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Ramby I - Heiße Nächte in Marokko
Regen prasselte auf das Dach, unter dem die Anfangsmelodie eines spannenden Actionreissers erklang. Der Bewohner der geräumigen Zwei-Zimmer Wohnung war gerade dabei, ein Stück Erdbeertorte aus dem Kühlschrank zu holen. Die Erinnerung, dass er diesen das letzte mal vor einer Woche geöffnet hatte, tauchte gerade in seinem gut bewaldeten Kopf auf. Es war also kein Wunder, dass ihm nicht der Spatz in der Hand, oder die Maden im Speck, sondern ganz einfach die Kakerlaken auf der Torte den Genuss verwehrten. Angewidert warf er das Stück Torte mitsamt dem Teller in (oder besser auf) den bereits überquellenden Mülleimer. Dieser Mann verdient gesteigerte Beachtung, denn er ist der Held dieser Geschichte.
Er war groß und hatte Muskeln wie ein junger Stier. Sein schwarzes, lockiges Haar fiel ihm wallend auf die breiten Schultern. Seine Ausstrahlung war männlich. So unglaublich männlich. Hätte der Autor die Absicht, sein Glied beschreiben zu wollen, so hätte es mindestens einen Meter lang sein müssen. Nur damit seine Ausstrahlung auch nur annähernd in physischer Form repräsentiert gewesen wäre. Diese Intention hat der Autor allerdings nicht, und so werden sich wahrscheinlich ewige Spekulationen um sein Gemächt ranken müssen. Jede Frau, an der er vorbeilief bekam feuchte Knie und einen wackeligen Schritt. Manchmal auch andersherum. Er war also sehr, sehr männlich.
Viele in der Stadt hatte ihn schon einmal gesehen, aber kaum jemand kannte seinen richtigen Namen. Man nannte ihn “Ramby”, woher dieser Spitzname kam, wusste aber niemand. Er war ein lebender Mythos. Schon zweimal hatte er die Kegelmeisterschaften gewonnen, ohne auch nur eine einzige Kugel geschoben zu haben. Was niemand wissen konnte war, dass er ein Spion, Kriegsveteran, Meister im Shaolin-Kempo und Gabelstaplerfahrer war. Den Gabelstapler fuhr er allerdings nur in seiner Freizeit, wenn keiner hinguckte. Sein Geld verdiente er sich durch gelegentliche “inoffizielle Aufträge”, die ihm vom Innenministerium zugespielt wurden.
Als Ramby gerade dabei war, seine Waffensammlung nach der Größe zu sortieren, klingelte das Telefon. Es war die hübsche Kleine vom Innenministerium.
“Wir haben wieder einen Auftrag für Sie.”
Er hielt sich nicht lange mit ihr auf. Schließlich konnte ihm ja keine Frau widerstehen. Und wenn, dann nur so lange bis er nackt war. Da brauchte er es nicht so genau nehmen. Mit seiner tiefen und eben überaus maskulinen Stimme, stellte er die entscheidende Frage.
“Um was geht es?”
“Ein Treffen mit ihrem Kontaktmann wurde bereits in die Wege geleitet. Sie treffen sich mit ihm im dritten Stock des roten Hauses in der Theodorgasse gegenüber der kleinen Kneipe mit dem seltsamen Namen. Der rechte Gang, die zweite Tür links. Viel Erfolg!”
Mit diesen Worten legte sie auf. Die Leute vom Innenministerium hielten sich am Telefon nie mit langen Erklärungen auf. Das war auch klüger so. In dieser Branche musste man mit allem rechnen. Er machte sich also auf den Weg.
Sein Kontaktmann war ein alter Bekannter von ihm, mit dem er vor zehn Jahren zusammen einige wahnsinnig gefährliche Aufträge ausgeführt hatte. Es war kein wirklicher Freund von ihm, aber zumindest doch eine Person, die er sehr respektierte.
“Hallo Mik, was macht dein angeschossenes Bein?”, begann Ramby die Unterredung. Mik erhob sich von dem Plastiksessel, auf dem er gesessen hatte und schüttelte dem Helden die Pranke. Mik lächelte,
“Das Bein wurde mir vor drei Jahren amputiert. Den Beinersatz bemerkt man aber kaum... Ich würde dir gerne mehr davon erzählen, leider hab ich im Moment aber nicht viel Zeit. Ich werd es also kurz machen. Du musst nach Marokko fliegen, einer unserer Agenten wurde gestern mit eingeschlagenem Schädel in seinem Haus aufgefunden. Seine Frau hat sich allem Anschein nach mit dem Kabel ihres Damenrasierers erhängt”, er machte eine kurze Pause. “Der tote Agent ist jemand, den du sehr gut kennst. Es ist Jeff Pomp.”
Das Gesicht des Helden verzog sich für einen Sekundenbruchteil. Jeff war der einzige Mensch gewesen, mit dem ihn mehr als nur das Geschäft verbunden hatte.
“Er war ein guter Agent", glaubte Mik anmerken zu müssen.
"Ich kann dir aber leider nichts weiter sagen... die Einzelheiten werden dir vor Ort mitgeteilt. Dein Flugzeug geht morgen um neun Uhr dreissig."
Er zog etwas aus seiner Manteltasche.
"Hier ist dein Ticket.” Mik überreichte es ihm.
Ramby nahm das Ticket entgegen und nickte ihm zu. Mik deutete einen Gruß an und verließ den Raum.
Unser Held stand noch etwa eine Minute schweigend da und dachte über den Auftrag nach. Es schmerzte ihn, dass gerade Jeff gestorben war. Jeff hatte ihm schon einmal das Leben gerettet, er wäre damals fast an einem Stück Sushi erstickt, dass ihm ein Kind mit der Gabel in den Mund geschossen hatte. Er war der einzige gewesen, dem er seine emotionalen Probleme erzählen hatte können. Jeff hatte sogar nur ein einziges Mal gelacht, als Ramby sich sein damaliges Erektionsproblem von der Seele geredet hatte.
Und jetzt war er tot.
Wäre er nicht so männlich gewesen, hätte er sicher geweint. So zuckte er nur kurz mit der Schulter und machte sich auf den Weg nach Hause, um seine Hosen einzupacken. Er verachtete nämlich alle Männer, die ihren Oberkörper bedecken mussten.
Am nächsten Tag nahm er den Flug nach Marokko.
Ramby zwängte seinen muskulösen Körper durch die schmale Bordluke des Flugzeugs. Das war ein altes Problem von ihm, er war einfach zu breit gebaut und vergaß immer, dass er besser seitlich durch Türen gehen sollte. Als er am unteren Ende der Gangway stand, sah er schon drei ernst blickende Männer in schwarzen Anzügen auf sich zukommen. Seine Muskeln spannten sich reflexartig. Er war bereit, nur für den Fall. Als die drei Gestalten bei ihm ankamen, fing der Größte von ihnen in beiläufigem Tonfall zu sprechen an, wobei er ein Minenspiel in Gang setzte, das wohl Überlegenheit vermitteln sollte.
„Sie sind Mr Ramby, nehme ich an? Mein Name ist Most, Roger Most. Das sind meine Mitarbeiter, Sean Cummings und Pierce Brodman. Uns wurde mitgeteilt, sie hätten ein äußerst widerliches Anliegen.“
Das war der Codesatz. Ramby entspannte sich. Er sprach seine eingeübte Erwiderung.
„Ich habe tatsächlich reges Interesse an einigen abartigen Produkten von ihnen. Ich würde es aber auch begrüßen, wenn sie mich vorher mit ihrer Frau bekanntmachen würden.“
Ramby war dieses Code-Gefasel zuwider. Für gewöhnlich sprach er nie so viel. Aber so war das eben in seinem Beruf.
„Ah ja“ war die Antwort des Anzugträgers, „dann schlage ich vor, sie begleiten uns. In unserer Limousine steht ein kleiner Imbiss für sie bereit. Wenn sie uns nun bitte folgen würden? “
Diesen Vorschlag gefiel Ramby ganz vorzüglich.
Einen Augenblick später befand er sich schon in der Limousine. In ihr saß bereits eine elegant gekleidete, dunkelhaarige und äußerst attraktive Frau. Verständlicherweise setzte er sich neben sie. Die drei Herren gesellten sich dazu.
"Die werte Dame ist Miss Annika Pease, sie wird Sie über die derzeitige Situation aufklären", merkte Roger Most an und hob dabei seine rechte Augenbraue. Der letzte Mann schloss die Wagentür und die Limousine fuhr los.
"Ich platze vor Hunger. Wo ist der Imbiss?", fragte Ramby. Auf einen Knopfdruck der Frau hin fuhr ein Tablett mit verschiedenen Köstlichkeiten aus der Wand. Kaum eine Minute später war das Tablett leer. Ramby leerte in einem Zug die Flasche Wasser, die daneben gestanden hatte. Mit Bewunderung in den Augen sah ihn Frau Pease an und biss sich leicht auf die Unterlippe. Er registrierte mit Kennerblick, dass ihre Knie anfingen, feucht zu werden und sich in der Gegend ihres Schrittes eine dezente Vibration erkennen ließ. Sie schob sich mit einer geübten Geste die Haare aus der Stirn und begann zu sprechen.
"Mr Ramby, mir wurde schon viel über sie berichtet, Sie sollen einer unserer besten Männer sein, vielleicht sogar der beste überhaupt. Jeff Pomp war auf ein hohes Tier im marokkanischen Bankwesen angesetzt, Samrun Shakti, von dem wir vermuten, dass er der Kopf eines weltweit agierenden Waffenschieberrings ist. Pomp ist vor seinem Tod anscheinend auf etwas gravierendes gestoßen. Leider starb er, bevor ein Treffen mit seinem Kontaktmann vereinbart werden konnte.“
Ramby, der kein Freund von langen Reden war, kam direkt zum Punkt.
"Und was soll ich machen? Ihn wiederbeleben?", fragte er gelangweilt.
Frau Pease holte Luft
"Shakti besitzt ein gut bewachtes Anwesen. In dieses Haus sollen Sie einbrechen und für uns nach Informationen suchen. Wir hoffen, dass Sie dabei auf etwas bedeutsames stoßen."
"Und wenn ich da nichts finde, ausser einen Haufen gebrauchte Unterhosen?", warf Ramby ein.
"Dann müssen wir uns eben eine andere Strategie einfallen lassen", beantwortete Most die Frage mit konzentriertem Blick.
Die Limousine hielt vor einem imposanten Gebäude. Roger Most wandte sich an Ramby
"Bitte folgen Sie Frau Pease in ihr Büro, dort werden sie in den... Genuss der Details kommen. Es war mir eine Freude, sie kennen zu lernen. Viel Erfolg." Er blickte abwertend und schüttelte ihm die Hand. Die anderen beiden zeigten ein ebenso arrogantes Minenspiel und folgten seinem Beispiel.
Annika Pease stieg aus und stöckelte die Treppe zum Gebäude hoch. Unser Held quetschte sich aus dem Auto und folgte ihr. Die Frau blieb vor den dicken Schiebetoren stehen und sprach in Richtung einer Kamera, die sich rechtens der Treppe befand. Wenige Sekunden später glitten die Tore lautlos auseinander und gewährten ihnen Eintritt. Sie durchquerten eine Halle mit vielen strategisch korrekt platzierten Stehpalmen und reichlichen Ornamenten an den Wänden. Überall hingen Überwachungskameras.
Am Ende der Halle stand ein Pult, hinter dem ein dunkelhäutiger Riese saß. Annika begrüßte den Riesen. Dieser grunzte eine unverständliche Antwort, fixierte Ramby mit stechendem Blick und knackte mit seinen Knöcheln.
Sie sagte dem Portier beschwichtigend, dass Ramby zu ihr gehöre. Zur Antwort grunzte der noch einmal und wandte sich wieder den Bildschirmen zu, die über ihm hingen. Während sie zum Fahrstuhl gingen, der bereits auf sie wartete, flüsterte Annika zu Ramby
“Tim ist unser Sicherheitschef, er nimmt seinen Job sehr ernst. Aber er hat auch ein großes komisches Talent und kann mit 8 Keulen jonglieren. Diese Seite entdeckt man an ihm aber erst, wenn man ihn besser kennt...“
Sie steckte einen elektronischen Schlüssel in ein Loch in der Fahrstuhlwand und drückte auf die 16 während sie munter weiterplapperte.
Als der Lift anhielt konnte sie wegen der feuchten Knie kaum mehr gehen. Alleine in einem engen Raum mit Ramby, das war zu viel für jede Frau.
"Das ist mein Büro...", brachte sie noch mit zitternder Stimme hervor, dann verlor sie jede Selbstbeherrschung und fiel über den Helden her. Das hatte er vorausgesehen. Er war aber prinzipiell damit einverstanden. Sie riss ihm seine Hose vom Leib und bekam große Augen.
Wie bereits erwähnt, hat der Autor nicht die Intention, das Gemächt der Hauptperson zu beschreiben. Stellen sie sich einfach ein Glied ihrer Wahl vor und lesen Sie anschließend erfrischt weiter.
Etwa eine Stunde später lagen beide erschöpft im Bett. Obwohl, das stimmt nicht ganz. Ramby war kein bisschen erschöpft. Nachdem er sich einmal durch den gesamten Harem eines arabischen Ölscheichs durcharbeiten musste, glaubte er, jeder sexuellen Belastung gewachsen zu sein. Er war also ganz entspannt und las ein Buch über die Züchtung von ostvietnamesischen Schildkröten.
Sie mögen sich fragen, warum sich in diesem Büro ein Bett befand. Zur Erklärung muss gesagt werden, dass Annika mit allen Wassern gewaschen war, sonst hätte sie es wahrscheinlich nie geschafft, so eine hohe Position zu bekommen.
Sie lag mit gespreizten Beinen und hochrotem Kopf auf der Matratze und konnte kaum Atem finden. Die Haare standen ihr in verqueren Winkeln vom Kopf und der Schweiß lief über ihren ganzen Körper.
"Das war gar nicht mal schlecht", krächzte sie.
Sie versuchte aufzustehen, um ins Bad zu gelangen. Ein solches hatte sie nämlich auch in ihrem Büro. Nach dem dritten Versuch gelang es ihr, auf die Beine zu kommen. Ächzend humpelte sie Richtung Bad, dabei hinterließ sie eine dünne, weiße Spur auf dem Boden. Im Bad angekommen, verschloss sie die Tür hinter sich. Ramby hatte derweilen das Buch fertig gelesen. Es war schließlich nur 400 Seiten dick.
"Was ist jetzt mit den Details? Mir ist langweilig!", rief er deshalb zur verschlossenen Tür hin. Einen Augenblick später kam Annika wieder aus dem Bad. Sie sah so frisch aus, wie vor ihrem herbeigeführten Wackelkontakt. Ramby glotzte sie entgeistert an. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt.
"Berufsgeheimnis, James", zwinkerte ihm Annika, die seinen Blick bemerkt hatte, zu.
Ramby schuf ein Faltengebirge auf seiner Stirn.
"Oh, tut mir leid, ich habe nur gerade an einen alten Bekannten gedacht."
Das Gebirge auf Rambys Stirn wurde langsam wieder zum Flachland.
Sie ging zu ihrem Schreibtisch. Das einzige, was noch von ihrer vertieften Unterhaltung zeugte, war ein leichtes Humpeln. Ramby zog sich seine Hose an und folgte ihr.
Auf dem Schreibtisch befanden sich einige Berichte, Videobänder und viele Fotos, die meisten davon von Samrum Shakti während verschiedenen Tätigkeiten und in teilweise äußerst peinlichen Positionen. Er schien ein spezielles Faible zu haben, was seine Hausmädchen betraf. Weiterhin befanden sich in dem Ordner Bilder von Shaktis Anwesen, sowie Fotos der Leichen von Pomp und seiner Frau.
Annika zog ein Foto aus dem Ordner hervor, auf dem ein blutiges Bügeleisen zu sehen war.
"Das war die Tatwaffe. Die Fingerabdrücke zeigen, dass seine Frau die Tat begangen hat."
"Warum sollte sie das getan haben? Hatte Sie Verbindungen zur Gegenseite?", rätselte unser Held und stellte sich neben Annika.
"Nein, sie hatte mit absoluter Sicherheit nichts damit zu tun. Das ist auch das einzige, was wir feststellen konnten", meinte sie schulterzuckend. "Wir haben wirklich keine Ahnung, was zu dem Mord geführt hat, gehen aber davon aus, dass Samrun Shakti seine Finger im Spiel hatte", führte sie aus, "derzeit sind für dich aber primär die Unterlagen zum Anwesen des Bankiers von Bedeutung."
Sie erläuterte ihm anhand der Bilder die Vorgehensweise, mit der er unbemerkt in das Gebäude gelangen würde. An diesem Tag sollte Shakti auf einem Empfängnis des Staatspräsidenten sein und nicht vor spät in der Nacht zurückkommen. Während sie erklärte, wurden Annikas Knie wieder so feucht, dass es auf den Boden tropfte. Was dann kam, können sie sich ja vorstellen.
Am späten Abend befand sich Ramby bereits im Anwesen des Bankiers. Man kennt das ja, er sprang mit einem zweifachen Salto über die drei Meter hohe Mauer und landete an einer Stelle, an der gerade keine Kamera war. Er tötete vier Wachen lautlos mit seinem berüchtigten Genickbruchgriff, biss dreien die Kehle durch, erwürgte weitere drei mit ihren eigenen Beinen, riss einem den Kopf ab und betäubte die anderen zehn mit Betäubungspfeilen. Warum er nicht alle betäubt hatte? Naja, er brauchte halt auch mal seinen Spaß.
Im Arbeitszimmer von Shakti fand er folgende interessante und aufklärende Dinge: Eine Reiterpeitsche, Handschellen und Nippelklammern, einen rosaroten Plüschteddybären, sowie ein Tagebuch von Shakti mit teilweise zusammenklebenden Seiten, in dem er jedoch nur seine prickelnden Erlebnisse mit den Hausmädchen niedergeschrieben hatte.
Als er gerade weitersuchen wollte, hörte Ramby hinter sich eine Stimme, die sich anhörte, als würde ihr Besitzer gerade ein Lachen unterdrücken.
"Lassen Sie ihre Waffen fallen, Mr Ramby."
Mist. Wie konnte es jemandem gelingen, sich unbemerkt hinter ihn zu schleichen? Unser Held ließ die Pistole fallen, zusammen mit seinem Maschinengewehr, den Handgranaten und dem Raketenwerfer. Langsam drehte er sich um. Aus dem Schatten war ein untersetzter Mann mit angehender Glatze getreten. Es war Shakti. Er lächelte.
"So treffen wir uns endlich einmal. Schon lange brenne ich darauf, Sie kennen zu lernen, Mr Ramby”, er sprach mit leichtem marokkanischen Akzent. “Ich hoffe, ihnen gefällt mein Anwesen? Ach, und wären Sie bitte so freundlich und würden das Messer entfernen, das da so auffällig in ihrem rechten Stiefel steckt? Vielen Dank."
Ramby folgte dem freundlichen Befehl.
"Da Sie schon einmal hier sind, kann ich Sie ja gleich ein wenig herumführen."
Er ging zu einem Regal und zog nacheinander an verschiedene Büchern, während er unseren Helden nicht aus den Augen ließ. In der Wand öffnete sich eine Luke, dahinter sah man eine nach unten verlaufende, beleuchtete Treppe.
"Nach Ihnen, Mr Ramby", sagte der Bankier immer noch lächelnd.
Ramby stieg die Treppe hinunter, dicht gefolgt von Shakti.
Nachdem sie die Treppe hinab gestiegen waren, kamen sie an einen kleinen See, über den eine geländerlose Brücke führte. Im Wasser konnte man eine Vielzahl Fische sehen. Einer sprang aus dem Wasser und ließ seinen Kiefer zusammenklacken.
"Gehen Sie nur weiter, Sie werden später noch genug Gelegenheit haben, das Wasser zu genießen", sagte Shakti fröhlich lachend.
Am Ende des Sees befand sich eine Art Büro mit vielen Bildschirmen, von denen jeder etwas anderes zeigte. In einem Sessel saß ein älterer, weißhaariger Herr mit einer Armprothese, der eine ebenso weiße Angorakatze kraulte. Das kleine Tier kläffte den Ankömmlingen entgegen. Scheinbar war es doch keine Katze, sondern einer dieser überzüchteten Mini-Hunde.
"Ah, Mr Ramby", begann der alte Mann, "was für eine Ehre Sie als Gast zu haben. Wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, befinden Sie sich in meiner geheimen Operationsbasis, die Niemand von ihrer Abteilung sehen sollte. Ich hoffe, Sie verstehen, dass wir Sie später umbringen müssen?"
Ramby sah ihn nur gelangweilt an. Das hatten schon viele versucht.
"Aber ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt, verzeihen Sie diese Unhöflichkeit. Mein Name ist Dr. None. Vielleicht haben sie schon von meiner Arbeit gehört, wegen der ich vor zwei Jahren den Nobelpreis erhielt? Aber lassen wir diese Förmlichkeiten. Es wird Sie wahrscheinlich brennend interessieren, was wir hier betreiben. Shakti, zeigen Sie unserem Gast noch das Labor, bevor sie ihn an die Fische verfüttern", er gab dem Bankier einen Wink mit seiner Prothese.
Der Held wurde in einen Raum geführt, in dem zwanzig Männer im Laborkittel, mit Hauben und Mundschutz emsig umherhuschten.
"Das ist die Produktionsstätte unseres Geheimprojekts. Darauf sind wir außerordentlich stolz."
Er zeigte auf einen Glasbehälter mit weißem Pulver "das ist der Stoff, aus dem die Träume sind. Natürlich nicht jedermanns Träume, Mr. Ramby, ich spreche von Dr. Nones und meinen Träumen. Ein Kilo dieses Pulvers in die Wasserversorgung einer Großstadt geschüttet, kann die gesamte Population töten. Die Menschen sterben einen grausamen Tod und nichts und niemand kann ihnen helfen." Er lachte wie ein Kind. "Ist das nicht wundervoll?” Er wischte sich die Lachtränen aus den Augen.
”Ich sehe, Sie sind da anderer Meinung. Aber das macht nichts. Sie werden eh nicht mehr lange zu leben haben."
Ramby wollte vor dem Showdown noch eine Sache klarstellen.
"Pomp war ihnen auf die Schliche gekommen, deshalb haben Sie ihn aus dem Weg geschafft."
Der Bankier kicherte,
"Sie haben recht, der gute Jeff hatte seine Nase ein wenig zu tief in unsere Angelegenheiten gesteckt. Da blieb uns nichts anderes übrig, als ihn auszuschalten. Es gibt ja so wundervolle Drogen, die dich dazu bringen, jeden Befehl auszuführen. Die Ironie wollte es, dass er von seiner eigenen Frau ermordet wurde. Das ist ja so tragisch", den letzten Satz konnte er nur noch hervorglucksen.
Ramby hatte nun genug. Sie haben ja eine Vorstellung davon, was er in solchen Situationen immer macht. Natürlich hatte er im anderen Schuh noch ein zweites Messer. Er sprang zur Seite, hieb dem verdutzten Shakti die Pistolenhand ab und schlitzte ihm anschließend die Kehle auf. Die zwanzig Wissenschaftler tötete er genüsslich mit seinem linken Daumen. Er entwrang der Hand des toten Bankiers die Pistole und verließ das Labor.
Dr. None wartete bereits auf ihn, mit einem Maschinengewehr auf dem Schoß. Ihm war in der Eile die Armprothese runtergefallen. Ramby sprang hinter einen Felsen, der zufällig vor ihm stand. So entkam er der Salve, die auf ihn abgefeuert wurde.
"Sie hätten nicht hierher kommen dürfen! Sie werden diesen Ort nicht mehr lebend verlassen", rief ihm der alte Mann aufgebracht zu und schüttelte seinen Armstumpf. Ramby hatte diese Satzkombination bisher genau 16 mal gehört. Irgendwie schienen die Leute dieses Schlages immer die selben Gedankengänge zu haben.
Er rollte sich aus seiner Deckung, wich im Flickflack geschickt den Kugeln aus und erschoss den Hund, der neben dem Sessel gestanden hatte.
"Fifi!", schrie Dr. None und ließ seine Waffe fallen. Er warf sich auf den Hund und vergoss bittere Tränen.
"Sie Schwein haben Fifi getötet! Das werden Sie büssen!", brüllte er. Ramby zeigte sich nicht sehr beeindruckt. Ohne weitere Umschweife packte er den Doktor und warf ihn in den See. Dieser war mit Piranhas gefüllt, was ihn nicht überraschte. Die meisten Bösewichte hatten solche Neigungen. Er sah den Fischen interessiert bei ihrer Malzeit zu. Nach einer halben Minute waren nur noch Knochen von Dr. None übrig. Und die benutzten die Piranhas als Zahnstocher.
Ramby saß am nächsten Mittag wieder im Büro von Annika Pease. Die drei Herren im Anzug waren auch da.
"Sie haben gute Arbeit geleistet, Mr Ramby. Ausgezeichnete Arbeit! Sie werden eine großzügige Belohnung erhalten", bemerkte Roger Most und lächelte überheblich. Seine beiden Begleiter nickten zustimmend. Annika Pease grinste ihn frivol an. Ihr Schritt fing schon wieder leicht zu Zucken an.
"Dieser Dr. None war eine Koryphäe in der Chemiewissenschaft. Dass du ihn ausgeschaltet hast, törnt mich irgendwie an", erklärte sie und leckte sich mit der Zunge lasziv über die Oberlippe.
"Und was werden sie mit diesem Gift machen?", fragte Ramby in die Runde. Nun meldete sich das erste Mal einer der beiden anderen, Sean Cummings, zu Wort.
"Das Gift wird an einem sicheren Ort aufbewahrt werden, in einem verlassenen Bergwerk in Nordkorea." Damit gab sich Ramby zufrieden.
Im Anschluss bat Annika, die mittlerweile ganz schön schwitzte, Ramby, doch noch zu einer privaten Unterredung in ihrem Büro zu bleiben. Er hatte natürlich nichts dagegen.
Sie kennen das ja. Was tut man nicht alles für sein Vaterland.