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Rückfahrt
Es wurde langsam eng auf dem Bett. Wir hatten es längs vor den Fernseher gestellt, so konnten alle gut sehen. Sie quetschte sich in die Lücke, die ich zufällig für sie freigehalten hatte und mein Freund startete den Film. Ein komisches Gefühl war das, nach so langer Zeit noch einmal einen Videoabend zu veranstalten. Wo wir doch eigentlich schon zu alt dafür waren. Um mich herum nur weniger populäre Gesichter, außer meinem Freund und ihr. Ich genoss die Enge, berührte mit der rechten Hand ihr Bein, traute mich aber nie, hinüber zu schielen. Einmal kurz redeten wir miteinander, dann, nach ein paar Sätzen wussten beide nicht, wer dran war und was wir sagen sollten und wir sahen uns einfach so eine ganz kleine Ewigkeit tief in die Augen. Dann sagte ich aus Verlegenheit etwas Dummes, sie lächelte und wandte sich wieder nach vorne.
Ich hätte jetzt meinen Arm um sie legen können, aber die Angst vor den möglichen Folgen hinderte mich. Wenn sie es nicht gewollt hätte! In jedem Fall war es viel zu früh, schließlich war ich gerade mal eine Woche verliebt und hatte in dieser Woche nicht viel erreicht. Ich fing auch kein neues Gespräch an, ich wollte es nicht übertreiben. Stattdessen dachte ich über die Heimfahrt nach. Ich musste weit weg, sie wohnte nah, aber ihr Haus lag fast auf meinem Weg. Ich würde sagen, ich habe keine Lust zu fahren, ob wir die Räder denn nicht schieben sollen und wir würden den ganzen Weg, eine gute Viertelstunde, reden. Dann trennen sich die Wege, aber ich sage, ich bringe sie noch bis vor ihre Tür. Dort angekommen, fragt sie mich, ob ich Hunger habe und schnell noch etwas essen möchte. Ich lächele und komme mit herein. Sie sagt, wir müssen leise sein, wegen den Eltern und wir schleichen die Treppen hoch. Ihr Zimmer ist groß und riecht gut. Ich setze mich aufs Bett und sie später auch, direkt neben mich. Und während die Stadt schläft, sind wir beide noch sehr lange wach.
Aber erst mal saß ich noch auf einem anderen Bett in einem anderen Zimmer, um mich herum sämtliche Leute, auf die ich auch gut verzichten könnte. Die Äste peitschten gegen das Fenster und das Klatschen des Regens übertönte den Fernseher. Mein Freund stand auf und ging aus dem Zimmer. Dann kam er wieder und flüsterte mir zu: „Ich hab meine Mutter gefragt. Es ist okay, wenn du hier heute übernachtest. Du kannst bei dem Sturm ja unmöglich bis zu dir nach Hause fahren.“ „Mensch, hast du’s gut“, beneidete mich meine Nachbarin und grinste mich an. Ich war dermaßen perplex, dass ich nur zurück grinste. Der Sturm war stark, so konnte ich wirklich nicht durch den Wald fahren. Was blieb mir übrig?
Alle verabschiedeten sich. Ich sah zu wie sie sich ihre Schuhe anzog. Dann blickte sie um sich. „Markus, ich geh am Anfang mit in deine Richtung, okay? Dann muss ich nicht alleine laufen.“ Markus war einverstanden. Sie lächelte mir zum Abschied zu und mein Freund schloss die Tür. Dann holte er die Luftmatratze und das Gästebettzeug.