Was ist neu

Rückmeldung des Autors via PN

Seniors
Beitritt
18.08.2002
Beiträge
1.976

Rückmeldung des Autors via PN

Hallo,

was haltet ihr von der Idee, sich als Autor mit öffentlichen Rückmeldungen im eigenen Geschichten-Thread, wo man sich auf die Kritiken bezieht, zurückzuhalten? Und dafür den einzelnen Kritikern persönlich zu schreiben, sich bei ihnen bedanken und evtl. Missverständnisse aufzuklären?

Ich habe meine Threads und ein paar von anderen nochmal angeschaut. Ich bereue es, mich jedes Mal so schnell zurückgemeldet zu haben. Stets blieb es nicht bei einem einfachen Dankeschön und so, recht bald habe ich viele Geheimnisse in meinen Geschichten entlarvt. Schon, indem man zu Korrektur- bzw. Umformulierungsvorschlägen Stellung bezieht, wird allzuleicht offenbart, was eigentlich besser Sache des Autors bliebe, und wenn es nur Subtext ist. Dass man durch häufige Rückmeldungen seine Geschichte gut obenhalten kann, wirkt sich auf der anderen Seite auf die leserseitige Wahrnehmung der Geschichte aus, und zwar meist negativ. Sie wird nicht mehr vorrangig als, äh, integeres Kunstwerk betrachtet, sondern "bloß" als das produziertes Gegenstück zur künstlerischen Intention des Autors. Ja, vielleicht ist das das richtige Wort: eine gewisse "Unnahbarkeit" als so eine Art Recht einer jeden Geschichte, auch von solch schlechten wie meinen. Sobald der Autor, und sei es auf noch so vielen Umwegen, öffentlich Stellung zum eigenen Text bezieht, reißt er ihm diese dünne Haut aus Unnahbarkeit vom Leib, wenn man so will, stellt ihn aus, exhibitioniert ihn, gibt ihn womöglich der Lächerlichkeit preis.

Bei Leserkommentaren ist dies nicht der Fall. Leser können sich irren, sie können den Text gar nicht oder missverstehen, aus ihrem eigenen Erfahrungskontext heraus umdeuten. Leserkommentare stehen diametral der Geschichte gegenüber, und das unabhängig davon, inwieweit sich ihre Deutung mit der Interpretation des Autors deckt, während die Rückmeldungen des Autors sie stets überlagern, eine selbstkorrigierende (oder selbstbestätigende) Ebene bilden. Leserkommentare stacheln die Reflektion anderer Leser an, welche diese Kommentare auch lesen (sollten), Gegenkommentare des Autors dagegen tendieren dazu, die Urteile der weiteren Leser, die ja auch die Kommentar mitlesen müssen, zu beeinflussen, neue, vor allem lesereigene Gedanken zu missgünstigen.

Wenn der Autor sich dagegen nicht bzw. selten öffentlich rückmeldet, kann natürlich auch schwerer eine Diskussion entstehen. Aber ist eine Diskussion zwischen Autor und Leser dem Autor wirklich förderlich? Lernt er nicht eher seinen Standpunkt zu verteidigen, als seine Schreibkunst zu verbessern, hemmt er sein Fortkommen nicht vielmehr durch seine durch "erfolgreiche" Diskussionen verfestigte aber vielleicht trotzdem falsche Haltung?
Wahrscheinlich begünstigt wird durch die autorseitige Zurückhaltung dafür eine Leser-Leser-Diskussion. Eine solche ist in meinen Augen das größte, was dem Autor passieren kann, auch wenn es womöglich nur das Ego streichelt. :D

Hm, also, was meint ihr dazu?

Aber schreibt vielleicht erstmal ein paar sorgfältige Kritiken unter Neulingsgeschichten, bevor ihr in diesen Thread etwas postet, denn das artet hier bestimmt wieder in eine sinnlose Metadiskussion aus und ihr habt beim Mitmachen kein schlechtes Gewissen. ;)


-- floritiv.

 

Hm ... ich kann zwar einige deiner Gedankengänge und Begründungen durchaus nachvollziehen.
Was mir allerdings beim Lesen deines Beitrags durch den Kopf geht:

Auch und gerade, wenn ich nicht die Kritiken zu eigenen Geschichten lese, finde ich es hilfreich, die Positionen von Autor und Kritiker gleichermaßen einsehen zu können. Und zwar auch dann, wenn es nicht zu einer ausartenden Diskussion kommt. Manchmal mag es zwar passieren, dass der Autor zuviel von dem preisgibt, was sich der Leser selber denken können sollte. Andererseits meine ich, dass das durchaus auch das Problem des Autors selber ist. Niemand zwingt ihn zu dieser Preisgabe, und oft genug lese ich hier, dass sich der Autor mit seiner persönlichen Intention zurückhält. Beziehungsweise einräumt: An dies oder das hatte ich beim Schreiben nicht gedacht, aber wenn du es beim Lesen so empfunden hast, dann mag es wohl auch in der Geschichte stehen.
Für mich macht gerade dieser Austausch unter den Geschichten den Reiz an dieser Seite aus, auch wenn ich nur "mitlese".

Manchmal denke ich, dass es auch kleinere Ungereimheiten oder Details gibt, bei denen sich der Autor sehr wohl etwas gedacht hat, was aber vielleicht vom ein oder anderen Kritiker trotzdem angekreidet wird. Dann finde ich es auch sehr hilfreich, wenn der Autor erklärt, warum er sich z.B. gerade für ein bestimmtes Wort entschieden hat (also dann, wenn ich merke, da steht durchaus etwas dahinter und es wird nicht nur blind die eigene Geschichte verteidigt). Wenn solche Sachen nicht mehr unter dem Geschichten-Thread stehen würden, fände ich das sehr schade - solange es sich um Details handelt, die im richtigen Maß auftauchen. Nun gut, gerade das sprichst du ja auch schon an. Ich empfinde es eher wenig als Problem.

Denn schließlich ließe sich doch auch argumentieren, dass die vorher abgegebenen Kritiken und Intentionen die Lesewahrnehmung weiterer Kritiker beeinflussen könnten, ebenso sehr wie die Stellungnahme des Autors. Ich meine: Wenn ich einen Text auf eine bestimmte Art und Weise lesen kann, wenn mir eine gewisse Interpretation plausibel erscheint, dann enthält der Text für mich auch das, was ich darin gefunden habe - selbst wenn es vom Autoren so nicht beabsichtigt war. Dabei müssen sich nicht zwangsläufig Widersprüche ergeben, ich kann mir trotzdem durchlesen, was der Autor dazu zu sagen hat - vielleicht, bevor ich den Text selbst kritisiere - und meine Meinung trotzdem behalten. Ich kann im Nachhinein einen zweiten, neuen Zugang zu der Geschichte finden, im Lichte dessen, was ich vom Autoren gelesen habe, ohne dass sich meine erste Wahrnehmung dadurch völlig zerschlägt. Und ich kann, wenn ich die genaue Intention des Autors kenne, ihn vielleicht besser darauf hinweisen, warum sie meiner Meinung nach in der Geschichte eben nicht zum Tragen kommt.

Das alles funktioniert aber für mein Empfinden in der öffentlichen Diskussion besser, die, wenn sie ordentlich geführt wird, mE auch weniger ermüdend ist als PN-Korrespondenz mit allen Kritikern, wo man sich dann vermutlich ständig wiederholen muss, weil ja niemand weiß, was bereits gesagt worden ist.

Wenn es notwendig wird, weil die Diskussion zu spezifisch wird o.ä., glaube ich, dass Autor und Kritiker ohnehin entscheiden werden, sich weiter per PN zu unterhalten.

Leserdiskussion: ja, das kann dadurch natürlich angeregt werden. Ich persönlich finde, sie entsteht aber ohnehin schon auch mit Rückmeldung des Autors.

Zusammengefasst: ich persönlich mag es mehr, wenn der Autor öffentliche Rückmeldung gibt, zumindest im Regelfall. Wie viel er dann von seiner Geschichte "enthüllt", und wie er sich in einer aufkeimenden Diskussion verhält - ich finde, das ist seine Sache, und gerade wenn es in beidem Probleme gibt, halte ich es für wichtig, den Umgang damit zu lernen.

Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen unverständlich ausgedrückt ... :)

 

Hallo floritiv,
meine Gründe, in diesem Forum zu veröffentlichen, sind folgende: Ich möchte erfahren, ob und wie sich meine Ideen, Gedanken und unterschiedliche Schreibstile den Lesern mitteilen. Der Lerneffekt besteht bis jetzt in der Perspektivenerweiterung, die ich sehr wichtig finde. So sind z. B. Geschichten, die mir selbst gut gefallen, auf Unverständnis gestossen. Das hatte z.T. mit stilistischen Mitteln zu tun, betrafen selten den Inhalt. Meine Geschichte verständlich zu schreiben ist mir schon ein Anliegen. Meine Themen und Überzeugungen werden davon nicht berührt, außerdem steht hier nur ein Bruchteil dessen, was ich schreibe. Eine Art von Privatkorrespondenz halte ich aus den genannten Gründen für überflüssig.
Was mich allerdings wirklich nervt, sind ellenlange Kommentarlisten, in denen es nur vermeintlich um den Text geht, die in Wirklichkeit aber dem Austausch gekränkter Eitelkeiten dienen, oder eigenes Wissen demonstrieren wollen. Auch Leute, die sich nicht die geringste Mühe machen, einen Text wenigstens ansatzweise auf Rechtschreibung und Format zu überprüfen, ärgern mich.
Ansonsten finde ich gerade die Unterschiede in der Lesart äußerst spannend,(auch, wenn ich lese und sehe, wie andere eine KG aufgefasst haben). Fazit: Eine "Privatisierung" würde das Forum für mich uninteressant machen. Dies ist eine gute Gelegenheit, allen zu danken, die sich so viel Mühe mit Textkorrektur machen; das ist ja so gar nicht mein Ding!
LG,
Jutta

 

Hallo,

eure Stellungnahmen haben mich über ein paar Ecken auf einen unangenehmen Gedanken gebracht: Zeugt solch berechnete Zurückhaltung nicht vielmehr von [dem Wunsch nach] persönlicher Unnahbarkeit, ja vielleicht Feigheit des Autors?

Oh Mann, wenn dies so ist, müsste mir diese Haltung fast peinlich sein, ein glattes Eigentor ist sie. Möge ein gnägiger Mod diesen Thread löschen.

Wenigstens bin ich als erster darauf gekommen! :D ;)

 

hey flo,
ich machs mal kurz und um dich - nach deinem letzten Kommentar - hauptsächlich zu beruhigen. Also ich finde deine Idee ehrenhaft :D oder zumindest ganz im Sinne der Kunst. Das Problem ist nun mal, dass die meisten Texte hier zumindest noch Schönheitsfehler haben; und da wir wissen, dass jede noch so kleine Änderung sich auf den Textinhalt auswirkt, kann man kaum ein Autor-Leser-Gespräch führen, ohne was zu verraten. (Jetzt hab ich mich, glaub ich, doch etwas umständlich ausgedrückt, du wirst mir aber bestimmt verzeihen. :D) Letztendlich liegt es am Autor, nur soviel zu verraten, wie er will und verantworten kann, und an den Lesern, sich nicht von anderen Kommentaren bei der eigenen Kritik beeinflußen zu lassen, sprich, sie erst gar nicht zu lesen, bevor man sich selbst mit dem Text auseinandergesetzt hat. Das ist der Idealfall, den es bekanntlich selten gibt.;)

 

Hallo Floritiv,
mir sind die öffentlichen Kommentare der Autoren zu den Kritiken wichtig, weil sie zeigen, wie ernst sie es mit dem Überarbeiten und Verbessern ihrer Geschichten meinen. Autoren, die auf Kritiken überhaupt nicht oder gekränkt reagieren, bekommen von mir keine mehr.
Wenn der Autor erklärt, was "mit der Geschichte gemeint war" gibt das den Kritikern die Möglickeit, zu eurteilen, ob dies Zeil erreicht wurde oder nicht.
Grüße von anzim

 

Hallo anzim,

du hast recht, allerdings ging es nicht darum, dass ein Autor generell nicht antwortet, sondern eben nur per privater Nachricht an den Kritiker, also z.B. an dich. Das hätte eben den Effekt, dass Leser sich mit der Geschichte auseinandersetzen, und nicht mit der Differenz zwischen dem Geschriebenen und der Intention des Autors.
Es gilt hier, hinsichtlich der Art und Weise des Voneinanderlernens, gewissermaßen nicht das gewohnte 'wischiwaschi' Dreiecksmodell Autor - Geschichte - Leser, sondern ordentlich getrennt Autor - Geschichte, Geschichte - Leser und Autor - Leser. Beim Dreieck sehe ich die Tendenz, dass der Autor nicht nur auf seine Geschichte, sondern auch - direkt - auf die Leserschaft einwirkt, bzw. der Leser nicht nur die Geschichte, sondern auch den Autor liest / lesen muss und letztendlich die Geschichte im Spannungsverhältnis zwischen Autor und Leser zum bloßen Medium degradiert wird, statt als Thema zu gelten.
Dies hatte ich mir dabei gedacht.

Übrigens: Wenn der Autor in mehreren Kommentaren auf eine bestimmte Schwäche hingewiesen wird, dann müsste er natürlich in jeder Antwort-PN sich rechtfertigen. Da dies ihm zu aufwendig wird, denkt er vielleicht eher darüber nach, wie er die Geschichte verbessern könnte, damit der Punkt aus den folgenden Kritiken verschwindet.

Naja, aber irgendwie kommt mir meine eigene Argumentation, wie oben dargelegt, mittlerweile ziemlich komisch vor, zumal sie das Wesen von KG.de, eben diesen Werkstattcharakter konterkariert. Selbstdisziplin um ihrer selbst willen, unterm Strich bleibt alles beim alten.

Hm, dann kann ich ja mein kürzlich veröffentlichtes Textchen wieder hochpushen, gottseidank. :D

Ach was red ich hier :bla:
Löscht den Thread.


-- floritiv.

 

Hi floritiv,

eigentlich fand ich deinen Beitrag schon ab dieser Stelle obsolet:

recht bald habe ich viele Geheimnisse in meinen Geschichten entlarvt
Wenn ich meine Geschichte natürlich als Ratespiele betrachte, bei denen dämliche Leser vor dem Dompteurautor sitzen und mittels Peitschenschlägen erfahren, ob sie denn nun richtig oder falsch liegen, muss ich aufpassen, nicht zu viele Geheimnisse verraten. Aber Geschichten schreibt man doch, um etwas zu erzählen, etwas mitzuteilen. Herumdrucksend von einem Bein aufs andere treten - ich muss dir was erzählen, aber was, sag ich nicht - ist doch eher die Eigenart von Kindern, die sich für etwas schämen. Schämst du dich für deine Geschichten oder brauchst du das Gefühl, dem Leser überlegen zu sein durch deinen Wissensvorsprung?`
Auch die Diskussionen sind von Interesse, sehe ich doch an ihnen, was ich zwar eigentlich voraussetze, was aber leider nicht immer so ist: der Autor hat sich etwas gedacht. Und wenn möglicherweise nicht ankommt, was der Autor sich gedacht hat, kann ich anhand der ausgeplauderten Geheimnisse viel schneller sehen, wo das Missverständnis liegt und dem Autor zielsichere Hinweise geben, wie er seine Intention erreichen kann.

Lieben Gruß
sim

 

Aber Geschichten schreibt man doch, um etwas zu erzählen
Ja, aber doch durch sie und nicht an ihr vorbei, oder? Das ist genau wie mit der Nacherklärung von Witzen.

ist doch eher die Eigenart von Kindern, die sich für etwas schämen. Schämst du dich für deine Geschichten oder brauchst du das Gefühl, dem Leser überlegen zu sein durch deinen Wissensvorsprung?
:rolleyes:

Und wenn möglicherweise nicht ankommt, was der Autor sich gedacht hat, kann ich anhand der ausgeplauderten Geheimnisse viel schneller sehen, wo das Missverständnis liegt und dem Autor zielsichere Hinweise geben, wie er seine Intention erreichen kann.
Ja, hier versagt meine Argumentation, das gebe ich zu. Das hab ich einfach ausgeblendet, so kanns kommen. KG.de ist nunmal keine Rezensionsplattform, sondern wie gesagt eine Art Schreibwerkstatt, und ich hab mich mal wieder mit einem Profi verwechselt ... hätt' vielleicht vor dem Eröffnen dieses Threads meinen eigenen Steckbrief nochmal lesen sollen. :D
Noch mehr Selbstmitleid nur auf begründeten Antrag. Ansonsten bitte ich nochmals höflich darum, diesen Thread zu löschen, wenn moderationstechnisch nichts dagegen spricht. Bis dahin distanziere ich mich explizit von meiner eingangs vertretenen Meinung.

-- floritiv.

 

hey floritiv, etwas mehr Selbstbewusstsein bitte. Nur, weil andere und ich widersprechen, musst du dich nicht gleich distanzieren. Und wenn du dich überzeugen lassen hast, muss der Thread deswegen ja nicht gelöscht werden, sondern kann vielleicht für die stehen bleiben, die sich eine ähnliche Frage wie du auch schon gestellt, sie aber bisher nicht zu äußern gewagt haben. :)

Wenn du natürlich darauf bestehst, lösche ich den Thread auch gern, bisher kam deine Bitte aber bei mir nicht so eindeutig an, dass ich deshalb zur Tat geschritten wäre.

Lieben Gruß
sim

 

Ich habe mich doch schon in #5 von meiner Meinung verabschiedet.
Gut, bleibt der Thread eben bestehen ;). Hatte mich in der Schule auch immer zuerst gemeldet, damit die anderen aus meinen Fehlern lernen konnten.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom