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Rachegedanken

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08.05.2002
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Rachegedanken

Rachegedanken

Ich weiß nicht ob es Morgen oder Abend ist und wenn ich ehrlich bin interessiert es mich auch nicht. Es bleibt dunkel. Alles ist dunkel seit diesem Tag.
Ich hoffe sie ist nicht bei Gott. Schließlich muss er grausam sein. Er hat es zugelassen. Wenn Gott existiert ist er kein guter Gott. Das ist wie mit den bösen Hexen.
Aber was existiert überhaupt wirklich außer Schmerz?
Der Schmerz füllt den Kopf so aus, dass nichts mehr zu existieren scheint. Man muss sich zwingen, nicht zu verdursten. Schmerz prägt den Hang zum unabsichtlichen Selbstmord. Man wacht eines Morgens auf und ist tot. Nicht einmal der Selbsterhaltungstrieb existiert.
Als Kind habe ich mir mehr als einmal gewünscht, die Zeit zurückdrehen zu können. Ich denke man wünscht sich das im Laufe des Lebens immer wieder. Wenn man ein Glas Tusche über seine Zeichnung geschüttet hat. Oder wenn man seine Frau aus einem Moment der Wut heraus geschlagen hat.
Aber ein Bild kann man noch einmal malen. Sie ist tot.
Sie hat Einkaufstaschen in ihren beiden Händen, und sie stellt sie ab um den Knopf der Fußgängerampel zu drücken. Sie wartet auf grün und sieht ungeduldig auf die Uhr. Sie ist spät dran, und sie ist geneigt, über die Straße zu gehen ohne die Grünphase abzuwarten. Schließlich sind nicht einmal Autos zu sehen. Aber sie will den Kindern ein gutes Beispiel sein.
Wie ironisch, dass sie noch leben würde, wenn sie nicht so korrekt wäre. Gewesen wäre.
Also wartet sie bis sie legal über die Straße gehen kann. Legal und sicher.
Das Auto erfasst sie so unerwartet und plötzlich, dass sie nicht einmal mehr Zeit hat, ihr Leben im Zeitraffer in ihrem Kopf abzuspulen.
Und dann sind da die Reifenspuren auf den Einkaufstüten.
Es dauert zwei Wochen, bis ich den Plan fertig habe. Es ist ein einfacher Plan, und unter normalen Umständen hätte ich keine 10 Minuten überlegen müssen. Aber eine dunkle Wolke umhüllt meine Gedanken.
Ich muss auf nichts achten. Was kann ich schon verlieren?
Ich glaube, die Polizisten, die mir von ihrem Unfall erzählt haben, sagten auch, dass er wegen Trunkenheit am Steuer und fahrlässiger Tötung angeklagt wird. Ich frage mich, was sie dazu sagen würde. Wenn sie könnte.
Es dauert vier Wochen, bis ich den Plan ausführe.
In den vergangenen Tagen bin ich zweimal an seinem Haus vorbeigefahren. Beim zweiten mal habe ich ein Bild von ihr in seinen Briefkasten geworfen. Ich frage mich, ob er ihr Gesicht gesehen hat, bevor es von dem Aufprall zerschmettert wurde. Ich frage mich, ob er einen darauf getrunken hat, dass er auf Kaution freigekommen ist.
Ich frage mich sehr viel seit sie tot ist.
Er schläft in einem Zimmer im Erdgeschoss, was den Plan noch einfacher macht.
Es ist ein Uhr nachts, als ich mein Auto in eine Seitengasse stelle und die restliche Strecke zu seinem Haus laufe. Das ist die einzige Vorsichtsmaßnahme, die ich treffe, und ich überlege, warum überhaupt. Ich hätte genauso gut mitten vor seinem Haus parken können.
Alles ist so ruhig.
Ich kann ihn erkennen, seine Umrisse unter seiner Bettdecke, wie er schläft, friedlich wie ein Baby. Als hätte er nicht vor einem Monat eine junge Frau umgebracht.
Ich fühle mich das erste Mal seit dem Tag, an dem der Schmerz begann, frei, als ich das Fenster einschlage und eine Kugel aus meiner Waffe seinen Kopf trifft. Er merkt nicht einmal, dass er jetzt tot ist, und das ist eigentlich nicht gerecht, aber die dunkle Wolke um meinen Kopf lichtet sich. Er sieht immer noch aus als würde er schlafen.
Ich frage mich, ob es die selben Polizisten waren, die mir die Nachricht vom Tod meiner Frau überbrachten, die mich jetzt mit gezogenen Waffen auffordern, meine fallen zu lassen und mich auf den Boden zu legen. Ich bin frei, und ich lache über die Handschellen, denn sie sind nichts im Gegensatz zu dem, was mich die letzten vier Wochen gefesselt hatte.
Noch im Streifenwagen schlafe ich ein. Endlich kann ich wieder schlafen. Ich sehe sie im Traum und ich sage ihr, dass ich sie liebe und sie gerächt habe. Sie sieht schön aus, das erste Mal, seit sie tot ist sehe ich sie, wie sie vorher war. Vor dem Unfall.
Ich wache auf, weil mir kalt ist, und das erste, was ich wahrnehme ist, dass ich auf dem Boden liege.
Das zweite ist das halbleere Röhrchen Schlaftabletten, von denen ich gestern abend einige geschluckt habe, um endlich eine Nacht durchzuschlafen.
Ich habe geträumt.
Die Schlaftabletten haben ihre Wirkung getan.
Er lebt und sie nicht.
Ich glaube an eine Halluzination, als ich sein Haus auf der Titelseite meiner Zeitung sehe. Ich kann nicht glauben, dass sie schon wieder über den Unfall berichten. Ich habe in den letzten Wochen schon zu viele Bilder gesehen.
Daneben sein Bild. Der Mann, der vor einem Monat eine junge Frau auf ihrem Heimweg überfahren hat, erschoss sich gestern Nacht. Die Polizei schätzt den Zeitpunkt des Todes auf ein bis zwei Uhr nachts. Er starb während ich schlief und von Rache träumte.
Es hat angefangen zu schneien. Und mein Auto steht nicht in der Einfahrt. Nun, ich denke ich weiß, wo ich es finde.

L.S.

 

Das ist mein erster Versuch einer Kurzgeschichte und ich würde mich über konstruktive Kritik echt freuen! Hoffe die Story ist nicht allzu schlecht! Bye Singerl :peitsch:

 

Hi Singerl,
und erstmal herzlich willkommen auf KG.de! :prost:

Nachdem das Deine erste Story überhaupt ist, will ich mal gnädig sein.. :D
Nein, im Ernst: Für Dein Erstlingswerk gar nicht übel. Ich werde Dir jetzt versuchen zu zeigen, was Du u.a. verbessern kannst:

Absätze:
Mach Szenenwechsel, einzelne Gedanken, etc. durch Absätze erkenntlich, also lass auch mal eine komplette Zeile frei, z.B.:

Schließlich sind nicht einmal Autos zu sehen. Aber sie will den Kindern ein gutes Beispiel sein.

Wie ironisch, dass sie noch leben würde, wenn sie nicht so korrekt wäre. Gewesen wäre.

Also wartet sie bis sie legal über die Straße gehen kann. Legal und sicher.

Spannungsbogen:
Du schilderst einen Mord, versuch das auch rüber zu bringen. Beschreib nicht einfach die einzelnen Handlungsabläufe, sondern schmücke diese auch noch aus. Beschreib, wie der Mann sich an das Haus schleicht, wie sein Herz klopft und er Angst hat, ertappt zu werden.

Auch der Plot, der eigentlich ganz gut ist, wird zu billig verkauft. Lass den Mann und vor allem uns mehr erschauern, wenn er erkennt, dass es doch kein Traum war.

Wie Du genau spannender schreiben kannst, kann ich Dir leider nicht erklären. Versuch einfach so lang an Texten herum bis sie Dir selbst gefallen. Was magst Du an anderen Geschichten, was ist für Dich unheimlich, spannend, etc.? Versuch einfach verschiedene Sachen aus. Dann leg sie ein paar Tage zur Seite und les nochmal, aber diesmal so als wenn nicht Du die geschichte geschrieben hättest.
Was fällt Dir dann auf? Was gefällt Dir, was nicht? Du selbst bist Dein bester Kritiker.

Soviel erstmal von mir, die Anderen werden Dir mit Sicherheit auch helfen.

Ugh

 

@Bibliothekar
Danke für die Kritik, werd mich mal dransetzen. Nur zu dem Mord: Ich wollte eigentlich ausdrücken, dass er KEINE Angst hat, dass er sich NICHT anschleicht, dass er KEINE Angst hat, ertappt zu haben und dass sein Herz eigentlich nicht klopft. Er soll einfach ganz ruhig wirken. Vielleicht muss ich das aber trotzdem anders rüberbringen um Spannung zu erzeugen.
:peitsch: Gruß Singerl

 

Hallo Singerl,
auch mir hat deine Geschichte gut gefallen. es fehlt mir an Spannung, aber das scheint mir fast beabsichtigt zu sein.
Allerdings gehst du sehr schnell von handlung zu handlung über, so, das der Leser kaum gelegenheit hat, sich an die neue Situation anzupassen.
Vieleicht solltest du Auf die körperlichen begebenheiten mehr eingehen.
Wenn er zum beispiel sehr schlecht geschlafen hat, und das seit vier Wochen, dann ist er sicherlich sehr ausgepowert.
Im Grunde gefält mir auch das Ende sehr gut.
Nur verwirrt es ein bißchen. Denn wenn das Auto nicht in der Einfahrt steht, hat er dann geschlafen, oder hat er diesen mann wirklich umgebracht?
Das Auto wird ja wohl nicht alleine dahin gefahren sein. ;)

Da er aber ein halbes Röhrchen Schlaftabletten geschluckt hat, ist es unwarscheinlich, das er den Wagen fahren konnte, geschweige denn, einen Mord begehen.
:sick: Außerdem solltest du dir Gedanken darüber machen, das das Auto auch ein Beweismittel ist, das nun der Polizei zur Verfügung steht.
Wenn er in der letzten nacht den Mord, oder den Selbstmord begannen hat, stünde da die Polizei nicht schon vor der Tür? :confused:

Denoch eine schöne Geschichte
hat mir gut gefallen

Rub.

 

Hallo!

Was mir als erstes auffiel waren die fehlenden Beistriche - anscheinend wurden die auch von einem Auto überfahren. ;)

Zum Inhalt: Es mangelt vor allem an einem, nämlich der Spannung. An keiner Stelle des Textes habe ich was anderes als Langeweile verspürt, zu klar war der Handlungsablauf.
Die einzige Frage war: Wie bringt der den Typen um? Das ist leider etwas zu wenig, um den Leser bei der Stange zu halten!

Zudem exisitert null Charakterisierung: Da haben wir den Protagonisten von dem wir lediglich erfahren, dass seine Frau umkam und er nun ihren Mörder umbringen möchte.
Und der Mörder ist überhaupt nicht vorhanden.
Weißt du, gute, mitreißende Geschichten leben zu einem beträchtlichen Teil davon, dass die Figuren im Kopf des Lesers lebendig werden. Das kann mit einigen wenigen biographischen Details erfolgen oder der Darstellung des Milieus, in dem sich eine bestimmte Person bewegt, etc.

In dieser Geschichte, die leider symptomatisch ist, sind mir alle Figuren völlig wurscht, weil sie in meiner Vorstellung nur als "Mann", "Frau" und "Mörder" existieren.

Auch stilistisch musst du noch viel dazu lernen! Die Geschichte leierst du gleichsam runter.

Dazu kommen Schnitzer wie

Also wartet sie bis sie legal über die Straße gehen kann. Legal und sicher.
Das Überqueren der Straße scheint mir in jedem Falle legal zu sein. :D

Das Auto erfasst sie so unerwartet und plötzlich, dass sie nicht einmal mehr Zeit hat, ihr Leben im Zeitraffer in ihrem Kopf abzuspulen.
Und woher will er das wissen?!? In einer Geschichte, die aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers geschildert wird, wäre das okay. Aber ein Ich-Erzähler kann das nicht wissen.

Und dann sind da die Reifenspuren auf den Einkaufstüten.
Halte ich für unwahrscheinlich.

Es dauert zwei Wochen, bis ich den Plan fertig habe. Es ist ein einfacher Plan, und unter normalen Umständen hätte ich keine 10 Minuten überlegen müssen.
Ich weiß nicht ... Das passt für meinen Geschmack einfach nicht zusammen: Er braucht zwei Wochen für einen EINFACHEN Plan? Und "normale Umstände"?!?
Zudem kapiere ich nicht, von welchem Plan er spricht! Er hat Rachgelüste und möchte den Mörder umnieten, was er ja dann auch macht.
Wo, also, ist der Plan? Die Umsetzung des Mordes ist ja auch nicht gerade wahnsinnig ausgeklügelt oder so.

Ich muss auf nichts achten. Was kann ich schon verlieren?
Wieso knallt er ihn dann nicht einfach ab?
An diesem Punkt könntest du vielleicht noch einhaken: Lass ihn eine im Bett liegende Person umbringen, die er für den Mörder hält, sich aber als dessen Frau herausstellt!

Er merkt nicht einmal, dass er jetzt tot ist,
Wieder. Woher weiß er das?!?

Und der Schluss: Ich denke doch, dass man einen Selbstmord von einem Mord unterscheiden kann.
Wirkt unglaubwürdig auf mich, da du keine Angaben darüber machst, wie der den Mord als Selbstmord tarnt. Schließlich geht er nur ins Haus und knallt den Typen ab, was schwerlich als Plan bezeichnet werden kann, für dessen Entwicklung man 2 Wochen braucht.

Hoffe, du kannst damit was anfangen!
Geschichten bitter sorgfältiger schreiben, dann wird das schon! :)

 

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