Mitglied
- Beitritt
- 16.03.2008
- Beiträge
- 16
Rachel - Jimmy erzählt
Wo sie genau herkam, wußte ich nicht. Hab es auch nie erfahren. Es ist auch nicht wichtig. Sie tauchte eines Tages an meiner High school auf, und von da an wurde alles anders. Mein Leben ist besser geworden durch sie, intensiver, aufregender, leidenschaftlicher. Sie hat mich dazu gebracht Dinge zu lernen, die mir vorher scheißlangweilig erschienen. Ich bekam Einser in Fächern wie Biologie, Erdkunde und vor allem Geschichte. Rachel liebt Geschichte, das ist echt ihr Ding. Wenn sie erzählt, werden die Geschichten lebendig, und es ist scheißegal, ob sie den Lehrstoff wiedergibt, den Mr. Gardener uns beizubringen versucht, oder ob sie sich einfach eine Geschichte ausdenkt. Sie ist großartig.
Sie sieht unglaublich gut aus, auf eine Art, die ich vorher noch nie gesehen habe. Ich meine, sie ist kein blonder gutgebauter Cheerleader, den man am Wochenende auf dem Rücksitz nagelt und danach wieder vergisst. Sie ist kein typisches american girl, wenn ihr versteht, was ich meine. Sie hat lange schwarze Haare, ihre Haut ist olivfarben, und ihre Augen sind der Hammer! Sie sind tiefschwarz und jedes Mal, wenn ich sie anschaue spüre ich, wie sie in mich hinein sieht, in mein Innerstes. Es war unangenehm am Anfang, aber ich hab mich daran gewöhnt. Mit der Zeit fand ich es sogar irgendwie sexy. Mit der Zeit fand ich alles an Rachel sexy.
Je länger wir uns kennen, desto mehr Einfluss bekommt sie auf mich, auf meine Gedanken, ja, sogar auf das, was ich so mache. Selbst wenn wir nichts zusammen unternehmen, was so gut wie nicht mehr vorkommt, ist sie immer bei mir.
Irgendwann ist mir klar geworden, dass ich sie liebe. Mit jeder Faser meines Körpers. Kompromisslos. Mit allen Konsequenzen.
Ich war schon scharf auf sie, seit sie aufgetaucht ist. Aber mir war auch schnell klar, dass ich bei ihr nicht landen konnte wie bei den anderen Mädchen.
Die meisten Schlampen an meiner Schule wollten was von mir, ich hätte nur zugreifen müssen und ich hätte für die nächsten drei Jahre jedes Wochenende Sex mit einer anderen haben können. Erst fand ich es ok, ein paar Mal hab ich dann auch mitgemacht, war doch klar. Ich meine, ich bin siebzehn, der bad boy einer Kleinstadthighschool, warum hätte ich nicht zugreifen sollen?
Wenn die Schlampe bekommen hatte, was sie wollte, bin ich vielleicht noch ein, zweimal mit ihr ausgegangen, und das war es dann. Es gab keine Tränen und miese Versprechen, die sowieso keiner einhielt. Keine hat einen bleibenden Schaden bekommen Von den meisten trennte ich mich sogar in einer Art Freundschaft. Danach traf ich mich mit meinen Kumpels und das Leben ging weiter. Bis Rachel auftauchte.
Für sie hätte ich von Anfang an mein Leben gegeben, und nicht nur ich. Viele Jungs wollten das. Aber nur ich hab es dann auch wirklich getan.
Rachel ignorierte die anderen Jungs. Anfangs ignorierte sie auch mich, bis wir uns dann im Geschichtskurs kennenlernten. Sie sollte mir Nachhilfe geben, damit ich es in die nächste Klasse schaffte. Sie hat echt gute Arbeit geleistet. Die Schule erschien mir von da an nicht mehr wie ein Verein verblödeter Streber, die am Wochenende extra Schichten schoben, um ihren Notendurchschnitt nur ja zu halten, wehe, wenn man plötzlich nicht mehr unter den Besten war. Nein, ich hatte plötzlich Spaß am Lernen. Es ergab irgendwie alles einen Sinn. Ich überlegte sogar, ob ich studieren sollte, belegte Zusatzkurse in einigen Fächern und es war ok. Alles ist ok, seitdem Rachel da ist.
Irgendwann ignorierte sie dann auch meine Annäherungsversuche nicht mehr, sondern lies es zu, dass wir im Auto knutschten. Es war besser, als jemals zuvor. Ihre Küsse ließen mich erschauern, ich brannte innerlich. Es war, als würde irgendwas aus mir rausgesogen. Aber ich stand total drauf. Es war gut und natürlich wollte ich irgendwann mehr. Das hätte jeder normale Kerl gewollt. Ich denke, sie wußte ziemlich schnell, was mit mir los war, doch es dauerte noch ziemlich lang, bis wir das erste Mal miteinander schliefen. Es passierte auch nicht auf einem Autorücksitz, sondern in dem Haus, in dem sie wohnte. Sie hatte mich vorher noch nie mit zu sich nach Haus genommen. Ich wußte bis zu diesem Abend nicht, wo sie wohnte. Als sie mich dann zu diesem alten Haus auf dem Hügel führte, war ich echt überrascht. Ich meine, bis zu diesem Abend galt das Haus als unbewohnt und um ehrlich zu sein, es galt auch als unbewohnbar, als halb verfallene Ruine. Und doch waren die Fenster erleuchtet, als sie es mir zeigte. Die Mauern sahen ganz ok aus, hätten mal einen Anstrich gebraucht, aber sonst sah es absolut normal aus. Sie stellte mich ihrem Dad vor, der uns öffnete, und dann verschwanden wir in ihrem Zimmer. Ihr Zimmer war cool, genau wie sie. Die Wände waren in einem Rot gestrichen, das nach Blut aussah. Die Möbel waren schwarz, etwas zerschlissen. Überall hingen Schwarz/weiß Bilder, echt abgefahrene! Es waren Zeichnungen von toten Menschen, von Friedhöfen und so was. Aber sie waren wirklich gut gemalt, sie wirkten total echt. Ich hab nicht gefragt, ob Rachel sie selbst gemalt hat, aber zuzutrauen war es ihr. Sie steht auf diesen ganzen Gothic-Totenkult-Kitsch. Was auch immer. Ich interessierte mich anfangs nicht viel dafür, aber umso mehr interessierte ich mich für Rachel. Und wenn man ein Mädchen haben will, täuscht man eben Interesse vor, wo keins ist, ihr wißt schon. Ich wollte eben etwas über sie erfahren, damit ich mit ihr reden konnte. Ich wollte wissen, was ihr gefiel, um ihr etwas schenken zu können. Deshalb lernte ich ein bißchen über diese Gothicsache, über die Outfits, was cool, und was nur Fake war. Und Rachel hat mir Sachen beigebracht, von denen die anderen MöchteGernGothics an der Schule bestimmt noch nie was gehört haben.
An dem ersten Abend bei ihr zu Hause streute sie Salz auf den schwarzen Dielenboden, und wir legten uns nackt in den Kreis. Und dann schliefen wir miteinander. Ich hatte so was noch nie erlebt. Es war, als würden wir miteinander verschmelzen, ich schloß die Augen und erlebte alles wie im Traum. Es war unglaublich geil. Sie war so schön, so verführerisch, wie es noch kein Mädchen vor ihr gewesen ist. Ich betete sie förmlich an in diesem Moment. Um uns herum schien sich der ganze Raum in etwas anderes zu verwandeln, in einen anderen Ort, in eine schwarze Kloake voller schleimiger, unbeschreiblicher Dinge. Die Luft roch modrig. Ich hörte von irgendwoher Geräusche, als ob wilde Tiere durch die Dunkelheit rennen würden. Ich hörte ferne Schreie, von sterbenden Kreaturen, und von denen, die sie ermordeten. Obwohl ich die Augen geschlossen hielt, bemerkte ich plötzlich Leute um uns herum, die in ihren Händen die Leichen meiner Freunde hielten. Und nicht nur meiner Freunde, ich sah meine Familie, wie ihr das Blut ausgesaugt wurde, ich sah meine Lehrer, viele bekannte Gesichter von Leuten, die ich seit Jahren kannte. Sie alle wurden von Wesen überwältigt, die sie aussaugten bis nichts lebendiges mehr in ihnen war. Und dann war ich plötzlich einer von ihnen! Ich saugte und tötete ebenfalls! Es war ein vollkommen unbegreifliches Erlebnis, etwas, was mich wahnsinnig gemacht hätte, hätte ich es wirklich erlebt.
Doch in Wirklichkeit gab es nur Rachel und mich. Wir lagen in diesem Kreis aus Salz und lebten nur für uns, für unsere Leidenschaft. Es kam mir vor, als würden wir tagelang so daliegen, die Zeit raste vorbei und schien gleichzeitig stillzustehen. Ich kann es nicht anders beschreiben. Rachel und ich - das war irgendwie zeitlos! Wir schwebten in unserer eigenen Welt, unserer eigenen Zeit, über den Dingen, und was um uns herum geschah, was mit der Welt geschah, war ganz egal. So und nicht anders sollte es sein, wenn man Liebe macht, dachte ich damals. Und ich denke es heute immer noch, jedes Mal, wenn wir uns lieben.
Irgendwann lösten wir uns von einander. Sie sah mich an, mit ihren schwarzen, saugenden Augen. Sie lächelte. Ihr Mund war blutverschmiert, und ich blutete am Hals. Doch das machte nichts. Sie hatte mir mein Blut genommen, doch sie hatte mir dafür etwas gegeben, was ich bei einem anderen Mädchen noch nie gefühlt habe. Um nichts in der Welt wollte ich dieses Gefühl missen, diese wahnsinnige Kraft, als ob ich plötzlich doppelt so lebendig war wie vorher.
Ich ging sehr spät nach Haus, doch sie bestand darauf, dass ich ihr Haus verlies. Sie sagte, es wäre besser für mich, wenn ich nach dem ersten Mal in meinem eigenen Bett aufwachen würde. Später könne ich dann bei ihr bleiben. Verstanden hab ich das damals zwar nicht, aber alles, was Rachel sagte, war mir recht. Ich tat also, was sie verlangte und ging nach Haus. Am nächsten Morgen war mir kotzübel, ich hatte Fieber und mein Hals war geschwollen an der Stelle, an der sie mich gebissen hatte. Drei Tage konnte ich das Bett nicht verlassen. Doch dann ging es mir wieder gut, sehr gut sogar, und ich raste förmlich in die Schule. Ich traf Rachel vor dem Klassenzimmer. Sie küsste mich auf den Mund, so dass alle sehen konnten, das wir jetzt ein Paar waren und ging mit mir in den Raum. Ich war mächtig stolz. Mr. Gardener sah mich seltsam an, doch er sagte kein Wort. Er sah selbst nicht besonders gesund aus, seine Haut war irgendwie blass. Doch sein Unterricht war wie immer gut, der ganze Tag war gut. Rachel und ich gingen zusammen in die Cafeteria, und alle glotzten. Die Jungs glotzten Rachel an, voller schmachtender Blicke. Die Mädchen glotzten mich an, einige von ihnen sabberten. Ich grinste, und fand es wahnsinnig cool. Ich setzte mich mit Rachel an einen Tisch und wir lachten uns an, lachten über die bescheuerten Gesichter um uns herum. Wir waren beide wahnsinnig glücklich.
Die anderen um uns herum starrten uns schweigend an, so als warteten sie auf etwas. Rachel drehte den Kopf und befahl einem der graugesichtigen Mädchen neben ihr, uns etwas zu essen zu bringen. Und das Mädchen stand auf, ging mit steifen, abgehackten Bewegungen zur Essensausgabe und kam mit zwei Tabletts voller blutiger Steaks zu uns zurück. Es stellte die Tabletts vor uns ab und setzte sich wieder. Total abgefahren. Ich schickte den Typ neben mir zum Getränkeautomaten und er ging genauso abgehackt, zog zwei Cokes und brachte sie uns. Ich trank einen Schluck und sah das blutige Fleisch auf dem Teller vor mir. Sah lecker aus. Ich hatte allerdings keinen richtigen Hunger, sondern wollte lieber wieder mit Rachel allein sein. Drei Tage ohne sie hatten mich schon wieder richtig geil werden lassen.
Wir gingen Hand in Hand nach draußen, und die ganze Meute folgte uns. Sie hielten Abstand zu Rachel und mir, als wollten sie uns nicht zu nahe kommen und könnten doch nicht von uns wegbleiben. Es war richtig bescheuert, aber ich amüsierte mich köstlich. Sie kamen mir alle vor wie Marionetten, und ich hielt die Fäden in der Hand. Ich fühlte mich stark, unbesiegbar. Und ich hatte das schönste Mädchen der ganzen Schule. Rachel lachte mich an, und wir gingen zu ihr nach Haus.
Seitdem lebe ich bei ihr. Es ist unwichtig, dass das Haus plötzlich nur noch eine heruntergekommene Ruine ist. Es ist unwichtig, dass wir seitdem nur noch nachts auf die Strasse gehen. Wir jagen unser Essen, feiern wilde Partys und lieben uns bis zur Bewußtlosigkeit. Es ist einfach nur geil.