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Quietsch, quietsch

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23.07.2017
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Quietsch, quietsch

Quietsch, Quietsch. Ich saß auf der Veranda in meiner alten und verrosteten Hollywoodschaukel. In meiner rechten Hand hielt ich eine Dose Bier - in meiner linken qualmte eine Pall Mall. Bei jedem Hin- und Herschwingen ertönte dieses Geräusch. Quietsch, Quietsch. Ich habe mir schon oft vorgenommen, die Scharniere zu ölen - ich habe es aber immer wieder vergessen. Das Leben hat mir schon den ein oder anderen Schicksalsschlag versetzt. Ich kam nicht aus meiner Haut. Ich war gefangen in meinem eigenen Körper. Ein Bekannter besorgte mir das Haus. Das Dach war undicht. Schnee, Regen, Sonne, Sturm und Hagel ließen es schon baufällig werden. Quietsch, Quietsch. Umgeben von diesen neumodischen Glaspalästen, den fein gestutzten Rasen und den Swimmingpools lag mein eigenes, kleines Reich. In meinem Leben besaß ich nicht viel. Aber auf mein eigenes, kleines Reich war ich stolz. Ich konnte zum ersten Mal tun und lassen was ich wollte. Das Holz der Veranda war spröde und von Würmern zerfressen. Es verbog sich und knarrte bei jedem meiner Schritte. Es war meine Veranda, mein Dach, mein Holz, meine Würmer. Ein alter, dünner Hund überquerte die Straße so wie jeden Tag um die gleiche Uhrzeit. Er suchte nach etwas Fressbarem. Es begann zu regnen. Es störte mich nicht - ich saß auf meiner Veranda. Seine langen Haare waren nass - es ließ ihn noch dünner aussehen. Quietsch, Quietsch. So wie es aussah war es eine Promenadenmischung - halb Dackel und Schäferhund, glaube ich. Seine Beine waren gegenüber seinem Körper viel zu kurz. So wie meine. Außerdem hinkte er. So wie ich. Er war hässlich. So wie ich. Er war ein Streuner. So wie ich. Mein ganzes Leben hielt ich es nie lange an einem Ort aus. Unzählige Kneipenschlägereien sowie Alkohol zeichneten meinen Körper. Mein Gesicht war vernarbt, meine Haare fettig und mein Bart vertrug mal wieder eine Rasur. Ich war müde. Müde vom Leben. Ich passte nicht in diese Straße. Ich sah mich in dem Hund - deshalb war er mir vom ersten Tag an sympathisch. Ich beobachtete ihn. Ich trank einen Schluck Bier und inhalierte einen tiefen Zug von meiner Zigarette. Er hob ein Bein und pinkelte gegen die Sträucher meines Nachbarn. Quietsch, quietsch. Ich musste schmunzeln. Täglich pinkelte er gegen die Sträucher, was sie schon gelb werden ließ. Ich stand auf, ging in die Küche, um mir ein neues Bier zu holen und setzte mich wieder in die Hollywoodschaukel. Quietsch, quietsch. Ich beobachtete weiterhin die Promenadenmischung. Er war in unserer Straße ein ungebeteter Gast - so wie ich. Quietsch, Quietsch. In der Hoffnung, an etwas Fressbares zu gelangen, sprang er gegen die Mülltonnen, sodass sie umfielen und deren Inhalt sich in den Vorgärten verteilte. Quietsch, quietsch. Meine keifenden und hysterischen Nachbarsfrauen, alle von Beruf Ehefrau, liefen schreiend und tobend mit ihren Minröckchen und Stöckelschuhen aus ihren Häusern und versuchten dadurch den Hund zu verscheuchen. Quietsch, quietsch. Mit ihnen hatte ich keinen Kontakt. Sie sahen noch nicht einmal zu mir rüber. Wenn sie könnten, würden sie auch versuchen mich zu vertreiben. Ich passte nicht in ihr Schickimicki-Leben. Mit ihren Tupperabenden, Goldkettchen und Cabrios. Ihre Männer schufteten sich krumm und buckelig während sie das Leben genossen und das Geld mit vollen Händen ausgaben. Ihre Arbeit bestand darin, die Kinder täglich zur Schule zu fahren und wieder abzuholen - den Rest erledigten Kindermädchen und Haushälterinnen. Quietsch, Quietsch. Ich beschloss, dem Hund einen Namen zu geben, doch mir fiel keiner ein. Ich leerte mein Bier, ging in die Küche, um mir ein Neues zu holen. Auf dem Weg zur Tür lag eine Scheibe altes Brot. Ich nahm sie mit nach draußen und setzte mich wieder in meine Schaukel. Quietsch, quietsch. Zisch - ich öffnete meine Büchse und nahm einen kräftigen Schluck. Ich rief den Hund. "Hund - komm her, lecker Fressen!", schließlich hatte ich ihm noch keinen Namen gegeben. Quietsch, quietsch. Ich nahm die Scheibe Brot und warf sie in seine Richtung. Quietsch, Quietsch. Er schaute mich an. Langsam und zögernd humpelte er Richtung Brot. Quietsch, quietsch. Dabei sah er mich an. Gierig verschlang er die Scheibe und lief davon. "Gremlin", ja, "Gremlin" ist ein schöner Name für den Hund. Endlich habe ich einen passenden Namen gefunden. Gremlin verließ meinen Garten, er verließ unsere Straße und wahrscheinlich unsere Stadt. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Ich blieb alleine zurück, umgeben von keifenden Ehefrauen. Quietsch, quietsch.

 

Hallo Beamer,

willkommen bei den Wortkriegern! Bitte gib deiner Geschichte noch ein bis drei Tags; dafür findest du am unteren Ende der Seite den Button "Stichworte bearbeiten". "Alltag" scheint mir hier passend.

Grüße vom Holg ...

 
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Hallo Beamer,

also ich weiß nicht, eine Geschichte ist das nicht gerade, eher eine Momentaufnahme. Ein paar Beobachtungen und das war's, eine Handlung kann ich hier nicht erkennen. Höchstens zwischen den Zeilen, wie Bas das schon vortrefflich interpretiert hat.

Gefühle kommen in deinem Text nicht rüber, dafür ist er zu viel Beschreibung. Das löst beim Leser nichts aus.

Ich war ihnen ein Dorn im Auge. Ich passte nicht in ihr Schickimicki-Leben. Mit ihren Tupperabenden, Goldkettchen und Cabrios. Ihre Männer schufteten sich krumm und buckelig während sie das Leben genossen und das Geld mit vollen Händen ausgaben.

Hier zum Beispiel. Das ist eine bloße Behauptung, die mir als Leser nicht veranschaulicht wird. Warum ist deine Protagonistin(?) ihnen ein Dorn im Auge? Was ist da konkret vorgefallen? Und warum will die Protagonistin den Hund füttern und nicht etwa verjagen wie alle anderen Frauen dort? Das szenisch darzustellen und plastisch zu transportieren, wäre eine gute Möglichkeit, eine richtige Geschichte aus dem Text zu formen. Das ist am Anfang sicher schwer, aber sich da reinzufuchsen, das lohnt sich.

Auch weiß ich nicht, ob die ständige Wiederholung von Quietsch so eine gute Idee ist. Sieben Prozent deines Textes bestehen aus diesem Wort und das stört bei der Kürze doch etwas. Mich jedenfalls. Es reißt mich auch immer wieder aus dem Lesefluss. Vielleicht solltest du diese Entscheidung nochmal überdenken.

Noch ein paar Anmerkungen:

Nach einer Weile begann es plötzlich zu regnen.

Ich weiß nicht recht, ob es plötzlich regnen kann. Es gibt doch immer einige Sekunden, wenn nicht gar Minuten, die Regen im Vorfeld schon ankündigen.

Täglich pinkelte er gegen die Sträucher, was sie schon gelb werden ließen.

Ließ muss es heißen. Mein Hund pinkelt auch ständig gegen die Blumen, aber gelb werden die davon nicht.

In der HoffnungK an etwas Fressbares zu gelangenK sprang er gegen die Mülltonnen, sodass sie umfielen und deren Inhalt sich in den Vorgärten verteilte.

Ich beschloss, dem Hund einen Namen zu gebenK doch mir fiel keiner ein.

Ich leerte mein Bier, ging in die KücheK um mir ein neues zu holen.

Ich weiß auch nicht, wie ernst es dir mit dem Überarbeiten ist. Ich habe schon eine Geschichte von dir gelesen, du hast sie ja auch erst gestern gepostet, und du hast tolles Feedback dazu erhalten. Auch da mangelte es an Handlung, an einer Geschichte. Aber bearbeitet hast du sie (noch) nicht.

Schreiben heißt überarbeiten.

Viele Grüße vom
Pleitegeier

 

Ich möchte mich bei euch bedanken für die Kritiken. Derzeit bearbeite ich meine erste Geschichte - dies ist fast schwieriger als sich eine Neue auszudenken... Aber wem sage ich das - ihr seid alles "alte Füchse"... ;-) Erst gestern bin ich zufällig auf diese Seite gestoßen und habe mich auch gleich angemeldet, in der Hoffnung, Geschichten zu publizieren und Kritiken, sei es positiver oder negativer Art, zu ernten und aus meinen Fehlern zu lernen. Aller Anfang ist schwer - mit dem Schreiben habe ich erst gestern angefangen und es bereitet mir große Freude - vor allem sachlich begründete Kritiken zu bekommen... Ich möchte mich, wie bereits erwähnt, bei euch bedanken - die jeweils überarbeitete Version wird hier ebenfalls veröffentlicht... Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen - genauso wie es (glücklicherweise) die unterschiedlichsten Meinungen zu jedem Stück gibt. Sei es musikalischer oder literarischer Art. Wünsche euch einen schönen Abend. Liebe Grüße

 

Hallo Beamer

Und willkommen bei den Wortkriegern.
Du schreibst, dass du gestern erst mit dem Schreiben begonnen hat. Dafür hast du schon zwei Texte eingestellt. Ich rate dir davon ab, in dieser Taktung weiter kgs zu posten. So gewinnst du keine Leser, sondern wirst eher die Kommentierwilligen vertreiben.
Wenn sich hier Leser die Zeit nehmen, um eine detaillierte Kritik zu schreiben, dann ist es nur höflich, wenn du auch auf diese Kritik eingehst. Ein hingeworfenes Danke ist da etwas würdelos. Fass nicht einfach alles als Meinung auf, sondern setz dich damit auseinander. Du bist doch hier, weil du das geschriebene Wort liebst, also lass dich auch auf den Austausch ein.
Apropos Austausch. Ein Forum kann nur vom Nehmen und Geben leben. Vergiss also nicht, andere Geschichten zu lesen und zu kommentieren. Ein Leseeindruck reicht, es muss keine umfangreiche Detailkritik sein. In Worte zu kleiden, was einem gefällt und was nicht, hilft nebenbei auch mächtig beim eigenen Schreibprozess.
Wie gesagt, das sind nur Ratschläge. Du bist zu nichts verpflichtet, aber wenn du dich wirklich verbessern willst, kommst du am Austausch nicht vorbei.

Und noch etwas Formales: wenn du deinen Text überarbeitet hast, poste ihn bitte nicht neu, sondern ersetze den jetzigen Text durch die aktuelle Version.

Zur Geschichte kann ich wenig Neues sagen. Da wurde schon viel Schlaues angemerkt. Das ist alles noch sehr dünne, aber schon um Welten besser als deine erste Skizze. Gefallen hat mir der Name Gremlin. Ich finde auch, dass viele Hunde diesen Pelzviechern aus dem All ähneln. Finden die meisten Hundebesitzer nicht witzig :aua:

Grüßlichst
Weltenläufer

 
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Hallo und herzlich willkommen hierorts,

Beamer,

das niederdeutsche Verb "quiek(s)en" ahmt den hohen, durchdringenden, langezogenen, gepressten Laut von Ferkel, Maus und Ratte lautmalersich nach und fand im "quietschen" seine technische Variante als Reibungsgeräusch und die menschliche im schrillen Laut als Äußerung einer Empfindung, dass einem das Ohr schmerzen muss. Nun, bevor ich den kleinen Werbehinweis bewundere, vorweg eine Frage: Warum die Überschrift dieser kleinen Beschreibung

Quietsch, quietsch
zumindest im zwoten Teil als Imperativ daherkomme, in dem bedeutungsschwangeren ersten Satz
Quietsch, Quietsch.
aber zum Substantiv mutiert (die jeweils erste Nennung ist lt. Rechtschreibregeln korrekt mit Großbuchstaben versehen und damit für solche feinsinnigen Fragen ungeeignet). Beides sollte einem schon Warnung genug sein, was ihn allhier erwartet.

Zunächst wundere ich mich ob einer Geschlechtsumwandlung nebst eher unfreiwilliger Komik, wenn es heißt

Ich beobachtete weiterhin die Promenadenmischung. Er war in unserer Straße ein ungebeteter Gast - so wie ich.
Der Icherzähler wird also so wenig angebetet wie "der" Promenadenmischung ...

Zudem wird die Zeichensetzung - Pleitegeier, auch Dir ein herzlich' willkommen hierselbst und gleichzeitigen Dank für Deine Mühe - zum quietschend Problem, wie hier in Sachen Infinitivsatz

In der Hoffnung[,] an etwas Fressbares zu gelangen[,] sprang er gegen die Mülltonnen, sodass ...
und dann die selbstmordgefährdeten Nachbarinnen,
Meine spießigen und hysterischen Nachbarsfrauen, alle von Beruf Ehefrau, liefen schreiend und tobend auf ihren Häusern ...
oder willstu sie nur umbringen mit der schlichten Verwechselung von auf und aus?, und bei der Fehlerquote hör ich mal auf.

Ich denk, dass Du noch sehr jung bist und empfehle daher, zunächst den Deutschlehrer zu verklagen - ich muss da den eigentlichen Schuldigen vermuten, wenn Du vorgestern erst zu schreiben angefangen hast. Grundlagen scheinen ja da zu sein, dass Du sodann selber mal in Duden Rechtschreibung und Grammatik oder ein anderes Buch (wie wär's mit Karl Kraus "Die Sprache"?) schauen und das ein oder andere behältst.

Nunja, es wären alsodann Konzentrationsübungen zu empfehlen.

Nix für ungut

Friedel

 

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