Rache ist süß
Rache ist süß
oder
Dornrösschen aus einer etwas anderen Version
Wir waren gerade am Beten, als mein älterer Bruder unter dem Tisch zu mir kam und mir eine Nadel in den Fuß stach. Meine Eltern merkten nichts, sie hatten die Augen geschlossen. Mit einem Schmerzensschrei fuhr ich in die Höhe. Der Erfolg war, dass ich 3 Tage lang mit der Beaufsichtigung der Kammerzofe Beatrice Stubenarrest hatte. „Sei steht’s artig und brav, und störe nie deine Eltern beim Beten“ schleimte mein total bescheuerter Bruder Max. Meine Eltern gaben ihm zu allem Überfluß auch noch recht!
Max wird ständig bevorteilt. Er ist Papas Stammhalter und somit der zukünftige König.
Und ich, ich bin doch nur seine kleine Schwester, die nichts zu sagen hat. Er war immer total gemein zu mir und jedesmal schwor ich mir, mich zu rächen.
Meine Kammerzofe war eine schrecklich ordentliche Frau. Sie sollte uns beiden Kindern ordentliche Manieren beibringen, aber Max hatte sie im Gegenteil zu mir voll unter Kontrolle.
Am nächsten morgen wurde ich nicht grade königlich aus dem Bett geschmissen und sollte die Schlosskatze suchen und füttern. Da fragt man sich nur noch, wofür unsre Bediensteten da sind. Alles muß man hier selbst machen!
Unsere Katze war allerdings spurlos verschwunden. Zur Strafe kriegte ich kein Mittagsmahl. Die behandeln mich hier echt wie eine Sklavin als wie eine ehrwürdige Prinzessin. Nur mein Bruder darf mal wieder den Pascha spielen. Am Abend spazierte ich noch ein bißchen durch den Schlossgarten. Ich liebte es, den sonnen auf –oder Untergang zu beobachten oder sich einfach in der Blütenpracht des Gartens fallenzulassen. (Ich bekam regelmäßig Ärger mit dem Gärtner wegen der zermatschten Blumen.)Dieses mal jedoch hörte ich ein klägliches mauzen. Es kam aus dem Kohlenkeller. Ich stieg die glitschigen Treppen herunter und das Geräusch kam immer näher. Plötzlich sprangen mir zwei leuchtend grüne Augen entgegen und mindestens hundert klein Messer krallten sich in meinen Arm. Ich bekam einen furchtbaren Schreck, aber es war nur die Katze. Wenigstens war die wieder da, dachte ich und hoffte auch mal ein kleines Lob meiner Eltern abzustauben. Aber im Gegenteil: Ich bekam zusätlich eine Woche Stubenarrest, wiil ich die Katze geärgert habe soll. Dabei zeigten sie auf meine total zerkratzten Arme und stellten auf stumm als ich protestierte. Mein Bruder grinste nur. Im übrigen war ich ziemlich sicher, das er die Katze eingesperrt hatte, denn bei der Abendwäsche sah ich seinen ziemlich zerkratzten Unterarm. Dieser Schuft!
Er wird alles mal so bereuen!
Die Hausarresttage waren ziemlich schlimm. Meinem Bruder vielen immer neue Gemeinheiten für mich ein. Als ich dann endlich wieder raus durfte, sperrte er mich in den Keller ein.
Meine Wut war enorm und ich dachte mir in dieser ungemütlichen Lage einen genialen Plan gegen Max aus.
Meine Großmutter war eine oft gebrauchte Zauberin. Die Magie lag förmlich in der Familie. Ich wußte auch, das in der Bibliothek eine schwarze Truhe stand, die meiner Großmutter gehörte und an die wir Kinder nicht rann durften.
Wenn man also 1 und 1 zusammenzählte, befanden sich darin die Zauberbücher. Als mich dann endlich Beatrice aus dem Keller befreite, wußte ich was ich zu tun hatte.
Am Abend stiefelte ich die Treppen herauf und blieb vor der großen Tür mit dem Messingschild „Bibliothek“ stehen. Ich wußte, das die Tür knarrte und niemand durfte mich hier erwischen. Ganz langsam sperrte ich die Tür auf und lief zur verbotenem Truhe. Sie war unverschlossen, doch ihr Inhalt war enttäuschend. Das erste Buch, welches ich in die Hände kriegte hatte den nicht gerade den verlockenden Namen „Omas beste Kochrezepte. Ein anderes hieß „Der kleine Küchenhelfer“. Das einzigste Buch, das kein Kochbuch war hieß „So wird die Wäsche richtig weiß“. Das war zuviel. Enttäuscht ließ ich mich auf den Boden plumpsen. Dabei muß ich auf eine Art Auslöser gekommen sein, denn der Boden der Truhe sprang nach oben und ein Geheimfach kam zum Vorschein. Ein mittelgroßes, schwarzes und muffeliges Buch kam zum Vorschein. Ich ließ es, sosehr es auch stank unter meinem Rock verschwinden und lief so schnell es ging in mein Zimmer.
Wie ich es mir gedacht hatte, war es ein Zauberbuch. Der beste Spruch handelte davon, wie man ein ganzes Schloß in Schlaf versetzen konnte. Ich lernte den Spruch auswendig und brachte das Buch zurück.
Es vergingen 23 Jahre, ohne das ich einen passenden Moment gefunden hatte, in dem ich mein kleines Geheimnis anwenden konnte, ich wollte mich schließlich nicht selbst einschläfern)
Ich wurde eine junge Frau, die im Lande als Fee Bekannt war.
Meine Wut auf meinen Bruder war so gut wie verflogen bis ich eines Tages durch Zufall auf dem Fischmarkt erfuhr, dass er ein Kind bekommen würde und für die Taufe schon alles vorbereitet wäre. Zuerst glaubte ich an ein Versehen, dass sie vergessen hatten mir die Einladung zusenden zu lassen. Ja, ich wartete bis zum besagtem Tag, doch dann breitete sich eine ungeheure Wut in mir aus. Mein Bruder hatte mich nicht vergessen, nein er wollte mich einfach nicht dabei haben.
Im selben Moment viel mir meine Rache ein, die ich vor 23 Jahren geschmiedet hatte, mich aber nie gewagt sie auszuführen. Jetzt war es soweit. Ich schnappte mir mein damaliges Tagebuch und lernte den Spruch wiedermals auswendig. Dann lief ich zum Schloß. Max hatte den schönen Garten und die Rosen verwelken lassen. Von drinnen hörte ich schon Gemurmel und sah Schatten, die sich über eine Wiege beugten. Ich stürmte herein. Eine andere Fee beugte sich gerade über das arme Kind und trompetete „Gutsch-gutschi, na mein süßes schnuddel-muddelchen“
Das war ja kaum auszuhalten! Mit bebender Stimme rief ich den Spruch und das Kind sich mit 16 an einer Spindel stechen und sterben würde.(Das war gelogen, sie und das Schloß würden nur eine Weile ruhen, genauer gesagt 100 Jahre) Eine blöde Zicke, die ich sowieso noch nie leiden konnte rief, das der Spruch sich nur zu einem Schlaf umwandeln sollte, als wäre das nicht schon von Anfang an vorgesehen. Bestimmt wird sie später in Märchenbüchern als Heldin hervorgetan. Nachdem ich meine Arbeit verrichtet hatte und mir alle ziemlich geschockt hinterher guckten, machte ich mir noch einen gemütlichen Tag.
Jetzt werde ich allerdings sterben und das Erwachen nicht mehr erleben.
Gute Nacht!