- Beitritt
- 18.08.2002
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Rückmeldung des Autors via PN
Hallo,
was haltet ihr von der Idee, sich als Autor mit öffentlichen Rückmeldungen im eigenen Geschichten-Thread, wo man sich auf die Kritiken bezieht, zurückzuhalten? Und dafür den einzelnen Kritikern persönlich zu schreiben, sich bei ihnen bedanken und evtl. Missverständnisse aufzuklären?
Ich habe meine Threads und ein paar von anderen nochmal angeschaut. Ich bereue es, mich jedes Mal so schnell zurückgemeldet zu haben. Stets blieb es nicht bei einem einfachen Dankeschön und so, recht bald habe ich viele Geheimnisse in meinen Geschichten entlarvt. Schon, indem man zu Korrektur- bzw. Umformulierungsvorschlägen Stellung bezieht, wird allzuleicht offenbart, was eigentlich besser Sache des Autors bliebe, und wenn es nur Subtext ist. Dass man durch häufige Rückmeldungen seine Geschichte gut obenhalten kann, wirkt sich auf der anderen Seite auf die leserseitige Wahrnehmung der Geschichte aus, und zwar meist negativ. Sie wird nicht mehr vorrangig als, äh, integeres Kunstwerk betrachtet, sondern "bloß" als das produziertes Gegenstück zur künstlerischen Intention des Autors. Ja, vielleicht ist das das richtige Wort: eine gewisse "Unnahbarkeit" als so eine Art Recht einer jeden Geschichte, auch von solch schlechten wie meinen. Sobald der Autor, und sei es auf noch so vielen Umwegen, öffentlich Stellung zum eigenen Text bezieht, reißt er ihm diese dünne Haut aus Unnahbarkeit vom Leib, wenn man so will, stellt ihn aus, exhibitioniert ihn, gibt ihn womöglich der Lächerlichkeit preis.
Bei Leserkommentaren ist dies nicht der Fall. Leser können sich irren, sie können den Text gar nicht oder missverstehen, aus ihrem eigenen Erfahrungskontext heraus umdeuten. Leserkommentare stehen diametral der Geschichte gegenüber, und das unabhängig davon, inwieweit sich ihre Deutung mit der Interpretation des Autors deckt, während die Rückmeldungen des Autors sie stets überlagern, eine selbstkorrigierende (oder selbstbestätigende) Ebene bilden. Leserkommentare stacheln die Reflektion anderer Leser an, welche diese Kommentare auch lesen (sollten), Gegenkommentare des Autors dagegen tendieren dazu, die Urteile der weiteren Leser, die ja auch die Kommentar mitlesen müssen, zu beeinflussen, neue, vor allem lesereigene Gedanken zu missgünstigen.
Wenn der Autor sich dagegen nicht bzw. selten öffentlich rückmeldet, kann natürlich auch schwerer eine Diskussion entstehen. Aber ist eine Diskussion zwischen Autor und Leser dem Autor wirklich förderlich? Lernt er nicht eher seinen Standpunkt zu verteidigen, als seine Schreibkunst zu verbessern, hemmt er sein Fortkommen nicht vielmehr durch seine durch "erfolgreiche" Diskussionen verfestigte aber vielleicht trotzdem falsche Haltung?
Wahrscheinlich begünstigt wird durch die autorseitige Zurückhaltung dafür eine Leser-Leser-Diskussion. Eine solche ist in meinen Augen das größte, was dem Autor passieren kann, auch wenn es womöglich nur das Ego streichelt.
Hm, also, was meint ihr dazu?
Aber schreibt vielleicht erstmal ein paar sorgfältige Kritiken unter Neulingsgeschichten, bevor ihr in diesen Thread etwas postet, denn das artet hier bestimmt wieder in eine sinnlose Metadiskussion aus und ihr habt beim Mitmachen kein schlechtes Gewissen.
-- floritiv.