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Thema des Monats Racheseelen

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23.02.2013
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Racheseelen

„Wo fahren wir hin?“
Dieter schwieg und starrte auf die Landstraße. Bäume flogen links und rechts an ihnen vorbei in die Dunkelheit.
„Wo bringst du mich hin? Sag es.“ Jetzt schrie sie ihre Angst heraus: „Wohin?!“
Dieter blickte sie an. Seine Augen wirkten kalt und distanziert. „Nach Hause.“
„Nach Hause? Was soll das heißen?“
„Es heißt, was es heißt. Wie alt bist du, Caro?“
„Ich bin achtzehn.“
Ihr war nicht klar, warum sie ihn anlog. Womöglich war diese Aussage zu tief in ihrem Unterbewusstsein verankert, ein Reflex, um sich vor der Polizei zu schützen.
„Lüg´ nicht!“
„Okay, okay“, sagte sie und hob beschwichtigend die Hände. Als ob Caro ihr dadurch ein Zeichen gegeben hätte, sprang Creepy, die gerade noch in Coras Schoß gesessen hatte, auf das Armaturenbrett. „Ich bin fünfzehn.“
Creepy, die Albinoratte, wohnte in Caros Kapuze. Vorhin, als sie noch die Autobahn entlanggefahren waren, hatte Caro sie ihm vorgestellt. Sie sei ihr nagendes Navi, hatte sie zu Dieter gesagt, und er hatte sie lächelnd angesehen. „Freut mich dich kennenzulernen, Creepy.“
„Blöde Ratte.“ Dieter kurbelte das Fenster auf seiner Seite des Wagens herunter, packte sie, bevor Caro sie zu fassen bekam. Creepy quiekte ein paar Mal schrill auf, dann fiel sie mit den Bäumen zusammen in die Nacht.
„Nein!“, schrie Caro und warf sich über Dieters Arme. Ihre leeren Hände fingen nur den Fahrtwind ein. Der Mercedes schaukelte nach links auf die Gegenfahrbahn.
„Weg da“, knurrte er und zog sie an der Kapuze zurück in den Beifahrersitz.
„Du Monster! Du beschissener Psycho!“
Nichts erinnerte mehr an den freundlich lächelnden Mann, der sie mit den Worten „Wo soll es denn hingehen?“ gebeten hatte, bei ihm einzusteigen.
Sie verpasste ihm einen Schlag gegen die Schulter, aber er starrte bloß wie zuvor auf die Straße. Als wäre er besessen davon, die Mittelstreifen zu zählen.
Seine Konturen verschwammen hinter dem Vorhang aus Tränen. In der Ferne sah sie blaues Licht. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Als sie etwas näher kamen, erkannte sie die Leuchtreklame einer Aral-Tankstelle.
Sie kurbelte das Fenster nach unten.
„Was machst du?“
Sie ignorierte die Frage, lehnte sich aus dem Fenster und schrie: „Hilfe! Helft mir! Helf...“
Dieter zog sie an ihrer Kapuze zurück, und ein Würgelaut drang aus ihrer Kehle. Caro sah für eine Sekunde in sein wutverzerrtes Gesicht, dann packte er ihren Kopf und hämmerte ihn gegen das Armaturenbrett.
Ihre rechte Gesichtshälfte brannte, als hätte er sie auf eine Herdplatte gedrückt. Die Konturen um sie herum verschwammen. Ihre Umgebung fühlte und hörte sich dumpf an, als gönne sich der Sekundenzeiger der Welt eine Auszeit.
Danach lief alles sehr schnell. Sie fuhren durch das Dorf, dessen Ortsschild sie nicht hatte lesen können.
„Fünfzehn. Das ist viel zu jung, um auf Weltreise zu gehen. Also, als ich fünfzehn war ... also, nein. Ich meine ...“ Er seufzte. „Hast du Eltern?“
„Nein.“ Apathisch besah sie ihre blutigen Fingerspitzen, mit denen sie ihre taube Gesichtshälfte berührt hatte.
„Sind sie tot? Meine Eltern sind tot. Ist keine schöne Sache.“
„Nein.“
„Nein, sie sind nicht tot, oder, nein, es ist keine schöne Sache?“
„Nein, sie sind nicht tot“, stammelte sie geistesabwesend.
„Also hast du doch Eltern. Sie sind nur für dich gestorben. Ist es so? Na ja, dein neues Zuhause wird dir gefallen.“
„Hm.“
Sie fuhren auf einer Schotterpiste einen Berg hinauf. „Da oben steht unser Haus.“
Panik machte sich breit, und sie riss die Tür auf, wollte hinaushechten, aber Dieter hatte sie wieder an der Kapuze.
„Schluss damit! Wir sind gleich da. Mach die blöde Tür zu.“
„Lass mich los, du Schwein!“, schrie sie und stemmte sich mit den Füßen gegen die B-Säule des Mercedes, stieß sich mit aller Kraft ab. Unter dem harten Schlag ihres Hinterkopfes knirschte seine Nase.
„Aua.“ Es klang wie ein Grunzen. Gleichzeitig trat er auf die Bremse, ohne die Kupplung betätigt zu haben. Der Oldtimer machte zwei Sätze nach vorn und blieb stehen.
Schnell löste sie sich von ihm und sprang aus dem Wagen. Die schnellen Schritte pochten in ihrem Kopf, und der Kies knirschte hörbar unter ihren Schuhsohlen. Da war ein weiteres Knirschen. Hinter ihr. Im Tal drehten sich einige Lichter, so verheißungsvoll und schön, als würden ein paar Feen durch die Nacht tanzen.
Sie stürzte. Der Aufprall wirkte seltsam weich. Das andere Knirschen stoppte ebenfalls. Er riss sie an ihrem Pullover hoch. Sie fühlte sich, als ob sie Ewigkeiten in einem dunklen See getaucht hätte. Die Welt über der Wasseroberfläche war eine andere. Eine Welt des Schmerzes. Im Gegensatz zum Aufprall auf dem Kies, traf sie dieser Schlag hart. In die Magengrube. Verzweifelt versuchte sie zu atmen, brachte aber nur ein Krächzen zu Stande. Diesmal fiel sie auf den Rücken. Neben den alten Sternen funkelten neue auf. Es waren die grellsten Sterne, die sie je gesehen hatte. Sie stellten sogar den fast vollen Mond in den Schatten.
Die Arme vor ihren Brüsten verschränkt, schleifte er sie zurück zum Wagen und hievte sie auf die Rückbank. Sie konnte wieder kleine Portionen Luft schnappen, aber jeder Atemzug schmerzte, als ob sie Metallspäne einsaugen würde.
„Das tut mir leid. Aber ... wer nicht hören will, der muss eben fühlen." Seine Stimme klang nasal. Er schlug die Tür zu und Caro hörte wie sie verriegelt wurden.
„Scheiße“, keuchte sie durch die zusammengebissenen Zähne.
Hätte sie nun die Wahl gehabt, sie hätte den Tod gewählt. Bisher war sie immer zu feige gewesen, ihrem erbärmlichen Leben ein Ende zu setzen. Ja, sie hatte gesoffen, bis sie kotzen musste und danach weitergeschluckt – ganz nach dem Motto: Kotzen macht durstig -, sich Koks durch die Schleimhäute gejagt wie Jonny Depp in diesem einen Film, wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Aber jedes Mal war sie wieder aufgewacht. Hatte sich gefühlt wie eine Tote. Aber das war nicht das Gleiche.
Die Tür zu ihren Füßen wurde aufgerissen und im Schein der Innenbeleuchtung sah sie Dieters Gesicht. Aus der Nase sickerte Blut, das er mit der Zunge auf der Oberlippe verstrich.
„Halt jetzt ...“ Er schluckte hörbar das Blut. „ … still.“
Er riss ein Stück Panzertape ab, bückte sich weit in den Wagen und versuchte es über ihren Mund zu kleben, doch Cora schüttelte den Kopf wild hin und her. Er umschloss ihren Kiefer mit der Kraft eines Schraubstocks.
„Mach den blöden Mund zu!"
Sie tat es und er überklebte ihre Lippen. Ein weiteres Stück Panzertape wickelte er um ihre Füße. Anschließend drückte er mit einer Hand ihre Handgelenke aneinander und umwickelte auch sie.
„So, das hätten wir geschafft“, sagte er und streichelte ihr mit zittrigen Fingern über die Wange. Sie hätte sie ihm am liebsten abgebissen.
Er stieg hinter das Steuer, und sie rumpelten weiter bergauf. Richtung Heimat! Ha!
Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt der Mercedes an. Ihr war schlecht von der holprigen Fahrt.
Ohne ein weiteres Wort zog er sie an den Füßen halb aus dem Wagen, richtete sie auf und warf sie sich wie einen Sack Zement über die Schulter.
Ihre fixierten Arme baumelten hinunter und sie hieb sie immer wieder gegen seinen Rücken. Jedoch war sie mit ihrer Kraft ziemlich am Ende, also ließ sie es bleiben. Es schien ihn ohnehin nicht zu interessieren. Sie schrie, er solle sie gehen lassen, er solle in der Hölle verrecken, aber ihre Schreie drangen nur als leises Krächzen in ihre Ohren.
Er steckte den Schlüssel ins Schloss und betätigte den Lichtschalter. Von irgendwoher vernahm sie Stimmen. Wenn sie doch nur sehen könnte, wo sie sich befand.
Er öffnete eine weitere Tür und sogleich stieg die Lautstärke der Stimmen enorm an.
„Sieh nur, Anna, wer wieder nach Hause gekommen ist.“ Er setzte sie behutsam auf dem Sofa ab. „Deine liebe Tochter, Sarah.“

Die Frau, die ihr gegenüber im Rollstuhl saß, hatte braunes schulterlanges Haar. Ein schiefer Pony klebte ihr in fettigen Strähnen an der Stirn. Sie starrte Caro mit vor Schreck geweiteten Augen an. Tiefe Furchen durchzogen ihr von Pickeln übersätes Gesicht, machten es so zu einem Mosaik der Abscheulichkeit.
Kein Laut drang durch ihre zusammengepressten Lippen.
Caro glaubte, sich in einem Antiquitätenladen zu befinden, denn alle Möbel wirkten antik, mit aufwendigen Schnitzereien verziert, doch wild durcheinandergewürfelt. Die Wände waren übersät mit Uhren. Dieter stand schweigend da, gewährte ihr, sich in Ruhe umzusehen. In der alten Flimmerkiste lief ein Krimi – auf den Rücken der Polizisten, die sich um eine Leiche scharrten, stand Polis -, also ein skandinavischer. Nachdem sie den Raum hektisch in Augenschein genommen hatte, kehrte ihr Blick zu Anna zurück.
Hatte er diese Frau ebenfalls entführt und sie solange misshandelt, dass sie nun im Rollstuhl sitzen musste?
Doch die Portraits über dem Fernseher, auf die sie nun starrte, erzählten eine andere Geschichte.
Auf der ersten Aufnahme posierte eine scheinbar glückliche Familie vor einem Stahltor, um das sich Efeu schlang. Dieter hatte einen Arm um die Frau gelegt, die allem Anschein nach Anna war. Doch zwischen der Frau auf dem Bild und der armseligen Erscheinung neben ihr lagen Welten. Richtig hübsch sah sie auf dem Foto aus, eine klassische Schönheit, so wie ihre jugendliche Tochter, die vor ihnen stand. Braune Locken umspielten die Schultern der Tochter, und die großen braunen Augen zogen Caro in ihren Bann. Dieter umfasste ihren rechten Oberarm.
Die nächsten beiden Aufnahmen zerstörten die Illusion einer intakten Familie, und das mit einer Brutalität, dass Caro erneut heiße Tränen über die Wangen liefen. Auch weil sie dabei an Creepy denken musste.
Arme Mädchen. Armer Creepy.
Auf beiden Fotos saß Dieter mit einem anderen Mädchen auf der Couch, auf der auch Caro gerade saß. Die Mädchen wirkten verängstigt und lethargisch; beide sahen zerschunden aus. Veilchen unter den Augen. Blutergüsse am ganzen Körper. Bei der Blondine, die der echten Sarah noch am ähnlichsten sah, war die Unterlippe aufgeplatzt und getrocknetes Blut hing ihr am Kinn.
„Anna mag Krimis, hat sie schon immer geliebt“, sagte Dieter auf den Fernseher starrend. „Wie auch immer. Nun zu dir.“ Er beugte sich zu Caro hinunter. Instinktiv wich sie vor seinem Gesicht zurück, stemmte sich tief ins Polster. Sein Atem roch nach verdorbenem Fleisch. „Ich will dir nun das Klebeband abmachen, ja? Aber dazu musst du still sein. Lass mich einfach machen.“ Dann beugte er sich weiter nach vorn, sodass sich ihre Nasenspitzen fasst berührten und flüsterte: „Du willst doch nicht, dass dir etwas Schlimmes passiert, oder?“
Garantiert wollte sie nicht herausfinden, was „etwas Schlimmes“ bedeutete. Die zwei Mädchen auf den Fotos – und wahrscheinlich auch die echte Sarah – hatten „etwas Schlimmes“ erlebt.
Sie schüttelte den Kopf.
„Gut“, sagte er und riss ihr das Tape von den Lippen.
Sie schnappte gierig nach Luft.
„Ich geh mal in die Küche und schmiere uns ein paar Brote. Habt ihr Hunger?“
Anna rührte sich nicht und starrte immer noch erschrocken drein, also sagte Caro: „Klar. Ich verhungere.“ Sie versuchte sich an einem Lächeln.
Hauptsache er würde verschwinden.
Wie erhofft machte Dieter kehrt und verließ den Raum.
„Kannst du ...“, sie räusperte sich, zwang sich, Anna in die Augen zu sehen. „Kannst du nicht sprechen?“
Anna verzog keine Miene.
Was war hier passiert? Hatten Anna und Sarah einen Autounfall? Oder …
Sie konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen. Ein Vakuum breitete sich in ihrem Kopf aus.
Fest stand nur, dass dieser Bastard Mädchen entführt – Ausreißerinnen wie sie - und hier herbringt, um Ersatz für seine verstorbene Tochter zu spielen.
Annas Blick löste sich nun von ihr, und sie wandte ihren Kopf Richtung Fernseher, so steif, als würde sich ein Periskop drehen.
„Dieser Mistkerl muss doch zu fassen sein“, sagte die Kommissarin wutentbrannt.
Keuchend hielt Caro Ausschau nach etwas Spitzem oder Scharfem, womit sie ihre Hand und Fußfesseln hätte lösen können. Doch in ihrer Reichweite, registrierte sie nur die Fernbedienung und eine halb abgebrannte Kerze auf dem Tisch vor ihr.
Wenig später kam Dieter mit einem Teller in der Hand zurück. Die Nasenlöcher waren provisorisch mit Taschentuchfetzen versiegelt. Er platzierte den Teller, auf dem auch ein Brotmesser lag, auf dem Tisch und setzte sich neben Caro.
„Hier“, sagte er und hielt ihr ein Wurstbrot vor den Mund. Sie biss ein kleines Stück ab und kaute ewig darauf herum. Es war so trocken, klebte überall in ihrem Mund. Sie schaffte es kaum den Klumpen herunterzuschlucken. Er hielt es ihr erneut hin. „Nein, sorry – ähm – Entschuldigung, ich bin nicht hungrig.“
Sie rechnete schon mit einem Wutausbruch, aber er zuckte nur mit den Achseln, sagte: „Dann bleibt eben mehr für mich.“ Und stopfte sich das halbe Brot auf einmal in den Mund.
Als er die drei Brote verschlungen hatte, lehnte er sich seufzend zurück. „Anna, ich mach dir später auch noch welche, keine Sorge.“
Wieder reagierte sie nicht.
Dieter wandte den Kopf vom Bildschirm zu Caro und musterte sie mit verschmitztem Grinsen. „Hol ihn raus, ja?“
„Was?“
„Hol ihn raus. Du weißt schon.“
„Nein, ich weiß nicht.“
Er flüsterte: „Du wirst ihn rausholen und streicheln, wenn du nicht zu den anderen beiden in den Wald willst, verstehst du?“
Der Bissen Wurstbrot kam ihr wieder hoch, doch sie schluckte den säuerlichen Batzen hinunter.
Er würde sie töten, falls sie sich weigerte.
Also nestelte sie mit geschlossenen Augen an seiner Gürtelschnalle herum. Sie blickte kurz zu Anna und was sie sah, ließ sie laut aufschreien.
„Was ist?“, fragte Dieter erschrocken.
Über Annas Schulter konnte man durch ein Fenster sehen. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Caro dort das Gesicht eines Mädchens gesehen.
Einen Lidschlag später zerbarst die Glühbirne über ihren Köpfen. Ein Riss zog sich durch den Bildschirm und um die Kommissarin, die gerade mit einer Taschenlampe durch den Wald geirrt war, wurde es endgültig dunkel. Feine Splitter prassten auf Caros Haut. Die Nacht streckte ihre Flügel nach ihnen aus und umhüllte sie.
„So ein blöder Mist!“, sagte Dieter.
Schnell nahm Caro ihre Hand von der Gürtelschnalle.
Sie hörte, wie Dieter aufstand und den Raum verließ. Mit beiden Händen tastete sie nach dem Brotmesser. Als sie es gefunden hatte, beugte sie sich nach vorn und begann, das Klebeband um ihre Fußgelenke zu zerschneiden.
Schneller! Schneller! Schneller! pochte es hinter ihrer Stirn.
„Ha!“, rief sie, als die Füße wieder frei bewegen konnte und stand auf, wobei sie, wegen der Taubheit ihrer Beine, fast gestürzt wäre. Mit den zusammengebundenen Händen tastete sie sich an den Wänden entlang, aus dem Zimmer, durch den Gang zur Haustür. Es empfing sie eine Einfahrt, die wie die Oberfläche des Mondes strahlte. An einem Zaun gelehnt spiegelte ein Fahrrad das Funkeln der Sterne wider. Sie rannte darauf zu, wobei jeder Schritt in den Gelenken brannte. Hastig rieb sie das um ihre Handgelenke gewickelte Tape über das Bremskabel am Oberrohr, bis es sich löste. Sie schob das Fahrrad ein paar Meter. Es war nicht abgesperrt.
„Verschwindet! Los! Was wollt ihr? Haut ab!“ Dieters Schreie flogen durch die Nacht wie ein Schwarm aufgeschreckter Fledermäuse.
Der Lenker schwankte stark in ihren zittrigen Händen, und sie wäre fast gegen den Zaun gefahren, bekam das Zittern schließlich doch unter Kontrolle. Zum Glück rollte das Rädchen des Dynamos am Rad entlang, und ein zittriger Lichtkegel wies ihr den steinigen Abhang zum Dorf hinab.
Dort, wo die Feen tanzten.
Im Slalom wich sie den großen Schlaglöchern aus.
Wen hatte Dieter eben angeschrien? Sie konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Egal. Sie war dankbar für den Vorsprung.
Unten angekommen führte ein asphaltierter Weg an einer Scheune und Koppeln vorbei. Es ging kurz bergauf, und sie atmete schwer, während sie in die Pedale trat. Als sie über den Rand des Hügels auf die lange von Laternen beleuchtete Straße sah, stockte ihr der Atem. Sie drückte reflexartig die Bremsen und wäre fast über den Lenker gestürzt. Vor ihr, im Schein einer Laterne sah sie die Silhouette eines Mädchens.
Das Gesicht. Ist das …
Doch ihre Gedanken wurden von der Explosion der Straßenlaterne zerrissen. Ein Funkenregen stob von der Lichtquelle auf das Mädchen nieder.
Stehend trat Caro in die Pedale, bog links in einen dunklen, schmalen Fußgängerweg ab, der von Reihenhäusern und jungen Buchen flankiert wurde. Mit Tunnelblick fixierte sie den Boden vor sich, versuchte den Ästen auszuweichen, mit denen der Weg übersät war. Kurz bevor der Weg wieder auf eine beleuchtete Straße führte, stieg ein weiteres Mädchen aus dem Gebüsch links von ihr. Wieder drückte sie die Bremsen, hörte und sah noch, wie das Vorderlicht des Fahrrades zersprang. Diesmal flog sie über den Lenker, machte einen Salto und schlug mit dem Steißbein auf dem Pflaster auf. Vor Schmerz zog sie pfeifend die Luft durch die fest zusammengebissenen Zähne.
Laut stöhnend richtete sie sich auf.
Scheiß auf das Fahrrad, dachte sie und rannte an dem bedrohlichen Schatten vorbei, der die Arme nach ihr ausstreckte. Tränen und Schweiß brannten auf ihrem Gesicht. Sie versuchte alles auszublenden. Später dürfte sie ihren Schmerzen Raum lassen, aber jetzt musste sie entkommen. Einfach nur weg. Sie rannte unter den Laternen hindurch, sah, wie ihr Schatten wuchs und verblasste und von Neuem entstand. Ihre Lungen standen in Flammen. Sie konnte nicht mehr rennen, stoppte und stützte sich auf den Knien ab. Der Gehweg drehte sich unter ihren Füßen. Nach drei tiefen Atemzügen wagte sie einen Blick über die Schulter. Drei Schatten folgten ihr. Als sie unter der Laterne hindurchgingen, gab es wieder einen Knall und ein Meer aus Sternen fiel auf sie herab.
„Was wollt ihr?“, schrie sie ihnen entgegen. Dann ging sie, sich an den Gartenzäunen abstützend, weiter.
Sie sah nach hinten. Ihre Verfolger kamen näher, wieder erlosch ein Licht mit lautem Knall und Funkenregen.
„Was ist denn da draußen los, verdammt!“, schrie eine Stimme aus einem der Häuser. „Manche Leute müssen in vier Stunden arbeiten!“
Als sie an der Kreuzung, um die Ecke bog und sich erschöpft an einem Stromkasten abstützte, sah sie zwei Scheinwerfer auf sich zukommen. Sie hob einen Arm.
Zu spät erkannte sie die ovalen Lichter und die weinrote Lackierung des alten Mercedes.
„Nein, nein, nein“, brüllte sie, stieß sich vom Stromkasten ab, setzte zum finalen Sprint an, stolperte und schlug sich die Knie auf.
„Da bist du ja.“ Er packte sie am Arm, zog sie zu seinem Wagen, schleuderte sie auf den Beifahrersitz und schlug die Tür zu. Caro war zu schwach, um sich zu wehren. Er stieg neben ihr hinter das Steuer und fuhr weiter in die Nacht.
Knapp zwanzig Meter von der Stoßstange entfernt tauchte eines der Mädchen auf. Anstatt zu bremsen, trat er noch mehr aufs Gas und schrie: „Ihr blöden Gören!“
Sie kniff die Augen zusammen, wartete auf den Aufprall, hörte das Splittern von Glas. Als sie die Augen wieder aufschlug, stand die Schwärze vor ihnen wie eine Wand.
Die Scheinwerfer waren geplatzt. Schatten wirbelten um sie herum. Alles, was sie hörte, war der Motor, der immer lauter knurrte wie ein tollwütiger Hund.
„Du hättest nicht weggehen sollen, Sarah“, sagte er ruhig wie zu sich selbst. „Das hättest du nicht tun sollen.“
Ein Gedanke flammte in ihr auf. Schnall´ dich an, jetzt!
Sie tat es. Und gleich darauf zerbarst die Windschutzscheibe, sie wurde nach vorn in den Gurt gedrückt. Anstatt des dröhnenden Motors drang nun ein lautes Piepsen in ihr Gehör. Sie keuchte und hustete und warf einen Blick nach links. Ein dicker Ast hatte Dieters Kopf halb vom Rumpf gerissen. Schwarzes Blut schoss aus der klaffenden Kehle. Sie stemmte sich gegen die Tür – Mist! Blockiert! -, spuckte Galle in den Fußraum und lehnte sich wieder zurück. Staub wirbelte herum. Sie waren gegen einen dicken Baumstamm gekracht.
„Hey.“
Ihr Herz setzte aus, pumpte dann holpernd weiter.
Sie drehte sich um. Auf der Rückbank saßen die drei Mädchen.
„Wer seid ..." ... ihr? wollte sie fragen, aber sie musste husten. Ihr Rachen fühlte sich wund an, und sie fragte sich, ob beim Aufprall Batteriesäure in ihren Mund gelangt sein konnte.
Das Mädchen mit den braunen lockigen Harren und den großen braunen Augen streckte ihr die rechte Hand entgegen. Es lächelte.
Caro zögerte, dann legte sie ihre Hand in die Hand der toten Sarah und die Schwärze der Nacht löste sich auf, als würde ein Film im Projektor reißen. Zurück blieb nur die beschienene Leinwand. Strahlendes weißes Nichts.

 
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Hallo Hacke,

die Geschichte hat mich leider nicht so vom Hocker gehauen. Du verwendest ja einige Versatzstücke - Trampen, das Haus erinnerte mich dann an Psycho, dann das Ganze an Carrie -, aber irgendwie fügt sich das für mich nicht zusammen, ich hab's nicht verstanden, was da jetzt mit der Tochter passiert ist. Die ist weggelaufen und dann sind da diese beiden anderen Mädchen, die ihre "Macht" sag ich mal, anscheinend weitergeben, vielleicht war's am Anfang auch nur eine, doch wo die dann herkommt und was und warum - keine Ahnung.
Was mir auch etwas gefehlt hat, war Hintergrund zur Prot. Bei dieser Stelle:

„Ach, nur aufwärts, irgendwie. Wie Sie. Ich hab kein festes Ziel. Wenn ich an einer Stadt vorbeikomme, deren Name mir gefällt, bleibe ich eben dort.“
dachte ich schon: Nanana, hat da jemand keine Lust, sich ne Hintergrundstory auszudenken? Und später kam nur noch, dass sie irgendwie keine Eltern hat. Hm, geht es irgendwie um Ausreißerinnen? ... Versteh ich immer noch nicht recht.

Die Schreibe ist okay, hier ein bisschen Textkram, hab aber nicht jede Kleinigkeit mitgenommen:

die grün schimmernden Augen, die sie interessiert musterten, spiegelten das Lächeln des Mannes wider.
Etwas unglücklich, du mienst glaub ich, dass auch seine Augen lächeln, weil sich in Augen aber tatsächlich was widerspiegeln kann, irritiert das.

Die meisten sie außerdem für eine Professionelle.
Fehlt was.

„Nein, sie sind nicht tot. Oder, nein, es ist keine schöne Sache.“
Warum keine Fragezeichen?

Aus der Nase sickerte Blut, dass er mit der Zunge auf der Oberlippe verstrich.
das

Kurz bevor der Weg wieder auf eine beleuchtete Straße führte, stieg ein weiteres Mädchen von ihrer Statur aus dem Gebüsch links von ihr.
stieg von ihrer Statur? Versteh ich nicht, was du damit meinst.

Und achte mal auf den Namen von der Prot: Erst heißt sie Caro, dann Cora..

Viele Grüße,
Maeuser

P.S.: Ok, durch den Titel wird's klarer. Aber warum warten die dann z.B. so lange mit dem Rächen? Ist für mich nicht richtig rund.

 

Hi,

Sie war sich so verdammt sicher gewesen. Hinter so einem freundlichen Lächeln könne sich kein Psychopath verbergen.
„Konnte“ - die Wiedergabe von direkter Gedankenrede folgt denselben grammatikalischen Regeln wie die indirekte Rede. Das ist hier aber nicht gegeben, sondern es ist im Erzähltext gestaltet. Das ist echt grammatikalisch immer so schwer zu erklären, das muss man irgendwie fühlen.
Ich dachte mir schon, dass er ein Psychopath sein muss. Sie dachte sich schon, dass er ein Psycopath sein müsse.
Sie war sich sicher: Bei ihm musste es sich um einen Psychopathen handeln. Ich hatte es schon die ganze Zeit gewusst: Der Mann war ein Psychopath.

Da kann man sich mal ein schönes Seminar mit machen, wann welche Form des Konjunktivs in welcher Form der Darstellungen von Figurengedanken erforderlich ist, und was die indirekte Gedankenrede von einer Schilderung der Gedanken einer Figur im Erzähltext miteinander zu tun haben, da platzt 90% der Leuten nach 2 Minuten der Kopf. Deshalb ist es immer so schön, wenn einer sagt: Der Konjunktiv, der Kojunktiv!
Es gibt zum Beispiel für Journalisten eine Sache, weil man das häufig braucht. Eine Aussage von jemandem zitieren.
Der Bürgermeister sagt, die Spd ist daran schuld – das darf ich nicht sagen, denn damit bestätige ich den Bürgermeister.
Der Bürgermeister sagt, die Spd wäre daran Schuld – das darf ich auch nicht machen, weil ich damit die Aussage des Bürgermeisters in Zweifel ziehe.
Der Bürgermeister sagt, die Spd sei daran Schuld – das ist die indirekte Rede, so ist es richtig.
Das ist eine Regel, die vielleicht 20% der Leute verstehen. Wenn man dann noch einen Schritt weitergeht und anfängt mit: In welchem Verhältnis steht denn Erzähler zu dem Protagonisten, dessen Gedanken er jetzt wiedergibt, in welchem Zeitverhältnis befindet sich die Geschichte und wie schaut es mit dem Zusammenhang aus, in der die Gedanken geäußert werden.

Aufs Sprachgefühl hören. Irgendwas stimmt mit dem „könne“ hier nicht, ich bin mir sicher, das hat dir dein Sprachgefühl gesagt, und dann hast du es weggewischt mit „Das ist halt der Konjunktiv, der klingt ein bisschen komisch, aber der ist bestimmt richtig.“

und die grün schimmernden Augen, die sie interessiert musterten, spiegelten das Lächeln des Mannes wider. Er trug eine weiße Jeans, in der ein graues kurzärmliges Hemd steckte. Sein Haar war grau und struppig wie Stahlwolle.
Ich würde empfehlen, bevor man mit sowas anfängt, einen Hook zu setzen, der gewährleistet, dass man den Leser am Haken hat. Bis jetzt ist im Text nur die Erwähnung „Psychopath“ - ich weiß nicht, ob das reicht. Also mir wäre es als Leser zu wenig, ich möchte von Anfang an in einem Text sein, durch einen guten ersten Satz, einen guten ersten Absatz, einen Sound. Wenn ich mal im Text bin, bleib ich auch drin, da braucht es viel, um mich wieder rauszukriegen. Aber das wär jetzt ein Zeichen für mich, den Text abzubrechen: Ich bin noch nicht im Text und hier fängt es an mit: grau, grün, blau, Hose, Jacke, Hemd, Frisur – für mich ist das ein totaler Abturner wie das Wetter. Andere Leute möchten das eher, die wollen sich alles genau vorstellen – ich hab nix gegen das Wetter in Geschichten, auch nix gegen Farben und Beschreibungen, aber alles erst, wenn ich im Text drin bin.
Das ist so wie wenn man durch eine fremde Stadt geht, vielleicht mit der Frau, und geht eine Straße lang und überlegt sich, wo man reingeht, um was zu essen. Da bleibst du vielleicht draußen stehen oder guckst dir die Karte an – da kannst du bei jeder Kleinigkeit sofort wieder weggehen. Aber sobald du mal die Tür aufgemacht hast, dann haben sie dich am Haken. Und noch mehr wenn du dann am Tisch sitzt, wenn du mal am Tisch sitzt, und dann stört dich doch was – da muss dann schon gottweiß was sein, damit du wieder rausgehst. Dann kann dich der Kellner auch wie einen Arsch behandeln, du sagst nicht zu ihm: Wir gehen. Sondern du bleibst sitzen und ißt. Und so ähnlich ist das auch mit Geschichten. Du musst den Leser am Anfang dazu kriegen, sich hinzusetzen. Und das geht über die ersten Zeilen, den ersten Absatz, die erste Seite.

Die meisten sie außerdem für eine Professionelle.
fehlt ein Verb: hielten

„Wo fahren wir hin?“
Dieter schwieg und starrte auf die Landstraße. Bäume fielen links und rechts an ihnen vorbei in die Dunkelheit. Dieses Spiel zog sich nun schon seit über zwei Kilometern so hin. Caro stellte aufgeregt Fragen, während Dieter einfach starr dasaß und den Mercedes durch Felder in eine Zukunft lenkte, vor der Caros Angst stetig wuchs. Ohne jegliche Vorwarnung war Dieter von der Autobahn abgefahren.
„Wo bringst du mich hin? Sag es.“ Jetzt schrie sie ihre Angst heraus: „Wohin?!“
Damit solltest du den Text anfangen, viel besser.

Vielleicht steht ja gerade einer an der Zapfsäule. Ich muss es wagen. Schreie jetzt, oder schweige für immer.
Andere Sprachebene, so krieg ich kein Gefühl für das Mädchen bei „Ich muss es wagen“ - so eine Art von Geschichte steht und fällt mit der Hauptfigur. Wenn ich die nicht mag oder noch schlimmer, wenn sie mich nervt oder mir egal ist oder ich die Augen roll, dann bin ich als Leser völlig aus der Geschichte raus.

Unser Haus? Dieser Bastard wohnt also nicht allein. Vielleicht noch so ein Perverser. O Gott!
Nee … gefällt mir nicht. Ich bin nicht die Zielgruppe für deinen Text, das merk ich deutlich. Ich find diese kursive Gedankensprache extrem schwierig – das ist so ein Hilfsmittel um „Denken“ klar erfassbar zu machen, als wär denken so ein klar abgetrennter Prozess. Ich denk jetzt durckreif. Und hier: Das einzige, was der Satz leistet, ist es auszuschließen, dass der Psycho mit „uns“, sie selbst und ihn meint – und gerade das liegt ja nahe.

Die muskulösen Arme vor ihren flachen Brüste verschränkt, schleifte er sie zurück zum Wagen und hievte sie auf die Rückbank. Sie konnte wieder kleine Portionen Luft schnappen, aber jeder Atemzug schmerzte, als ob sie feine Metallspäne einsaugen würde.
Alle Adjektive hier sind schlecht, alle Verben sind gut. So einfach ist es manchmal. Was ist denn mit „flachen Brüsten“ - wer sieht das hier und wer wertet das? Wieso ist es gerade hier angebracht, über die flachen Brüste der fünfzehnjährigen zu reden? Muskulösen Arme – hat sie ein T-Shirt an, wie sehen die wirklich aus? Bei „Muskulös“ denke ich an Football-Spieler oder Profi-Wrestler, nicht an jemanden, der vielleicht mal Joggen geht. „kleine Portionen Luft“ - man schnappt nur nach „kleinen Portionen“, sonst atmet man tief ein oder so. „Feine Metallspäne“ - Späne sind immer fein.
Dagegen sind dieVErben ja alle „stark“ - alles okay, aber die verpuffen total. >Starke Verben sind natürlich kein Allheilmittel, sondern starke Verben brauchen dann Platz. Die stärksten Verben sind dann in solchen Tätigkeitsaufzählungen. Und hier … zu viele Partikel.
So am Anfang mit dem Schreiben ist es echt viel, find ich. Ich glaub am Anfang sollte es darum gehen, eine Stimme zu finden, bei der man sich wohlfühlt, in der man sich selbst gerne reden hört. Wo man denkt: Das ist ein geiler Satz jetzt. Und dann später kann man anfangen, die geilen Sätze kritischer zu sehen und sie bisschen zu beschneiden oder zu wissen, wann sie hingehören, aber erstmal so eine Stimmme für sich zu finden – das hilft ungemein. Das man bei jedem Satz sagen kann: zu dem steh ich – das gilt auch unabhängig von Textart.
(hier fehlt auch ein „n“ bei Brüsten). Irgendwie fehlt mir in dem Text sprachlicher Pep, der eigene Ton. Schwierig.

Sie fühlte sich wie lebendig begraben und ihr wurde die Ausweglosigkeit ihrer Lage bewusst.
Das klingt wie Nachrichtensprecher-Deutsch. Aus-weg-los-ig-keit – das ist so ein komisches Wort mit starker Bedeutung, die so … verpufft. „wurde sich ihrer Lage bewusst“ - das ist doch furchtbar. Dann fühlt sie sich „wie lebendig begraben“. Dagegen mal: „als ob sie jemand lebendig begraben hätte“ - das ist schon eine ganz andere Power drin. Dann schmeißt man begraben raus und sucht dafür was Neueres. Eingemauert. Verscharrt. Und dann muss man gucken, ob man aus dem „lebendig“ noch irgendwie was rausquetscht. Damit man nicht in diesem verbrauchten „lebendig begraben“ bleibt – in so einem Sprichwörtlichen: Ach, ich hab ein CT machen lassen, als war ich lebendig begraben! Ich hab so viele Akten heute, als wär ich lebendig begraben.
Ich weiß auch nicht, das klingt immer so arrogant, aber es geht beim literarischen Schreiben darum, eine andere Einstellung zu Sprache zu entwickeln als das normale Menschen tun. So geht’s wahrscheinlich in jedem Beruf. Als Bäcker hast du auch eine andere Einstellung zu Mehl als ein „normaler Mensch.“
Das geht, fürchte ich, nur mit Übung und mit viel drüber Nachdenken und nach Anregungen suchen. Ich versuch dann mal, wenn ich so Kritiken schreibe, mal Ideen zu geben, was mir einfällt, wo man ansetzen kann. Aber das sind nur Anregungen, das ist keine Vorschrift oder dass ich jemandem Arbeit nehmen will.
Für Sprache kann es was bringen, sich mit Songtexten auseinander zu setzen. Warum ist „Denkmal“ von Wir sind Helden der größte Hit der Band? Warum haben die Ärzte, die Fantastischen Vier oder Fettes Brot Erfolg – grad den Ärzten wird ja nun keiner unterstellen, dass das begnadete Musiker sind.
Oder: Lyrik, Dramatik. Morgenstern, Heine, Benn. Muss jeder seinen Wetzstein selbst finden.
Ist schwer, wenn man meist übersetztes Zeug liest. Dann wird’s schwer bei den Feinheiten. Ich fürchte man müsste viel mehr deutsche Literatur lesen, um in die Verästlungen reinzukommen in Rhythmik, Melodie und Semantik – aber man liest, wenn man liest, meist Übersetzungen aus dem Englischen von Übersetzern, die unter Zeitdruck arbeiten, damit sie auf einen Schnitt kommen.
Oder man geht halt – was ja auch Trend ist – von der Sprache weg, in den Plot rein. Dann braucht man eine Sprache, die so als Grundierung taugt, die nur nicht viele stört.

Ich bin einfach nicht die Zielgruppe für den Text. Ich les da, wenn er die Wohnung kommt, und denk: Wie in Criminal Minds. Dann entkommt sie und die toten Mädchen kommen zurück und ich denk: Ach, typischer Handlungsverlauf. Das denk ich halt alles, weil ich nicht in dem Text bin, weil die Sprache nicht passt für mich und weil mir die Figur zu egal ist.

Ich hab neulich 10 Seiten gelesen, warum Stephen King der gefeierte Horror-Autor ist. Warum Shining so toll ist. Und es lief darauf hinaus, dass King seine Ängste, Unzulänglichkeiten, den ganzen Scheiß in so einem Text verarbeitet hat. Dass man sein Kind nicht liebt. Dass man, wenn man säuft, andere Menschen gefährdet. Dass er vielleicht nicht mehr schreiben kann, wenn er aufhört zu koksen oder zu saufen. Er hat's also immer geschafft, sich mit dem, was er schreibt, auf einer tiefen Ebene zu verknüpfen. Und dann passiert was. Wenn man über einen abstrakten Plot schreibt: Da entführt einer kleine Mädchen und bringt sie um – wo ist dein persönlicher Bezug dazu? Was hast du zu dem Thema zu sagen?
Und natürlich, da sagt man: Ich muss halt was schreiben, die Leute gucken das ja, ist halt Standard, mach noch so einen Stress, muss ja keine Kunst sein – das versteh ich auch alles. Aber es ist verdammt schwer was „Gutes“ zu schreiben ohne einen persönlichen Bezug dazu zu haben. Nur so eine abstrakte Angst wie hier „hilflos“ - oder sogar eine Zivilisationsangst. Das ist ja ein Psycho wie in den Hollywood-Filmen – was ist das für eine Angst? Ich glaub, Horror funktioniert darüber, dass sich ein Autor seinen Ängsten stellt, und zwar seinen eigenen und nicht unbedingt fremden.
Das was hier passiert in dem Text – dass einer „Familie“ mit Entführungsopfern nachstellt – das ist so eine abstrakte Skurrilität aus den Fernsehnachrichten und aus Criminal Minds, die man ablehnt und die zu einem skurrilen Motiv geworden ist. Aber mit so einem Motiv muss man ja was anfangen. Horror ist immer dann gut, wenn man was damit verbindet. Der meiste Fantasy-Horror funktioniert, weil er mit denselben Mitteln operiert wie die katholische kirche – Angst vorm Fegefeuer und der Verdammnis. Heute ist ja oft der Zivilsationshorror, der darauf hinausläuft: Da hält sich einer nicht an die Regeln, an die ich mich halte, und das überfordert mich total. Wenn der Nachbar mit einer Axt auf mich losgeht, bin ich hilflos. Ich hab in meinem Regelsystem nichts, was mich davor schützt. (Das ist so eine Amok-Angst). Gibt doch diesen Film, wenn 3 Leute mit Masken einfach an die Tür klopfen und sagen: wir wollen hier rein, und wenn wir drin sind, dann bringen wir dich um.

Ich bin am labern. Zwei Sachen: Ich würd empfehlen, dass du dich mit Sprache beschäftigst und versuchst, ein Gefühl für Klang und Erzählstimme zu entwickeln. Wie willst du, dass dein Text klingt.
Und das zweite: Ich fände es gut, wenn du bei dem nächsten Text eher darauf achtest, einen persönlichen Bezug zu dem Sujet herzustellen. Wenn das dann richtig klappt, kann man sich immer noch sehr abstrakten Szenarien widmen, die man eher aus dem Fernseher kennt und mit denen man eigentlich gar nix zu tun hat.

Bitte nimm den Kommentar nicht persönlich oder als arrogant auf, als würde ich dir was vorschreiben wollen, da hab ich überhaupt kein Interesse dran, sondern nimm das einfach als Meinung, wie ich das sehe, und wie ich zum Schreiben stehe, und was dir einleuchtet, darüber kannst du nachdenken, und den Rest kannst du ja ablehnen. Es sind einfach Anregungen, so ein Forum lebt ja auch davon, dass man sich an den Meinungen anderer dann abarbeitet.

Gruß
Quinn

 

Hallo Hacke,

wie immer bei mir, Textarbeit vorab:

ihr als solche verkauft hatte.

Hatten.

fand Caro.

Das würde ich rauslassen. Wirkt ohne diesen Zusatz stärker.

Die meisten sie außerdem für eine Professionelle.

Da fehlt „hielten“. Und ich würde statt außerdem „wohl“ schreiben.

Dieter lachte und schlug die flache Hand auf das Armaturenbrett. Dieser Mann konnte unmöglich ein Psychopath sein.

Das passt mir nicht ganz vom Gedankengang her. Ich würde das schön etwas unheimlich finden, wenn er wie blöd lacht.

Bäume fielen links und rechts an ihnen vorbei in die Dunkelheit.
Fielen klingt, als würde sie gerade jemand mit einer Motorsäge fällen. Ich würde flogen oder irgend etwas anderes schreiben.
Dieses Spiel zog sich nun schon seit über zwei Kilometern so hin. Caro stellte aufgeregt Fragen, während Dieter einfach starr dasaß und den Mercedes durch Felder in eine Zukunft lenkte, vor der Caros Angst stetig wuchs.

Das passte für mich von der Charakterisierung her nicht. Auf mich wirkte Dieter bis jetzt ganz sympathisch. Und Caros Zweifel allein reichen mir nicht, um da wirklich etwas beunruhigend zu finden.

Leuchtreklame der Aral-Tankstelle.

Einer Aral-Tankstelle. Sonst wird es so hervorgehoben, als wäre es eine besondere Tankstelle.

Schreie jetzt, oder schweige für immer.

Das klingt poetisch, aber ich glaube nicht, dass ihr in ihrer Situation so ein Gedanke kommen würde.

Das ist viel zu jung, um auf Weltreise zu gehen, weißt du das.

Fragezeichen

„Nein, sie sind nicht tot. Oder, nein, es ist keine schöne Sache.“

nicht tot KOMMA und Fragezeichen am Ende

Im Tal drehten sich einige Lichter,

Eher leuchteten
Voll in die Magengrube.

Voll würde ich weglassen. Ist zu umgangssprachlich.

Er schlug die Tür zu und Caro hörte wie sie verriegelten.

Das können die Türen nicht selbst. Verriegelt wurden.

die Ausweglosigkeit ihrer Lage bewusst.

Vorhin konnte sie die Tür doch noch ganz einfach öffnen? Und so ein alter Mercedes hat doch keine Zentralverriegelung? Also, ich bin kein Autoexperte, aber das erscheint mir unlogisch.

Ihre aneinander fixierten Arme baumelten hinunter

aneinander kann raus.

Es schien ihn ohnehin nicht zu kratzen.

Wieder sehr umgangssprachlich. Statt kratzen vielleicht interessieren.

sodass sie einen Blick auf das Innere des Hauses werfen könne.

Hätte werfen können. Und der Konjunktiv ist hier eh sehr ungelenk. Passiert mir auch öfters. Da kann man tricksen, wenn man den Konjunktiv in der Gegenwart verwendet. Ich glaube schon, dass es hier geht: Sie wünschte sich, sie würde das Innere des Hauses erkennen.

Dass so ein Mensch wie Dieter überhaupt in einem Haus und nicht im Wald oder in einer Höhle lebte, kam ihr seltsam vor.

Den Gedanken kauf ich ihr nicht ab. Wer lebt denn bitte im Wald? Und ist bei unseren sehr klein ausgedehnten Waldgebieten ohnehin sehr schwer.

Gesicht, machten es so zu einem Mosaik der Abscheulichkeit.

Und machten.

Auf beiden Fotos saß Dieter mit einem anderen Mädchen auf der Couch, auf der auch Cora gerade saß. Die Mädchen wirkten verängstigt und lethargisch; beide sahen zerschunden aus. Veilchen unter den Augen. Blutergüsse am ganzen Körper.

Puh, da hat's mich echt geschüttelt, dass er diese Fotos auch an die Wand hängt. Sehr gut gemacht!
Sie überlegte, ihm das Ohr abzubeißen, aber das würde ihn nicht aufhalten, sondern nur seine Wut entfachen.

Hm, da ist's leider schon wieder. Sie verhält sich nicht der Situation entsprechend. Ein Ohr abbeißen wie Mike Tyson? Das kann doch nicht ernsthaft ihre Überlegung sein.
Sie hörte, wie Dieter aufstand und den Raum verließ. Mit beiden Händen tastete sie nach dem Brotmesser.

Ich kann mir schwer vorstellen, dass er das liegen gelassen hätte. Bei soviel Dummheit wäre er längst von der Polizei geschnappt worden.
Es empfing sie eine große, leuchtende Einfahrt,
Warum leuchtet es hier?
Dort, wo die Feen tanzen.

Also hier ist der Gedanke gut ;)

Erst dieser verdammte Mädchenmörder und dann das!

Und leider wieder einer, der nicht passt. Klingt wie aus einem Jugendbuch.
„Nein, nein, nein“, schluchzte sie und sank mit dem Rücken gegen den Stromkasten gelehnt zu Boden.

Zuerst rennt sie um ihr Leben, und dann gibt sie einfach auf? Es tut mir wirklich leid, ich find's nicht glaubwürdig.
Cora zögerte, dann legte sie ihre Hand in die Hand der toten Sarah und die Schwärze der Nacht löste sich auf, als würde ein Film im Projektor reißen. Zurück blieb nur die beschienene Leinwand. Strahlendes weißes Nichts.

Hm, das ist zwar ein sehr atmosphärisches Ende, aber ich hab's nicht ganz kapiert ;) Ist Cora jetzt ebenfalls gestorben? So oder so, ich finde das Ende stark.

Alles in allem war die Geschichte nicht schlecht. Deine Zirkusstory fand ich zwar stärker, aber trotzdem hast du hier wieder einige Momente geschaffen, bei denen ich eine Gänsehaut bekam.

Es gibt aber leider auch ein paar Schwächen. Ich habe es schon ein paar Mal angesprochen: Die Charakterisierung ist dir nicht so geglückt. Sowohl Dieter als auch Cora verhalten sich manches Mal unglaubwürdig. Sie waren ansonsten ganz gut entworfen, ich hatte sie vor Augen, aber diese unpassenden Verhaltensweisen haben mich ein wenig rausgeworfen.

Dann braucht deine Geschichte auch ein wenig, um Fahrt aufzunehmen. Ich dachte mir am Anfang immer wieder: Hm, hoffentlich bringt er einen anderen Dreh rein, sonst muss ich einen bösen Verriss schreiben.
Denn diese Serienmörder-Thematik ist halt schon hinlänglich bekannt. Wenn da nicht was besonderes kommt, langweile ich mich schnell. Dann hast du es aber doch geschafft. Die Schilderung der Wohnung, das Auftauchen der Geister, die Flucht. Das waren alles herrlich schaurige Momente, bei denen ich nicht mehr zu lesen aufhören konnte.
Aber wie gesagt, das braucht ein bisschen zu lange. Vielleicht könntest du den Anfang etwas kürzen.

Also auf einer Skala von 15 Punkten würde Racheseelen von mir eine 9 bekommen. Dimitris Geschenk würde allerdings bei 10,5 liegen ;)

Weitermachen, freu mich auf deine nächsten Sachen!

Liebe Grüße
Unbeliever

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Maeuser,

herzlichen Dank für deine Einschätzung und für deine Verbesserungsvorschläge!

Nanana, hat da jemand keine Lust, sich ne Hintergrundstory auszudenken? Und später kam nur noch, dass sie irgendwie keine Eltern hat. Hm, geht es irgendwie um Ausreißerinnen? ... Versteh ich immer noch nicht recht.
Anfangs war die Einleitung der Geschichte viel Länger. Ich sah Caro als aufstrebende Comiczeichnerin/Ausreißerin, die versucht zu einer Comicmesse zu gelangen, um endlich mit ihrem Skizzen durchzustarten. Sie zeigt ihm ihr Zeichnungen und so. Dann, als die Geschichte getippt war, dachte ich mir, nein, das nimmt dir der Leser übel. Über die Hälfte würde sofort wieder aussteigen. Jeder erwartet hier Horror pur vom ersten Satz ab und dann muss er eine Seite+ davon lesen, wie so ein Mädchen mit nem seltsamen Typen auf der Autobahn entlangfährt und langweiliges Zeug quatscht.

Ich sehe das hier gerade als Großbaustelle :D ... also, ich werde den Anfang wohl kürzen. Oder so erstmal streichen.

stieg von ihrer Statur? Versteh ich nicht, was du damit meinst.
Sehr unglücklich formuliert, das gebe ich zu. Ich wollte ausdrücken, dass das Mädchen, das aus dem Gebüsch steigt von der gleichen Statur wie Caro ist. Gleich groß eben. Völliger quatsch. Ich habe es einfach gestrichen.
Auch sonst habe ich deine Anregungen ausgebessert.

Und achte mal auf den Namen von der Prot: Erst heißt sie Caro, dann Cora..
Oh Mann! Manchmal frage ich mich echt, ob ich noch Augen im Kopf habe.

Ok, durch den Titel wird's klarer. Aber warum warten die dann z.B. so lange mit dem Rächen? Ist für mich nicht richtig rund.
Vielleicht waren sie einfach zu beschäftigt bisher. Mit so typischen Geistersachen halt. Durch Wände fliegen und so.
Nein, im Ernst, deine Zweifel sind absolut berechtigt. Im Moment habe ich aber noch keine Idee wie ich das alles etwas abrunden könnte.

Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Nun zu dir Quinn, Grüß dich,

wow! Ich war total baff, als ich dein Kommentar gesehen hab. Scheiße, dachte ich mir, der ist ja länger als meine Story. Und spannender auch.
Du hast mir wirklich einige gute Anregungen gegeben, die ich zu beherzigen versuche.

Das ist echt grammatikalisch immer so schwer zu erklären, das muss man irgendwie fühlen.
Deshalb muss ich noch ein besseres Gefühl für Sprache entwickeln. Aber da ich den Anfang eh streichen möchte, fällt das ja weg. In den nächsten zwei Tagen ändere ich das mal um.

Es gibt zum Beispiel für Journalisten eine Sache, weil man das häufig braucht. Eine Aussage von jemandem zitieren.
Der Bürgermeister sagt, die Spd ist daran schuld – das darf ich nicht sagen, denn damit bestätige ich den Bürgermeister.
Der Bürgermeister sagt, die Spd wäre daran Schuld – das darf ich auch nicht machen, weil ich damit die Aussage des Bürgermeisters in Zweifel ziehe.
Der Bürgermeister sagt, die Spd sei daran Schuld – das ist die indirekte Rede, so ist es richtig.
Das versteh ich noch. Da gehöre ich zu den glücklichen 20%.

Wenn man dann noch einen Schritt weitergeht und anfängt mit: In welchem Verhältnis steht denn Erzähler zu dem Protagonisten, dessen Gedanken er jetzt wiedergibt, in welchem Zeitverhältnis befindet sich die Geschichte und wie schaut es mit dem Zusammenhang aus, in der die Gedanken geäußert werden.
Hier allerdings stoße ich wohl dann an meine Grenzen. Ich hoffe das wird noch. Der Wille ist da.

Aufs Sprachgefühl hören. Irgendwas stimmt mit dem „könne“ hier nicht, ich bin mir sicher, das hat dir dein Sprachgefühl gesagt, und dann hast du es weggewischt mit „Das ist halt der Konjunktiv, der klingt ein bisschen komisch, aber der ist bestimmt richtig.“
Als könntest du direkt in meinen Kopf sehen, fast schon gespenstisch :D

Ich würde empfehlen, bevor man mit sowas anfängt, einen Hook zu setzen, der gewährleistet, dass man den Leser am Haken hat. Bis jetzt ist im Text nur die Erwähnung „Psychopath“ - ich weiß nicht, ob das reicht.
Ja, Psychopath ist schon recht dünn. Aber bevor ich gleich damit anfange, dass dieser Dieter eine kurze Hose trägt und Haare wie Stahlwolle, dachte ich, konfrontiere ich den Leser wenigstens mit einer unterschwelligen Gefahr. Ich muss wirklich eine gute Hook finden, und dann, wenn die Geschichte schon etwas an Fahrt aufgenommen hat, kann ich ja immer noch Zeit drauf verwenden, die Prots zu charakterisieren. Vor allem bei Caro muss ich mich da noch ein wenig ins Zeug legen. Der Leser soll ja mit ihr bangen. Dazu muss er erstmal Gefallen am Prot finden. Oder immerhin interessant sollte er sein. Je nachdem vorauf man abzielt.

Damit solltest du den Text anfangen, viel besser.
Du hast mir die Augen geöffnet. Viel, viel besser

Ich bin nicht die Zielgruppe für deinen Text, das merk ich deutlich. Ich find diese kursive Gedankensprache extrem schwierig – das ist so ein Hilfsmittel um „Denken“ klar erfassbar zu machen, als wär denken so ein klar abgetrennter Prozess.
Ja, da hab ich mal versucht, etwas herumzuexperimentieren. War wohl ein Schuss in den Ofen. Nein, ich erziele damit das genaue Gegenteil von dem, was ich ursprünglich damit bezwecken wollte. Dem Leser einen direkten Einblick auf das Denken, die Ängste von Caro zu gewähren, um sie ihm so näher zu bringen. Aber die Gedanken sind oft viel zu abwegig. Ich lese halt gerade was von Laymon, und der verwendet diese Gedankensprache ständig. Auf einer Seite tauchen da fünf kursiv gestaltete Zeilen auf. Aber da passt es irgendwie immer, ist stimmig. Natürlich. Der schreibt ja auch schon ewig so. Für mich war das ein kleines missglücktes Experiment. Ich glaube es ist wichtiger seinen eigenen Stil zu finden, als andere zu imitieren. Oder vielleicht ist das auch der Weg zum eigenen Stil. Klar, meistens schreibt man auch das, was man normalerweise gerne liest. Trotzdem man kann sich den Stil eines Autors nicht anziehen wie ein paar Schuhe und erwarten, dass es passt.

Alle Adjektive hier sind schlecht, alle Verben sind gut. So einfach ist es manchmal.
Erstaunlich, wie gut sich das anhört, wenn man die Adjektive ausgemistet hat. Ist viel mehr Flow drin. Ja, ich denke schon, dass es feine und grobe Späne gibt. Also wenn ich mit einem Messerkopffräser mit hohem Vorschub und geringer Drehzahl über einen Alublock fräse, können da schon mal ein Zentimeter lange Späne fliegen. Trotzdem ist es unwichtig, weil sich der Leser ja erschließen kann, dass von solchen sicher nicht die Rede sein kann.

Das klingt wie Nachrichtensprecher-Deutsch. Aus-weg-los-ig-keit – das ist so ein komisches Wort mit starker Bedeutung, die so … verpufft. „wurde sich ihrer Lage bewusst“ - das ist doch furchtbar. Dann fühlt sie sich „wie lebendig begraben“. Dagegen mal: „als ob sie jemand lebendig begraben hätte“ - das ist schon eine ganz andere Power drin. Dann schmeißt man begraben raus und sucht dafür was Neueres. Eingemauert. Verscharrt.
Jeder Satz muss mal für sich betrachtet werden. Ich meine ich habe diese Geschichte oft gelesen. Aber da hab ich sie immer nur überflogen. Jedes Mal sind mir immer mal wieder Dinge ins Auge gesprungen. Andere aber zogen einfach an mir vorbei. Bei meiner nächsten werde ich Satz für Satz analysieren. Wahrscheinlich wird das nicht mal zeitaufwendiger sein.

Ist schwer, wenn man meist übersetztes Zeug liest. Dann wird’s schwer bei den Feinheiten. Ich fürchte man müsste viel mehr deutsche Literatur lesen, um in die Verästlungen reinzukommen in Rhythmik, Melodie und Semantik – aber man liest, wenn man liest, meist Übersetzungen aus dem Englischen von Übersetzern, die unter Zeitdruck arbeiten, damit sie auf einen Schnitt kommen.
Sicher 90% der Bücher in meinem Regal sind Übersetzungen. Ich denke ich werde mir in nächster Zeit mehr deutsches Zeug zulegen. Das klingt absolut vernünftig. Klar, die Übersetzer sind froh, wenn sie mit einem Ding durch sind. Für die ist es sicher nicht der gleiche Prozess wie für einen Autor, der sich da wirklich auch Gedanken darüber macht, wie das klingt.

Ja, Shining ist wohl ein gutes Beispiel dafür. Bei mir stehen einige Kings im Regal, aber wenn ich mal bei anderen Leuten daheim bin und ins Bücherregal gucke, sehe ich, wenn es nur ein King-Buch ist, immer Shining. Keine Ahnung. Ist wohl eines seiner besten Werke, klar. Persönlich verknüpft mit dem Plot. Schreibe nur über das, was du kennst, habe ich mal auf einer Seite gelesen, die so Schreibkurse und sowas anbietet. Höchstes Gebot! Halte ich für Quatsch. Wer sollte dann bitte SciFi schreiben? Aber richtig ist natürlich, dass man selbst etwas mit dem Thema zu tun hat. Ich meine, irgendwie habe ich hier nicht meine eigene Angst verarbeitet. Ich bin noch nie über lange Strecken getramt. Ich habe keine Angst, dass ich eines Tages zu einen Verrückten ins Auto steige. Natürlich schlummert diese "Amok-Angst", wie du es nennst, in vielen. Irgendwann kann immer irgendwer irgendwo ausrasten. Ob es nun der Bankangestellte ist, der wie jeden Tag im Stop-and-Go-Verkehr feststeckt und plötzlich durch den Nebel der Depression eine Idee strahlt. Hey, ich könnte doch jetzt einfach auf den Gehweg ausweichen und das Gas durchtreten. Scheiß auf die Frau, die da ihren Kinderwagen schiebt.

Gibt doch diesen Film, wenn 3 Leute mit Masken einfach an die Tür klopfen und sagen:
The Strangers meinst du, glaube ich. Da gibt es auch noch diesen österreichischen Streifen Funny Games. Und "The purge - Die Säuberung". Lief ja erst im Kino. Aber letzteren halte ich für ziemlich bescheuert.


Ich bin am labern.
Gar nicht :D Ich fand es hochinteressant!

Zwei Sachen: Ich würd empfehlen, dass du dich mit Sprache beschäftigst und versuchst, ein Gefühl für Klang und Erzählstimme zu entwickeln. Wie willst du, dass dein Text klingt.
Und das zweite: Ich fände es gut, wenn du bei dem nächsten Text eher darauf achtest, einen persönlichen Bezug zu dem Sujet herzustellen.
Dann weiß ich schon mal, worauf ich meine Schwerpunkte legen muss.

Als arrogant fasse ich dieses Kommentar sicher nicht auf. Ich wäre ein echter Idiot, wenn ich eure Anmerkungen ignorieren würde. Dann wäre meine ganze Anwesenheit in diesem Forum für die Katz. Ne, ich werde mir mal gute deutsche Literatur zulegen und diese bewusst lesen, auch mal versuchen, richtig zu analysieren. Vielleicht hilft mir das, etwas weiter zu kommen.

Auf jeden Fall hast du mir sehr geholfen und ich bedanke mich, dass du dir die Zeit genommen hast die Geschichte zu lesen und so ausführlich darüber zu schreiben, obwohl sie ja jetzt gar nicht so dein Ding war.

Schönen Sonntag noch.

Hi Unbeliever,

jetzt schon mal herzlichen Dank auch für dein Kommentar. Hat mich unheimlich gefreut. Mir rennt nur gerade die Zeit davon. Aber morgen antworte ich Dir ausführlich.

Es darf weitergehen. Deine Worte waren das Pflaster auf der offenen Wunde. Eine 9 auf der Skala ist cool. Mehr als ich erwartet hatte, gutes Mittelfeld. Natürlich wäre es schön, wenn da von jeder Geschichte ein Trend nach oben erkennbar wäre. Aber zumindest konntest du dich auch hier einige Male von der Atmosphäre begeistern lassen. Ja, mit allem, was du an Kritikpunkten aufbringst, hast du völlig recht. Die Figuren sind nicht wirklich ausgegoren, handeln und denken oft unrealistisch. Die Einleitung ist ja nicht besonders lang, doch, wie ich jetzt weiß, ist selbst eine halbe Seite viel zu lang, wenn dort kaum etwas geschieht. Ein so lahmer Beginn ist unverzeihlich und schreckt wahrscheinlich die meisten gleich ab.
Wie ich schon zu Quinn meinte, werde ich den Anfang wohl komplett streichen, und mir ein paar gute Stellen herauspicken, wo ich etwas Charakterisierung hineinbringen kann. Vllt wird auch irgendwo eine kleine Rückblende eingesetzt. Ich weiß es noch nicht. Sobald wie möglich mache ich mich ans Basteln.

Im Moment sehe ich es als Fehler, die Geschichte so gepostet zu haben, wo doch einige Schwächen so offensichtlich sind. Tja, aber aus Fehlern lehrnt man ja bekanntlich.

Die Textarbeit, die du mir vorgegeben hast, habe ich bearbeitet. Danke dafür. Die war sehr ausführlich.

Vorhin konnte sie die Tür doch noch ganz einfach öffnen? Und so ein alter Mercedes hat doch keine Zentralverriegelung? Also, ich bin kein Autoexperte, aber das erscheint mir unlogisch.
Stimmt. Die erste Zentralverriegelung kam fünf Jahre später heraus, wurde als erste in einen Mercedes verbaut. Solche Schlamassel passieren, wenn man zu faul zum Recherchieren ist. Ich habe jetzt einfach das Modell geändert.

Hm, das ist zwar ein sehr atmosphärisches Ende, aber ich hab's nicht ganz kapiert Ist Cora jetzt ebenfalls gestorben? So oder so, ich finde das Ende stark.
Sie ist wütend aus dem Saal stolziert und hat das Geld für Popcorn und Eintritt zurückverlangt:D Freut mich, dass du es stark fandest. Ich dachte mir: einige werden es hassen, andere mögen ... mal sehen. Zum Glück zählst du dich zu Letzteren.

Weitermachen, freu mich auf deine nächsten Sachen!
Danke! Ich mich ebenfalls auf deine. Dank dir gebe ich der Geschichte noch eine Chance.

Schöne Grüße

Hacke

 

Hallo Hacke!

Ich sehe, du hast deinen Text, nachdem ich ihn ausgedruckt hatte, nochmal überarbeitet. Kann also sein, dass sich einige Sachen schon erledigt haben.

Ich bin immer ein bisschen traurig, wenn ich den Hintergrund der Schreiber nicht ganz kenne, was natürlich auch ein wenig meine Schuld ist, weil ich mich viel zu selten hier herumtreibe.
Hätte schon zu gern gewusst, wie alt du bist, wie weit deine Erfahrung hier auf diesem Gebiet reicht. Ich habe nämlich den Eindruck, dass sich viele Sachen, die ich bemängeln würde, mit wachsender Erfahrung und Routine erledigt hätten.

Also eigentlich ein Mutmacher, auch wenn ich viel bekrittel (und andere), ist das nicht per se schlecht, denn die Fehler haben wir alle gemacht (na ja, fast)

Das ging anfangs schon los mit dem ersten Absatz. Ich hatte gesehen, du hast ihn geändert, nachdem Quinn das bemängelt hat, da hatte ich die Version. Diese furchtbare Konstruktion mit dem Plusquamperfekt, als Einstieg. Brrrr, die hätte ich dir um die Ohren gehauen. Hat wohl Anakreon schon gemacht - :D liest sich jetzt schon viel besser!

Ich finde auch den Vergleich von Quinn mit dem Restaurant-Besuch zu dem ersten Absatz eines Textes genial. Genauso isses! Wenn er den nicht geklaut hat, dann sollten wir ihm huldigen!:shy:

Denn das ist der Sinn erster Absätze - erster Sätze. Reinziehen ins Geschehen und nicht mehr loslassen. Wenn du richtig gut bist und gewieft, dann hat der erste Satz einer Kurzgeschichte auch etwas mit dem ganzen Geschehen zu tun, er fasst das sozusagen zusammen.
Insofern ist der erste Absatz nun ziemlich aussagekräftig, denke ich.

Du hast einen späteren Einstieg gewählt, und natürlich, es funktioniert. Es ist immer eine Gratwanderung, herauszufinden, was muss ich erzählen, was kann ich weglassen. Im Zweifelsfalle - weglassen. Denn wenn du zuviel erzählst, langweilst du den Leser, und das ist tödlich. Zuwenig erzählen ist kaum möglich, meist kann ich mir als Rezipient immer etwas vorstellen, wenn nicht, springt meine Fantasie ein, was nicht das schlechteste ist.


Als wäre er besessen davon, die Mittelstreifen zu zählen.

Das gefällt mir als Bild sehr gut, sehr fassbar. Da kann sich jeder was drunter vorstellen, wie der Mann auf die Straße starrt, in sich versunken, kaum für die Außenwelt was übrig.
Aber warum diese kursiven Einschübe? Die nerven die ganze Story über; es muss doch anders möglich sein, Caros Gedanken mitzuteilen. Ich meine, du hast doch nicht die auktoriale Perspektive gewählt, so dass du ja eigentlich Caros Sicht einnimmst. Diese kursiven Einsprengsel sind also vollkommen überflüssig.
Und ärgerlich, denn du versuchst dem Leser mit Macht vorgeben zu wollen, was er zu denken hat.

Alles um sie herum verschwamm wie ein Spiegelbild im trüben, stillen See, das von einem Finger zerstrichen wird.

An und für sich auch ein schönes Bild, aber viel zu lang dargebracht. In der Kürze, na ja, du weißt schon. Es braucht immer Zeit und Energie, Nebensätze zu lesen. Wenn diese Teilsätze dann überflüssig sind, ist es richtig ärgerlich. Um richtig auf den Punkt gebracht zu werden, muss das Bild kurz u. knackig vorgetragen werden. Da muss man manchmal lange knobeln, dran sitzen, probieren. Meist fällt einem aber eine kürzere Version ein und es lohnt sich.

„Scheiße“, keuchte sie durch die zusammengebissenen Zähne.

Warum? Das ist vollkommen unlogisch, dass jemand in dieser Situation auch noch die Energie aufwendet, "Scheiße" zu sagen. Die Dialoge, finde ich, entbehren auch ein klein bisschen der Realität. Lies sie dir laut vor, mit verteilten Rollen, vielleicht mit verstellter Stimme. Dann kommst du sehr schnell dahinter, dass manche Sätze niemand so sagen würde.
Bis auf ganz wenige Ausnahmen ist der Dialog oder die wörtliche Rede das einzige Mittel, Personen zu charakterisieren. Da möchte dies Mittel schon ausgeschöpft werden.
Ich bin selbst ein wenig schwerfällig auf dem Gebiet, aber es macht auch Spaß, gute Dialoge zu schreiben. Und zu lesen.

Sie hörte, wie er den Schlüssel ins Schloss steckte. Drinnen schaltete er das Licht ein. Von irgendwoher vernahm sie Stimmen. Sie wünschte sich, sie würde das Innere des Hauses sehen können.

Solche indirekten Konstruktionen bitte tunlichst vermeiden, möglichst wenig halten. Hin und wieder mögen sie angebracht sein, doch in der überwiegenden Zahl können sie ersetzt werden durch direkte Beschreibungen.
Was hindert dich daran, zu schreiben: Er steckte den Schlüssel ins Schloss und schaltete drinnen das Licht ein. Stimmen ertönten, aus dem Inneren des Hauses.

Oder so ähnlich. Schreiben eines Textes - 20 Prozent, vielleicht nochmal 20 Prozent Vorbereitung, der Rest - Überarbeitung!

Caro glaubte, sich in einem Antiquitätenladen zu befinden, denn alle Möbel wirkten antik, mit aufwendigen Schnitzereien verziert, doch wild durcheinandergewürfelt. Kein Holzton passte zum anderen. Die Wände waren übersät mit Uhren. Hauptsächlich alte Kuckucksuhren. Und überall stapelte sich staubiges Porzellangeschirr.

Du willst die Wohnung beschreiben. Gib einen Eindruck, und dann gut. Du gibst hier einen Eindruck und weil du nicht glaubst, dass es wirkt, wird noch jede Menge Zeugs hinterhergeschoben. Dabei hätte doch der erste Satz vollkommen gereicht.

Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Caro dort die im Mondschein fahl leuchtende Gesichtshälfte eines Mädchens gesehen.

Wenn die Empfindung nur den Bruchteil einer Sekunde dauert, darfst du nicht mehrere Sekunden benötigen, um sie zu beschreiben. Das nimmt absolut die Rasanz raus.

„Mist! So was Blödes“, sagte Dieter. „Ich geh mal in den Keller und lege den FI-Schalter um. Dann dürfte alles wieder klar sein.“

Das sagt der Mann in dieser Situation? Unrealistisch. Ich meine, ich verstehe schon, dass du versuchst, Informationen unterzubringen. Aber nicht auf Gedeih und Verderb. Wie gesagt, wenn eine Information fehlt, ist das nicht der Tod, aber schon, wenn du langweilst, indem du Authentizität vermissen lässt.


Aber, wie schon erwähnt, das hört sich jetzt nach Verriss an, die Fehler aber sind solche, die wirklich mit der Erfahrung verschwinden. Und wenn ich deine Aktivitäten hier ansehe, habe ich keine Bedenken, dass du dich immer mehr verbesserst.
Kritiken bekommen und sie beherzigen und selbst Kritiken schreiben (warum gefällt mir was, warum nicht), das ist der beste Weg, gut zu werden. Und hier rennen 'ne Menge Leute rum, die bereit sind, ihr Wissen zu teilen.

In diesem Sinne!
Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hi Hacke!
Jetzt hab ich endlich die Zeit gefunden und trau mich auch noch was dazu zu sagen ;)
Also: Du hast ja angesprochen, dass es sich bei Caro eigentlich um eine Comiczeichnerin gehandelt hätte. Doch du hattest Angst, dass es dir die Leser übel nehmen würden, wenn du sie mit einem langweiligen Einstieg nerven würdest. Nun - leuchtet mir völlig ein. Und du hast ja den Text schon komplett überarbeitet, also kann ich nicht mehr sagen, wie es bei der "Urfassung" ausgesehen hat. Aber: Mir persönlich würde es schon gefallen, wenn man zu Beginn der Geschichte etwas (wirklich nur einen Hauch ) mehr von Caro in Erfahrung bringen würde. Klar - ist kein Muss, aber wie gesagt, mir würde es gefallen.
Ach: Genau, schau mal diesen Satz an: "Nach vier Minuten kam Dieter mit einem Teller in der Hand zurück."
Also ich denke, dass mit den vier Minuten passt da nicht so recht rein. Es ist doch eine sehr angespannte Situation, in der Caro sich befindet. Da wirkt es dann seltsam, wenn man schreibt: 4 Minuten später. Als hätte sie da genau auf die vielen Uhren an der Wand geachtet. Ich denke - raus damit.
So, das war schon alles, was mich "gestört" hat.
Weiter geht es jetzt mit dem Lob. Obwohl, diese Geschichte wäre noch ausbaufähig. Geschichten sind immer ausbaufähig. Doch du hast mich damit gepackt, bei der Stange gehalten, sogar etwas überrascht und letztlich gut unterhalten. Freu mich schon auf die nächste Geschichte.

Lg, Mirkoo

 

Hallo Hanniball!

Ich sehe, du hast deinen Text, nachdem ich ihn ausgedruckt hatte, nochmal überarbeitet.
Jap:), aber ich bin noch nicht damit fertig. Davon hast du mich überzeugt. Obwohl ich mit diesem Text jetzt gar nicht mehr liebäugle, weil mir einige Schwächen bewusst wurden. Aber wir wollen ja was lernen. Ohne Fehler auszumerzen wird das nichts.

Hätte schon zu gern gewusst, wie alt du bist, wie weit deine Erfahrung hier auf diesem Gebiet reicht.
Okay, da mich das Alter der Autoren hier auch immer brennend interessiert, habe ich meines nun auch angegeben, obwohl ich eigentlich unabhängig davon bewertet werden möchte.

Wenn er den nicht geklaut hat, dann sollten wir ihm huldigen!
Definitiv!;)

Aber warum diese kursiven Einschübe? Die nerven die ganze Story über;
Ja, das scheint wohl bei keinem gut angekommen zu sein. Ich werde sie alle irgendwie rausschmeißen. Mir leuchtet ein, warum diese Einschübe als störend empfunden werden.

Das sagt der Mann in dieser Situation? Unrealistisch.
Das stimmt. Die Dialoge muss ich alle nochmal genau unter die Lupe nehmen. Ich wollte diesen Dieter ein bisschen wie Annie Wilkers in Stephen Kings "Misery" gestallten. In diesem Roman hat er die perfekte Psychopathin erschaffen, finde ich. Zum einen schreckt sie nicht vor Folter und Mord zurück, anderseits würde sie nie ein Schimpfwort gebrauchen. Ebenfalls darf niemand in ihrer Umgebung "Scheiße" flüstern. Solche Dinge bringen sie zum Ausrasten. Und auch Dieter sagt immer bloß "doof, doof, doof". Ich versuchte ihn eben etwas über die Dialoge zu charakterisieren.
Aber nicht auf Gedeih und Verderb.

Kritiken bekommen und sie beherzigen und selbst Kritiken schreiben (warum gefällt mir was, warum nicht), das ist der beste Weg, gut zu werden.
Das werde ich beherzligen.

Danke für die Anregungen. Nun weiß ich, wo ich nochmal ran muss.

Servus Mirkoo,

Jetzt hab ich endlich die Zeit gefunden und trau mich auch noch was dazu zu sagen
Das freut mich unheimlich!

Mir persönlich würde es schon gefallen, wenn man zu Beginn der Geschichte etwas (wirklich nur einen Hauch ) mehr von Caro in Erfahrung bringen würde.
Ich denke auch, dass die Geschichte dadurch nur gewinnen könnte. Wenn der Charakter nicht sympatisch oder interessant ist, kann der Leser auch nicht mit ihr bangen. Und wenn das nicht geschieht funktioniert die Geschichte nicht. Am besten wäre es m. E., eine kleine Rückblende in den Text einzufügen. Da muss ich mir noch etwas Anständiges überlegen.

Also ich denke, dass mit den vier Minuten passt da nicht so recht rein.
Da hast du völlig Recht! Raus damit.

Doch du hast mich damit gepackt, bei der Stange gehalten, sogar etwas überrascht und letztlich gut unterhalten. Freu mich schon auf die nächste Geschichte.
Das freut mich natürlich sehr! :) Ich hoffe, von dir kommt auch bald wieder ein geiles Stück!

Bis bald

Hacke

 

Hi!

Ja, das hoffe ich auch! Das mit dem geilen Stück. Die Partybox ist ja scheinbar nicht der Oberhammer (obwohl schon zigmal überarbeitet).

LG und bis bald!

 

Hallo Hacke

Erschreckend faszinierend, was du da zum TdS Dunkelheit vorgelegt hast. Einmal tiefer im Text, wurde ich rasant mitgezogen. Anfänglich meinte ich es folge das klassische Muster einer solchen Entführung, was mir zu lesen weniger zugesagt hätte, doch im richtigen Moment kam eine Wendung.

Obwohl die Handlung an sich keine unnötig grausame Inszenierungen zeigte, war es doch sehr hart, da es in diesen Passagen meist realistisch wirkte. Gelungen schien mir die Kombination, dass es anfänglich wie ein Krimi begann und erst in der für die Protagonistin ausweglos scheinenden Situation eine übernatürliche Gestaltung annahm.

„Wo bringst du mich hin? Sag es.“ Jetzt schrie sie ihre Angst heraus: „Wohin?!“

Diese Worte in den einleitenden Sätzen dünkten mich etwas schwach, da die Protagonistin erkannte, in welche Situation sie geraten war. Ich stelle mir vor, ein solches Opfer würde um jeden Preis versuchen, umgehend auszusteigen. Spätestens bei der Vorbeifahrt an der Tankstelle hätte sich die Möglichkeit geboten, ins Steuer zu greifen und einen Unfall zu provozieren. Ihr Fluchtversuch kam dann sehr spät, zu spät.

Nein!“, schrie Caro und warf sich über Dieters Schoß.

Praktisch etwas wenig glaubhaft formuliert. Eher hing sie wohl über seine Arme, da er die Hände am Steuer hatte.

Tiefe Furchen durchzogen ihr von Pickeln übersätes Gesicht, machten es so zu einem Mosaik der Abscheulichkeit.

Da die Frau in der Geschichte einzig eine passive Rolle innehat, anscheinend selbst ein Opfer ihres Mannes ist, empfand ich die Pickel als überflüssiges Merkmal. Wenn sie von ihrem harten Schicksal gezeichnet ist, tiefe Furchen hat, wären beispielsweise zusätzlich ein stumpfer Blick oder seelenlose Augen ausreichend gewesen, sie zu charakterisieren. Es bräuchte da keine Überzeichnung durch ein Mosaik der Abscheulichkeit.

Ich habe nun noch die Kommentare überflogen und sah, dass du da anscheinend einiges überarbeitet hast. So wie die Geschichte heute dasteht, macht sie mir einen gestrafften Eindruck, auch wirkte die vorliegende Charakterisierung der Personen mir ausreichend. Schemenhaft bleibt der übernatürliche Teil, was dem Leser Fragen offenlässt, aber mir waren es überwindbare Lücken.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

habe mich sehr über dein Kommentar gefreut. Dass die Geschichte bei einem so ambitionierten Schreiber wie dir gut ankam - super!

Diese Worte in den einleitenden Sätzen dünkten mich etwas schwach, da die Protagonistin erkannte, in welche Situation sie geraten war. Ich stelle mir vor, ein solches Opfer würde um jeden Preis versuchen, umgehend auszusteigen. Spätestens bei der Vorbeifahrt an der Tankstelle hätte sich die Möglichkeit geboten, ins Steuer zu greifen und einen Unfall zu provozieren. Ihr Fluchtversuch kam dann sehr spät, zu spät.
Das kann ich nachvollziehen. So etwas ist nicht immer leicht: Man sitzt da schön gemütlich mit einem Kaffee vor dem Schreibtisch und muss sich dann in dieses Mädchen hineinversetzen, sich fragen, wie dieses Mädchen wohl reagieren würde. Aber ja, sie hätte auf jeden Fall mehr versucht, um zu entkommen. Eigentlich wäre eine Szene, in der sie versucht, ihm ins Lenkrad zu fassen, um den Wagen in einen Graben zu manövrieren, ein ziemlich gelungener Einstieg sein. Ich denke darüber nach.

Da die Frau in der Geschichte einzig eine passive Rolle innehat, anscheinend selbst ein Opfer ihres Mannes ist, empfand ich die Pickel als überflüssiges Merkmal. Wenn sie von ihrem harten Schicksal gezeichnet ist, tiefe Furchen hat, wären beispielsweise zusätzlich ein stumpfer Blick oder seelenlose Augen ausreichend gewesen, sie zu charakterisieren. Es bräuchte da keine Überzeichnung durch ein Mosaik der Abscheulichkeit.
Auch das leuchtet mir ein. Too much.

Einiges habe ich überarbeitet, ja, anfangs war die Geschichte - vor allem der Anfang - deutlich länger. Mehr Charakterisierung würde der Geschichte wieder etwas den Drive nehmen, der dafür sorgte, dass du so rasant mitgezogen wurdest. Deshalb belasse ich es jetzt dabei.

Vielen Dank und schöne Grüße zurück

Hacke

 
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Hallo Hacke

Tief in eine Stilkritik möchte ich gar nicht einsteigen, ich habe gesehen, das haben andere schon getan und du hast die Geschichte auch schon umfangreich bearbeitet, wenn ich nach den Kommentaren gehe.

Ich habe sie jetzt zum ersten Mal gelesen, ich finde das ist eine solide Horrorgeschichte, schnörkellos erzählt, mir sind da keine Patzer aufgefallen - auf der anderen Seite war da aber auch kein Satz drin, der mich mit der Zunge hätte schnalzen lassen. Ich finde das aber in Ordnung in einem solchen Text, das ist ja eine Geschichte, die vom Tempo lebt, da ist es wichtig, die Handlung voranzupeitschen, und ich finde, das hast du gut gemacht.

Mir ist der Plot jedoch zu konventionell. Das wurde schon angesprochen, ich möchte den Punkt aber noch etwas vertiefen. Im Prinzip war mir zu Beginn eines jeden Absatzes klar, worauf du hinauswillst, und das darf in einer Horrorgeschichte nicht passieren. Du solltest versuchen, da immer etwas in der Hand zu halten, mit dem du den Leser überraschen kannst, das gehört für mich einfach zu diesem Genre dazu.

„Wo fahren wir hin?“
Dieter schwieg und starrte auf die Landstraße. Bäume flogen links und rechts an ihnen vorbei in die Dunkelheit.

Da ist eigentlich schon alles klar. Junges Mädchen ist einem Psychopathen in die Hände gefallen. Das schreit mich aus diesen beiden Sätzen förmlich an, und genau so entwickelt sich die Geschichte dann auch. Hier vielleicht als Idee, etwas früher einsteigen. Die Anhalter-Thematik finde ich nicht schlecht, typischerweise geht die Gefahr ja vom Anhalter aus, du drehst das um hier (wurde natürlich auch schon gemacht, aber der böse Anhalter ist gebräuchlicher als der böse Fahrer).

Also, was ich wichtig finde, wenn du einen Psychopathen in deiner Geschichte hast: lass ihn reden. Das kann belanglos losgehen, aber es muss mit der Zeit bedrohlicher werden, wie eine Schlinge, die sich langsam zuzieht. Wie in "Wolf Creek", wenn sie da abends entspannt am Lagerfeuer sitzen beim gemütlich wirkenden Einheimischen, wo die Stimmung dann von einem Moment im anderen umschlägt. So etwas braucht natürlich Zeit, weil man erstmal diese Geborgenheit aufbauen muss, dieses Szenario, in dem offenbar keine Gefahr droht. Vielleicht könntest du die Geschichte am Anfang sogar so erzählen, dass nicht klar ist, von welcher Seite jetzt wem Gefahr droht. Und dann muss es umschlagen, das ist es ja, was den Horror im Kern ausmacht: die Zerstörung der Sicherheit, das Aufbrechen der Alltags-Strukturen. Da hast du hier im kleinen ein schönes Setting, ein Mann und eine Frau im Auto, die sich zu Beginn vielleicht belanglos unterhalten - und dann kannst du dieses Szenario gezielt zerstören. Diesen Prozess finde ich in einer Horror-Geschichte wichtig, und den überspringst du mit deinem Einstieg. Klar, du steigst gleich voll ein, und das wird ja auch oft geraten und ist sicher nicht falsch, aber das ist zum einen halt eine sehr konventionelle Szene, und zum anderen mutet sie auch sehr Action-lastig an, mit dem Fluchtversuch dann gleich. Das kann man machen, aber den eigentlichen Horror, den überspringst du in meinen Augen. Die Gefahr ist viel bedrohlicher, wenn nicht klar ist, wo sie herkommt und wovon sie ausgeht - du legst die Karten zu schnell auf den Tisch.

„Sieh nur, Anna, wer wieder nach Hause gekommen ist.“ Er setzte sie behutsam auf dem Sofa ab. „Deine liebe Tochter, Sarah.“

Auch hier ist schnell klar, worauf es hinausläuft. Ich finde das ist ein gutes Motiv: die verstorbene Tochter, die ersetzt werden muss. Aber auch hier verrätst du zu schnell, um was es geht. Hinzu kommen die Bilder der anderen Mädchen - das ist eine Erklärung für den Leser, ich sehe keinen Grund, weshalb der Mann die aufstellen sollte, zumal die Mädchen darauf zerschunden sind. Es geht hier ja eher darum, eine zerstörte Familie wieder aufzubauen und eine Idylle vorzutäuschen, die nicht mehr besteht. Diesen Gegensatz zwischen Bildern und Realität, was Anna angeht, finde ich noch gut - aber die Mädchen passen in dem Zustand nicht rein. Es müssten Bilder sein, die eine glückliche Familie zeigen, weil das wohl auch das Motiv ist, was den Psychopathen antreibt.

Dann kommt eine in meinen Augen ziemlich sinnfreie Szene, als er Caro befiehlt, ihn zu befriedigen. Ich finde, da baust du kein stimmiges Bild des "bösen Mannes" auf - weil du es zu sehr vollpackst. Der soll schon wieder so böse sein, dass er zur Karikatur wird. Du willst zu viel hier. Was ist er denn nun? Tragische Figur, die eine intakte Familie wieder aufbauen will? Gerissener Entführer? Plumper Vergewaltiger? Gerade wenn man sich entschliesst, über eine solche Figur zu schreiben, sollte man sich ein möglichst genaues Profil überlegen. Vielleicht dazu auch mal recherchieren - es gibt Berichte und Interviews von und über solche Menschen. Was treibt die an?

Dann kommen die Geister der Verstorbenen ins Spiel - das verrätst du eigentlich schon im Titel :). Auch hier bürdest du der Geschichte in meinen Augen zu viel auf. Psychopath und Geister - finde ich auch überladen dann. Es gibt kein stimmiges Ganzes, die Aufmerksamkeit des Lesers schwankt dann so hin und her. Eben war es noch der Psychopath, von dem die Gefahr ausging, jetzt sind es Geister - das sind alles gute Themen, aber anstatt beides abzuarbeiten, würde ich überlegen, mich auf eines zu konzentrieren und das Thema dann richtig ausquetschen. So ist beides etwas oberflächlich behandelt, und das führt dann auch zu einem allzu konventionellen Plot ohne grosse Spannungs- oder Überraschungsmomente.

Also Hacke - lass dich nicht entmutigen, ich finde dein Engagement hier im Forum vorbildlich, und du bist ja jetzt auch schon eine Weile dabei und weisst, dass es hier einen gewissen Anspruch gibt. Auch wenn ich jetzt viel gemeckert habe, ich finde du machst schon vieles richtig in deiner Geschichte, gerade was das Erzähltempo angeht, das ist auch ein wichtiger Punkt in Geschichten dieser Art. Du überlegst dir eine Handlung, die am Ende aufgeht, so dass der Böse bestraft wird von seinen Opfern - auch wenn ich persönlich es düsterer mag, aber ich erkenne da einen Spass und eine Freude am Erzählen, und ich hoffe, die bleiben erhalten. Hanniball hat geschrieben, vieles wird besser wenn eine gewisse Erfahrung und Routine hinzukommen, und ich hoffe, du bleibst am Ball - weil ich gespannt bin, wie du dich entwickelst im Laufe der Zeit.

In diesem Sinne & viele Grüsse,
Schwups

 

Hallo Schwups,

ich freue mich sehr über Dein ausführliches Kommentar, war es doch Dein Verdienst, dass ich nun Teil des Forums bin. Ich habe damals Vorhölle gelesen, dachte: Mann o Mann, so einen Horror wenn ich schreiben könnte!

Bei meinen nächsten Stücken sollte ich im Vorfeld mehr Zeit mit der Planung der Charaktere verbringen. Ehrlich gesagt, war das hier so ein Schnellschuss. Ich wollte unbedingt was zum TdS beitragen. Das ist die dritte Geschichte die ich zum Thema Dunkelheit geschrieben habe, und irgendwie fand ich sie gar nicht so beschissen im Nachhinein, also habe ich sie bearbeitet und gepostet. Die Charaktere tun eben genau das, was die Handlung von ihnen verlangt. Das wurde mir durch dein Kommentar bewusst.
Das ist auch so bei der für dich sinnfreien Szene, als Dieter von ihr verlangt, ihm einen runterzuholen. Dadurch wollte ich eine kleine Spannungsspitze erzeugen, einen Grund schaffen, weshalb die Geister jetzt zugreifen.
Ja, die Geschichte hat Tempo. Das war irgendwie mein höchstes Gebot bei dem Text. Du darfst den Leser nicht langweilen, auf gar keinen Fall! Aber wenn das dann der Logik einen Abbruch tut, ist niemandem geholfen.

Das kann man machen, aber den eigentlichen Horror, den überspringst du in meinen Augen.
Puh - das ist jetzt schwierig. Ja, ich gebe dir da voll recht. Einerseits - aber in der Rohfassung hatte ich einen solchen Start. Vorredner haben mir allesamt empfohlen den Anfang zu streichen. Es war auch völlig einleuchtend. Es war eigentlich ein billiger Trick schon im ersten Satz von einem Psychopat zu sprechen und die Geschichte dann mit dem Kennenlernen der beiden zu beginnen - wirklich billig. Mir ist es halt bloß nicht gelungen, da richtig die Spannung rauszukitzeln. Da ist wirklich Können gefragt. Eigentlich muss der Dialog ja noch ziemlich harmlos sein. Beide sitzen im Wagen und unterhalten sich. Bla, bla, bla. Gleichzeitig muss aber diese unterschwellige Angst sich anbahnen. Oh, mir juckt es schon wieder in den Fingern:) Das ist wirklich eine spannende Schreibübung.

Tragische Figur, die eine intakte Familie wieder aufbauen will? Gerissener Entführer? Plumper Vergewaltiger?
Schizophrenie ist nicht selten unter Psychopathen;) Nein, das ist natürlich too much. Ich muss versuchen, den Charakteren eine Persönlichkeit einzuhauchen, nach der sie handeln können. Der Plot sollte dann in diesen Bahnen verlaufen.

Also Hacke - lass dich nicht entmutigen, ich finde dein Engagement hier im Forum vorbildlich
Keineswegs. Ich bleib am Ball. Mittlerweile sehe ich die Kritiken, ob nun überwiegend positiv oder negativ, als Chance und nicht mehr als Dämpfer.

auch wenn ich persönlich es düsterer mag,
Mist! Da wurde ich dem TdS wohl nicht ganz gerecht:hmm:

Na ja, the show must go on. Danke für die investierte Zeit. Ich versuche - wie immer -, mir alles zu Herzen zu nehmen und mich bei der nächsten Geschichte an deine Anmerkungen zu erinnern.

Schöne Grüße

Hacke

 

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