit oder Erfindung, Bedrohung oder Hirngespinst? Rüdiger und ich malen uns in schillernden Farben aus, was alles hätte passieren können, weil das leichtsinnige Frauenzimmer mitten in der Nacht die Haustür geöffnet hatte. Wir reden uns die Köpfe heiß, wir kommen dennoch zu keinem Ergebnis. Ein Wort gibt das andere.
„Die alte Tappe wird entmündigt“, droht er und baut sich wie ein Feldherr vor mir auf.
Ich werfe ihm vor, zu wenig Verständnis für die Situation seiner Tante aufzubringen. „Du könntest dich ruhig ein bisschen um sie kümmern.“
Er unterstellt mir zu viel Solidarität mit seiner Feindin Elli. Dann giftet er mich an: „Zieh' du doch bei ihr ein, du …, du … Mutter Teresa der Alten und Einsamen!“ Der Hieb sitzt.
Ehe wir uns versehen, stecken wir in einem Ehestreit, der nur durch räumlichen Abstand geschlichtet werden kann. Ich fühle mich missverstanden und will nur noch meine Ruhe. Ein Herbstspaziergang ist die Rettung. Die Sonne soll mich wärmen und der Wind meinen Kopf frei pusten.
„Ich lass' mich scheiden, du Neandertaler“, brülle ich durchs Treppenhaus, bevor ich die Haustür zuknalle.

Rüdiger und ich sitzen beim Abendessen. Wir schweigen. Nicht nur, weil man mit vollem Mund nicht sprechen sollte. Wir vermeiden Blickkontakt. Verdis Gefangenenchor singt diskret im Hintergrund.
Da steht Tante Elli vor uns. Rüdiger springt vom Stuhl hoch. Geschwind ergreife ich seinen Arm und halte ihn fest, weil ich befürchte, er wolle Elli den faltigen Hals umdrehen. Ein Todesfall am Geburtstag hätte mir noch gefehlt.
Wie stets bringt sie wichtige Neuigkeiten zur Unzeit. „Ihr Kinder, ich weiß jetzt, wer gestern Nacht an unserer Haustür war. Sie haben es gerade im Fernsehen gebracht.“
Wild purzeln die Gedanken durch mein Hirn. Also doch keine erfundene Story von Tante, um Aufmerksamkeit zu erzwingen, sondern eine reale Bedrohung. Nicht auszudenken, an welcher Katastrophe wir vorbeigeschrammt sind. Hat die Polizei die Gangster nun endlich gefasst. Wie tröstlich. Und die Tagesschau hat darüber berichtet.
Elli reißt mich aus meinen Überlegungen. „Es waren Hallorbien.“ Dann verlässt sie würdevoll das Zimmer. Bei der Kreation des Slogans ´in Würde altern´ hat sie offenbar Pate gestanden.
Die Spannung fällt von uns ab, wir brechen in Gelächter aus.
„Hallorbien, Hallorbien“, japst Rüdiger und hält sich den Bauch.
Dieses Spektakulum hatten wir ganz und gar aus den Augen verloren.

 

Hey peregrina,

ich nehme mal den Gesellschaftstag raus. Ich sehe den hier nicht wirklich angebracht.

Und die Formartierung ist irgendwie schräg. Braucht wirklich fast jeder Satz eine neue Zeile? Ist doch kein Gedicht, oder? Liest sich dadurch so "gestückelt" und nicht fließend ;).

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo peregrina,

erst einmal muss ich Fliege zustimmen. Bitte gehe Deine Geschichten, wenn Du sie veröffentlich hast, noch einmal durch und entferne die falschen Zeilenumbrüche. Sonst ist es eine Qual, die Geschichte in einem Stück zu lesen.

Der Knaller Deiner Geschichte war wohl kaum beabsichtigt. Ich wollte natürlich googeln, was denn Hallorbien sind - und was sagt unsere allwissende Fee: "Rat mal, wer geklingelt hat - Wortkrieger."

Also ein erfundenes Wort. Wahrscheinlich Außerirdische denke ich und dass diese Aussage nur ein weiteres Indiz für die geistige Instablitiät der Tante ist. Aber irgendwie lässt mich die Geschichte unzufrieden zurück. Die Figuren erscheinen mir nur mit groben Strichen gezeichnet. Die Spannungen zwischen den drei Personen werden zwar deutlich, aber ohne Tiefe und der Ursprung dieses Konfliktes bleibt im Dunkeln. Also mich würde so ein Problem in meinem Heim nicht ruhig dasitzen lassen. Momentan wirkt Deine Geschichte eigentlich mehr wie eine ausgewalzte Anekdote.

Liebe Grüße

Jobär

 

O ja, ich noch mal. pantoholli hat mich daran erinnert, dass ich nie richtig Englisch gelernt habe - also habe ich Hallorbien deutsch ausgesprochen. Spricht man es englisch aus, wird wohl klar, dass Halloween gemeint ist - also ist die Tante wohl doch ganz gut im Kopf.

Liebe Grüße

Jobär

 
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Hallo Fliege,

danke für die Info. Von mir aus kannst du gerne den Tag Gesellschaft entfernen, noch ist er aber da.
Habe gestern einen Versuch gestartet, die Form des Textes zu komprimieren. Jetzt müsste es passen.

Grüße peregrina

Lieber jobär,

ein herzliches Dankeschön an dich fürs Lesen der KG. Nun habe ich die Zeilenumbrüche etwas verändert, muss aber gestehen, ich habe es vorher gar nicht als Problem gesehen.

Schade, dass du unzufrieden bist, aber irgendwie verstehe ich dich auch. Durch deinen analytischen Blick konntest du den Text völlig richtig als ausgewalzte Anekdote entlarven.
Ja, die Tante ist fit im Kopf und sie beherrscht das Englische auch nicht. Deshalb spricht sie Halloween
unkorrekt aus und genau wegen dieses Sprachausrutschers lacht Rüdiger so heftig. Und von dem Halloween-Brauch hat sie auch noch nie etwas gehört.

Allerdings dachte ich, dass der Hinweis auf den ersten November zu Beginn ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl ist. Halloween ist ein Fixtermin, immer am letzten Oktober.
Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass man bei den Wortkriegern nicht "ungestraft" einen Konflikt im Text erwähnt, ohne ihn dann aufzuklären. Ich dachte, es wäre für die Handlung bedeutungslos. Wohl doch nicht. Wenn ich von mir selber als Leser ausgehe, dann wünsche ich mir auch nicht unwissend zurückgelassen zu werden. Aber ich bin ja noch Lehrling in dieser Werkstatt und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Vielleicht schnappe ich es noch, genauso wie die Kunst, lebendige, farbige Personen zu erschaffen, die die Empathie des Lesers ansprechen.

Liebe Grüße,

peregrina

 

Hola peregrina,

es geht los!

Rüdiger und ich sitzen am sonntäglichen Frühstückstisch.

Wie schön! Aber: Beim ersten Satz fehlt die Würze, weil eben dieser erste Satz der Köder ist, mit dem Du Deinen Leser ködern willst. Das weißt Du seit hundert Jahren – beherzigst es aber nicht.
Es hätte doch ein deftiger Fluch sein können, weil er sich die Schnute mit Deinem viel zu heißen Kaffee verbrannt hat, oder er kriegt trotz seiner trainierten Oberarme das Marmeladenglas nicht auf!
Auch der zweite ist bescheiden originell:

Während er das Drei-Minuten-Ei köpft und sein knuspriges Brötchen vierteilt, ...

Einen Moment später:
... metzelt brutal eine Scheibe Brie in hundert Stückchen.

Mittelalterliche Gewalt an Deinem Geburtstag. Was tut er Dir an!
Liebe peregrina, sei mir nicht bös, zum Lachen reicht es nur sehr knapp. Obwohl, dafür war’s doch gedacht; wofür sonst ist es Teil der Geschichte? Ich kann, ganz unter uns, dieser Frühstücksszene nicht viel abgewinnen.
Ich muss vorausschicken, dass hier das beste Herbstwetter seit Menschengedenken herrscht, mit all den Schönheiten, die uns zu oft vorenthalten werden – und ich deswegen nicht besserwisserisch oder gar missmutig Deinen Text studiere, sondern bester Stimmung bin.

Es bleibt mein Geheimnis, dass wir wieder nach altem Brauch vor dem Fernseher eingeschlafen waren.

Das ist amüsant formuliert, ohne Frage – nur eben auch ein bisschen altbacken.
Und die Tante Elli, der Ehemann Rüdiger:

Er spießt ein fettes Stück Blutwurst auf seine Gabel und ich sehe ihm an, er wünschte, es wäre seine Tante.

... Herbst-spaziergang ...
Herbstspaziergang oder Herbst-Spaziergang

Genug gemotzt! Jetzt kommt die Geschichte in Schwung, nach peregrina-Art wieder gut und flüssig geschrieben, fehlerfrei sowieso. Ein Lesespaß ist Dir gelungen, viele Überlegungen stecken drin – das freut mich, denn ich fände beim Thema ‚Halloween’ nicht so viele Ansatzpunkte, um davon eine anspruchsvolle Geschichte zu kredenzen.
Du hast es hinbekommen. Mir hat’s gefallen!

Schöne Grüße
van de hongaarse Duitser José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Peregrina, Deine Geschichte hat mehrere Probleme, denke ich.

Inhaltlich läuft das Ganze ja auf die Halloween-Pointe hinaus, und Pointen sind so ein Thema für sich. Ob man das mag, ist Geschmackssache, populär ist es allemal, ich glaube es gibt einige Zeitungen und Zeitschriften, die bei jeder Ausgabe so eine humorvolle Kurzgeschichte drucken. So eine Anekdote ist im Grunde ein Witz in XXL-Format.

Im Fall Deiner Geschichte kommt mir der Witz ein bisschen zu harmlos vor, und er leuchtet mir im Übrigen auch nicht ganz ein: Die Tante verwechselt die Halloween-Kinder (Süßes oder Saures) mit Kriminellen, richtig? Okay, dazu gehört schon eine Menge Phantasie, sich das vorzustellen, oder habe ich was falsch verstanden? Außerdem: Das Ehepaar liegt bereits im Tiefschlaf vor dem Fernseher, als die Halloween-Kiddies ihre Runde machen, sagen wir um acht, neun oder zehn? Auch nicht ganz überzeugend.

Tja, und dann – das wurde schon angesprochen – dieser unverständliche Konflikt zwischen Rüdiger und seiner Tante. Das wirft so viele Fragezeichen auf, das kann man nicht einfach offenlassen. Das gilt auch für den eskalierenden Ehestreit. Völlig unverständlich.

Und: Welche Rolle spielt die Tatsache, dass die Erzählerin Geburtstag hat?

Das sind alles Puzzleteile, die kein Ganzes ergeben.

Ein letzter Punkt. Du benutzt einige stehende Wendungen: frühlingshafte Temperaturen, biblisches Alter, lästige Angewohnheit, eisiges Schweigen, dramatischer Auftritt, schallendes Gelächter. Solche Phrasen sind immer eine schlechte Wahl. Sie klingen abgegriffen und schäbig.

Lass Dich von der Kritik nicht entmutigen.

Gruß Achillus

 
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„Ich dachte doch[,] in der Nachbarschaft ist ein Notfall, weil es so schlimm Sturm geklingelt hat“, begründet sie ihr nächtliches Intermezzo.

Alles schon gesagt,

liebe peregrina,

und jetzt kommt auch noch der, um Dir zu sagen, dass Du da aber aufgesetzt witzig erscheinen willst - und das am Tage nach der Reformation. Vielleicht hatte Tante Elli mal clockwork orange gelesen oder gesehen (ist ja auch schon ein betagtes Buch und der Film nur unwesentlich jünger, aber wesentlich besser als der Roman). Grund genug, es als Fingerübung anzusehen.

Hier zB

Ein ausgiebiger Spaziergang würde sich anbieten.
denn ausgerechnet hier „würde“ sogar ich den Konjunktiv weglassen , nicht weil er falsch wäre, aber weil man in diesem speziellen Falle, ob als würde-Konstruktion oder „sich anböte“, verzichten kann aufgrund des Verbs „anbieten“, das wie ein Angebot die Entscheidung für oder wider offenlässt. Ich bin von überzeugt, dass die Fassung „ein … Spaziergang bietet sich an“ Dir sogar einfacher gefallen wäre als die würde-Konstruktion ... Oder?

Dagegen wäre hier der Konj. I angesagt

Geschwind ergreife ich seinen Arm und halte ihn fest, weil ich befürchte, er will Elli den faltigen Hals umdrehen.
„er wolle Elli den ...Hals umdrehen“. Ggfs. Auch Konj. II "er wollte ..." Komme mir da keiner, man könne "wollte" hier mit dem Präteritum verwechseln!

Eine Störung, die meinen Mann gar ärgerlich stimmt,
Hier wunder ich mich übers halbgare Adverb/Partikel „gar“ zum „ärgerlich“, um so mehr, als die Gleichung dt. gar = niederl. gaar gilt (ich hab ins Profil reingeschaut, wie wohl auch J.) Ist der Gatte etwa gar gekocht? Möglich, dass der Mann an sich ein ruhender Pol ist und Du eigentlich „sogar“ einsetzen wolltest, was sogar ich wortlos hingenommen hätte ...

„Setz` dich doch, Elli“, fordere ich sie auf.
Klingt mir nach mehr als einer Aussage! Wie auch hier
Bravo. Und danke für die Geburtstagsglückwünsche.

Genug für heute vom

Friedel

 
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Hola josé,

warum sollte ich böse sein? Ich ziehe allemal konstruktive Kritik dem Dahindümpeln in trüben Gewässern vor. Darüber haben wir uns ja schon ausgetauscht.
Allerdings viermal volle Breitseite am Stück war schon heftig. Aber ich habe mich hier angemeldet, um zu erfahren, was andere von meinem Geschreibsel halten und wo ich stehe. Da muss ich auch offen für konstruktive Kritik sein können. Kann mich nur weiterbringen.

"Beim ersten Satz fehlt die Würze, weil eben dieser erste Satz der Köder ist, mit dem Du Deine Leser ködern willst. Das weißt Du seit hundert Jahren – beherzigst es aber nicht."

Du verfügst doch über Lebenserfahrung, José. Dann sollte Dir doch auch bekannt sein, dass hundertjähriges theoretisches Wissen noch keine Garantie für dessen korrekte Anwendung ist.
Du hast Recht, der Beginn ist mehr als schwach, aber Dein Tipp ist wirklich gut, werde mal über seine Umsetzung grübeln. Danke!

"Mittelalterliche Gewalt an Deinem Geburtstag. Was tut er Dir an!"

Bei den Formulierungen Ei köpfen, Brötchen vierteilen, Käse metzeln habe ich schnell gemerkt, dass sie nicht wirklich witzig sind, habe sie jedoch so belassen, weil ich direkt überwältigt war, welche Aggressionen diesen doch recht harmlos wirkenden Verben innewohnt.

"Es bleibt mein Geheimnis, dass wir wieder nach altem Brauch vor dem Fernseher eingeschlafen waren."

"Das ist amüsant formuliert, ohne Frage – nur eben auch ein bisschen altbacken."

Lieber José, ich habe das Empfinden, der gesamte Text ist in seinem Sprachstil verstaubt und zwischen den Zeilen sehe ich die eine oder andere Spinnwebe wehen. Dachte mir, weil die Tante etwas betagt ist, würde dieser Guss passen. Insofern dumme Gedanken, weil die Ich-Erzählerin das Alter der Tante nicht besitzt.

Sieht nach einer einzigen großen Rechtfertigung aus, ist aber nur ein Versuch, dir meine Überlegungen, die ich beim Schreiben hatte, nahe zu bringen.
Vorerst habe ich beschlossen, der Veröffentlichung dieser blödsinnigen Episoden einen Riegel vorzuschieben und mich einem anderen Genre zuzuwenden, das ich auch nicht kann.:lol:

Zumal das Ganze ein Versuch sein sollte, gegen das enorme freiwillige Sterben und die Traurigkeit in vielen Geschichten hier im Forum anzuschreiben; eine Gegenoffensive mit an den Haaren herbeigezogenen humoristischen, ironischen Elementen. Wirklich zum Schreien!
Im Prinzip genauso unausgegoren und unreif, wie die Idee, Deine Hummer-Geschichte mit meinen Kommentaren in den Fokus anderer WK zu rücken.

Liebe Grüße an Deine Frau und sag` ihr ein herzliches Dankeschön für den Tipp mit Word.
Es ist wie bei so vielen Dingen im Leben: Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Trotzdem ist es lieb von Dir zu behaupten, das Lesen hat Spaß gemacht. In den Regeln der WK steht ja schließlich nicht geschrieben, dass man nicht charmant sein darf.

Ein tolles Wochenende wünscht
peregrina

Hallo Achillus,

schön, Deine Meinung zu meiner Anekdote zu lesen. Danke für Deine Mühe. Ich habe Dich hier im Forum als rationalen, ernsthaften Kritiker erfahren. Bis zu einem bestimmten Punkt kann ich den Umstand, dass sich für Dich viele Fragezeichen ergeben, nachvollziehen.

Ich lass Dich mal ein Stück weit in meinen Kopf schauen.
Du beanstandest in erster Linie die fehlende Logik und die Glaubwürdigkeit verschiedener Teile der Episode.
Nun muss ich Dir sagen, die alte Dame hatte diese Begegnung mit den Halloween-Kindern tatsächlich und konnte sie absolut nicht einordnen, weil ihr Sehvermögen denkbar schlecht war und ihr dieser Brauch nicht geläufig war. Außerdem hat ihre Aufregung das logische Denken ausgeschaltet. Die Schlussfolgerung, es könne sich um Kriminelle handeln, zog das Ehepaar. Auch der Tiefschlaf des Paares entspricht der Realität.

Der fiktive Ehestreit ist für mich persönlich nachvollziehbar. Ich kenne diese Situationen sehr gut, wenn von einem zum anderen Moment die Stimmung umschlägt und man weiß nicht, wie einem geschieht.

Die zwei wichtigsten Lektionen, die ich aus Deinem Komm mitgenommen habe:
Nicht alles, was im realen Alltag schlüssig und witzig erscheint, kann in einer Kurzgeschichte eins zu eins umgesetzt werden.
Und wie ich schon in der Antwort an Jobär angemerkt habe, einen Konflikt anzusprechen und ihn nicht aufzulösen, ist eine unverzeihliche Dummheit beim Schreiben von KG.

Ich weiß um die Gefahr der abgenutzten adverbialen Verbindungen und kann es doch oft nicht lassen,
sie zu verwenden. Asche auf mein Haupt. Allerdings finde ich die Bezeichnung „schäbig“ in diesem Zusammenhang übertrieben, weil das im Umkehrschluss bedeuten würde, dass Abschnitte meines Witzes im XXL-Format schäbig klingen würden. Und dass mag ich so nicht unterschreiben.

Liebe Grüße peregrina

 

Vorerst habe ich beschlossen, der Veröffentlichung dieser blödsinnigen Episoden einen Riegel vorzuschieben und mich einem anderen Genre zuzuwenden, das ich auch nicht kann.

Hallo peregrina,

sei nicht so pessimistisch. Du schaffst das schon. Es braucht allerdings einige Übung und auch kritische Kommentare, damit man seine ‚Schwachstellen’ erkennt. Das ging und geht mir genauso. Schau dir aber auch die Kommentare Achillus zu anderen Texten an. Die sind meistens sehr hilfreich und fundiert. Da lässt sich wirklich einiges lernen. Zum Wort ‚schäbig’ hast du dagegen in deinen Ausführungen meine volle Unterstützung.

Nebenbei finde ich auch deine Kommentare sehr hilfreich (und menschlich).
Also, bleib uns erhalten.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo Friedrichard,

Du weißt doch, ich freue mich immer, wenn du meine Beiträge kommentierst.

und jetzt kommt auch noch der, um Dir zu sagen, dass Du aber aufgesetzt witzig erscheinen willst.

War es denn nötig, auch noch auf die Stelle zu hauen, wo es weh tut? Wahrscheinlich ja!
Ich denke mal, du meinst primär die mittelalterlichen Foltermethoden.
Da sich der Grundtenor der Komms wiederholt, werde ich wohl ans Überarbeiten müssen.
Zunächst ein paar schnelle Eingriffe und später die schwierigere OP.

Lieber Friedel, ich wundere mich über Deine Verwunderung über den Einsatz des Adverbs „gar“, es erscheint dir unvollständig, will mir scheinen. Wäre Dir ein „ganz und gar“ in diesem besagten Falle sympathischer?

Ja, das Kreuz mit dem Konjunktiv! Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis ich einen Text einstellen werde, der der Begutachtung Deines Kennerblickes standhält. Aber dann, dann werden wir feiern. Dann lade ich Dich auf ein Käffchen ein. Köln ist von uns nur eine Fahrstunde entfernt. Das sollte sich doch einrichten lassen. Oder, was meinst Du?

Liebe Grüße
peregrina

 

Klar, "ganz & gar" - manchmal hat man ein Brett vorm Kopf!

Hm, Colonia ist auch von hier aus in einer Stunde mit dem Zug zu erreichen ...

Schau'n wir mal,

Bis denn!

Friedel

 

Liebe barnhelm,

danke für Deine aufbauenden, wärmenden Worte. Aber wirklich pessimistisch bin ich nicht. Das ist meine Art (Galgenhumor) mit solch kritischen Situationen umzugehen.
Natürlich, wir sind hier, um uns weiterzuentwickeln und ich behaupte auch, dass der Prozess schon angelaufen ist.
Und selbstverständlich habe ich mir Achillus Komms angeschaut. Hilfreich und fundiert - ohne Zweifel – Sachverhalte mit einem messerscharfen analytischen Verstand auf den Punkt gebracht. Das imponiert mir sehr.
Was mich allerdings nicht davon abgehalten hat, in eine Schockstarre zu fallen, als ich seinen Komm zu Deiner feinen Geschichte „Einmal möchte ich nach Paris“ gelesen hatte. Später habe ich begriffen, dass seine Gedanken seht tiefschürfend sind und die konstruktive Kritik auf einem sehr hohen Niveau abläuft. Deine Reaktion darauf fand ich übrigens präzise durchdacht und großartig.

Liebe Grüße
peregrina

 

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