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R und J?

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16.08.2013
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R und J?

Die Stadt ist laut und überfüllt. Alle Menschen sehen mich an. Sie lachen mich aus. Lachen mich aus in meiner Einsamkeit. Sie denken ich bin ein Verlierer, schreien: Geh weg! Was willst du hier? Ich mache mich auf den Weg nach Hause. Autos stehen auf der Straße. Überall Ecken und Kanten, Maschinen. Sie laufen mir hinterher, sie wollen mich. Plötzlich fallen sie um und sind tot oder kaputt. Ich bleib stehen. Der Himmel ist immer noch grau. Ich schließe meine Augen. Zu Hause angekommen finde ich die Wohnung leer. Bis auf eine Couch. Darauf eine weibliche Gestalt. Eine Frau, ich kenne sie. Gestern haben wir geplaudert, ein bisschen. Sie hat schwarzes Haar. Ich hab ihr meine Nummer gegeben. Sie soll sich mal bei mir melden. Sie ist schön. Ich hab sie auf ein Bier eingeladen, doch dann war sie verschwunden. Sie saß auf der Couch und sah mich an. Sie ist wie ein Engel. Sie lächelt. Ich setze mich zu ihr. Die Wände sind rot. Wir sitzen da, stundenlang. Sprich mit mir, sag ich zu ihr. Sie ist alleine, meint sie. Sie ist wie ich. Wir sprechen über alles, was uns in den Sinn kommt. Nichts wichtiges. Nichts hat Bedeutung für uns. Laute Musik dringt plötzlich in unser Zimmer. Leute strömen bei der Tür herein. Es ist ein Fest. Auf ein letztes Mal!
Wir stehen beide auf. Sie nimmt meine Hand und wir tanzen ausgelassen, als wäre alles nur ein Schein. Wie das Wasser fließt, so fließen auch wir im Tanz. Wie die Flügel der Vögel, so anmutig bewegen sich unsere Beine im Takt der Musik.
Müde sinken wir nieder, sie schmiegt sich an meine Brust, Mondlicht scheint auf ihr Antlitz und zeichnet ihre Züge edel.
Am Morgen steht sie auf, macht sich bei der Tür hinaus, winkt mir davor zu. Wir spazieren gemeinsam auf die Straße. Alles ist wieder normal. Lachende Kinder. Wir spazieren den Weg entlang. Ich schwebe. Sie nimmt meine Hand, und wir fliegen, fliegen einen langen Weg entlang bis zu einem Fluss. Mein Herz schlägt wie nie zuvor. Der Himmel ist nun blau und die Sonne brennt auf unsere Häupter. Der Fluss ist laut und die Strömung ist schnell.
Sie küsst mich, lange und heftig. Wir stehen unter einem Kirschblütenbaum.
Die Blätter fallen auf unser Haar, streifen sanft unsere Häupter. Der ganze Weg ist rosarot.
Ich sehe in ihre Augen, sie fällt in meine Arme. Wir fühlen uns geborgen.
Wir springen und das Wasser ist überall. Es kann uns nichts anhaben, wir ertrinken. Das Wasser dringt in unsere Lungen, unsere Augen bleiben geschlossen. Nur einmal, ganz kurz mach ich sie auf, sehe ihren blutroten Mund lächeln, ihr Gesicht ist bleich, denn ihre Haut ist kalt. Ich spüre eisiges Wasser und wärmende Hände, wie soll ich so sterben? Ich mach die Augen wieder auf und sie reist plötzlich ihre auf. Sie ruft mir zu und nur Blasen kommen aus ihrem Mund. Ich kann sie nicht verstehen. Ganz fest drückt sie nun meine Hand. Sie schreit entsetzlich also schreie ich auch.
Wieso sind wir hier? Wieso sterben wir jetzt? Wir haben uns, das Leben bietet uns das aufregendste der Abenteuer, den höchsten aller Zustände. Und wir wollen weg und wollen tot sein und nicht mehr beisammen sein.
Der Tod trennt die Liebenden, da bin ich mir sicher.

 
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Hallo Felix,

und herzlich Willkommen auf Kurzgeschichten.de.

Mit deiner Geschichte bin ich nicht 100% warm geworden. Diese psychedelische Stimmung, die du in dem Text verbreitest (und das ist teilweise sehr gut gemacht) ist für mich nicht unbedingt ein Freibrief dafür, dass man einfach mal so los schreibt, was einem ins Hirn kommt.

Also ein Stück weit ist der Text abgefahren, aber dann doch nicht konsequent genug. Alles, was ich im Normalfall kritisieren würde, kann man in dieser Aura als "ist halt so" abstempeln.

Und was passiert?

Der Protagonist fühlt sich ungerecht behandelt, eine Frau kommt in seine Wohnung, sie gehen spazieren und werfen sich danach in die Fluten.

Merkst du was? Ich kann die Handlung in einem Satz nacherzählen.
Das ist mir definitiv zu wenig.

Die Überschrift gefällt mir überhaupt nicht - was soll ich als Leser damit anfangen? Ein Titel soll neugierig machen - deiner schreckt eher ab, weil es wie ein Rätselspiel wirkt - und ich will Geschichten lesen, keine Rätsel lösen. (Du hast ja nicht in Spannung/Krimi gepostet).


Zeig uns die Protagonisten, lass uns in ihr Leben reinsehen, ich möchte eine Ahnung von dem Menschen haben, egal, in welcher Art.
Es schadet sicher auch nicht, hier einige Geschichten zu lesen, vornehmlich z.B. die empfohlenen.
Nimm dann dein Handwerkszeug und schreibe mal eine Geschichte mit "Hand und Fuss". Warnung: Das kann dann auch mal länger wie 2-3 Stunden dauern - ein mancher sitzt wochenlang dran!

Talent hast du ja schon, hier bei uns musst du es noch etwas biegen lassen ;)
Viel Spaß und Freude bei uns.

Liebe Grüße
bernadette

 
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liebe bernadette

Danke für deine Kritik. Ich wollte mit der Geschichte einfach nur mal ausprobieren, wie diese kurzen Sätze usw. auf den Leser wirken.
Hab die Geschichte in einem durchgeschrieben und meistens das, was mir so in den Kopf gekommen ist.

Lesen tu ich genug, das kannst du mir glauben ;)

Zur Überschrift: Hast recht, ist ein bisschen mysteriös.
Wollte damit auf Romeo und Julia (auf dem Dorfe) anspielen, da sich die 2 Figuren dort in den Fluss werfen... Kennst du wahrscheinlich eh.
Nun jene 2 sterben eben und ich hab mich gefragt, ob sie es nicht schon bereuen, sobald sie in die Flut springen...
Das wollte ich mit meinem Text irgendwie aussagen.

Ist wohl nicht ganz durchgekommen. Nächstes mal geb ich mir mehr Mühe.
Danke für die schönen Grüße und Worte

Lg Felix

 

Hallo Flxr ... x ...

Hallo Felix,

kurz und knapp.

Ich glaube, aus der Essenz könnte man noch etwas machen.
Einige deiner Sätze verschwimmen, weg von Sätzen, hin zu einer Geschichte, hinter der Geschichte. Wie eine riesige Metapher (oder son anderes -pher dings)

Alles ist wieder normal. Lachende Kinder. Wir spazieren den Weg entlang. Ich schwebe. Sie nimmt meine Hand, und wir fliegen, fliegen einen langen Weg entlang bis zu einem Fluss. Mein Herz schlägt wie nie zuvor. Der Himmel ist nun blau und die Sonne brennt auf unsere Häupter. Der Fluss ist laut und die Strömung ist schnell.

Ich hatte dabei keinen wirklichen Fluss im Sinn. Ich dachte jetzt kommts, eine Parabel, eher noch ein Kreis, er fängt einsam an, alles ist grau, sie stößt dazu, sein Leben färbt sich rosa.
Die Farbe blättert langsam wieder ab, drunter ist alles grau.
Kam aber nicht ;-).
Oder dieser Satz:
Der Tod trennt die Liebenden, da bin ich mir sicher.
Geniales Ende. Nur die Geschichte dazu ... hm ...

Kurz und knapp.
Das Leben hineingepresst in ein paar Zeilen. Das hatte ich kurzzeitig erwartet. Es war da. Aber dann war es wieder weg.

Wenn du dich nochmal an diesem Stil versuchen möchtest, denkst du vielleicht an meine Gedanken dazu. Das wäre eine Herausforderung, ein paar kurze Sätze, den Inhalt komplett dahinter versteckt.


Nunja, ich schweife ab.

Noch ein wenig zum Text:

Ich mach mich auf den Weg nach Hause.
Warum mach ohne e? Vorher ist alles ausformuliert, bis zum letzten Buchstaben vollständig. Ich musste stutzen.

Plötzlich fallen sie um und sind tot oder kaputt.
Was denn nun? Das finde ich irgendwie leicht übertrieben und unpassend.


Man kann natürlich noch weiter machen, aber das waren die Stellen an denen ich am meisten hängen geblieben bin.
Du hast es ja selbst schon gesagt, viel Arbeit steckte nicht drin. Das merkt man natürlich. Aber schlecht war es auch nicht.

Insofern schließe ich mich bernadette mal an, mehr Arbeit -> mehr gut.

Gruß
Niklas

 

Hallo Niklas,

Danke für's Kommentar. Auch schade, dass dich die Geschichte nicht wirklich erreicht hat. Ich denke, dass was ich mit meiner Geschichte ausdrücken wollte, lässt sich besser als Gedicht schreiben. Eben dieses Ende von R und J auf dem Dorfe. Als sich 2 Liebende, gezwungen durch ihre Umstände gemeinsam ertränken müssen, um nicht unglücklich, getrennt von einander zu leben.
Nun: ich wollt mir eben Gedanken machen, was in ihren letzten Sekunden so abgeht. Ob sie sich nicht denken: War das wirklich die richtige Entscheidung?

Nur hab ich's eben mit dem Teil vor dem Fluss ein bisserl verkac*t.

Wenn du dich nochmal an diesem Stil versuchen möchtest, denkst du vielleicht an meine Gedanken dazu. Das wäre eine Herausforderung, ein paar kurze Sätze, den Inhalt komplett dahinter versteckt.

Werd's versuchen danke

Warum mach ohne e? Vorher ist alles ausformuliert, bis zum letzten Buchstaben vollständig. Ich musste stutzen.

War nicht beabsichtigt. Ist wohl ein bisschen Ugs in den Text hineingeflossen.

Was denn nun? Das finde ich irgendwie leicht übertrieben und unpassend.

Hm. Das find ich nicht. Heutzutage kann man Maschienen, vor allem Roboter manchmal schwer von lebendigen Dingen unterscheiden. Außerdem will ich damit auch ein bisschen ausdrücken: Die Menschen arbeiten Tag und Nacht, denken nur an Profit. Wie Maschienen eben. Hoffe, du verstehst.

Werd mehr Mühe in meine jetztige Story reinstecken.

Gruß Felix

 

Hallo F.,

der grundsätzliche Stil der Geschichte gefällt mir schon. Was mich ein wenig stört, sind die manchmal doch ziemlich altbackenen Bilder: Maschinen und Kanten sind böse - das weiß man ja sofort - und Engel sind gut, besonders, wenn sie weich & weiblich auf der Couch liegen. Da ist alles natürlich blutrot (kann ja nicht einfach nur rot sein) und man küsst sich - klar - unter Kirschblüten, unter einer schnöden Quitte wär ja nicht poetisch genug.
Kurz: Ich finde, dass Dein Text trotz Mut zum formalen Krawall zu sehr im plüschigen Kitsch seiner Bilder verharrt. Finde doch ein paar eigene Bilder, welche, die nicht aus dem 19. Jahrhundert stammen.

[Ich z.B. finde ja viele Maschinen sehr schön, und da bin ich nicht der einzige, sonst ginge es Apple und BMW nicht so gut.]

Du schaffst das!
Naut

 
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Hallo Felix,

Auch schade, dass dich die Geschichte nicht wirklich erreicht hat.

Das würde ich so nicht sagen.
Ich habe mehr das Gefühl, dass deine Idee in der Geschichte nicht durchkommt. Es gibt keinen roten Faden, sondern viele Deutungsmöglichkeiten. Das ist nichts negatives, anfangs.

Mir passt der Fluss einfach nur nicht ins Konzept ;-). Der ist ... zu real.
Da holst du die Geschichte, die vorher, zumindest für mich, auf einer generalisierten Ebene des Geschehens spielt, wieder ins Boot. Und plötzlich ist all das, was ich mir vorher zusammengesponnen habe, hinfällig, passt nicht mehr.

Ich würde fast behaupten, du stellst ein Rätsel, auf das du keine Antwort geben solltest, versuchst dann aber, doch eine zu geben. Eine von vielen.
In diesem Falle war es nicht die, die ich gewählt hatte. Und das stört mich dann.


Letztendlich hatte ich beim Lesen der Geschichte zwischenzeitlich schöne Bilder und Gedanken im Kopf, die du aber nicht aufgegriffen hast, und, viel schlimmer, die nicht zum Rest der Geschichte passten, die du mir quasi nachträglich verboten hast.
Wäre an sich auch ein interessanter Ansatz, wenn denn beabsichtigt und brilliant durchgeführt. Sind wir aber vermutlich beide weit von entfernt, so mit den Gedanken des Lesers zu spielen ;).

Hoffe du verstehst mich.

Gruß
Niklas

 

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